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Ausgabe:

1890 Nr. 17

Spalte:

427-429

Autor/Hrsg.:

Caedicius, Ancien plan de Constantinople

Titel/Untertitel:

imprimé entre 1566 et 1574, avec notes explicatives 1890

Rezensent:

Meyer, Philipp

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Theologifche Literaturzeitung. 1890. Nr. 17.

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beiläufig vorgefchlagen, zu widerlegen, bezw. wo v. Dr.
einen finnwidrigen Text emendirte, feftzuftellen, dafs P.'s
Lesart — in der Hf. begründet fei!

Das ift der Inhalt der Erwiderung. Alles andere
find ,Kleinigkeiten, die bei einem folchen ungeheueren
Quellenmaterial kaum zu vermeiden find'.

Alle Nachweife, welche in Hülle und Fülle die
Gründlichkeit und Ehrlichkeit der Arbeit prüften, werden
übergangen!

Auf S. 34 f. komme ich an die Reihe. Die Aneignung
v. Dr.'s Kritik durch die ThLZ. hat P. nicht überrafcht,
da ja der Altkatholik Reuich an ihr eifrig mitarbeite.
Diefer fei jedoch vorfichtig genug gewefen, feinen Namen
nicht unter eine folche Kritik zu fetzen. Das fei mir
vorbehalten geblieben. Dann werde ich zweimal mit
.Herrn Thümmel' und einmal mit dem gekannten Abgeordneten
Herrn v. Eynern' verglichen, der gleich mir
.durch Detailkenntnifse unbeeinflufst' fei. Letzteres
darum, weil ich in der Anzeige bekannt habe, mich
keiner ausgedehnteren eigenen Studien in der Gefchichte
der Renaiffancepäpfte rühmen zu können. Das letztere
hatte zwar nur die Thatfache verftärken follen, dafs ich
trotzdem für das Verftändnifs jener Zeit von P. nichts
habe lernen können. Allein es war dennoch ein unvor-
fichtiges Wort. Denn wer wird als Recenfent fleh
nicht überall den Schein tiefer Eingeweihtheit geben! —
Ich hatte im Eingang gefagt, die Kritik v. Dr.'s fei fo
umfaffend, dafs ich mich auf die Nachprüfung von einem
Theil hätte befchränken können. Im Folgenden gab ich
deshalb einfach Bericht über v. Dr.'s Kritik, deffen
Namen und Worte ich fort und fort anführte. Davon
fagt nun P. natürlich kein Wort. Vielmehr (teilt er die
Sache fo dar: ,er, der mir „das Ausfehreiben meiner
Vorgänger" vorwirft, fchreibt v. Dr.'s Anklagen meift
wörtlich nach!' In einer Anmerkung wird es als Unter-
fchlagung charakterifirt, dafs ich S. 406 unter den Autoritäten
feiner Darfteilung nur moderne Theologen genannt
habe, während er, wie ,der Herr' (ein andermal
,diefer liebenswürdige Herr') doch fehr leicht hätte finden
können, auch Thom. Aq. citire. Diefes Citat aus Thomas
— keine 31/2 Zeilen lang — fteht S. 139: es belegt
den einleitenden Satz, dafs das Papftthum die voll-
kommenfte Einheit der Kirche herzuftellen habe durch
die gegenfeitige Verbindung ihrer Glieder unter einander
und deren Unterordnung unter das Haupt. Diefer Satz
enthält alfo zumal für die Frage nach dem Verhältnifs
von Concil und Papftthum, um die es fich dort — Re-
formconcilien 15.Jahrh.'s — handelt, abfolutnichts Charak-
teriltifches. Das, was bedeutfam ift oder fein foll, folgt
überhaupt erft im nächften Abfchnitt, der auf Hettinger
ü. A. beruht.

Dem gegenüber ift eine weitere Auseinanderfetzung
natürlich zwecklos. Ich bemerke nur noch gegen P.'s
Anm. 2 auf S. 35, dafs ich feinem Band 1 gegenüber doch
nicht gerade ,die Faffung verloren' hatte, fondern dafs
ich in den Nachrichten der ZKG. deutfehe Bücher überhaupt
nur in ganz beftimmten, ein für allemal feftgefetz-
ten Fällen angezeigt habe, unter die fein Werk nicht fiel.

Giefsen. Karl Müller.

Caedicius, Ancien plan de Constantinople, imprime entre
1566 et 1574, avec notes explicatives. 1 Blatt in
Vogelfchau-Manier. qu. gr. Fol. Conftantinople,
Lorentz & Keil, (1890). (8 S. Text. gr. 8.) M. 3. —

Der vorliegende Plan von Conftantinopel ift von
einem auf dem Gebiet der byzantinifchen Forfchungen
rühmlichft bekannten deutfehen Gelehrten in Conftantinopel
herausgegeben. Da der Herr Verf. indeffen feinen
Namen durch eine Art von Latinifirung felbft verfchwie-
gen, weifs ich nicht, ob es nach feiner Abficht gehandelt
wäre, wenn ich denfelben nännte.

