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Ausgabe:

1891

Spalte:

241-244

Titel/Untertitel:

The Jewish Quaterly Review 1891

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N° 10.

16. Mai 1891.

16. Jahrgang.

The Jewish Quarterly Review (Schürer).

The Holy Bible with Various Renderings and

Readings (Schürer).
Jeremias, Izdubar-Nimrod (Budde).
Brugsch, Die biblifchen sieben Jahre der

Hungersnoth (Budde).

Havet, Emdes d'histoire religieuse. La moder-
nit^ des prophetes (Siegfried).

Achelis, Die älteften Quellen des orientalifchen
Kirchenrechts, 1. Buch. Die Canones Hippolyti
(Jülicher).

Schönbach, lieber eine Grazer Handfchrift
lateinifch-deutfcher Predigten (Kauffmann).

Schmidt, Handbuch der Symbolik (Lobftein).
Römer, Die Vorrechte und Gnaden des Jefuiten-

Ordens (Reufch).
Meinhold, Der heilige Geift und fein Wirken

am einzelnen Menfchen (Herrmann).
Voelker, Biblifches Lefebuch für evangelifche

Schulen (Schloffer).

The Jewish Quarterly Review, edited by J. Abrahams and
C. G. Montefiore. vol. I, 1889 (444 P- 8-) vol. II,
1890 (539 p. 8.) Vol. III, No. 1—2, 1891 (p. 1—366).
London, Nutt. a Jahrg. 10 sh.

Während ,die Wiffenfchaft desjudenthums4 in Deutfch-
land kein gröfseres gemeinfames Organ befitzt, haben
die Franzofen feit 1880 ihre Revue des Hudes jtdves. Ein
Seitenftück hierzu ift die obengenannte englifche Zeit-
fchrift The Jewish Quarterly Review, von welcher bereits
21., Jahrgänge (oder 10 Hefte) vorliegen. Sie will das
gefammte Gebiet der jüdifchen Wiffenfchaft umfpannen:
biblifche Literatur, rabbinifche Literatur, Gefchichte der
Juden im Mittelalter und in der Neuzeit. Wiffenfchaft-
liche Detailforfchung und allgemein orientirende Auf-
fätze wechfeln darin ab. Unter den Mitarbeitern begegnen
uns angefehene jüdifche Gelehrte nicht nur aus
England, fondern auch aus anderen Ländern, namentlich
Deutfchland. Auch chriftliche Gelehrte von Anfehen
haben Beiträge geliefert (Cheyne, Driver, Sayce).
Der Standpunkt der Herausgeber ift ein weitherziger.
,Orthodoxe' und .Reformer' werden als Mitarbeiter willkommen
geheifsen. Die Mehrzahl der Beiträge darf als
gediegen und werthvoll bezeichnet werden, und es ift
fehr zu wünfchen, dafs die Exiftenz der Zeitfchrift durch
eine ausreichende Abonnentenzahl auf die Dauer gefichert
werde. Wenn wir uns für die Zukunft einen Wunfeh
erlauben dürfen, fo ift es der, dafs die künftigen Jahrgänge
eine gröfsere Zahl von Arbeiten über die eigentlich
claffifche rabbinifche Literatur, d. h. Talmud und
Midrafchim, bringen möchten. Im Vergleich zur biblifchen
Literatur und zur Gefchichte der Juden im Mittelalter
und der Neuzeit ift jene verhältnifsmäfsig fpärlich
berückfichtigt. Und doch ift für die literarhiftorifche
Erforschung derfelben noch viel zu thun. Wie dankens-
werth wäre es z. B., wenn uns endlich eine in einer modernen
Sprache gefchriebene .Einleitung in die Mifchna'
geboten würde, welche über die Gefchichte der jüdifchen
Rechts-Entwickelung bis zum Abfchlufs der Mifchna
orientirte. Die einzigen darüber exiftirenden Werke,
welche einigermafsen wiffenfehaftlichen Anfprüchen genügen
, find die hebräifch gefchriebenen Werke von
Frankel, Weifs und Brüll. Eine zufammenhängende Reihe
von Auffätzen, welche diefes Thema behandelte, wäre
höchft dankenswerth. Grundbedingung für alle derartigen
Arbeiten ift freilich: ftrenge literarhiftorifche Methode.

