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Ausgabe:

1890

Spalte:

620-624

Titel/Untertitel:

Annales du Musée Guimet. Tome XVII 1890

Rezensent:

Krüger, Gustav

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6lQ

Theologifche Literaturzeitung. i8qo. Nr. 25.

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Originale vorführen, fondern felbftändig gefertigte Aus- | fächliche Dämonen; das Buch von den Thoren hat das
züge aus den grofsen Werken über die Unterwelt, denen j Todtengericht vor Ofiris zwifchen dem 5. und 6. Stunden-

auch die edirten Infchriften entlehnt find. Einftweilen ver
fpricht das Vorwort des zweiten Bandes die Herausgabe
eines folchen Duplicates, nämlich der im Grabe Ramfes
VI aufgefundenen Verfion des Buches vom Am-duat,
welches den Haupttheil der Infchriften des Grabes Seti I
bildet, auf Grund einer Abfchrift Rofellini's durch Schia-
parelli. Die beiden mit Infchriften ausgeftatteten, hier
übergangenen Gräber der weltlichen Abzweigung des
Thaies der Königsgräber, die Gräber Amenophis III und
des Äi follen durch Loret und Bouriant veröffentlicht
werden.

Aufser den Textpublicationen enthält der zweite

räume eingefügt ohne es in innern Zufammenhang mit
dem fonftigen Texte zu bringen, ein Umftand, der beweift
, dafs dasfelbe in die bereits abgefchloffene Lehre
eingefügt ward, jedenfalls als eine Conceffion, die ihre Anhänger
der Ofirisreligion machten. Eine folche lag um
fo näher, als letzterer Glaube fonft im Nilthale feit dem
Beginne des neuen Reiches fo gut wie überall Anklang
gefunden hatte und fich auch die im Königsthale be-
ftatteten Herrfcher in zahlreichen Infchriften als feine
Anhänger bezeichneten. Seti I. hat fich beifpielsweife in
allen auf feinen Tod und fein ewiges Leben bezüglichen
Texten ftatt Set-i ,der Setitifche' vielmehr Äs-iri-i ,der
Band edne ausführliche^Schifderung der einzelnen Gräben j Ofirianifche' nennen laffen, um fich der Gunft des Ofiris

Eine folche war in wiffenfchaftlich brauchbarer, eingehender
Weife bisher nur von Champollion gegeben
worden; der Verf. hat das Werk feines grofsen Vorgängers
fortgefetzt, ergänzt und vielfach berichtigt, wozu
ihn die genaue Kenntnifs der in Betracht kommenden
Texte, mit denen er fich fchon feit Jahren befchäftigt

im Jenfeits zu verfichern. In den Grabtexten werden er
und die anderen Herrfcher in üblicher Weife als Ofiris
bezeichnet, ein Beiname, der nur im Kreife des Ofiris-
glaubens Sinn haben konnte. Das Unklare und Wider-
fpruchsvolle, welches in den Vorftellungen vom Jenfeits
herrfchte, hat die Aegypter bewogen, alle verfchiedenen,

hatte, ganz befonders befähigte. In die Befchreibung auf dasfelbe bezüglichen Lehren aufzunehmen und neben
eingefügt ift jeweils ein Nachweis der Stellen, an denen ! einander fchnftlich darzulegen, um es nur ja nicht mit

einer der thatfächlich in der Unterwelt mafsgebenden
Gottheiten zu verderben. Diefe Erwägung hat weiter

früher einzelne Theile von Infchriften oder Darftellungen
veröffentlicht worden waren; es find befonders Cham-
pollion's Monuments und Lepfius Denkmäler, die dabei
in Betracht kommen. Neben den eigentlichen Grabtexten
find auch die Graffiti, die fich im Thale und in den
Gräbern fanden, berückfichtigt worden. Diefelben zeigen
aufser den üblichen Darftellungen von Geräthen, Ver-
fuchen hieroglyphifche Zeilen zu malen, und ähnlichem

die Aufnahme mehrerer Todtenbuchcapitel (z. B. 124,
125, 127, 145) in ihrer üblichen Form in die Infchriften
der Königsgräber veranlafst, ohne dafs der Gegenfatz
Berückfichtigung gefunden hätte, in dem ihre Grundgedanken
zu den fonft hier dargelegten Lehren ftanden.
Auf Einzelheiten der Texte einzugehen, ift hier nicht

