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Ausgabe:

1891 Nr. 13

Spalte:

337-339

Autor/Hrsg.:

Richter, Chr.

Titel/Untertitel:

Katechetische Unterredungen über die Leidens-und Herrlichkeitsgeschichte des Herrn, für die Oberstufe der Volksschule bearbeitet 1891

Rezensent:

Bornemann, Wilhelm

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Theologifche Literaturzeitung. 1891. Nr. 13.

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folgt, bis zur Parufie und dem zwifchen der doppelten
Auferftehung in der Mitte liegenden taufendjährigen
Reich, bis zum jüngften Gericht, zu dem Ende der Welt
und dem ewigen Leben (S. 515—620). Dabei fpricht er

hatte demfelben ungehindert fein Werk treiben laffen' —
,Er ift der, den fie nach dem Leben trachteten' — ,Was
hatte der Herr fich bis dahin immer entzogen? Jeder
geräufchvollen Anerkennung' — ,Er wäfcht allen die

("ich gegen die Ewigkeit der Höllenftrafen aus, indem er 1 Füfse, wen alfo auch? Den Judas' — ,Es ift ein Zwie-
nach der Weife von R. Rothe eine allmähliche Ver- , faches, wozu ihm der Herr treiben will'. — Sind das
nichtung der Gottlofen annimmt. j noch Druckfehler? — Dazu kommt eine Fülle uncor-

Was ift nun das Gefammturtheil über diefe ganze j recter Fragen, die eigentlich fchon im Unterricht, jeden-
neuefte Dogmatil-;'? Wer von ihr einen Fortfehritt in falls aber im Druck zu vermeiden waren. Auch hierfür
der fyftematifchen Gliederung des Ganzen und der wiffen- 1 einige claffifche Beifpiele! ,So mufsten fie lieh alfo fagen,
fchaftlichen Durchbildung der einzelnen dogmatifchen dafs, wenn der Herr auch als Gefangener in ihren Händen
Begriffe erwartet, mufs fich enttäufcht fühlen. Der Sehe- blieb, wozu würden die Römer diefe Gelegenheit doch
mabsmus der alten Dogmatiker, an deffen Ueberwin- ; benutzen?' — ,Die ihn bisher noch nicht kannten, wenn
dung fonft von allen Richtungen gearbeitet wird, kehrt ( auch durch eigene Schuld, was follen lie jetzt durch diefen
hiervvieder, wie in keinem neueren Werke in deutfeher feinen Einzug in Jerufalem? Sie follen aufmerkfam auf
Sprache. Aber die lebendige Sprache und die Gewandt- > ihn werden'. — ,Diefer ihr Hochmuth war es gewefen,
heit des Gedankenausdrucks belebt auch die Form. Den 1 der den Herrn wozu veranlafst hatte?' — ,Wie wurden
kritifchen Fragen gegenüber hält fich der Verf. fo ab- J die Jünger darüber? Sie erfchraken darüber'. — Judas
lehnend, dafs ihm z. B. der mofaifche Urfprung des | hat die Kunft des Heucheins meifterhaft gelernt, dafs
Pentateuch unbedingt feftfteht, und dafs er altteftament- die übrigen Junger ihn nicht gerade wofür halten?' —
liehe Stellen auch für Sätze, die nur neuteftamentlich ; ,Was man aber erft zu erlangen fucht, wie hat man das-
begründet werden dürfen (wie die eschatologifchen) an- I felbe noch nicht?' — ,Was war Kaiphas damit nun auch?
führt. Originell und fein dagegen ift er in der oft an j Er war in feinem Urtheil über den Herrn entfehieden'. —
Godet angelehnten, meift ihm verwandten Exegefe. Wenn , ,Was hat Petrus hinfichtlich des Hahnenfchreies an diefem

darum vom Standpunkt des deutfehen Theologen das
Studium des Ganzen ermüdend ift und man dieler Dog-
matik, die übrigens nur den dritten und vierten Band
einer mit weiteltem Plan angelegten theologie systema-
tique bildet, kaum das Recht einräumen kann, als fo

Morgen? Er hat denfelben als Weckftimme feines Gewiffens
(?) gar wohl verftanden'. — ,Wir wiffen, feitdem
die Juden unter die römifche Oberherrfchaft gekommen
waren, was konnten fie zwar? Sie konnten zwar das
Todesurtheil über einen Menfchen fällen'. — ,Was fühlte

umfangreiches Werk in die theologifche Literatur ein- ! fich Pilatus offenbar durch die Gegenfrage des Herrn?
zutreten, fo mag es in der an fyftematifchen Arbeiten Er fühlte fich durch diefelbe verletzt'.— .Worüber war
fo viel ärmeren franzöfifchen Theologie immerhin eine j Pilatus fich indeffen bald klar geworden? Dafs der An

Lücke in würdiger Weife ausfüllen und wird durch
manche Einzeldarftellung in den verfchiedenen Abfchnit-
ten ficher anregend wirken.

