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Ausgabe:

1891

Spalte:

537-538

Autor/Hrsg.:

Blake, Buchanan

Titel/Untertitel:

How to read Isaiah, being the prophecies of Isaiah arranged in order time and subject, with explanation and glossary 1891

Rezensent:

Guthe, Hermann

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schüret", Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 22. 31. October 1891. 16. Jahrgang.

Blake, How to read Isaiah (Guthe).
Röhricht, Bibliotheca geographica Palaestinae
(Furrer).

Cypriani Galli poetae Heptateuchos ex rec.
Peiper (Preufchen).

Schwarzlofe, Der Bilderftreit (Loofs).

Lettere di S. Alfonso Maria de' Liguori
(Reufch)

Geftrin, Die Rechtfertigungslehre der Profef-
foren Beck, Myrberg und Ingman (Sachfle).

Weber, Metaphyfik, 2. Bd. (Sachffe).

Dryander, Das Evangelium Marci, in Predigten
und Homilien ausgelegt (Achelis).

Stockmeyer, Das Gebet des Herrn, in neun

Predigten ausgelegt (Achelis).
Spitta, Predigten, 2. Bd. (Achelis).
Grundemann, Die Entwicklung der evange-

lifchen Miffion im letzten Jahrzehnt (Achelis).
Witte, Dr. Dittes und fein Ideal: Die confef-

fionslofe Volksfchule (Fay).

Blake, Buchanan, B. D., How to read Isaiah, being the
prophecies of Isaiah arranged in order of time and
subject, with explanations and glossary. Edinburgh,
T. & T. Clark, 1891. (187 S. m. 1 färb. Kärtchen. 8.)
geb. 2 s. 6 d.
Diefes .Handbuch' beabfichtigt, weiteren Kreifen
einige Hauptergebnifse der neueren Forfchungen über
das Leben und die Zeit des Propheten Jefaia zugänglich
zu machen. Es foll eine gefchichtliche Vorführung der
Anfchauungen und der Umgebung des Propheten fein,
hauptfächlich in den von ihm felbft gewählten Worten
oder in der Literatur der damaligen Zeit (S. 7). Der
Verf. hat damit die Mittel bezeichnet, die er verwerthen
will, nämlich die Rede des Propheten felbft und die von
deffen Zeit handelnden Stellen der gefchientliehen Bücher
des A. T's. Daher giebt der erfte Theil ,the text of Scrip-
ture' in 14 Abfchnitten, theils (1, IV, VII) Stellen aus
den Büchern der Könige, der Chronik und Pf. 46, da der
Verf. ihn um 701 entstanden fein läfst, theils (Ilf., Vf.,
VIII—XIV) die einzelnen Stücke aus Jef. 1—39 in mög-
lichftem Anfchluffe an die ,authorised verstört' ohne Ca-
pitel- und Verszahlen, nach der Zeit geordnet, je mit
einer paffenden Ueberfchrift verfehen. Der zweite Theil
,the proßhecies of Isaiah read in their historical setting with
explanatory notes' S. 103—170 bringt in wiederum 14
ähnlich überfchriebenen Abfchnitten kurze Erläuterungen,
in denen der Verf. mit feinen eigenen Worten, unter Be-
rückfichtigung auch der affyrifchen Nachrichten, den ge-
fchichtlichen Hintergrund zu den Ausfprüchen jefaia's
malt, diefe felbft danach deutet, fowie ihren felbftändi-
gen Werth und ihre religiöfe Bedeutung klar macht.
Der dritte Theil S. 171—184 ftellt kurz die religiöfen
Grundgedanken des Propheten zufammen, bietet eine
Zeittafel und Erklärungen einer Anzahl Eigennamen.

