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Ausgabe:

1891 Nr. 1

Spalte:

444-445

Titel/Untertitel:

Georgii Cyprii descriptio orbis romani 1891

Rezensent:

Krüger, Gustav

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Theologifche Literaturzeitung. 1891. Nr. 18.

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farea. Wenigftens von der Wiener Handfchrift, nach
welcher kürzlich Cohn die Schrift de opificio mundi
herausgegeben hat, ift dies direct bezeugt. S. Cohn's
Prolegomena S. II und Theol. Litztg. 1891, Nr. 6.

Kiel. E. Schürer.

Eine neue Handschrift zum Daniel-Commentar des Hippolytos.

Als ich im Jahre 1886 zum erden Male den Athos bedachte
, um das Mönchthum kennen zu lernen und zugleich
namentlich für Lipfius' bekanntes Werk nach Apokryphen
undPfeudepigraphen die Bibliotheken derKlöder zu durchdrehen
, fand ich in der Bibliothek des Kloders Watopadi
einen Codex, Nr. 260, grofs-quart, perg. saec. XI, der eine
Schrift enthielt, die von Daniel handelte. Ich vermuthete
in diefer das verlorengegangene Pfeudepigraphon des
Daniel zu fehen, das in der Stichometrie des Nikephoros
erwähnt wird, wie mir aus Schürer (Gefch. d. Volk.
Ifrael II, 671) im Gedächtnifs war. Als ich aber bemerkte
, dafs das Buch chriftlich war und aufserdem der
Codex, deffen eines oberes Viertel durch Fäulnifs auf
vielen Blättern zerftört ift, eine vollftändige Abfchrift
unmöglich machte, begnügte ich mich mit geringen Auszügen
aus dem Werke und fchrieb zur Beruhigung meines
Gewiffens unter die Excerpte, dafs eine genaue Abfchrift
fich nur bei bedeutendem Inhalt der Schrift lohnen würde.

Jetzt, wo mir nebst dem Artikel Harnack's (Theol.
Litztg. 1891, 2) die Ausgabe des 4. Buches des Daniel-
commentars von Hippolyt durch Bratke vorliegt, erkenne
ich mit grofsem Bedauern, dafs meine damalige Ahnungs-
lofigkeit die Forfchung wenigftens vorläufig um die genaue
Kenntnifs einer neuen Handfchrift zum Danielcommentar
jenes Kirchenvaters gebracht hat, denn es ift kein Zweifel,
dafs der oben genannte Codex wenigftens bedeutende
Bruchftücke diefer Schrift enthält und zwar auch folche,
die vor dem vierten Buche flehen.

Ich werde im Folgenden meine Auszüge, nur etwas
ftilifirt, mittheilen und einige kurze Nachweife und Ver-
gleichungen mit dem Texte Bratke's beifügen.

,Fol 1. 7C£qi vaßovxodovöowq xai xov davuj)., bx£
ißXrjtXrj alg xoig Xtovcag.

Anfang: Saßovyodovöowg ßaoiXvvg nüniv xoig Xuoig
(pvXaig yXwaaaig xoig oixovoiv näox] xrj yij. Es folgen
Gerichte, z. B. fol 2a xai idov dtvdgov sv iitow xijg yijg
xai xb vxpng aixov noXv. Der Baum wird dann bis auf
einen Stumpf abgehauen, zur Bezeichnung des Wahn-
finns Nebukadnezar's. Es folgt die Regierung des Belfazar.

Fol. l6b Anfang unleferlich. Dann noch mit der
Ueberfchrift zufammenhängend: baaiiev 6 ovv V7ib xov
nveviictxog äiogaiiaxtov U7i£xaXv(püx[ xw uaxagiw icQoqdt'jirrj,
xavxa xai ixsgoig aqpirovwg ditjyijoaxo. iva 111) iinvov avxbg
iavxiu 7iQO(prrxtviov, zu ptXXovxa cpavrj. dXXd xai ixtgoig
xoig ßovXouivoig uvxanioxawg sqtvväv zag irtiug ygacpäg
ctfioöeix^ij ngoipijxryg. Xtysi ovv. 'Eyco daviijX eEsd'iQovv
xai idov 01 xtooctgeg uvvitoi xov oigavov nobg ixuXXov
eig xrjv HdXaooav. xö> ngmxov toani Xiaiva xai nxaqa avxij
wosi atxov. sirvaigow tojg ov s^sxijXx] xa tixvqu avx^g xai
i'q'rjq Rafur obj anb xijg yijg xai eVrt 7iodwv avtXqwnov
soxäüzp xai xagdt'a dvd-qiojiov sdoirrj adzi] xai löov ßxjqiov
dvvxvgov bfioiov agxw xai eig itvgog ioxdO-tj xai xgia
nXivgct 3 Reihen unleferlich XXäg. O7ciaio xovxov eiXioigow
xai idaiv einige Buchftaben unleferlich gov trijgiov iboai
einige Buchftaben unleferlich Xvg xai avxij nxvga e. B. u.
(Saga 7ix£gvnv. viraguno avxrjg xai xtcsoagaig xarpaXai zw
■ti-rigiw xai i.ßovoia idaiV-rj avxij etc.

Die Deutung beginnt mit Nebukadnezar.

