Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1890

Spalte:

585-588

Autor/Hrsg.:

Delitzsch, Friedr.

Titel/Untertitel:

Assyrische Grammatik mit Paradigmen, Uebungsstücken, Glossar und Litteratur 1890

Rezensent:

Knudtzon, Jørgen Alexander

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 24. 29- November 1890. 15. Jahrgang.

Lelitzfch, Aflyrifche Grammatik (Knudtzon).
Delff, Das vierte Evangelium (H. Holtzmann).
Harris, Biblical fragments from mount Sinai
(Gebhardt).

Paulson, Symbolae ad Chrysostomum patrem.
II (Krüger).

Paulson, Notice sur un manuscrit de Saint Jean

Chrysostome (Krüger).
Stricker, Johannes Calvin als erfter Pfarrer der

reformirten Gemeinde zu Strassburg (Schott).
Dardier, Court de Gebelin (Schott).
Pachtler, Ratio studiorum et institutiones scho-

lasticae Societatis Jesu, vol. III (Reufch).

Gunning, Het protestantsche Nederland onzer
dagen (Axenfeld).

Wundt, Syftem der Philofophie (Beller).
Böhner, Monismus (Häring).

L e c h 1 e r, Der deutfch-evangelifche Kirchenbund
(Fay).

Delitzsch, Friede, Assyrische Grammatik mit Paradigmen,
Uebungsftücken, Gloffar undLitteratur [Porta linguarum
orientalium, pars X]. Berlin, Reuther, 1889. (XVI,
364 u. 80 S. 8.) M. 12. —
Die affyr. Gramm, von Delitzfch gehört zu der unter
dem Namen Porta linguarum orientalium bekannten
Sammlung von Lehrbüchern. Der Verf. hebt in einem
Nachtrag a. E. des Buches auch ausdrücklich hervor,
dafs es,eine Porta linguae Assyriacae fein foll und fein
will'. Man beachte indefs das unmittelbar Vorangehende:
,trotz ihres verhältnifsmäfsig gröfseren Umfangs, in erfter
Linie'. D. fcheint alfo gevviffermafsen gefühlt zu haben,
dafs feine Gramm, die Grenzen einer Porta überfchritten
habe, und dafür find wir Affyriologen ihm höchft dankbar
. Ich hebe zuerft hervor die grofse Menge von Stoff,
die hier aufgei'peichert ift (z. B. § 96. 98. 99 u. f. w.). Für
die Ueberfichtlichkeit hätte vielleicht hie und da etwas
beffer geforgt werden können (z. B. wenn in $ 78—82 für
jede Partikel eine neue Zeile angefetzt wäre"); vielleicht
hat fich aber die Rückficht auf Raumerfparnifs geltend
gemacht. Dafs fo viele Belegftellen gegeben find, ift fehr
erfreulich. Ich mache dann befonders auch auf den verhältnifsmäfsig
bedeutenden Raum, den die Satzlehre einnimmt
, aufmerkfam. Es ift überhaupt zu billigen, dafs
die ,Portae' in der letzten Zeit etwas mehr von diefem
Theile der Grammatik aufgenommen haben. Die Lautlehre
hatD. ebenfalls fehr eingehend behandelt. — Schon
das Gefagte zeigt den Vorzug der affyr. Gramm, von D.,
wenn wir fie z. B. mit Sayce's Elementary Grammar
(London 1875) oder mit der Gramm, von Menant in
feinem Manuel de la Langue Assyrienne (Paris 1880)
vergleichen. Erftere giebt keine Satzlehre und nur die
wichtigften Regeln der Lautlehre, letztere keine befondere
Lautlehre und nur eine kleine Satzlehre. Die Gramm,
von D. thut fich indefs nicht allein durch umfaffende
Behandlung hervor; fie ift auch genauer und zuverläffiger,
als die eben genannten. Gewifs kann über Verfchiedenes
geftritten werden; das beeinträchtigt aber das Gefammt-
urtheil nicht. Solche Vorzüge find kaum blofs den Fort-
fchritten der affyriologifchen Wiffenfchaft, fondern gewifs
auch der Perfon des Verf.'s zuzufchreiben. — D.'s, wie
ich glaube, richtige Beftimmung der fogenannten Segolat-
formen (welchen Ausdruck er übrigens mit Recht vermieden
hat) habe ich bei keinem Anderen gefunden.
Ich mache ausdrücklich auf fie aufmerkfam (f. § 65 a. A.),
weil diefe Bildungen einen wichtigen Platz in der femi-
tifchen Nominallehre einnehmen. Gewöhnlich fpricht
man bei ihnen von Grundformen qatl, qitl, qutl. Ange-
fichts der affyrifchen Formen ohne Cafusvocal: qatal,
qitil und qutul dürfte es vielleicht zweifelhaft fein, "'
dies richtig fei. Seine Stellung zur fogenannten fu