Namen von Befuchern der Nekropole, welche zum grofsen I der °rt> eine Befprechung ihres Inhaltes würde Bande
Theile der 18.—20 Dyn. angehören, der Zeit, in welcher fullen- Durch lhre Veröffentlichung in fo würdiger und
die Anlagen felbft gefchaffen wurden; meift nennen fie j zuverläffiger Geftalt hat fich der Verf. ein hohes Ver-
jedenfalls die bei der Arbeit betheiligten Beamten, bez. I dlenn um dle Wiffenfchaft erworben und m das religiofe

kühlen und Denken der Aegypter neue und überrafchende
Einblicke ermöglicht. — Zum Schlurfe fei noch hervorgehoben
, dafs das befprochene Werk gleichzeitig als ein
Theil der Memoires publ. par les Membres de la Mission
Archcologique Francaise au Caire ausgegeben worden ift,
in denen es Tome II (Annales IX) und III fasc. 1—2
(Annales XVI) bildet. Die Tafeln und die autographirten
Seiten find abgefehen von der Breite des weifsen Randes
die gleichen, dagegen ift der wörtlich übereinftimmende
Text der kurzen Vorworte für die Annales mit kleineren
Typen und enger gedruckt worden.

Bonn. A. Wiedemann.

die verfchiedenen Schreiber. Leider hat fich der Verf.
hier darauf befchränkt, die kürzeren Texte wiederzugeben
, auf die längeren dagegen nur hingewiefen; gerade
diefe würden befonderes Intereffe darbieten können.

Ebenfo wie der erfte Theil des Werkes, fo werden
auch diefe beiden zunächft wefentlich für Aegyptologen
von Bedeutung fein, da den Texten weder Ueberfetzung
noch Erklärung beigefügt ift; eine folche wird von dem
Verfaffer als vierter Theil in Ausficht geftellt. Einftweilen
kann fich der Nicht-Fachmann über den Inhalt
der Texte aufser in der Ueberficht in meiner Religion
der alten Aegypter S. 45 ff. Raths erholen in der eingehenden
Behandlung der Texte des Grabes Seti I durch
Maspero, Les Hypogees royaux de Thebes in Rev. de
ILüst. des Rel. 1888, (insbefondere über das Buch vom
Am-duat ,von dem was ift in der Tiefe') und in der
Ueberfetzung der Infchriften vom Sarkophage desfelben
Herrfchers durch Lefebure in Ree. of the Rast X p. 79
ff, XII p. 1 ff. (das Buch von den Thoren, von dem
Ueberfetzer Libre de PEnfer genannt). Diefe beiden alt-
ägyptifchen mythologifchen Schriften befchäftigen fich
beide mit der Fahrt des Sonnengottes während der 12

Annales du Musee Guimet. Tome XVII. Paris, Leroux, 1889.
(4.) Fr. 60,—

Inhalt: Monuments pour servir ä l'histoire de l'Egypte chretienne
au IVe siecle. Histoire de Saint Pakhöme et de ses communautes.
Documents coptes et arabe inddits, publids et traduits par E. Ameli-
neau. (XII, 711 S.)

In Nr. 2 des Jahrg. 1889 diefer Zeitung ift über den
erlten Band diefer Veröffentlichungen zur Gefchichte des
Nachtftunden durch die 12 Theile der Unterwelt ftellen chriftiichen Aegyptens berichtet worden. Es handelte

diefe jedoch m durchaus verfchiedener Weife dar; die fich damals unT eine Reihe von Documenten, die, ob-
Damoncn die m den einzelnen Theilen häufen, die je- wohl gröfstentheils unecht, für die Culturgefchichte von
welligen Schickfeie des Sonnengottes find andersartige; grofsem lntereffe find. Diefer zweite Band bringt nur
zwei durchaus abweichende Vorftellungen über diefe Theile wenig> was dem Inhalt nach unbekannt war, und doch
des Jenfeits haben in Aegypten gleichzeitig beftanden jft es von wirklicher Wichtigkeit, dafs uns nun das Ma-
und haben derart als gleichwerthig gegolten dafs man terfal zum J eben des Pach&omiu3 ganz zuganglich gehe
beide in den gleichen Grabern aufzeichnete. , macht ift Dasfeibe beftand bisher im Wefentlichen aus
In Verbindung mit diefen Lehren ftanden folche über ' zwei Viten: die eine, in der lateinifchen Ueberfetzung des
die Unfterblichkeit der menfehlichen Seele, indem man Dionyfius Exiguus erhalten, ift abgedruckt unter deffen
die Verdorbenen in den betreffenden Unterweltsräumen, Werken in Patrol. Lat. LXVII (nicht XXIII, wie Ameli-
wefentlich mit Ackerbau befchäftigt, fortleben liefs. Der neau öfter, oder LXII, wie er einmal, S. CII, fchreibt)
Mythus von Ofiris, an den fonft die Unfterblichkeitslehre j Sp. 227 ff.; die andere findet fich in den Acta Sanct. Mai
anknüpft, tritt hier ganz zurück. Im Buche vom Am-duat I Vol. III, S. 295 fr. der alten Ausgabe, die nur die latei-
verweilen feine Gestalten in einigen Räumen als neben- nifche Ueberfetzung enthält. Das Original ift in der