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Ausgabe:

1891 Nr. 17

Spalte:

421-422

Autor/Hrsg.:

Wordsworth, Johannes

Titel/Untertitel:

Novum Testamentum Domini Nostri Jesu Christi Latine secundum editionum Sancti Hieronymi. Partis prioris fasciculus primus: Evangelium secundum Mattheum. Partis prioris fasciculus alter: Evangelium

Rezensent:

Gebhardt, Oscar

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Theologifche Literaturzeitung. 1891. Nr. 17.

422

weifs. — Für die Lefitzer des ,Nath.' fei bemerkt, dafs
D.'s Anhang auch befonders bei der Verlagshandlung zu
M. 0,75 zu haben ift.

Jena. C. Siegfried.

NouumTestamentum Domini nostri Jesu Christi Latinesecundum

editionem Sancti Hieronymi ad codicum manuscrip-
torum fidem recensuit Johannes Wordsworth, S. j
T. P., episcopus Sarisburiensis, in operis societatem
adsumto Henrico Juliano White, A. M., societatis
S. Andreae collegii theologici Sarisburiensis uice-
principali. Partis prioris fasciculus primus: Evangelium
secundum Mattheum. Partis prioris fasciculus alter: ;
Evangelium secundum Marcum. Oxonii, e typographeo
Clarendoniano, 1889. 1891. (XXXVIII, 268 S. gr.4.) 20 s.

Ein abfchliefsendes Urtheil über diefe feit anderthalb '
Jahren im Erfcheinen begriffene Ausgabe des Neuen 1
Teftaments nach Hieronymus wird erft gefällt werden |
können, wenn die nach Vollendung des Ganzen zu er- I
wartenden ausführlichen Prolegomena erfchienen find, j
Denn die dem erften Fascikel vorgefetzte Praefatio enthält
nur das zum Verftändnifs des kritifchen Apparates
Unentbehrliche, ohne über die Grundfätze Auskunft zu
geben, durch welche fich die Herausgeber bei Herftellung
des Textes haben leiten laffen. Nichtsdeftoweniger erkennt
man fchon jetzt, dafs das fchwierige Unternehmen
fich in den beften Händen befindet. Beide Herausgeber
find feit Jahren auf dem Gebiete der altlateinifchen Bibelverfionen
thätig gewefen, und was fie darauf geleiftet, ,
hat mit Recht allgemeine Anerkennung gefunden (f. diefe
Zeitung Jahrg. 1884 Col. 594 ff., 1886 Col. 611 ff., 1890
Col. 77 f.). Den Plan zur Herausgabe der Ueberfetzung
des Hieronymus fafste der an erfter Stelle genannte
Herausgeber vor etwa dreizehn Jahren, und nicht lange
danach begann er, von jüngeren Kräften unterflützt, die
umfaffenden Vorarbeiten. Benutzt wurde dabei der für
die von Bentley geplante Ausgabe gefammelte Apparat
(jetzt in der Bibliothek des Trinity College in Cambridge)
fowie einige Collationen und Abfchriften aus dem Nachlaßt
- Tifchendorf's. Aber die Mehrzahl der in Betracht
kommenden Hff. haben theils die Herausgeber felbft,
theils bewährte Genoffen, wie W. Sanday, G. M. Young-
man u. a. (auch zwei junge Damen, E. et J. Johnso?i
Manuclis filiae, haben Beiträge geliefert), entweder jetzt
zum erften Male oder, wo nicht genügend zuverläffige
Ausgaben refp. Collationen vorlagen, aufs neue verglichen
. Die Gefammtzahl diefer Hff., bei deren Auswahl
aus ungezählten Mengen die Herausgeber fich durch
die Rückficht auf möglichß grofse Mannigfaltigkeit des
Urfprüngs nach Ort und Zeit haben leiten laffen, beläuft
fich bei den vier Evangelien auf 29, abgefehen von
den zahlreichen Italafragmenten, welche bei allen wichtigeren
Stellen ebenfalls herangezogen worden find. Dazu
kommen etwa 30 Ausgaben des gedruckten Vulgatatextes,
von denen einige der bedeutendften regelmäfsig angeführt
werden, ferner die Recenfionen des griechifchen
Textes von Tifchendorf und Wcftcott-Hort und endlich
die hierher gehörigen exegetifchen Werke des Hieronymus.
Von den benutzten 29 Handfchriften flammen drei aus
dem 6. Jahrh. (darunter der Cod. Fuld. und das Lucasfragment
in Perugia), zwei aus dem 6—7. (darunter der
Cod. Foro-Julienfis), vier aus dem 7., fechs aus dem 7.—8.
(darunter ein Fragment), fünf aus dem 8. bezw. 8.-9.,
fechs aus dem 9., je eine aus dem 9 —10., 10. und 13.
Jahrhundert. Dafs die Herausgeber eine Hf. des 5. Jahrh.
überfehen hätten, ift nicht anzunehmen. Hat fich aber
eine fo alte Hf. in der That nicht erhalten, fo fetzt die
Ueberlieferung des Textes früheftens ein Jahrhundert nach
der Abfaffung desfelben ein und beginnt erft 200 Jahre
danach reichlicher zu fliefsen. Und das Bild, welches die

