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Ausgabe:

1890

Spalte:

465-471

Autor/Hrsg.:

Weyland, G. J.

Titel/Untertitel:

Omwerkings- en Compilatie-Hypothesen toegepast op de Apokalypse van Johannes 1890

Rezensent:

Weizsäcker, Carl

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Theologische Literaturzeitung.

Herauso-eo-eben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N£i 19. 20. September 1890. 15. Jahrgang.

Weyland, Omwerkings- en Compilatie-Hypo-
thesen toegepast op de Apokalypse van Johannes
(Weizsäcker).

Rovers, Apocalyptische Studien (Derf.).

Spitta, Die Offenbarung des Johannes (Derf.).

Fricke, Der paulinifche Grundbegriff der di-
xaioavvr; 9sov (Weiffenbach).

Brandt, Die mandäifche Religion (Krüger).

Goitein, Der Optimismus und Peffimismus in
der jüdifchen Religionsphilofophie (Siegfried).

Neander, Der heilige Bernhard und fein Zeitalter
, mit Einleitung und Zufätzen von Deutfch
(Harnack).

Meier, Dein Wort ift meines Fufses Leuchte,

Predigten (Diegel).
Birkenftädt, Ewige Wahrheit in der Sprache

der Zeit, 2. Folge (Wächtler).
Behm, D. Johannes Bachmann (Wächtler).
Münkel's Nachgeladene Schriften (Wächtler).
Kurzgefafste Mittheilungen.
Notiz.

1. Weyland. G. J., Omwerkings- en Compilatie-Hypothesen
toegepast op de Apokalypse van Johannes. Groeningen,
Wolters, 1888. (182 S. gr. 8.) Fl. 1,50.

2. Rovers, Dr. M. A. N., Apocalyptische Studien. Leiden, van
Doesburgh, 1888. (VII, 126 S. gr. 8.)

3- Spitta. Fr., Die Offenbarung des Johannes, unterfucht.

Halle, Buchh. d. Waifenhaufes, 1889. (XII, 587 S.

gr. 8.) M. 12.—
Dem Auftrag des Herausgebers, die Spitta'fche Schrift
über die Apokalypfe anzuzeigen, und damit die nachholende
Anzeige von Weyland's und Rovers' Arbeiten
zu verbinden, komme ich zu meinem Bedauern aus Gründen
, die nicht hieher gehören, ein Jahr zu fpät nach.
Dafs aus der Literatur über den Gegenftand gerade diefe
drei Schriften zufammengenommen werden, hat feine
Rechtfertigung darin, dafs diefelben vorzüglich die Fortbildung
der Annahme einer jüdifchen Quelle der Apokalypfe
darfteilen, insbefondere Weyland und Spitta durch
die Aufftellung zweier verfchiedenen Quellen jüdifchen
Urfprungs. Bei Weyland darf man genauer nicht von
einer Fortbildung der gegebenen Hypothefe fprechen.
Denn er hat gleichzeitig mit Vifcher und unabhängig
von ihm felbft die Hypothefe erftmals ausgefprochen,
und hat damals auch fchon ausgefprochen, dafs die Erklärung
des Buches zwei folche jüdifche Quellen fordere.
Diefer Annahme ifl er getreu geblieben, und hat fie in der
vorliegenden Schrift von 1888 eingehend begründet, in
zwei tapiteln. Voraus geht ein literarhiftorifches Capi-
tel mit ausführlicher Darftellung der älteren und neueren
Beftreitung der Einheit und Kritik der einzelnen Anflehten
. Im zweiten Capitel giebt er feine eigene Beftreitung
der Einheit, welche zugleich fortwährend feine
Quellenvermuthung begründet. Und im dritten beweift
er diefe weiter durch eine kritifche Betrachtung der Apokalypfe
nach der Reihenfolge ihres jetzigen Beftandes.
Das Ergebnifs ftellt eine Tafel dar, welche den Beftand
der beiden jüdifchen Quellen X und 1 verzeichnet, und
ebenfo die Beifügungen des chriftlichen Redactors. Den
beiden jüdifchen Quellen gehört der gröfste Theil der
Schrift zu. Die Quelle 2 führt diefe Ziffer, weil fie in der
Reihenfolge der Schrift als die zweite auftritt; in der
That ift fie die ältere und unter Nero gefchrieben, nach
der Niederlage des Ceftius Gallus, zur Zeit als Ves-
pafian den Oberbefehl übernommen hatte. Die Quelle X
dagegen ift fpäter gefchrieben, unter Titus, von einem
Diafporajuden, welcher die Trümmer von Jerufalem be-
fucht hat. Der Redactor fetzt die Zeit Trajan's voraus.