Leipzig. Härtung.

geklagte völlig unfchuldig fei. Und dafs feine Feinde
ihn eben defshalb anklagen, dafs er was nicht ift? Das,
was er ihrer Anklage nach fein foll, ein Aufrührer und
Empörer'. — ,Was werden heute gegen ihn laut? Verwünschungen
der bitterften Art'. — ,Was können ihr auch
alle Engel helfen, wenn wer ihr fehlt? Der Herr und
Richter, Chr., Katechetische Unterredungen über die Leidens- Heiland'. Daran fchliefsen fich nun zahlreiche Fragen,
und Herrlichkeitsgeschichte des Herrn, für die Oberftufe I die aus andern Gründen — weil fie zu fchwer, zu all

der Volksfchule bearb. Leipzig, Fr. Richter, 1891.
(III, 249 S. 8.) M. 3. —

gemein oder negativ geftellt find, weil fie eine eigen-
thümliche Richtung der Phantafie oder eine befondere
Kenntnifs oder ein ftarkes Ahnungsvermögen voraus-

Leider bin ich fchon wieder genöthigt, ein in der j fetzen, — von Schülern entweder überhaupt nicht oder
Schulpraxis entftandenes und für die Schulpraxis dar- J wenigftens nicht in der vom Verf. angegebenen Form
gebotenes Buch trotz des vom Verf. aufgewendeten beantwortet werden. Z. B.:,Wer zum Sehen aufgefordert
Fleifses einer fcharfen Kritik unterziehen zu muffen. Nur wird, was foll der?' — ,Was hatte diefer Aufzug des
der Umftand, dafs diefe Arbeit nicht für die Hand des 1 Herrn, äufserlich angefehen, nicht? Er hatte nichts, was
Schülers, fondern für den Lehrer beftimmt ift, und diefer j die Gemüther hätte erregen können'. — ,Was würde er
alle vorliegenden Mängel und Fehler befeitigen kann, fonft nicht? Er würde den Befehl des Herrn nicht vererhält
diefem Buche eine gewiffe Brauchbarkeit, da man ftanden haben*. — .Aber diefe vom Geilte Gottes a-e_

das Meifte, was man an Stoff und Gefichtspunkten er- wirkten Gröfsenunterfchiede, wozu führen die nicht?' _

wartet, immerhin hier gefammelt und verarbeitet findet ( ,Indem der Herr den Judas in die Zahl feiner Jünger
und eine Reihe wohlgelungener Abfchnitte anerkennen 1 aufnahm, was ftreckte er damit nach ihm aus? Seine
kann. Es handelt fich um ausgeführte katechetifche Unter- ! rettende Gnadenhand'. — ,Wäre das der Fall gewefen,

redungen für die Oberftufe der Volksfchule, und zwar
um 15 über Jefu Leidensgefchichte, 7 über feine ,Herrlich-
keitsgefchichte',—ein Ausdruck, der wohl zu beanftanden
ift. Der Druck enthält ziemlich viele Verfehen und läfst

was wäre dann von vornherein abgefchnitten gewefen?
Alle Rettungsverfuche von feiten des Herrn'. — ,Was
war demnach feine (Judas') Nachfolge des Herrn gleich-
fam? Ein Gefchäft, bei welchem er irdifchen Vortheil zu

auch die Gliederung der einzelnen Unterredungen in j gewinnen gedachte'. — Judas hat fchon manchen Handel
keiner Weife hervortreten, wodurch die Benutzung des j abfchliefsen fehen, bei welchem was gefpielt worden ift?
Buchs fehr erfchwert wird, zugleich vielleicht auch ; Der ärgfte Betrug'. — ,Was war aber dadurch in Frage
mannigfache Wiederholungen und unnöthige, den Zu- geftellt? Die Gottheit des Herrn, die alles vorher weifs'.
fammenhang unterbrechende Erörterungen fich erklären. — ,Was deutet das Wort Gewohnheit an? Eine gleich-
Zuweilen zweifelt man, ob ein Druckfehler oder eine förmige Beobachtung und Wiederholung des Handelns

mangelhafte Beherrfchung der Sprache vorliegt; z. B. ,Sie
beliehen auf den Tod des Herrn' — ,Das trifft den
Herrn Jefu als dem Sohne Gottes allein' — ,Er will
ihn feinen Helfer zeigen' — ,An wen hat Petrus einen
Beiftand' — ,Er läfst dem Petro nicht im Unklaren darüber
' — ,Geniefsung des Abendmahls' — ,Es gelte einen
Aufrührer' — .Gedächtnifs bezeichnet die Erinnerung
woran' — ,um die Sünde der Menfchen willen' — Er

— ,Was will der Herr damit allerdings nicht?' — ,Was
darf er fomit auch nicht thun?' — ,Was ift Kaiphas
durchaus nicht?' — ,Als jedoch das Unerhörte gefchehen
war, was war er da? Da war er mit den übrigen Jüngern
entflohen'. — ,Er (Petrus) will entfliehen von dem unheimlichen
Orte, wo es ihm nicht mehr geheuer erfcheint-
doch fo leicht kommt er nicht durch; weshalb nicht?
Der Satan hatte ihn in fein Sieb genommen, um ihn zu