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Ausgabe:

1890

Spalte:

618-620

Titel/Untertitel:

Annales du Musée Guimet. Tome XVI. 2 parties 1890

Rezensent:

Wiedemann, Alfred

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

FW Vi ' Preis
aUe 14 TaU Leipzig. <J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

jj°- 25. *3- December 1890. 15. Jahrgang.

Euringer, Der Maforahtext des Koheleth (Siegfried
).

Annales du Musee Guimet, t. XVI: Les Hypogees
royaux de Thebes par M. E. Lefdbure
(Wiedemann).

Annales du Musee Guimet, t. XVII: Histoire de
Saint Pakhöme et de ses communautes par
E. Amelineau (Krüger).

Corssen, Die Altercatio Simonis Judaei et
Theophili Christiani (Harnack).

Staehelin, Die gnoftifchen Quellen Hippolyts
in feiner Hauptfchrift gegen die Häretiker
(Texte und Unterfuchungen von Gebhardt und
Harnack VI, 3] (Jülicher).

Zum Liber Diurnus (Jülicher).

Bonnet, Narratio de miraculo a Michaele ar-

changelo Chonis patrato (Krüger).
Keller, Johann von Staupitz und die Anfänge

der Reformation (Enders).

Döllinger, Briefe und Erklärungen über die
Vaticanifchen Decrete (Fay).

Euringer, Prieft. Sebaft., Der Masorahtext des Koheleth,

kritifch unterfucht. Leipzig, Hinrichs' Verl. in Comm.,
1890. (VIII, 136 u. 48 S. gr. 8.) M. 6. —
Wenn ein Geiftlicher der römifch-katholifchen Kirche

fo viel hingebenden Fleifs und Eifer auf eine rein wiffen-

fchaftliche Aufgabe verwendet, wie hier gefchehen ift,

fo ift das fchon an und für fich ein erfreuliches Ereig-

nifs, dem man Beifall fpenden wird, auch wenn man

dem Refultate feine Zuflimmung vertagen müfste. — Mit

grofsem Fleifs hat der Verf. zur Löfung feiner Aufgabe

einen reichen Apparat gefammelt, über welchen er auf

S. 1—18 Rechenfchaft giebt. Man fieht aus diefem Vorbericht
auch, dafs er mit grofser Sorgfalt und Befonnen-

heit den Werth der einzelnen Zeugen für Feftftellung

des Textes erwogen hat. Trotzdem können wir fein

Verfahren nicht für richtig halten. Er führt alle Stellen

auf, bei welchen eine Differenz zwifchen dem MT. und

den übrigen Zeugen ftattfindet. Die Abweichungen werden
der Reihe nach untereinander geftellt. Dann wird

gefragt, ob diefe Abweichungen etwa nur Varianten des

MT. feien oder ob etwa eine Urlesart anzunehmen fei,

aus der MT. und Ueberfetzungen genoffen fein möchten.

Geht das nicht, fo laffen wir MT. flehen und die Sache

auf fich beruhen. Das Refultat ift dann natürlich: mit

Ausnahme von ein Paar Stellen ift der MT. kritifch

ficher (S. 136). Das ixqmxov tpevdng ift nach unferem

Dafürhalten hier die Stellung, welche der LXX gegeben
wird. Der Verf. ficht fie im Allgemeinen fo an, als fei
auch fie eine Ueberfetzung des MT. gewefen, vgl. S. 67.
73. 99. 115 u. ö., und habe nur bisweilen aus Mifsverftand
am MT. herumcorrigirt oder es habe ihr hie und da
eine vereinzelte andere Lesart vorgelegen; z. B. S. 64.
Wir glauben aber, dafs wie bei andern Büchern des
A. T.'s, fo auch bei Koheleth die LXX eine abweichende
hebräiiche Vorlage hatten und vom MT. überhaupt nichts
wufsten. Dann geftaltet fich das textkritifche Gefchäft
ganz anders. Es handelt fich dann darum, diefe hebräifche
Vorlage zu gewinnen und ihre Güte an der des MT. zu
meffen. Dann würde fich zeigen, dafs trotz aller Kunft
der Commentare der Text des MT. an vielen Stellen
heillos verdorben ift und nicht das befriedigende Urtheil
verdient, mit welchem fich der Verf. bei ihm heruhigt
bis — in den meiden Fällen — felbft auf die Punktation
hin. Der Verf. beginnt p. VII (Vorrede) mit der unglaublichen
Behauptung, dafs feines Wiffens ,bis j'etzt der hebräifche
Grundtext noch keines einzigen biblifchen Buches
nach wiffenfchaftlichen Grundfätzen kritifch bearbeitet
'ei'. Man merkt allerdings an feiner Methode, dafs er
Lagarde zu Proverbien, Wellhaufen und Kloftermann
zu Samuel und Könige, Cornill zu Ezechiel, Ryffel

