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Ausgabe:

1891 Nr. 11

Spalte:

280-281

Autor/Hrsg.:

Gloag, J.

Titel/Untertitel:

Introduction to the Johannine writings 1891

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologifche Literaturzeitung. 1891. Nr. 11.

280

Unterfcheidung zwifchen Da, ,der Jofua fo oft als möglich
als legitimen und von Jahwe ftets unterftützten Nachfolger
Mofe's erfcheinen läfst', und einem fpäteren Db, ,der überall
, häufig ungefchickt, die ftricte Befolgung des Gefetzes
Mofe's betont'. Gleich in Cap. I weift der Verf. 3—6. 9.*
I7a. 18* Da, dagegen 7. 8. 17" i8b Db zu. Uebrigens hat
Septuag. V. 4 wie D. II, 24 nicht blUH Ü^ft, fondern
Viinxn D^n gelefen, ebenfo ftatt Tfbn in V. 7 faft wie
D 29, 8 fflByn (zroatfö^c); erft V. 9 fleht ov edv jioqevij.
Dieter Sachverhalt beftätigt die Vermuthung auf S. 16
und fchliefst die fpätere S. 20 verfuchte Löfung aus. Erft
dem fpäteren Einflufs von V. 9 verdankt alfo Tfbn in V. 7
feine Exiftenz. Ob die Gleichfetzung von DD mit dem
Verf. von Deut. 4. 29. 30 richtig ift, fcheint mir noch
einer weiteren Unterfuchung zu bedürfen. Die den Spuren
Wellhaufen's folgende Quellenfcheidung in dem verworrenen
Bericht Cp. III—IV halte ich für die befte der
bis jetzt gelieferten; fie bezeichnet zum minderten einen
entfchiedenen Fortfehritt. Die Bemerkung gegen mich
S. 53 beruht auf einem Verfehen, da ich nicht von unverkennbaren
' Spuren des Deuter, in Vers 3 und 4,
fondern in Cap. III und IV rede. Im übrigen halte ich j
felbftverftändlich nicht mehr alle meine Behauptungen in
Stud. u.Krit. 1874 S. 462 ff. aufrecht, die auch fchon mehrere
Jahre vorher gefchrieben find. Ich bin zufrieden damit,
dafs eine ganze Reihe derfelben Gemeingut geworden
ift. Zur Unterftützung von S. 73 Anm. 1 mache ich
darauf aufmerkfam, dafs Sept. 4, 18 |-Q"in nicht durch
g^ofic überfetzt, wie 3, 17 (bis), fondern durch yrjg, alfo
J ganz entfprechend gelefen hat. Erft fpäter

ift von 3, 17 das riain in 4, 18 übertragen. Sehr glück- J
lieh benützt der Verf. die ,fonderbare' Lesart der LXX ,
4, 11 D^ax für D*on3 zur Ermittlung des urfprünglichen '
Sinnes. Und wenn es doch ficherlich falfch ift, anzunehmen
, die Sept. habe mit feinem Gefühl oft gerade
das fortgelaffen, woran Kritiker des 19. Jahrhunderts
Anftofs nehmen, fo wird man viel häufiger, als der
Verf. thut, das Mehr des MT.'s gegen Sept. als fpätere
Eintragung und Ausgleichung betrachten müffen, z. B.
das nta und Qi5!nDn *b3n aattia 4, 3. Gerade bei der
Quellenfcheidung treten folche Kleinigkeiten, die man
fonft geneigt ift, zu unterfchätzen, oft in ein ungeahntes
Licht. Im allgemeinen traut der Verf. der Sept. noch viel
zu viel Reflexion zu. 4,8 hat der Ueb. nach ihm fogar feinen
Text geändert, weil er ,diefen Grad von Disharmonie
gefühlt' hat. Die Einwendung S. 79 gegen meine Schlufs-
folgerung aus 5, 9 ,Schmach Egyptens', dafs der urfpr.
Verf. von 5, 2. 3. 8. 9. die Ifraeliten in Egypten fleh als
unbefchnitten gedacht hat, bekenne ich nicht recht zu
verliehen. Die Bezeichung .Schmach Egyptens' für den
Zuftand des Unbefchnittenfeins wäre doch kaum ver-
ftändlich, wenn nicht urfprünglich die Vorftellung vorläge
, dafs die Angeredeten diefe Schmach noch felbft in
Egypten empfunden hätten. Die fpäteren Verfe 4—8
Rheinen mir den Charakter eines Cento zu haben. Wenn
es ein lobenswerthes Princip ift, dafs man die ver-
fchiedenen Stellen eines Buches womöglich an beftimmte,
fonft controlirbare Hände zu vertheilen fucht, fo darf
diefes methodifche Princip doch nicht übertrieben werden.
Die Annahme nachträglicher Einfchiebungen in die be- 1
reits verbundenen Quellen halte ich auch in Cp. 6 für
erforderlich; fo würden die zwei Elohiften verfchwinden.
Bei den folgenden Capiteln fcheint mir dieAnalyfevon VII, j
VIIIIX besonders gelungen. Zu S. 111 Cp. 8, 8 mache ich '
auf die La. ttitl 1313 ftatt rTffP 1313 (LXX) aufmerkfam.
P. fcheint mir auch in Cp. IX nicht quellenhaft, es liegt
nur eine Erweiterung des Textes mit P-artigen Wendungen
vor. Wenn der Verf. dieScheidung vonj und E öfters j
auf vereinzelte Wendungen gründet, fo fcheint mir dies I
Verfahren hier etwas bedenklich, während es bei Erkennung i
des Deuteronomikers, der in fehr charakteriftifchen Wendungen
fchreibt, wohl zuläffig ift. Am wenigften befriedigt
hat mich die Quellenfcheidung in Cp. II. Die conftruirten '