Der Verf. läfst Jef. 40—66 mit Recht ganz bei Seite und
verhehlt fich auch nicht, dafs im erften Theil des Buches
Jefaia Abfchnitte vorkommen, die fchwerlich auf den
Propheten Jefaia zurückgeführt werden können, fondern
nur bei fpäteren Ausgaben unter die wirklich echten
Stücke eingefchoben find (S. 8f.). Er nimmt ferner an,
dafs das jetzige Buch nicht die urfprüngliche Gefpalt und
Anordnung der Reden des Propheten uns darbiete, und
fordert, dafs an die Stelle der rabbinifchen und altchrift-
lichen Auslegung die gefchichtliche Auffaffung trete (ebd.).
Nach diefen grundfätzlichen Aeufserungen ift man auf
manche Wendungen des folgenden Inhaltes nicht gefafst;
fo überrafchte mich S. 160 zu lefen, dafs Jef. 13 f. als die
fpäteften — alfo doch echten — Ausfprüche des Propheten
gelten follen, S. 162 ff., dafs c. 34 und c. 24 als
Triumphlieder über die Niederlage Sanherib's 701 v. Chr.
aufzufaffen feien, S. 165 ff., dafs die z. Th. eschatologi-

fehen Schilderungen in c. 24—27, dafs ebenfalls c. 35
zu den Stücken jefaianifcher Herkunft zu rechnen feien.
Verf. legt hier den Mafsftab, den er für Jef. 40—66 anwendet
, wie es fcheint, bei Seite. Ferner ift nicht zu
billigen, dafs er in den Abfchnitten I, IV u. VII feines
erften Theiles die Darftellung des Chroniften vor der älteren
Darfteilung der Königsbücher bevorzugt — S. 11 —14
fehlen die betreffenden Stellen aus diefen fogar ganz —
und demnach in feinem zweiten Theil die Gefchichte
wiederholt ftark nach dem Chroniften zeichnet, d. i. verzeichnet
. Gefchichtliche Kritik ift hier ebenfo nöthig wie
für das Buch Jefaia felbft. Dafs Ps. 116 von Hiskia nach
überftandener Krankheit (Jef. 38) verfafst fein foll S. 135,
zeigt ebenfalls, dafs dem Verf. noch Wildlinge aus feinem
Arbeitsfelde auffchiefsen.

Der Verfuch des Verl's. im Ganzen bewegt fich jedoch
in einer durchaus lobenswerthen Richtung. Der
Gedanke, dem er folgt, ift gefund und gut. Unfere
Kenntnifs der Zeit des Jefaia hat fchon folche Fortfehritte
gemacht, dafs wir es getroft verfuchen können, feine
echten Reden durch die Ergebnifse der gefchichtlichen
Forfchung dem Laien zu erklären und gerade in ihrer ur-
fprünglichen religiöfen Bedeutung verftändlich zu machen.
Die Kraft und die Selbftändigkeit des altteftamentlichen
Gottesboten wird daraus deutlicher hervorgehen, als aus
irgendwelcher Infpirationstheorie; der Werth feiner Worte
wird erft hierdurch begreiflich. Nicht wenige Ausführungen
des Verfs. habe ich in diefer Beziehung mit Freuden
gelefen, z. B. über c. 6 S. io8ff., auch über c. 7 S. 121 ff.,
über Affyriens Vordringen S. 139 u. a. Nur glaube ich,
dafs mit umfaffenderer und kritifcher Verwerthung aller
Hülfsmittel und durch eine engere Verbindung der einzelnen
Zeitbilder mit den fie betreffenden Reden des
Propheten mehr erreicht werden kann, als der Verf. erreicht
hat. Das Ziel aber hat er richtig ins Auge gefafst.

Leipzig. H. Guthe.

Röhricht, Rhold., Bibliotheca geographica Palaestinae. Chro-

nologifches Ver/.eichnifs der auf die Geographie des
Heiligen Landes bezüglichen Literatur von 333 bis
1878 und Verfuch einer Cartographie. Mit Unter-
ftützung der Gefellfchaft für Flrdkunde zu Berlin.
Berlin, Reuther, 1890. (XX, 744 S. gr. 8.) M. 24.—

Im Jahr 1867 gab Titus Tobler eine Bibliograßhia
geographica Palaestinae heraus, die alle bisherigen Lite-
raturverzeichnifse über Paläftina an Fülle und Genauigkeit
weit übertraf. Acht Jahre fpäter liefs er in Petz-
hold's neuem Anzeiger für Bibliographie und Bibliothek-
wiffenfehaft noch einen Nachtrag folgen für die Schriften
vom Jahr 333 bis zum Jahr irjco. Nun hat R. Röhricht,

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