Vergleichung diefer aus den verfchiedenften Gegenden
und Zeiten flammenden Hff. darbietet, ift ein fo buntes,
dafs die Verzeichnung des Variantenapparates in knapper
Form und mit kleineren Typen oft mehr Raum erfordert
als der weitläufig gedruckte Text. Unter diefen Um-
ftänden ift es nicht zu verwundern, dafs das Zeugenverhör
fich zu einer äufserft complicirten Procedur geftaltet,
und dafs in einzelnen Fällen fogar die Conjectur hat zu
Hilfe genommen werden müffen, um die urfprüngliche
Lesart wiederherzuftellen (vgl. Mt. 16,9 f., 18,9). Es fcheint
nicht, dafs die Herausgeber eine einzelne Hf. für fo vorzüglich
befunden, dafs fie ihr eine leitende Stellung in
dem Mafse hätten einräumen können, wie etwa Weftcott
und Hort fie bei der Recenfion des Urtextes dem Cod.
Vaticanus zugeftanden haben, und fo ift es unvermeidlich,
dafs die getroffene Wahl nicht feiten den Charakter fubjec-
tiver Willkür zu tragen fcheint. Bedenken erregen namentlich
diejenigen Fälle, wo aus inneren Gründen eine Lesart
bevorzugt worden ift, welche die älteften Hff. alle
gegen fich hat. So lieft man z. B. Mt. 7, 22 dreimal in
tuo nomine mit Q (saec. VII/VIII) E (s. V1II/IX) R (s. IX),
während FM (s. VI) JZ (s.'VI/VH) mit noch mehreren
anderen an erfter Stelle in nomine tuo bieten. Auch
Mt. 8, 26 find die genannten vier älteften Hff. gegen das
mit fünf Zeugen (darunter der Cod. Amiat.) aufgenommene
increpauit, welches überdies hier wie eine nur zur Hälfte
nach dem Griechifchen {inexlpijasv) ausgeführte Correctur
ausfieht, da man nach increpare den Accuf. erwarten
müfste, während hier vento et mari darauf folgt. Aber
felbft in diefen und ähnlichen Fällen erfcheint es räth-
lich, das Urtheil bis zum Erfcheinen der Prolegomena zu
fuspendiren. Vorausfichtlich werden letztere auch darüber
Auskunft geben, weshalb die uns erhaltenen Hff. des
6.—7. Jahrh. nicht in noch weiterem Umfange herbeigezogen
worden find. Aus derParifer Bibliothek kommen
dabei z. B., wenn,dem fummarifchen Verzeichnifs in der
Bibliotheque de l'Ecole des Chartes zu trauen ift, für die
vier Evangelien die Codd. 9383 (saec. VI), 17225 u. 17226
(s. VII) in Betracht, und auch die fchöne Mayhinger Hf.
(s. VI/VII, vgl. Wattenbach im Anzeiger f. d. Kunde der
deutfchen Vorzeit. N. F. XVI Sp. 289—93) hätte vielleicht
Berückfichtigung verdient.

Für die äufsere Geftalt des Textes: die Eintheilung
in Sectionen und die Schreibung per cola et commata
haben die Herausgeber fich den Cod. Amiatinus zum Vorbilde
genommen, gut Uber meutern sattem Cassiodorii sena-
toris, si non Hieronymi de liac re exprimere credendus est.
Von Interpunktionszeichen find nur der Punkt und das
Fragezeichen angewandt; trifft aber das Ende eines Satzes
nicht mit dem Ende einer Section zufammen, fo fehlt
auch der Punkt. Grofse Anfangsbuchftaben erfcheinen
nur zu Anfang der Sectionen, auch zu Gunften der Eigennamen
wurde hiervon keine Ausnahme gemacht. Da es
fich hier nicht um die Ausgabe einer Hf., fondern um die
Herftellung eines lesbaren Textes handelt, fo lag eine
Nöthigung zu diefer Abweichung vom Hergebrachten
doch wohl nicht vor.

Die Ausftattung des Buches ift dem Werthe desfelben
entfprechend eine äufserft fplendide, der Druck wie es
fcheint fehr correct.

Berlin. O. v. Gebhardt.

Lightfoot, J. B., The apostolic fathers. Part I. S. Clement
of Rome. A revised text with introduetions, notes,
dissertations and translations by the late J. B. L.
2 vols. London, Macmillan and Co., 1890. (XII, 496.
u. VIII, 532 S. gr. 8.) 32 sh.

Mit der zweiten Auflage des zuerft 1869 erfchienenen
und dann 1877 nach der Entdeckung des Bryennios
durch einen Appendix vervollständigten Commentares zu
den Clemensbriefen ift nun der hervorragende Commen-