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Ausgabe:

1890

Spalte:

393-399

Titel/Untertitel:

E nea diatheke. Novum Testamentum e codice Vaticano 1209 nativi textus Graeci primo omnium phototypice repraesentatum auspice Leone XIII. Pont. Max. curante Josepho Cozza-Luzi abate Basiliano S. Rom. ecclesiae

Rezensent:

Gebhardt, Oscar

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

ö rt Preis
allfit Tage. LeiPziS- J' Cl Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 16. 9- Auguft 1890. 15. Jahrgang.

x

ovurn Testamentum e codice Vaticano 1209
Püototypice repraesentatum (Gebhardt).

Kuj)1. Die Heilsbedeutung des Todes Chrifti
iKaftari). S

H

arr>s and Gifford, The acts of the martyr-

dom of Perpetua and Felicitas; the original
Greek text now first edited (Harnack).

Rohm, Zur Tetzel-Legende (Boflert).

Mittheilungen über die konfeffionellen Verhält-
nifse in Württemberg, 13. Heft (Fay).

Kemmler, Der Kindertaufe Recht und Kraft
(Achelis).

Franke, Deutfche Pfalmen (Achelis).
Rüegg, Der Sonntagsfchullehrer (Achelis).
Nachtrag zu der Mittheilung des Herrn Studienlehrer
A. Thenn (Kawerau).

* *ea dia&rjxtj. Novum Testamentum e codice Vaticano 1209

nattvi textus Graeci primo omnium phototypice re-
Praesentatum auspice Leone XIII. Pont. Max. curante
Josepho Cozza-Luzi abate BasilianoS.Rom, ecclesiae
vicebibliothecario. Romae e bibliotheca Vaticana agente
Photographo Danesi MDCCCLXXXIX. (2 Bl., 142 Taf.
gr- 4.)

y Ler Umftand, dafs die urfprüngliche Schrift des Cod.
1209 (B) durchweg von fpäterer Hand überzogen
Orden ift, könnte es zweifelhaft erfcheinen laffen, ob
Jne photographifche Ausgabe desfelben der Mühe lohnt.
. enn ich als meine Ueberzeugung ausfpreche, dafs dies
'Ordings der Fall ift, fo bin ich mir dabei wohl bevvufst,
a(s ein abfchliefsendes Urtheil über die Frage, inwie-
fo^'*- öas Original dadurch erfetzt wird, nur auf Grund
r B?fältiger Vergleichung der Photographie mit der Hand-
^ "rift felbft gewonnen werden kann. Ob eine folche
°n dem Herausgeber angeflellt wurde, läfst das kurze
orwort unerwähnt. Hier wird nur bemerkt, dafs die
erliegende Reproduction den Codex in derjenigen Ge-
*a't zeige, welche ihm im Laufe der Zeit verfchiedene
ande gegeben; dann heifst es weiter: ,Eam vero quae
.. rat prima species, exhibuit editio ad pristinam scrip-
'onis formam typis mobilibus exacta'. Wenn alfo wirk-
Cn in der angedeuteten Abficht eine Vergleichung vor-
«p-ornmen wurde, fo hätte fie zu dem Refultate geführt,
pa's für die edle Hand überall auf die grofse römifche
acfirnile-Ausgabe zu verweifen fei, und hieraus fcheint
u' völlige Verdunkelung der urfprünglichen Schrift durch
Ie Photographie gefchloffen werden zu müffen. So un-
Sunftig hegen aber die Dinge zum Glück doch nicht.
Uch ohne Zuziehung des Originales kann man fich leicht
avon überzeugen, dafs auch hinfichtlich der Urgeftalt
es Cod. Vat. neben der grofsen römifchen Ausgabe
j^efri photographifchen Abdruck ein hoher Werth zu-
°mmt. Auf Gewinnung wichtiger neuer Lesarten wird
an freilich nicht rechnen dürfen. Es ift aber fchon
in ge.wonnen, wenn uns die Photographie dazu verhilft.
f denjenigen Fällen Gewifsheit zu erlangen, wo die ver-
nie lenen Ausgaben und Collationen der Handfchrift
j?n einander abweichen. Wir denken hierbei in erfter
,.ln'e an TifchendorPs Ausgabe desCod. Vat. einerfeits und
le mehrerwähnte römifche Facfimile-Ausgabe andererfeits.
. Sieben Jahre nach TifchendorPs Tode erfchien, faft
*f e<chzeitig mit dem die Prolegomena nebft dem Com-
entare enthaltenden Schlufsbande der grofsen römifchen
^Usgabe (T. VI. 18S1), eine kleine Schrift über diefelbe,
de'che es fich zur Aufgabe gemacht hat, die in Tifchen-
hal '^ov11111 Testamentum Vaticanum' (Lips. 1867) ent-
'benen F'ehler ans Licht zu ziehen und zu rügen.1)