In den vorliegenden 21/} Jahrgängen ift die biblifche
Wiffenfchaft durch lolgende Beiträge vertreten:
M. Friedländer, Ueber Plan und Inhalt des Koheleth
(I, 1889, S. 29—47). Derfelbe, Ueber Zeitalter und
Verfaffer des Koheleth (I, 359—375)- Fr- tritt für die
,Authentie', d. h. falomonifche Abfaffung des Koheleth
ein! — Cheyne, Ueber den Urfprung des Buches Sa-

241 242

charja (1,76—83). Schreibt Cap. 9—n und 12—14 dem-
felben Verfaffer zu, der aber jünger fei als der echte
Sacharja Cap. 1—8. — Montefiore, Myftifche Stellen
in den Pfalmen (I, 143—161). — Sayce, Das Buch Hofea
im Lichte der affyrifchen Forfchung (I, 162—172.) —
Driver, Urfprung und Structur des Richterbuches (I,
258—270). Nimmt befondere Rückficht auf die Arbeiten
von Wellhaufen, Kuenen, Budde und Kittel. — Sayce,
Polytheismus im alten Israel (II, 1890, S. 25—36). —
Montefiore, Ueber .Verfchiedenheiden4 (many moods)
in den heiligen Schriften (II, 142—165). Erweift an der
Hand der mannigfaltigen Anfchauungen, welche fich in
den heiligen Schriften finden, die Nothwendigkeit der
hiftorifch-kritifchen Betrachtung. — Kohut, Der Zend-
Avefta und die erften elf Capitel der Genefis (II, 223—229).

— Montefiore, Ueber die Abfaffungszeit und den reli-
giöfen Gehalt der Proverbien (II, 430—453). Entfcheidet
fich für nachexilifchen Urfprung (II, 442). — Gr ätz, Das
letzte Capitel des Sacharja (III, 208—219). Derfelbe,
Das Central-Heiligthum des Deuteronomiums (III, 219 —
230). — Montefiore, Neuere Kritik über Mofes und die
pentateuchifchen Referate des Dekaloges (III, 251—291).
Der Verf. ift mit der neueren Pentateuch-Kritik völlig
vertraut. Sein Schlufs-Satz lautet: ,Die rein kritifche
und literarifche Analyfe der finaitifchen Erzählungen ift
im Ganzen der Anficht nicht ungünftig, dafs die Aufzeichnung
der zehn Gebote beträchtlich älter ift als die
Erzählung, deren Beftandtheil fie nun bilden'.

Ueber die helleniftifche Zeit und deren Literatur
handeln folgende Auffätze: Kauffmann, Zu Baruch
2, 18 (I, 442—444). Schlägt vor, ftatt des ficher fehlerhaften
sni to Lityedoe. = !rb"m by zu lefen rfsTiS by
.über ihr Loos4. Die Vermuthung empfiehlt fich durch
ihre graphifche Einfachheit. — Gr ätz, Ueber die mit
Gold gefchriebene Thora-Rolle des Alexander (II, 102 —
104). Verlieht unter letzterem nicht den Alexander
Jannäus, fondern den Alabarchen Alexander. — Freu-
denthal, Finden fich in den LXX Spuren der griechi-
fchen Philofophie (II, 205—222). Stellt folche in Abrede.

— Sayce, Jüdifche Steuer-Einnehmer zu Theben im
Zeitalter der Ptolemäer (IL400—405). Höchft intereffante
Mittheilungen über einige Oftraka (befchriebene Thon-
Scherben), welche in der Gegend von Theben in Ober-
Aegypten gefunden wurden. Die Auffchriften enthalten
Quittungen über eingegangene Steuern, theils von Seite
des Einnehmers, der fie empfangen, theils von Seite der
Behörde, an welche fie der Einnehmer abgeliefert hat.
Der Einnehmer heifst auf mehreren Simon Sohn des
Eleafar (Jl-Cagov), war alfo offenbar ein Jude — ein neuer
und intereffanter Beleg über die fociale Stellung der
Juden im Ptolemäer-Reiche, und zwar aus Ober-Aegypten.

— Hirfch, Die jüdifchen Sibyllinen (II, 406—429). Zu-
fammenfaffende Ueberficht, ohne neue Refultate. _