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Ausgabe:

1890 Nr. 16

Spalte:

412

Autor/Hrsg.:

Rüegg, Arnold

Titel/Untertitel:

Der Sonntagsschullehrer. Ein Rathgeber für die rechtzeitige christliche Unterweisung unserer Kinder 1890

Rezensent:

Achelis, Ernst Christian

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Theologifche Literaturzeitung. 1890. Nr. 16.

412

lehnt, und (S. 76) die Verpflichtung der Taufpathen ein
Bekenntnifs der allgemeinen Verpflichtung fein läfst, die
fleh aus der Taufe ergiebt, ihr Verfprechen nur darauf
fleh beziehen läfst, die Getauften chriftlich und gottfelig
zu erziehen. Allein traditionell lutherifch ift das nicht;
in alten luther. Agenden, die von Luther's Taufbüchlein
abhängig find, wird das Kind gefragt: willft du getauft

Riiegg, A., Der Sonntagsschullehrer. Ein Rathgeber für
die rechtzeitige chriftliche Unterweifung unferer Kinder
. Zürich, Orell, Füfsli & Co. Verl., 1889. (152 S"
8.) M. 1. 20.

Der Herr Verf. geht felbftverftändlich von den kirchlichen
und religiöfen Verhältnifsen der deutfehen Schweiz

u f w Ha K r g L,ntfageftKdu dem Te"f«l aus. Die Nothwendigkeit der .Sonntagsfchulen' begründet
ClLh'^n h.L J Sffragt' °b CS ,de,n/PJ Go1- er ledi§lich mit.unferm Nothftand' der religiöfen Jugend-
Glauben bekenne; die Pathen fung.ren nur als Mund des unterweifung in Haus und Schule; Leiter und Lehrer der
Kindes von emer Verpflichtung und einem Bekenntnifs Sonntagsfchule find ihm Gemeindeglieder, denen jene Noth

T anrl cL Vi u f' p° '? dtctn- me£en Ir*??" I ZU Herzen gingen «. und die nun die Kinder zu relig.

Landeskirchen, auch in der Preufs. Union (Agende II, ! Belehrung um fleh farnmeln; ihnen will er Anleitung
3 ff-) nach dem erften Pormular behr beherzigens- | geben, ihre Liebesarbeit wohl auszurichten. - In Deutfch-
f' ^ If "err reTc ÜbCr d;euReuform- 1 land find wir im beften Zuge, die Sonntagsfchule zum

bedürftigkeit unferer heutigen Confirmation fchreibt: es
wird in den letzten 30 Jahren ja kaum eine Arbeit über
den Gegenftand veröffentlicht, welche nicht auf die Nothwendigkeit
einer Umgeftaltung der Confirmation hinweift
. Der Herr Verf. fchliefst fleh den Vorfchlägen von
v. Zezfchwitz an; ich ziehe die von v. Hofmann, Wichern,
Th. Harnack vor, allein das hindert mich nicht, die
Aeufserung des Herrn Verf.'s zu begrüfsen. — Trotz der
namhaft gemachten Einzelausftellungen enthält die Schrift
Kemmler's Vieles, was den in ähnlicher Lage fleh befindenden
, unter den Beunruhigungen des Baptismus leidenden
Pfarrern und deren Gemeinden klärend und förderlich
fein kann.

Marburg. E. Chr. Achelis.

Kindergottesdienft, aus einer Sache der Innern Miffiori
oder der freien Liebesthätigkeit zu einer kirchlichen
Pflichtleiftung an der Jugend der Gemeinde unter Leitung
des geiftlichen Amtes werden zu laffen, ohne dafs damit
weder die Freiwilligkeit der Theilnahme, noch das
fogen. Gruppenfyftem, alfo auch die reiche Verwendung
von Helferkräften, irgendwie gefchädigt würde (vergl-
meine Prakt. Theol. I, 175 ff.).

Die Vorausfetzung des Verf.'s gereicht feinem Büchlein
nur zum Gewinn. Sie nöthigt ihn, eingehende die
Hindernifse erfolgreichen Unterrichtens forgfältig berück-
fichtigende Anweifung zu geben, und fehr Vieles kommt
bei der Gelegenheit zur Sprache, das allen .Sonntags-
fchullehrern' zu beherzigen von grofsem Werth fein mufs.
Dafs die Ausführungen des Verf.'s von grofser Liebe zur
Sache getragen find, ift wohl felbftredend; eine überaus
wohlthuende, die Lieblichkeit und Gröfse der Aufgabe
ftets zum Bewufstfein bringende Wärme belebt das Buch.
Die pädagogifchen und didaktifchen Anweifungen find
dabei von einer fo verftändnifsvollen Nüchternheit, fle
werden durch einleuchtende Beifpiele fo trefflich illuftrirt,
dafs Referent dem Büchlein nur die weitefte Verbreitung
in allen Kreifen der Helfer des Kindergottesdienftes
wünfehen kann. In der an fo manchen fchönen Früchten
reichen deutfehen Literatur über Sonntagsfchule und
Kindergottesdienft weifs Referent keine Schrift, die Leitern
und Helfern des Kindergottesdienftes in gleicher Weife
praktifch gewinnbringend fein könnte, wie ,der Sonntags-
fchullehrer' von Rüegg.

