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Ausgabe:

1891

Spalte:

1-2

Titel/Untertitel:

The Critical Review of Theological and Philosophical Literature 1891

Rezensent:

Schürer, Emil

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 1. 10. Januar 1891. 16. Jahrgang.

The Critical Review of Theological and Philosophical
Literature (Schürer).

Düflerwald, Die Weltreiche und das Gottesreich
nach den Weisfagungen des Propheten
Daniel (Siegfried).

Bloch, Das mofaifch-talmudifche Erbrecht (Siegfried
).

Schiffers, Amwäs, das Emmaus des hl. Lucas
(Schürer).

Kabifch, Das 4. Buch Efra auf feine Quellen

unterfucht (Gunkel).
Herzog, Abrifs der gefamten Kirchengefchichte,

2. Aufl. bef. von Koffmane, 1. Bd. (Loofs).
Sdralek, Die Streitfchriften Altmann's von

Paflau und Wezilo's von Mainz (Mirbt).

Koppelmann, Immanuel Kant und die Grundlagen
der chriillichen Religion (Ehrhardt).

Aurbach, Befchwerden der Kirche Jefu Chrifli
gegen den Staat (Koehler).

Zeitfchrift für den evangelifchen Religionsunterricht
, hrsg. von Fauth und Köfter, 1. Jahrg.
(Bornemann).

The Critical Review of Theological and Philosophical Literature,

edited by Prof. S. D. F. Salmond, D. D. Vol.I, No. i.
Edinburgh, T. & T. Clark, [1891]. (116 S. 8.) ä Heft
1 s. 6 d. oder jährl. 6 s.

Ueber den Zweck diefes neuen Unternehmens, deffen
erftes Heft vorliegt (erfchienen Ende November 1890),
fpricht fich der Herausgeber im Vorwort folgendermafsen
aus:

This Magazine is designed to furnish quarterly a
critical survey of current literature in Theology. It will
also notice Philosophical writings, and others of more
general interest, so far as they are related to Theological
questions. All who have occasion to study the Theology
or Philosophy of the Continent of Europe know the
value of such organs as Harnack and Schürer's Theologische
Literatur Leitung, Eipsius's Theologischer Jahresbericht
, and others of kindred Order. In our own country
we have nothing exactly corresponding to these. It
will be the object of this Magazine to supply this want
as far as possible. It will give a chronicle of the more
important publications which are issued from quarter to
quarter. It will notice the articles of particular interest
which appear in other Journals, home and foreign. It
will devote special attention to providing reliable reviews
of the more notable books of recent date. These will
be signed reviews, prepared by scholars representing
different lines of study and different branches of the
Evangelical Church.

Ein Organ, wie das hier in's Leben tretende, wird
auch uns Deutfchen willkommen fein. Die Klagen der
englifchen Theologen über ungenügende Berückfichtigung
ihrer Literatur von Seite der Deutfchen find nicht unberechtigt
. Es ift aber bei der maffenhaften Production
theologifcher Literatur in England für den Ausländer
unmöglich, das werthvolle herauszufinden, wenn er nicht
durch einen kundigen Führer darauf aufmerkfam gemacht
wird. Eine kritifche Zeitfchrift, welche diefen
Zweck erfüllt, darf daher auch in Deutfchland auf dankbare
Lefer rechnen.

Das vorliegende erfle Heft enthält'24 Anzeigen.
Neben der englifchen Literatur ift auch die deutfche
berückfichtigt (Döllinger's Briefe und Erklärungen über
die vaticanifchen Decrete; Riehm's Altteftamentliche
Theologie; Holtzmann's Johannesevangelium und Soden's
Hebräerbrief im Handkommentar zum N. T.; Krauts'
Lehrbuch der praktifchen Theologie; daneben englifche
Ueberfetzungen von Erdmann's Gefchichte der Philo-
fophie und von einigen Schriften Schopenhauer's). Eine
Einfeitigkeit fällt aber beim Durchblättern fofort in die
Augen; die faft völlige Ignorirung der kirchen-
hiftorif chen Literatur. Wenn man nicht einige

Schriften zum Andenken moderner Gelehrter (Hatch,
Sedgwick, Liddon, Elmslie) auf den Conto der Kirchengefchichte
fchreiben will, fo ift diefelbe nur durch
Döllinger's Briefe und Erklärungen über die
vaticanifchen Decrete vertreten! Alle anderen
Recenfionen find der exegetifchen, fyftematifchen, praktifchen
Theologie und der Philofophie gewidmet. Von
der englifchen Literatur zur Kirchengefchichte ift alfo
nicht ein einziges Werk befprochen. Und doch liegt
gerade auf diefem Gebiete, vor allem dem der Patriftik
die Hauptftärke der Engländer. Es wird ein ernftes
Beftreben der Redaction fein müffen, diefe Einfeitigkeit
zu heben, damit die Zeitfchrift ihren Werth behalte.

Auch in Bezug auf den Kreis der Mitarbeiter wäre
eine gröfsere Vielfeitigkeit wünfchenswerth. Etwa zwei
Drittel der Beiträge find von fchottifchen Theologen
(aus Edinburgh, Glasgow und Aberdeen) geliefert. Oxford
und Cambridge find nur durch drei Beiträge vertreten
; und unter den Verfaffern derfelben ift nur einer,
deffen Name in weiteren Kreifen bekannt ift: Driver in
Oxford. Es ift alfo zunächft ein wefentlich fchottifches
Unternehmen, das wir vor uns haben. Gerade die her-
vorragendften Kräfte der englifchen Staatskirche fcheinen
noch nicht als Mitarbeiter gewonnen zu fein. Nun weifs
Ref. freilich aus Erfahrung, wie fchwer ältere und an-
gefehene Gelehrte zu der befcheidenen Arbeit des Re-
cenfirens zu bewegen find, und wie oft man zu jüngeren
Hülfskräften feine Zuflucht nehmen mufs. Aber der
Verfuch mufs doch von der Redaction gemacht werden
alle Kreife von Theologen englifcher Zunge um ihre
F'ahne zu fammcln. Nur in dem Mafse als dies gelingt,
wird die neue Zeitfchrift Anfehen und Bedeutung gewinnen
.

Ein einfeitiger Parteiftandpunkt tritt in den Recenfionen
nicht hervor. Es herrfcht ein milder Geift, der
auch abweichenden Meinungen gerecht zu werden fucht.
Namentlich auf dem Gebiete der biblifchen Kritik kommt
eine gewiffe Weitherzigkeit zur Geltung. Dem Recen-
fenten von Holtzmann's Johannesevangelium ift zwar
deffen kritifcher Standpunkt nicht fympathifch. Aber er
hebt doch die Vorzüge der Arbeit gebührend hervor.

Was die äufsere Einrichtung betrifft, fo wäre es
dringend wünfchenswerth, dafs die Zeitfchrift öfters als
vierteljährlich erfchiene. Nur dann wird es möglich
fein, die Recenfionen mit einiger Befchleunigung zu
bringen, worauf doch englifche Lefer noch gröfseres
Gewicht legen werden als deutfche. Bei der Angabe
der Büchertitel möchten wir gröfsere bibliographifche
Genauigkeit (Angabe der Seitenzahl und des Preifes)
empfehlen.

Kiel. E. Schürer.