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Ausgabe:

1890 Nr. 18

Spalte:

454-456

Autor/Hrsg.:

Wörnhart, P. Leonardus Maria

Titel/Untertitel:

Maria, die wunderbare Mutter Gottes und der Menschen, nach allen Gesichtspunkten dargelegt und mit sehr zahlreichen Stellen der heil. Väter und theologischer Schriftsteller

Rezensent:

Reusch, Franz Heinrich

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Theologifche Literaturzeitung. 1890. Nr. 18.

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ein unbekanntes Ding zu fein. Hätte er fich z. B. mit aufs Blut mit Daranfetzung des Lebens zu vertheidigen,
der Religion des Fetifchismus befchäftigt, fo würde er (S. 360), fondern das (von den Jefuiten in Sicilien in
willen, dafs fich in feiner letzten Encyklika Elemente Schwang gebrachte, u. a. von Muratori fcharf bekämpfte)
diefer Religion ausfprechen . . . Der Fetifchismus ift Gelübde, Blut und Leben für die Vertheidigung der
der religiöfe Glaube auf den Infein des füllen Oceans, j frommen Meinung von der Immaculata Conceptio hinzu-
auch bei vielen Negerftämmen Afrika's, ferner bei den geben. Dafs das Gelübde jetzt, nachdem diefe .fromme
Ureinwohnern Amenka's und Auftraliens, endlich auch Meinung' ein Dogma geworden, ,an manchen Stellen ver-
im Vatikan zu Rom, wie die Encyklika des Papftes be- J fchwunden ift', ift weniger auffallend, als dafs es an vielen
weift' (S. 156). Daneben werden S. 212 ,bemerkenswerthe Orten, — der Verf. nennt Trapani — noch üblich ilt.
Aehnlichkeiten des chinefifchen Buddhismus mit dem Jofeph von Copertino (S. 181) ift nicht nur 1753 feiig,
Katholicismus' erwähnt. Von Hieronymus wird S. 221 j fondern auch 1767 heilig gefprochen worden. Die An-
gefagt, ,das die Kirche bereits erfüllende Heidenthum gäbe (S. 146), Gregor XIII. habe [1584] das Feft der h.
habe ihm wie eine Binde vor den Augen gefeffen'; einige : Anna eingeführt und ,für ihre Ehre durch eine Doppel-
Citate aus dem chriftlichen Dichter Prudentius follen nach ! meffe geborgt', ift wohl nur eine unfinnige Deutung des
S. 189 .genügen, um zu beweifen, dafs in Rom damals Ausdrucks festum duplex. Das Haupt der h. Anna wird
ein unzerftörtes' Heidenthum unter dem Schleier chrift- , nicht zu ,Duren bei Mainz' (S. 388;, fondern zu Düren in
licher Namen und Phrafen fortdauerte'; die h. Therefia j Rheinpreufsen gezeigt. Suffragium heifst nicht Unterwird
S. 83 als ,in Verzückung die Augen verdrehend, ftützung, Empfehlung (S. 296), fondern Fürbitte, devo-
überfpannt und geiftesgeftört' bezeichnet. Solche Ueber- tamente nicht demüthig (S. 295), fondern andächtig;
treibungen kommen nicht etwa blofs vereinzelt in dem | giaculatoria {jmulatorid) ift nicht,ein fpwlender, hübfeher
Buche vor.

Was über den Ablafs mitgetheilt wird ,ift nicht fpeci-
fifch füditalienifch, wie eine Vergleichung mit meiner

Schrift ,Die deutfehen Bifchöfe und der Aberglaube' zeigt, J im Fegfeuer u. f. w. u. f. w.

nach welcher übrigens manche Sätze des Verf.'s zu be- i Bonn. Reufch
richtigen find. Intereffant war mir die Mittheilung, dafs

Vers' (S.294), fondern ein (ganz kurzes) Stofsgebet; anime
flirganti find ,nicht die Seelen, welche im Begriffe find,
fich im Fegfeuer zu reinigen' (S. 297), fondern Seelen

ilruYff- in, drV ?hhme?if eAer I Wörnhart, P. Leonardas Maria, O. S. Fr., Lector der

Abbildung der Schuhfohle der Madonna gefehen mit der . » ■ •' "

Zuficherung eines Ablaffes für diejenigen, die das Bild Theologie, Maria, die wunderbare Mutter Gottes und der
küffen (S. 288). Der Ablafs gehört nämlich zu denjenigen, Menschen, nach allen Gefichtspunkten dargelegt und

die durch ein Decret von 1678 ausdrücklich für falfch
erklärt worden find, gleichwohl aber vielfach angekündigt
werden (Reufch, Index II, 268). — Auch der Glaube an
Schutzengel und die Verehrung derfelben (S. 66) findet
fich im .katholifchen Theile Deutfchlands' (S. 77) und
anderer Länder ebenfowohl wie in Italien, und wenn der
Verf. ein katholifches Buch darüber oder nur etwa das
Officium angclorwn custodum im römifchen Brevier an-
gefehen hätte, würde er darüber wohl weniger hart ge-
urtheilt und manche irrige Angaben vermieden, jedenfalls
nicht (S. 80) gefagt haben: ,Da die römifch-katholifche
Kirche behauptet, dafs die Proteftanten aufserhalb der
Kirche flehen, alfo keine Chriften find, fo wird fie fchwer

mit fehr zahlreichen Stellen der heil. Väter und theo-
logifcher Schriftfteller begründet. Innsbruck, Fei.
Rauch, 1890. (VIII, 447 S. 8.) M. 4.—

