Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1891 Nr. 1

Spalte:

309-310

Autor/Hrsg.:

Rönsch, Hermann

Titel/Untertitel:

Collectanea philologa, nach dem Tode des Verfassers herausgegeben 1891

Rezensent:

Schürer, Emil

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

3°9

Theologifche Literaturzeitung. 1891. Nr. 12.

all humility and sobriety S, et docuit omnes s apientiam di-
vino et admirabili lumine suo eomitantibus prodigiis quo-
rum praedicatio iu hunc usque diein ger »i inat a/que fructi-
ficat et admonet mund um Universum, ut lumen recipiat A —
36sq. o&tv usque ad ApiOTtccvoi G, and on this account those also
7vho to-day believe in this preac hing are c alle d Christians S
(addens 70 ho are well known).

Rönsch, Hermann, Cullectanea philologa, nach dem Tode
des Verfaffers herausgegeben von Carl Wagener.
Bremen, Heinfius Nachf., 1891. (VI, 325 S. gr. 8.)
M. 7. —

Hermann Rönfch hat durch fein anerkannt gediegenes
Werk .Itala und Vulgata' (1869) den Grund gelegt
zu einer wiffenfchaftlichen Erforfchung der alterten kirchlichen
Latinität, namentlich derjenigen der alterten Bibel-
überfetzungen. Da diefe Latinität nicht auf der Sprache
der claffifchen Schriftfteller, fondern auf der Volksfprache
beruhte, fo wurde Rönfch hierdurch auf das Gebiet des
Vulgär-Lateins überhaupt geführt. In unermüdlicher
Arbeit hat er feine Fkorfchungen fortgefetzt und feit
jenem gröfseren Werke zahlreiche einzelne Beiträge von
gröfserem und geringerem Umfange zur grammatifchen
und lexikalifchen Bearbeitung jenes Sprachgebietes geliefert
. Da die Beiträge in verfchiedenen Zeitfchriften
zerftreut erfchienen find (in der Zeitfchrift für wiffen-
fchaftliche Theologie, den Jahrbüchern für claffifche
Philologie, den Romanifchen Forfchungen und anderen),
fo ift es fehr dankenswerth, dafs fie nunmehr in einem
Sammelbande vereinigt dargeboten werden. Der Herausgeber
hat es verfchmäht, durch ein Vorwort über den
Plan der Sammlung zu orientiren. In Ermangelung
deffen kann man nur vermuthen, dafs er das in Zeitfchriften
Zerrtreute im Wefentlichen vollftändig geben
wollte. Soweit Referent fehen kann, ift dies auch in der
Hauptfache gefchehen. Allerdings fehlen von den Studien
zur Itala' in Hilgenfeld's Zeitfchr. für wiffenfchaftl.
Theologie 1875—1878 ein paar kleinere Stücke. Ver-
muthlich find üe aber nur deshalb weggelaffen worden,
weil der Herausgeber fie nicht für belangreich hielt.
Aufserdem fehlt die umfangreichrte hierhergehörige Arbeit
Rönfch's, die ,Semafiologifchen Beiträge zum la-
teinifchen Wörterbuch' (3 Hefte 1887—1889). Diefe konnten
wohl aus buchhändlerifchen Rückfichten nicht mit aufgenommen
werden. Nimmt man fie zu unferen Collec-
tanea philologa hinzu, fo hat man wohl alles vereinigt,
was Rönfch feit feiner ,Itala und Vulgata' auf diefem
Gebiete gearbeitet hat. Die Collectanea find fomit eine
reichhaltige Ergänzung zu dem älteren grundlegenden
Werke. Ein forgfältiges Regifter ermöglicht das rafche
Auffinden des Einzelnen und erleichtert fo den Gebrauch
der neuen Sammlung neben dem Hauptwerke.

Im Ganzen find es fünfundfünfzig Auffätze, welche hier
vereinigt werden. Der Stoff ift nicht nur aus den alten
Bibelüberfetzungen, fondern auch aus den Schriftftellern
des Vulgär- und Spät-Lateins genommen. Bald ift aus einer
einzelnen Quelle zufammengeftellt, was fie fprachlich be-
merkenswerthes darbietet; bald ift über einzelne be-
merkenswerthe Formen und Wörter das Material aus
verfchiedenen Quellen gefammelt. Die Beobachtungen
erftrecken fich auf das Gebiet der Grammatik und Lexi-
graphie im weiteften Umfang: Declination, Conjugation,
Wortbildung, Etymologie, Bedeutungslehre — alles wird
berührt. Bei weitem am zahlreichften find die Beiträge
zum Lexikon, da das Vulgär- und Spät-Latein eine Maffe
von Worten, Wortformen und Wortbildungen darbietet,
welche der claffifchen Sprache fremd find. Es wäre
zwecklos und ermüdend, alles einzelne hier aufzuzählen.
Nur ein paar Auffätze, welche auch von literarhiftorifchem
und antiquarifchem Intereffe für den Theologen find, feien
hervorgehoben.