zu Micha noch nicht gelefen hat. - Auch fcheint | laffen, da diefe nicht einfach""Ä^fch7iTten'Ter gleichen

61S

ihm der Unterfchied von Textkritik und Literarkritik
noch nicht klar geworden zu fein, fonft würde er
nicht behaupten, dafs die moderne Pentateuchkritik
,den biblifchen Text zerftöre', was fie gar nicht
könnte felbft wenn fie wollte. Desgleichen gehört die
ganze Polemik gegen Bickell S. 19—29 nicht in fein Buch
hinein, weil hier eben eine literarkritifche Frage erörtert
wird. Dankenswerth ift die Zufammenltellung talmudi-
fcher und rabbinifcher Citate aus Koheleth (Anhang S. 5
—42). Den Werth der Tofephtacitate anlangend (S. 43
—45), fcheint der Verf. nicht gelefen zu haben, was in
derZeitfchr. f. altteftl. Wiffenfch 1887 S. 91—93 fteht —
In der Vocalifation find manche ftörende Druckfehler
flehen geblieben: ©ttn S. 26. rn» S. 45. SM ST) S. 95. Hino
S. 133. Wie ift zu verliehen,' "dafs 3VO eine feltenere
Infinitivform für 3'iro fein foll (S. 133)' und dafs man
wc olvov als Nominativ faffen könne (S. 43)?? —

Jena. C. Siegfried.

Annales du Musee Guimet. Tome XVI. 2 parties. Paris,
Leroux, 1889. (4.) Fr. 6b.—

Inhalt: Les Hypogees royaux de Thebes par M. E. Lefebure.
2. division. Notices des Hypogees. Publiee avec la collaboratiou
de MM. Ed. Naville et Ern. Schiaparelli. (IX, 191 autogr. S. m.
74 autogr. Tai.) — 3."division. Tombeau de Ramses IV. (IX S.
m. 42 autogr. Taf.)

Nach mehrjähriger Paufe ift nunmehr die Fortfetzung
des grofsen Werkes Lefebure*s über die thebanifchen
Königsgräber erfchienen. Der erfte Band (vgl. Theol.
Litztg. XII Sp. 369 ff.) enthielt die Publication fämmtlicher
Infchriften des Grabes Seti I; die beiden vorliegenden geben
alle Texte aus den Gräbern Ramfes III (erftes Grab), IV,
X, XIII und Amen-mefes, alle fichtbaren Infchriften aus den
Gräbern des oft befprochenen Prinzen Ramses-Mentu- er-
yepes-f 'und zweier ungenannter Perfönlichkeiten, und aus
den übrigen Gräbern diejenigen Texte, deren Inhalt fich
nicht mit dem anderer, in dem Werke edirter Infchriften
deckte. Was für die Nutzbarmachung der Königsgräber
nunmehr zunächft zu thun bleibt, ift eine Herausgabe
auch diefer Duplicate. Eine folche ift um fo nothwendi-
ger, als fich bei den myftifchen, fchwer verftändlichen Infchriften
diefer Gräber der viel beklagte Grundfehler der
altägyptifchen Schreiber, ihre Unforgfamkeit, in noch
höherem Mafse zeigt, als bei anderen Texten. Die Infchriften
wimmeln von Fehlern, die fich nicht auf Schreibfehler
und leichtere Verftöfse gegen die Grammatik be-
fchränken, fondern häufig in hohem Grade finnstoerend
wirken. Gerade diefe letzteren Irrthümer werden fich
mit Hülfe der übrigen Gräbertexte meift leicht verbcffern