Dafs Tifchendorf felbft in feiner .Appendix Novi Testa-
menti Vaticani4 (Lips. 1869) den gröfsten Theil diefer
F'ehler bereits berichtigt hatte, wird von den Verfaffern
der Brochüre ignoriit. Mit unverkennbarem Behagen
regiftriren fie etwa 240 Stellen, wo jener über Lesarten
der Handfchrift falfche Angaben gemacht oder Nöthiges
zu bemerken unterlaffen habe. Die Prätenfion, mit welcher
das ,Novum Testamentum Vaticanum' v. J. 1867 auftrat,
können auch wir nicht billigen. Wenn man weifs, dafs
Tifchendorf die Vatikanifche Handfchrift im Jahre 1860
nur an 14 Tagen, und zwar täglich nur 3 Stunden lang,
behufs Verificirung zweifelhafter Stellen benutzen durfte,
fo wird man das Prädicat ,ex ipso codice' fchon zu an-
fpruchsvoll. den Zufatz ,post Angeli Maii aliorumque
imperfectos labores' aber vollends unbegreiflich finden.
Nichtsdeftoweniger hätten die römifchen Herausgeber
dem Verftorbenen die Anerkennung nicht verfagen follen,
dafs er auch hier, zwar nicht Vollkommenes, aber doch
fo Ausgezeichnetes geleiftet, wie es fchwerlich einem
Anderen unter fo ungünftigen Bedingungen gelungen
wäre. Hätte Tifchendorf das Erfcheinen der Brochüre
v. J. 1881 erlebt, er würde ficher nicht dazu gefchwiegen
haben. Ein Dritter aber hätte für ihn nur eintreten und
die römifchen Ausftellungen auf ihr berechtigtes Mafs
zurückführen können, wenn es ihm vergönnt gewefen
wäre, den Cod. Vat. felbft zu diefem Behufe einzufehen.
Jetzt liegen die Dinge anders. Seit die Liberalität Leo's XIII.
uns mit einer vollftändigen Photographie des Cod. B
befchenkt hat, ift ein eingehendes Studium desfelben
auch demjenigen ermöglicht, welchem das Original felbft
nicht zugänglich ift. Wir begrüfsen diefes Gefchenk um
fo dankbarer, je weniger fich uns, wie fchon bemerkt,
die naheliegende Befürchtung beftätigt hat, dafs in dem
vorliegenden F"alle die Photographie ihre Aufgabe nur
fehr unvollkommen gelöft haben werde.

Die Betrachtung der Photographie lehrt zunächft,
dafs es unmöglich ift, die verblafsten Schriftzuge der
erften Hand (B*) zu erkennen, wo die Erneuerung (B3)
eine vollftändige ift. Sofern aber, wo B3 fich mit B*
nicht deckt, die Abweichungen mehr oder weniger deutlich
wahrnehmbar find, liegt hierin keine ernftliche Gefahr
, und nur darauf wird es ankommen, ob auch hinfichtlich
der geänderten oder getilgten Schrift erfter Hand
die Photographie an Deutlichkeit mit dem Originale con-
curriren kann. Ein nicht unbeträchtlicher Theil der Abweichungen
ift darauf zurückzuführen, dafs B3 des öftern
ähnliche Buchftaben, wie A und A, A und A, N und Fl
u. f. w., mit einander verwechfelt oder doch, was fich
nicht immer entfeheiden läfst, durch mangelhafte Erneuerung
den Schein der Verwechfelung verfchuldet hat.

spicns SS. Pontihcum Pn IX. et Leonis XIII. collatisque studiis C
vercellone J. Cozza et H. Fabian: impressi in typographia S C de
, ^ lropaganda sex magnis voluminibus 1868—1881. Romae ex tviwranhia

>) De editione Romana codicis Graeci Vaticani SS. Bibliorum au- | polyglotta MDCCCLXXXI. typographia

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