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Ausgabe:

1891

Spalte:

217-218

Autor/Hrsg.:

Schrader, Eberhard (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Keilinschriftliche Bibliothek. Sammlung von assyrischen und babylonischen Texten in Umschrift und Uebersetzung. 3. Bd. 2. Hälfte 1891

Rezensent:

Budde, Karl

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Hamack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 9.

2. Mai 1891.

16. Jahrgang.

Bibliothek, keilinfchrifiliche, 3 Bd. 2. Hälfte
(Budde).

Kaulen, Aflyrien und Babylonien,4. Aufl.(Budde).
Spitta, Chrifti Predigt an die Geifter (Link).

Zahn, Gefchichte des Neutellamentlichen Kanons,
II. Bd. 1. Hälfte (Julicher).

Rofin, Reime und Gedichte des Abraham Ibn

Efra, Heft IV (Dalman).
Walther, Luthers Bibelüberfetzung kein Plagiat

(Kauffmann).
rsdewv, Ilaxi>iaQ%ixol Ilivaxsq (Meyer).
Kattenbufch, Lehrbuch der vergleichenden

Confefflonskunde, 1. Lfg. (Meyer).

Clark, De successione apostolica necnon mis-
sione et jurisdictione hierarchiae anglicanae et
catholicae (Reufch).

Wiedemann, Die religiöfe Bewegung in Oberöfterreich
und Salzburg beim Beginn des 19. Jahrhunderts
(Reufch).

Bibliothek, keilinschriftliche. Sammlung von affyrifchen
und babylonifchen Texten in Umfchrift und Ueber-
fetzung. In Verbindung mit DD. L. Abel, C. Bezold,
P. Jenfen, F. E. Peifer, H. Winckler hrsg. von
Eberh. Schräder. 3. Bd. 2. Hälfte. Berlin, Reuther,
1890. (IV, 147 S. gr. 8.) M. 6. —

Der vorliegende Halbband, die hiftorifchen Texte
des neubabylonifchen Reiches umfaffend, bietet natur-
gemafs weit weniger rein gefchichtliches Intereffe als die
beiden vorhergehenden, weil ja, leider, bisher Infchriften
des neubabylonifchen Reiches mit gefchichtlichen Berichten
im engeren Sinne kaum gefunden find. Den Hauptumfang
desfelben nehmen umfaffende Berichte über die
Bauten der 4 Könige Nabopalaffar, Nebukadnezar, Neri-
gliffar und Nabonid ein, Bauten aller Art von riefigem
Umfang, Berichte von hohem cultur- und durch die
begleitenden Feierlichkeiten auch cultgefchichtlichem und
mythologifchem Werthe. Das Schwergewicht der poli-
tifchen Gefchichte liegt am Schluffe des Bandes, in dem
berühmten Thoncylinder des Cyrus und der, leider fehr
lückenhaften, Nabonid-Cyrus-Chronik, Denkmälern, die
für das Verftändnifs Deutero-Jefaja's aus feiner Zeit bekanntlich
unfchätzbar find. Ihre Bearbeitung hat Schräder
felbfl übernommen. An die Chronik fchliefst fich gut
der grofse Cylinder des Nabonid aus Abu-Habba (Sippar)
S. 96—107 an, deffen erfte Hälfte von dem Wiederaufbau
eines Tempels des Mondgottes Sin zu Harran (dem
bibl. pn) erzählt, den Asurbanipal (Sohn des Afarhaddon)
und vor ihm fchon Salmanaffar IL (860—825) errichtet,
ein Heereszug der Mandu aber zerftört hatte. Jetzt fei
Iätumigu (Aftyages), der König der Mandu, von Kuras
(Cyrus), dem Könige von Anzan, feinem Vafall, befiegt
und gefangen genommen und damit die Möglichkeit der
Herftellung des Tempels gegeben. Beachtenswerth ift
dabei das Aufgebot der Unterthanen ,von Gaza an der
Grenze Aegyptens, dem oberen Meere, jenfeits des
Euphrats, bis zum unteren Meere'. Leider ftören wieder
in den Nabonid-InfchriftenPeifer's Sprachfehler, z.B. ,Für
Samas, dem Richter u. f. w.' — Ferner finden fich in
diefem Bande jene gelegentlichen antiquarifchen Notizen
von den Grundfteinen uralter Könige, wie Sagasaltiäs
S. 87, Burnaburiäs S. 83. 89, Naräm-Sin, Sohn Sargon's
S. 105. 85 u. f. w., denen man dann anderwärts wieder
begegnet; bei dem letzten die Zeitangabe 3200 Jahre vor
Nabonid, auf die man die ungefähre Zeitrechnung des
altbabylonifchen Reiches gründet. S. 89 bringt die Erwähnung
Bilsarusur's, des erftgebornen Sohnes Nabonid's.
— Noch verweile ich auf die häufige Zufammenftellung
von Bei und Nebo, vgl. Jef. 46, I, ferner auf Malkatu,
die grofse Herrin, Braut und Gemahlin Samas's S. 7. 9. 83.
93 u- f. w., zu D^ttün rob» in Betracht zu ziehen. Für