Weyland hat zur Beftreitung der Einheit einen fehr
achtungswerthen Beitrag geliefert, wenn auch manche
Schwierigkeiten, die er rindet, fich wieder bezweifeln

laffen. Auch eine Anzahl von einzelnen Deutungen und
Combinationen wird ihren dauernden Werth behalten.
Die Hauptfrage aber ift doch, ob die kritifchen Ergeb-
nifse, literarifch und hiftorifch betrachtet, haltbar find. Es
wird daher genügen, von diefen Ergebnifsen, foweit es
in der Kürze möglich ift, ein Bild zu geben, wobei wir
uns jedoch auf die grofsen Stücke der Quellen befchrän-
ken müffen.

Die ältere jüdifche Quelle Weyland's ift eingeleitet
durch die Epifode in c. 10, alfo das neue offene Buch,
und die neue Weisfagung. Die Hauptbeftandtheile der-
felben find: die zwei Zeugen in c. Ii, die Geburt des
Meffias in c. 12 und die Feindfchaft der römifchen Weltmacht
in c. 13, dazu in 14, 6—11 das gefallene Babel,
und endlich Parufie, Gericht, und der neue Himmel und
die neue Erde in 19, 11—21. 20. 21, 1—8. Es läfst fich
nicht leugnen, dafs wir auf diefe Weife eine einheitliche
jüdifche Apokalypfe bekommen. Es folgen fich: I. die
letzte göttliche Mahnung an das Volk, 2. der verborgene
Meffias, die Entfcheidung im Himmel und Rettung des
Volks, 3. die Römifche Macht und ihr Sturz, und endlich
das Gericht in feinen Abftufungen, fowie das neue Jerufalem
. Nicht fo günftig liegt jedoch die Sache, fobald
wir die Stücke im einzelnen darauf anfehen, wie fie zu-
fammenpaffen mögen, und ebenfo wie alles zu der Lage
und Betrachtung eines Juden in der angegebenen Zeit
pafst. Die zufammenhängende Folge der Gefichte
verfchwindet bei diefer Prüfung fofort. Das Thier, welches
in c. 13 auftritt, das heifst die Römifche Weltmacht,
ift ja überhaupt zur Zeit des Sehers fchon in voller Handlung
, das Geficht müfste alfo das erfte fein. Und wenn
dann auch in dem Augenblick einer Paufe des Krieges
das Geficht von den zwei Zeugen zur Noth vorgeftellt
fein kann, fo ift doch in diefem Zeitpunkt das Geficht
von der Geburt des Meffias, der zugleich wieder verfchwindet
um fo weniger zu begreifen; das war nicht
die Zeit ,dazu, um fich der Vorftellung von dem verborgenen
Leben des Meffias hinzugeben. Und eben fo
wenig wird es glaublich zu machen fein, dafs der Seher
daran die Vorftellung von dem Sturz des Satans im
Himmel anknüpft, zufolge deffen dann erft der Drache
auf der Erde feine Verfolgung beginnt. Im einzelnen
ift zu bemerken, dafs es unmöglich bleiben wird, in c. 13
bei den Köpfen des Thieres an etwas anderes als an
Kaifer zu denken. Um fo weniger läfst fich bei dem
abgefchlagenen Kopf an Ceftius Gallus denken. Die
Deutung der Zahl 666 mit Caesar Romanorum aber giebt
einen unmöglichen Titel, der nur unferer modernen Redeweife
entlehnt ift, welche aus Cäfar etwas anderes gemacht
hat.

Die fpätere jüdifche Quelle, st bezeichnet, enthält
aufser einem aus c. 1 genommenen Eingang die Vition

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