Dann kommt die Vifion des Alten der Tage (naXaibg
rjuagwv^, fol. 21a Verkündigung der Geburt Chrifti: dia
xoixo u7ioyga(pii f.yävaxo i/iavyovoxov, dann geht es zur
zweiten Parufie über, die efchatologifchen Reden des
Herrn werden citirt.

Fol. 26b richtet fich Verf. gegen folche, die xaig iiiv
yguepaig ov 7iqoo~£xovoiv, fondern mehr den xtugudboug

glauben. Solche werden z. B. genannt in dem folgenden:
xai yag vvv xivig tu buota xoi.iiwai lixi oaßßäxwv vio-
xeiav bgi'tovxsc, xjvnag b ygioxog ovybgioav. Dann kommt
Verf. auf den xartywv des Paulus zu fprechen und fpäter
wird die Apokalypfe des Johannes citirt.

Endlich geht es zum Daniel zurück, ,1m dritten
Jahre Belfazar's wurde mir folgendes Geficht.' Dann wird
die Gefchichte der Maccabäer behandelt, deren erftes
Buch citirt wird.

Von fol. 45a folgen die 4 Maccabäerbücher. Die
Verderbnifs des Codex am oberen Ende hört auf. Die
Bücher find vollftändig'.

Soweit meine Excerpte, die zwar fehr unvollkommen
find, aber doch den Umfang der Handfchrift erkennen
laffen,

Das vor allen Dingen fleht feft, dafs unfere Handfchrift
ein ziemliches Stück Text enthält, das vor dem
4. Buche des Conimentars fleht. Der Anfang fol. 1 nimmt
Bezug auf Dan. 3,31. Erfl fol. i6b beginnt der bekannte
Text. Hier ift alfo ein Textüberfchufs von 15 »/^ Blatt.

Sodann: fol. 1 fleht eine Ueberfchrift, fol. i6b erfl
die zweite. Ift es richtig, dafs hier das 4. Buch des Com-
mentars beginnt, fo liegt die Annahme nahe, dafs fol. 1
das dritte Buch anfängt. Danach würde fich Barden-
hewer's Annahme über den Inhalt des dritten Buches des
Commentars nicht beftätigen (vgl. Theol. Litztg. a. a. O.
pag. 34). Fol. 2ia ift pag. 8, 20 bei Bratke, 26b findet fich
bei Bratke pag. 17,4. Die Vifion Daniel's im dritten Jahre
Belfazar's fleht im gedruckten Texte pag. 21,1; das erfte
Buch der Maccabäer wird im Texte pag. 32,29 citirt.

Wie weit der Text der Handfchrift reicht, läfst fich
annähernd fo berechnen. Fol. 21a bis 26b der Handfchrift
enthalten 8 Seiten Text nach Bratke (8,20—17,4),
oder: 11 Seiten der Handfchrift find 8 Seiten des Druckes.
Dann enthalten fol. 21a bis 45" oder 48 Seiten der Handfchrift
etwa 35 Seiten nach Bratke, der Text der Handfchrift
würde alfo etwa bis Seite 43 bei Bratke reichen,
d. h. bei der nothwendigen Ungenauigkeit der Rechnung,
das vierte Buch des Commentars wird vollftändig in der
Handfchrift noch enthalten fein.

Nehmen wir nach dem oben Gefagten an, dafs
fol. 1—16 das dritte Buch des Commentars enthält, fo liegt
in unferm Codex eine vollftändige Handfchrift des dritten
und vierten Buchs des Hippolytos - Commentars zum
Daniel vor.

Die Qualität des Textes läfst fich nach den kurzen
Proben nicht genau beurtheilen. Es fcheint, dafs der
Codex, der bislang dem Druck hauptfächlich zu Grunde
liegt, Erweiterungen des Textes trägt. Z. B. heifst es
fol. 21 a: dia xovxo Ü7inygami) lyi-.vaxo Luavyovoxov, der gedruckte
Text fagt, offenbar nach Luc. 2,2: out xovxo xai
ngw/i/ d.ioygurpi^ lytvvxo hii yJvyovoxov. Fol. 2öb lautet
der Text: xai yag vvv xivxg zu buoia xoliiwoi ijii oaßßd-
xeov vioxvtav bgiCovxvg, i/V7i£g o ygiaxog ovyugiavv. Bei
Bratke lefen wir: Kai vvv de xivvg xa, buoia xoXuwai ngoo-
(■Xovxvg bgäiiaoi uaxaioig xai didaaxaXluig daiiioviwv xai
sv (Taßßuxw xai Kvgiaxij noXXdxig vxpoxiiav bgitovxvg rjv
6 XQt0~lbg ovy digtov. Hier liegt ohne Frage eine Erweiterung
nach i Tim. 4,1 vor.

Der Text von Watopadi fcheint demnach der ur-
fprünglichere zu fein.

Erichsburg. Ph. Meyer.

—1—i-i__-___:_!_2_—2-

Georgii Cyprii descriptio Orbis romani. Accedit Leonis
imperatoris diatyposis genuina adhuc inedita. Edidit,
praefatus est, commentario instruxit Henricus Geizer.
Adiectae sunt IV tabulae geographicae. Leipzig, Teub-
ner, 1890. (LXXII, 246 S. 8.) M. 3- —

In den Jahrbb. für prot. Theol. 1886 hatte Geiz er
wichtige Beiträge zur Zeitbeftimmung der griechifchen
Notitiae episcopatuum gegeben. Seine Refultate hat de