Doppelberichte geftalten lieh fo ähnlich, dafs ihre Annahme
unwahrfcheinlich wird. Der Verf. kommt felbft
bei feinen Ausfcheidungen über unfichere Vermuthungen
i nicht hinaus. Die Schwierigkeiten im 2. Theil der Kund-
j fchaftergefchichte liegen vor und fie werden vom Verf.
fcharf herausgeftellt, aber die Rückfchlüffe auf den 1. Theil
Rheinen mir zum Theil künftlich. Die Auslaffungen in
! der Sept., für die fleh meift gar keine Motive finden
laffen, find fchwerlich zu verachten und, wenn man
fie ausfeheidet, ergiebt fich eine deuteronomifch erweiterte
einheitliche Erzählung. Doch ich darf nicht länger
auf Einzelheiten eingehen. Wenn ich in diefen manchmal
einer abweichenden Meinung Ausdruck gegeben
habe, fo möchte ich, dafs der Verf. darin einen Beweis
für das Intereffe erkännte, mit dem ich fein Buch gelefen,
und zugleich für die Werthfehätzung, die mir feine mühevolle
Arbeit zu verdienen fcheint. Ich betone daher
zum Schlufs noch einmal, dafs ich die Arbeit wegen ihrer
Gründlichkeit und Gediegenheit entfehieden empfehle.
Auf S. 139 Z. 28 lies ,doch fehlt diefer Satz ebenfo wie
der mit 131 in dem folgenden Vers' u. f. w.

Bielefeld. J. Hollenberg.

Gloag, Paton J., D. D., Introduction to the Johannine
writings. London, Nisbet & Co., 1891. (XVII, 440 S.
gr. 8.) geb. 10 s. 6 d.

Gloag's Introduction to the Catholic Epistles, 1887,
ift in derTheol. Litztg. 1887, 421 vonHarnack befprochen
worden. Die dort gegebene Charakteriftik trifft auch für
die vorliegende ,Einleitung in die johanneifchen Schriften'
zu. Das in den Handbüchern ,pofitiver' Richtung herkömmliche
Material findet man hier gut zufammenge-
ftellt. Dem deutfehen Lefer wird auch manche biblio-
graphifche Notiz über englifche Literatur willkommen
fein. Wer aber mehr fucht, würde fich enttäufcht fühlen.
Der Verf. gehört zu den glücklichen Menfchen, welche
von keinen Skrupeln noch Zweifeln gequält werden;
und fo ift er auch nicht im Stande, die Skrupel und
Zweifel Anderer zu begreifen und mit ihnen ernftlich zu
verhandeln. Die johanneifche Abfaffung des Evangeliums,
der drei Briefe und der Apokalypfe fleht für ihn ganz
feit. Sie ift durch äufsere und innere Gründe hinlänglich
verbürgt. Und die Einwände, welche man wohl dagegen
erhoben hat, find nicht allzufchwer zu widerlegen. Dies
ift die Stimmung, von welcher die Arbeit des Verfaffers
getragen ift. Die Anftrengungen, welche zur Widerlegung
der Einwürfe gemacht werden, find daher auch nicht
allzugrofs. Und die Gründe werden nur für folche überzeugend
fein, welche von vornherein bereit find, fich
überzeugen zu laffen. Das Buch ift alfo mehr dazu geeignet
, den ficheren Gemüthern, welche kein Bedurfnifs
fühlen, an der Tradition zu zweifeln, die Berechtigung
ihres Standpunktes zu beftätigen, als dazu, unfichere und
widerftrebende zu gewinnen. Dabei ift das Verfahren des
Verfaffers ein ruhiges; feipe Polemik mafsvoll. Er gehört
auch nicht zu den Extremen. Es wird fogar anerkannt
, dafs Johannes den Logosbegriff von Philo entlehnt
hat (S. 188 f.).

Die allgemeine Einleitung (S. 1—93) Hellt fehr ausführlich
das Leben des Johannes dar (S. 2—62) und
handelt dann über feinen Charakter, Schriften, Stil, Auslegung
der johanneifchen Schriften und die Legenden über
den Apoftel.

Die Unterfuchung des Evangeliums (S. 94—214)
erweift zunächft die Echtheit auf Grund der äufseren
Zeugnifse (S. 95 —116). Hier fpielt namentlich das Selbft-
zeugnifs eine wichtige Rolle. ,Es ift evident, dafs der
Verfaffer felbft bekennt, der Apoftel Johannes zu fein'
(S. 97) — eine Behauptung, die man freilich auch in
Deutfchland noch oft lefen kann, für welche fich aber
keine Beweife beibringen laffen, da vielmehr die Haupt-