die Zähigkeit der babylonifchen Religion und Schrift
liefert die Infchrift des Antiochus-Soter S. 136 ff. ein
fprechendes Zeugnifs, zugleich ein Seitenflück zu dem
Cyrus-Cylinder. — Anhang I, das Bruchftück einer hifto-
rifchen Infchrift Nebukadnezar's, dient nur, unfere Trauer
um den Verluft des Begehrenswertheften zu erhöhen.
Die Nachträge zu den (affyrifchen) Eponymenliften ergänzen
die Beifchriften für eine Reihe von Jahren und
find, foweit ich fehe, von grofser Wichtigkeit, leider zum
grofsen Theil auch fehr fchlechter Erhaltung.

Wiederum ein äufserft reicher Inhalt auf engem
Raum zufammengetragen.

Strafsburg i/E. K. Budde.

Kaulen, Prof. Dr. Fr., Assyrien und Babylonien nach den
neueften Entdeckungen. 4. Aufl. Mit Titelbild,
87 Holzfchn., 7 Tonbildern, 1 Infchriftentaf. u.
2 Karten. Freiburg i/B., Herder, 1891. (XII, 286 S.
gr. 8.) M. 4. —; geb. M. 6. —

Da die beiden vorhergehenden Auflagen diefes Buches
von 1882 und 1885 in diefer Zeitfchrift eingehend be-
fprochen worden find, fo genügt diesmal ein kurzer Hinweis
. Der Verf. und nicht minder der Verleger haben
wieder ihr Möglichftes gethan, das Buch auf die Höhe
der Gegenwart zu heben. Nicht nur die Bereicherung
um 20 Textfeiten und 10 Abbildungen giebt davon
Zeugnifs; fondern von Anfang bis zu Ende begegnet
man der beffernden Hand des Verf.'s; überall zieht er
die betten und neueften Quellen zu Rathe. Die Vorrede
nimmt zweimal auf meine Befprechung der 3. Aufl.
Bezug. Das erfte Mal mit der Berichtigung, dafs fchon
die 2. Aufl. [nicht als felbftändiges Buch, fondern] als
Beftandtheil der Herder'fchen .Bibliothek der Länderund
Völkerkunde' erfchienen fei. Mein Irrtnum erklärt
fich leicht daraus, dafs das von mir zum Vergleich benutzte
, mir nicht zugehörige, gebundene Exemplar der
2. Aufl. weder einen auf die Sammlung bezüglichen Titel,
noch fonft ein Zeichen der Zugehörigkeit zu derfelben
enthielt. Mit auf meine Anzeige geht der Satz: ,Aus
einzelnen Recenfionen würde ich aber gröfseren Nutzen
gezogen haben, wenn die Verfaffer derfelben fich nicht
von Äffyrien und Babylonien auf ein anderes Gebiet begeben
hätten, auf welchem ich der Belehrung nicht zugänglich
bin'. Zweifellos ift diefes andere Gebiet das
der Bibelkritik; hätte der Verf. Seitenblicke darauf vermieden
, fo hätten wir keinen Anlafs gehabt, ihm dahin
zu folgen. Immerhin ift die bündige Erklärung, die er
bei diefer Gelegenheit giebt, mit Dank entgegenzunehmen.
Wo übrigens diefes Hindernifs nicht im Wege ftand, find
meine Bemerkungen zur 3. Aufl. auf das forgfältigfte be-
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