ob
ime-

Denkmälern neben der affyrifchen auch eine fumerifche
und eine akkadifche (bzw. eine fumero - akkadifche)
Sprache auftritt, hat der Verf. offen ausgefprochen (f.
§ 25 und vgl. § 73 Anm.), aber doch mit löblicher (weil
die Frage fo umftritten ift) Zurückhaltung, infofern die
genannten Stellen klein gedruckt find. Ich hebe ebenfalls
als löblich hervor die Vorficht, mit welcher D. fich
an verfchiedenen Stellen ausgefprochen hat (z. B. § 65
in den Anmm. zu Nr. 6—9, 20—23, 20—29 und unter
Nr. 38).

Allerdings habe ich nicht nur zu loben, fondern auch
viel an der Gramm, auszufetzen; ich bitte aber, man
wolle in dem, was ich davon mittheile, einen Beweis des
grofsen Intereffes, das ich an der Gramm, nehme, fehen.
Was die Anordnung betrifft, ift zu billigen, dafs das
Nomen vor dem Verbum behandelt ift; dagegen halte
ich es nicht für ganz richtig, dafs die Schriftlehre (§ 6—25;
C 1—5 ift Einleitung) als befonderer Abfchnitt der Lautlehre
(5 26—52) vorangeftellt ift. Eine folche Ordnung
kann nicht fachgemäfs genannt werden, weil die Ausbildung
der Sprachlaute lange vor ihrer fchriftlichen Bezeichnung
ftattgefunden hat. Indefs dürfte es im Allgemeinen
(ich auch nicht empfehlen, gerade den umgekehrten
Weg einzufchlagen, weil es praktifch ift, die
fchriftliche Bezeichnung der Laute gleich am Anfang zu
geben. Im Affyrifchen haben wir aber nicht Zeichen
für die einzelnen Laute; will man fie bezeichnen, mufs
man Umfchrift anwenden, und darum kann in einer
Gramm, diefer Sprache die Schriftlehre recht wohl der
Lautlehre ganz nachfolgen. — Die Dreitheilung der
Schrifttafel (§ 9) fcheint mir nicht praktifch. — Innerhalb
der Lautlehre ift die Ordnung: Vocalifcher Lautbeftand,
Vocal. Lautwandelungen, Confon. Lautbeft., Confon.
Lautwand. Ich hätte es vorgezogen, den ganzen Lautbeftand
vor den Lautwandelungen zu behandeln. Vom
femitifchen Gefichtspunkte aus wäre es gewifs auch fach-
gemäfser, die Confonanten den Vocalen vorangehen zu
laffen. — In der Nominallehre wäre es meines Erachtens
richtiger, die Ueberficht der Nominalftammbildungen (§65)
erft nach der Behandlung von Gefchlecht, Zahl, Cafus
und Status ($ 66 ff.) zu geben; denn in jener müffen doch
die verfchiedenen Formen mit oder ohne Cafusvocal im
Masc. oder Fem. erfcheinen.

Von Einzelbemerkungen erlaube ich mir zuerft ein
Paar zur Schrift- und Lautlehre: S. 41 Mitte heifst
es: ,Die Verbalendungen des Praes., Praet., Perm.. Imp.:
i (2. f. Sing.), ü, ä werden, wenn fie den Wortauslaut
bilden und dann allem Anfchein nach unbetont find,
niemals plene gefchrieben'. Was diefer .Anfchein' ift,
erfahren wir nicht. Nun wird aber in ^ 53, b gefagt:
,Dafs der Ton [unter anderm auch in iskulii, ßkulä] . . .
der Ultima nicht zukam, dürfte für die Verbalformen

rifchen Frage, d. h. zur Frage, ob in den affyrifchen | fchon die § 10 hervorgehobene Thatfache lehren, dafs
S«5 586