Marburg. E. Chr. Achelis.

Nachtrag zu der Mittheilung des Herrn Studienlehrer A. Thenn
in Nr. 15 der Theol. Lit.-Ztg.

I. Was Herr Thenn mit Hülfe des Schrettingerfchen Realkatalogs
in München ermittelt hat, dazu war fchon durch Majunkes zweite Schrift
.die hiftorifche Kritik über Luthers Lebensende' Mainz, 1890 S. 66 jedem
Forfcher der Weg geebnet, indem Majunke hier bekannte, Conrad Vetters
Namen fälfehlich (infolge eines merkwürdigen .Schreibfehlers') an Stelle
des 100 Jahre fpäter lebenden Jefuiten Johann Kraus (oder ,Kraufe' wie M.
fchreibt) citirt zu haben. Darauf hatte dann fofort Kolde die von Herrn
Thenn nachgewiel'ene Schrift, nicht allein in der Münchner, fondern auch
in einer Breslauer Bibliothek gefunden und in feiner Schrift ,noch einmal
Luthers Selbftmord' Erlangen u. Leipzig, 1890, S. 17 genau befchrieben
und das von Herrn Thenn mitgetheilte Citat publicirt. Infofern kommt

Brlebens entfalten. — Ergreifend find die Lieder der anrechnet event. der Koldefchen Schrift als Fehler aufbürdet, ift ein Da-

fiebenten Rubrik: Aus der Tiefe, vielleicht die edelften tum Majunkefcher Erfindung, der in der 2. Aufl. feiner Schrift
Blüthen der Gabe des Herrn Verf.'s — Wir danken dem ! ,Luther's Lebensende' S. 37. um feinem Citat aus der Krausfchen Schrift

Dichter für feine eigenartigen fchönen Pfalmen; auch für H,7'6' die ".ja a's.e'ne Vetterfche Schrift bezeichnete, ein höhere*

das grofse Vertrauen danken wir welches derfelbe durch g^^Jg^^^^^ZTfä

die Veröffentlichung feinen Lefern gegenüber an den verwegen für den Neudruck einer Vetterfchen Schrift von 1606

Tag gelegt hat, dafs er fo fein innerftes Ringen, Glau- ausgab.

ben, Hoffen, Lieben hinausgefungen hat. In diefem Ver- 3 Dafs Tonrad Andrea' Pfeudonym des Jefuiten Conrad Vetter war,

trauen wird er f.ch hoffentlich nicht getäufcht fehen. : TJfXZZff 1°^^ Kolde, "nd ftT^I ™? ISJ^lE«e£

0 nugena conltatirt worden; ich war daher nicht darauf gefafst, dals mein«:

Marburg. E. Chr. Achelis. kurze Rec,eweife von dem Jefuiten Conr. Andrea' Herrn Thenn zu der

.Berichtigung', dafs es einen Conrad Andrea nie gegeben habe, heraus-
_ ; fordern würde.

Kiel, 24. Juli 1S90, G. Kawerau.

Franke, A. H., Deutsche Psalmen. Geiftliche Lieder und
Gedichte. Gotha, F. A. Perthes, 1889. (XII, 352 S.
8.) Geb. M. 5.

Die dem Unfang und dem Inhalt nach fehr reiche
Liedergabe der .Deutfehen Pfalmen' ift in zehn Abtheilungen
geordnet: Das Lied der Erlöften (24 Lieder)
— Siehe, das ift Gottes Lamm (15 L.) — Ich will dich
lieben, meine Stärke (22 L.) — Der Kampf des Glaubens
(14 L.) — Jefu, hilf Tiegen (21 L.) — Unterm Kreuz
(23 L.) — Aus der Tiefe (28 L.) — Der Herr und die
Gemeinde (6 L.) — Zeit und Welt (15 L.) — Wenn wir
vollendet werden (10 L.) — ein Strom von 178 Liedern.
Die Rubriken bezeichnen die Mannigfaltigkeit des Inhalts
; keins der Lieder ift werthlos, wir möchten keins
vermiffen. In allen diefelbe Gewandtheit der Sprache
und völlige Beherrfchung der Form, in allen ein Chrilten-
herz, das die Tiefen der Sünde und die Höhen der Gnade
kennt und das durchglüht ift von inniger Liebe zu Chrifto,
zu der Perfon des Herrn. So find viele Lieder dem
Inhalt nach einander nahe verwandt; aber das Gefühl
der Ermüdung oder gar der Eintönigkeit kommt dem
Lefer nicht, dazu ift der Gegenftand zu grofs, die Empfindung
des Dichters und feine Sprache zu wahr. Eine
Anzahl Lieder — es find ihrer 16 — find mehr oder
weniger freie Nachbildungen englifcher Originale; ver-
hältnifsmäfsig find diefe weniger gelungen; die ftark ausgeprägte
Individualität des Verfaffers duldet eben keine