Zwei Stücke find dem fogenannten Hegefippus gewidmet
, d. h. der freien lateinifchen Bearbeitung des

Bellum Iudaicum des Jofephus, welche in manchen Hand-
fchriften dem Ambrofius zugefchrieben wird, und daher
auch von manchen Neueren für ein Werk des mailänder
Bifchofs gehalten wird. Nr. III: ,Die lexikalifchen Eigen-
thümlichkeiten der Latinität des fogen. Hegefippus'
S. 32—89 (aus den Romanifchen Forfchungen, Bd. I)
und Nr. XXX: ,Ein frühes Citat aus dem lateinifchen
Hegefippus' S. 256 f. (aus der Zeitfchr. für wiffenfchaftl.
Theologie 1883). Rönfch tritt im Gegenfatz zu Friedr.
Vogel, welcher das Werk dem Ambrofius abgefprochen
hat {De Hegesippo qui dicitur Iosephi interprete, 1881),
für die Autorfchaft desfelben ein.

Ueber die jüdifche Sabathbeobachtung geben
intereffante Notizen Nr. XXVII: ,Zu Juvenalis' S. 249—254
(aus den Jahrbüchern für claffifche Philologie 1881) und
Nr. XXVIII: ,Ein weiteres Scholion zu Juvenalis über
die Speifeaufbewahrung für den Sabbat' S. 254 (aus den
Jahrbb. f. claff. Philol. 1885). Bekanntlich war es auf
Grund von Exod. 16, 23 verboten, am Sabbath zu backen
und zu kochen. Um aber am Sabbath doch warme Speife
zu haben, pflegte man die vorher gekochten Speifen in
warmhaltende Umhüllungen einzufetzen (f. meine Gefch.
des jüd. Volkes II, 395). Dafs diefe Sitte auch von den
abendländifchen Juden des fpäteren Alterthums oder beginnenden
Mittelalters beobachtet wurde, lehren uns
einige Juvenal-Scholien, aus welchen Rönfch in jenen
beiden Auffätzen Mittheilungen macht. In einem Scholion
zu Juv. VI, 542 heifst es: idco dixit foenoque supel-
lectile, quod his pulmentaria sua et calidam aquatn die
sabbati servare consuerunt. In einem Scholion zu Juve-
nal. III, 13 heifst es: qui uno die ante sabbatum in cofinis
edulia sua calida ponebant involventes in feno post invo-
lutionem linteaminum- et mapparum ut sabbato calida habereut
.

Kiel. E. Schürer.

Seche, Leon, Les derniers Jansenistes depuis la ruine de
Port-Royal jusqu ä nos jours (1710—1870). 2 vols.
Paris, Librairie academique Didier, 1891. (XXXVI,
390 u. 461 S. gr. 8.) Fr. 15. —

Der Verf. bezeichnet fein Buch als eine Fortfetzung
von Sainte-Beuve's Port-Royal j er ift aber kein Schriftfteller
wie diefer, und auch inhaltlich betrachtet, verdient fein
Buch kaum jene Bezeichnung. Der Streit über die Bulle
Unigenitus, der auf die von Sainte-Beuve behandelte
Zeit folgt, und der in religiöfer und politifcher Beziehung
für Frankreich im 18. Jahrhundert von fo grofser Bedeutung
war, — wie namentlich in F. Rocquain's L'esprit
revolutionnaire avant la revolution 1715—1789 (Paris 1878)
fehr gut gezeigt wird, — wird von Seche' gar nicht im Zu-
fammenhangedargeftellt. Eine zufammenhängende und geordnete
Darftellung giebt er überhaupt nicht, vielmehr
nur lofe aneinander gereihte Auffätze oder Causcries, die
wohl urfprünglich in einer Zeitfchrift erfchienen find. Das
Buch enthält aber viel Intereffantes, auch einiges Neue,
auch über jenen Streit. Dahin gehören die Mittheilungen
über die Convulfionen (I, 35), über die Nouvelles ecclesias-
tiques, das von den Gegnern der Bulle 1728—98 herausgegebene
Wochenblatt (I, 69), über die Boite ä Perrette,
die geheime Caffe der Partei (I, 107), und über eine
Janfeniftifche Bibliothek' (Archiv), deren Confervator
jetzt Prof. Gazier ift (I, 262. 270. 360). Seche bringt auch
Ergänzungen zu dem, was Carre und Lallemand (f. Theol.
Lit.-Ztg. 1889, 437. 604) über den Gegenfatz zwifchen
Jefuiten und Oratorianern und über die Vorgänge im
Bisthum Troyes unter dem jüngeren Boffuet und feinem
Nachfolger mitgetheilt haben (1,47; II, 138). In erfterer
Beziehung ift namentlich intereffant eine Denkfchrift von
1710, worin die Unterdrückung der Oratorianer beantragt
wird (I, 15). Sie ift aber nicht ,ein unedirter Brief des
P. Le Tellier', des Beichtvaters Ludwig's XIV.', fondern