In Nr. 5 des Jahrgangs 1889 habe ich eine Ueber-
ficht der modern-katholifchen .Marianifchen Literatur' von
dem Jefuiten G. Kolb befprochen. Das vorliegende Buch
eines Salzburger Franciscaners, welches er mit Genehmigung
feiner Ordensoberen und des Bifchofs von Brixen
veröffentlicht hat, ift eine merkwürdige, nichts weniger
als erfreuliche Bereicherung jener Literatur. Der Verf.
proteftirt gleich in der Vorrede gegen die ,in jüngfter
Zeit in fonft angefehenen (katholifchen) Zeitfchriften'

lieh denfelben hilfreiche Schutzgenien beigefeilen, viel- j ausgefprochene Mahnung, ,in Aufzählung und Lobprei-
mehr behaupten, dafs fich letztere unter Führung böfer j fung der Gnaden und Auszeichnungen Mariä die gröfste

Genien befinden'. Nach der neuen Auflage des Freiburger
Kirchenlexikons (IV, 522) ift es .allgemeine Lehre, dafs
nicht blofs den Gerechten oder Gläubigen oder Auserwählten
fondern einem jeden einzelnen Menfchen von
der Geburt bis zu Ende der Pilgerfchaft ein Schutzengel
zur Seite flehe'. Mit dem Engel Raphael und dem Buche
Tobias hängt die Lehre von den Schutzengeln nicht fo
eno- zulammen, wie der Verf. meint. Wenn er behauptet,
,von einem aus paläftinenfifchen Prieftern und Schriftge-
lehrten beftehenden Collegium fei im 3. Jahrhundert vor
Chriftus der Kanon des A. T.'s gefchloffen worden' (S.75)
und dann bezüglich der Aufnahme der alttcftamentlichen
.Apokryphen' in den Kanon nur die Synode von Laodicea,
Hieronymus und Auguftinus citirt, fo zeigt das eine eben-
fo geringe Sachkenntnifs, als wenn S. 145, als ob das

Mäfsigung zu beobachten', und kündigt an, er werde
.offen und anftandslos für fehr viele Privilegien und
aufserordentliche Gnaden der glorreichen Himmelskönigin
eintreten, die von der heiligen Kirche noch
nicht als Glaubenslehre vorgeftellt worden'. S. 434 hat
ein Abfchnitt die Ueberfchrift: ,Die Verehrung Mariä
wächft bis zum Weltende, weil fie nie nach Würdigkeit
geehrt und überdies bis zum Ende der Welt immer
mehr und neu erkannt werden wird'. Hier wird im An-
fchluffe an mehrere ältere Schriftfteller, u. a. Ambrofius
Catharinus, Erzbifchot von Lampfe (1. Compfa), behauptet,
,dafs noch nicht alle Geheimnifse der feligllen Jungfrau
von der Kirche ausdrücklich gelehrt, dafs im Laufe der
Zeiten neue Erkenntniffe erfolgen werden. Es ift gewifs
dafs das Alterthum viele Herrlichkeiten der feimften

bekannte Dccrctum Gclasianum nicht exiftirte, behauptet : Jnngfrau entweder gar nicht oder nicht klar erkannte,
wird, die römifche Kirche habe fich nie mit der Beur- welche die Kirche heute durch neue Erleuchtung fromm
theilung jener betrügerifchen [neuteftamentlichen] Apo- glaubt und verehrt. Es ift nicht glaubwürdig dafs
kryphenliteratur befafst, und in diefer Hinficht flehe ihre der heil. Geift fogleich alles der Kirche ^eoffen-
Wahrheitsliebe weit unter der des Heidenthums-, da die
heidnifch-römifche Behörde 181 v. Chr. die angeblichen
Schriften des Numa Pompilius ins Feuer geworfen habe.

Von den vielen thatfächlichen Berichtigungen bezw.
Ergänzungen, die ich liefern könnte, theile ich nur einige

bart habe; die Belehrung des heil. Geiftes endigte
mit den Apofteln nicht, weil derfelbe von Chriftus an
feiner Statt der Kirche gegeben wurde und daher fein
Amt bis zum Ende der Welt dauern mufs. Ja, de Lugo
(Jefuit, Cardinal) lehrt: Es können von Gott einer Pri-
mit: Ueber den Brief der Madonna an die Einwohner j vatperfon manche Dinge geoffenbart werden, die den
von Meffina (S. 180) und über das Voto sanguinarw f. j Apofteln nicht geoffenbart wurden'. Der Verf. fügt allermein
Buch über den Index II, 260. 842. Letzteres ift j dings in einer Anmerkung bei: ,Das Anwachfen der Offen-
nicht .das feierliche Verfprechen, die Unbefleckte bis : barung im Laufe der Zeiten kann fich natürlich nicht darauf