Es enthält die lehrreiche und wohl ausgeftattete
Publication einen Plan von Conftantinopel in der Gröfse
von 48 x 32 cm und 8 Seiten erklärenden Text. Bis
zum Jahre 1764, fo belehrt uns der Herr Verf., wo der
ungarifche Ingenieur v. Reben den erften nach moderner
Weife gezeichneten Plan der Stadt herausgab, exiftirten
nur folche, die aus der Vogelfchau ihnen Gegenftand
fehen liefsen. Diefe fcheiden fich wieder in 2 Claffen.
Die zur erften gehörenden flammen von dem bekannten
Reifenden Buondelmonte, alfo aus der erften Hälfte des
15. Jahrh. Die erften Drucke der zweiten Claffe, zu welcher
der vorliegende gehört, erfchienen zu Venedig während
der Regierungszeit Selim's II (1566—1574). Diefe
Pläne find bisher nur in kleinem Format bekannt. Der
vom Verf. herausgegebene, welcher nach einem Original in
der kaiferlichen Bibliothek hergeftellt ift, darf für den
erften in grofsem Format gelten. Auch Rheinen die
Textinfchriften ficherer als die auf früheren Ausgaben.

Die den Drucken der zweiten Claffe zu Grunde
liegende Zeichnung ift indeffen bedeutend älter. Das
fchliefst der Herr Verf. mit Recht auch daraus, dafs fo
manche bekannte Bauten der Stadt, die nachweislich
dem 16. Jahrh. entflammen, auf dem Plane fehlen. Näher
gefehen, ergiebt es fich, dafs von türkifchen Bauten vor-
zugsweife die aus der Zeit Mehemet's II berückfichtigt
find. Es ift demnach höchft wahrfcheinlich, dafs bereits
der grofse Eroberer die Karte zeichnen liefs (S. 1—3)-
Im Folgenden (S. 3—8) erklärt der Herr Verf. durch
56 Anmerkungen die Textinfchriften des Planes. Die-
felben find kurz und treffend gehalten und bei der Erfahrung
des Verf.'s in diefem Fach darf man gewifs fein,
hier einem fichern Führer in der Topographie Conftanti-
nopels zu folgen. Auch wo die Fragen ins Theologifche
hinüberfpielen, ftimme ich faft überall zu, nur eine
Frage darf ich wohl anfechten. Die Anm. 42 erklärt das
bei einer Kirche der Oftfeite des goldenen Horns, der
Xyloporta gegenüber auf dem Plane zu lefende Textwort
: S. Galatani. Ohne Zweifel rücküberfetzt hier Verf.
mit Recht nach einer Stelle bei Dorotheos von Monem-
wafia: Idyla Falariav^. Da es nun keine Heilige
diefes Namens giebt, nimmt Verf. diefe Bezeichnung für
ein Epitheton und ergänzt dazu: r ILuvayia. Und da in
der Nähe der Kirche eine Quelle liegt, die nach altem
und neuem Glauben Sterilität und dergl. heilt, leitet der
Verf. ralccticcvi] von yühc ab. Als erklärendes Ana-
logon wird dafür das Beiwort der Panajia fj yalctX'
roTQocpovaa herbeigezogen. Diefe Combination ift be-
ftechend aber nicht ftichhaltig. Denn einmal kann man
zur Ergänzung des Namens auch an die h. Anna denken
, die vielleicht noch häufiger als die Panajia von den
Griechen als die Helferin für die genannten Leiden angerufen
wird, offenbar wegen ihrer Legende. Andererseits
kann nach der Grammatik und auch nach dem
Sprachgebrauch des Vulgärgriechifch TuXa%iavr[ nicht
mit dem Stamme yula-/.z zufammenhängen, und die
Flexion yalu yuXazog ift doch fo feiten, dafs der Verf.
auf diefe nicht recurriren wird (Kühner, Ausf.Gr. d. griech.
Spr. 1869, I, 353). rala-/.zoxQO(povau heifst aufserdem
die Panajia, z. B, die vom Klofter Chiliandari auf dem
Athos, weil fie yalamozQOcpü röv Xqiötov. Einfacher ift
demnach rcdaTiaviq von dem Namen des Stadtviertels
Galata abzuleiten.

Im Allgemeinen möchte ich noch auf den Zwiefpalt
hinweifen, der auch beim Verf. in der Schreibung der
griech. Namen fich findet. Verf. fchreibt z. B. Photim
{(fioTEivu'i), alfo nach neugriechifcher Ausfprache, dagegen
Paraskeue {nagaoxEv^) nach der unfrigen, oder auch
Paraskeve nach beiden. Wann wird die Zeit kommen,
wo wir den Griechen das Recht zuerkennen, was jedes
Volk für fich beanfprucht, den Laut feiner Sprache felbft
zu beftimmen?

Doch beeinträchtigen folche Differenzen nicht den
Werth der Arbeit des Herrn Verf.'s, deren Erfcheinen