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Ausgabe:

1890

Spalte:

369-371

Autor/Hrsg.:

E kaine diatheke. Novum Testamentum cum parallelis S. Scripturae locis, vetere capitulorum notatione

Titel/Untertitel:

canonibus Eusebii. Accedunt tres appendices 1890

Rezensent:

Gebhardt, Oscar

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 15. 26. Juli 1890. 15. Jahrgang.

,*a'v1 itad-nxn, Novum Testamentum etc.
(Gebhardt).

Pergamene purpuree Yaticane (Gebhardt).
ÜV ' Rulman Merswin et l'Ami de Dieu de
1 Oberland (K. Muller).

*fte, Gefchichte der braunfchweigifchen Landeskirche
(Koldewey).

Michel, Die römifche Kirche, ihre Einwirkung
auf die germanifchen Stämme und das deutfche
Volk (Kühn).

Kleinert, Zur chriftlichen Kultus- und Kultur-
gefchichte (Kühn).

Ballauff, Die Grundlehren der Pfychologie
(Ehrhardt).

Aarbach, Die Ehre unfrer evangelifchen

Kirche (Fay).
Fey, Vatikanifche Wiuenfchaft (Fay).
Zu der Anzeige über: Kolde, Luther's Selbfi-

mord, in Nr. 9 der Theol. Litztg. (Thenn).
Erklärung (Bratke).
Erwiederung (K. Müller).
Erklärung (O. Ritfehl).

* xcttvri äia&t,**!. Novum Testamentum cum parallelis
S. Scripturae locis, vetere capitulorum notatione, ca-
nonibus Eusebii. Accedunt tres appendices. Oxonii,
e typographeo Clarendoniano, MDCCCLXXXIX. (XX,
653. 199 S. kl. 8.)
VVie beliebt und verbreitet in England der fogenannte
extus reeeptus iß, erhellt aus der Thatfache, dafs der-
leIKe dort allein in der Zeit von 1871 bis 1881 nicht
Weniger als zwölfmal neu gedruckt worden iß (f. Hali's
yfte in der 3. Auflage von Schaffs Companion p. 520f.).
j-Jafs auch nach dem Erfcheinen der Weßcott-Hort'fchen
*ecenfion diefe Vorliebe nicht gefchwunden iß, beweifl
Qie vorliegende, von W. Sanday beforgte Ausgabe, in
Richer uns der Text nach Stephanus (1550) mit der
Vorrede und dem Apparat des Oxforder Bifchofs Lloyd
Uuerß 1828 erfchienen) dargeboten wird. Neu hinzugekommen
find drei, theils vom Herausgeber, theils unter
aeffen Leitung von Anderen ausgearbeitete Appendices,
welche 1) eine Vergleichung des textus rec. mit dem
Von Weflcott-Hort (gröfstentheils von H. J. White und
. • A. Overton), 2) ausgewählte Varianten mit ausführlichem
Apparat (von Sanday) und 3) Lesarten einer An-
Zahl Handfchriften der coptifchen, der armenifchen und
der

äthiopifchen Ueberfetzung (von A. C. Headlam und
P- 8. Margoliouth) enthalten. Dafs diefe Appendices der
Lloyd'fchen Ausgabe einen höheren Werth verleihen,
'j^gt auf der Hand. Die Gründe aber, durch welche die
Delegates of tlie Clarendon Press bewogen worden find,
oiefe Ausgabe jetzt wieder zu erneuern, wollen uns nicht
recht einleuchten. Dafs keine der bisherigen Textes-
recenfionen fich allgemeiner Zußimmung zu erfreuen hat,
lß ja nicht zu leugnen. Aber mit dem Hinweife auf den
o(mßand, dafs der textus rec. ,jamdiu Oxoniensium ma-
njbus teritur' (p. V), iß die Wahl desfelben doch wohl
facht genügend motivirt. Ignoriren kann man ja auch
beute diefen Text nicht, nachdem er durch Jahrhunderte
die Alleinherrfchaft behauptet hat. Aber es wäre doch
Nachgerade an der Zeit, follte man meinen, dafs das

Band umfafst, bei fehr feinem Papier ein recht handliches.
Zu Ausßellungen in Einzelheiten bietet fich nur wenig
Anlafs. Die Anzeige der Weflcott Hort'fchen Lesarten
in Append. I iß zuweilen etwas umßändlich; die Ueber-
einßimmung der Randlesarten (2) mit dem textus rec.
hätte leicht durch ein für diefen nicht feltenen Fall gewähltes
Zeichen kenntlich gemacht werden können, ßatt
dafs es z. B. zu Mt 19, 24 heifst: ltlatlatif pro öul.lrth'
(1). cum textu congruit (2)'. Append. II iß im Wefentlichen
nach Tifchendorf's ed. VIII. gearbeitet, doch wurden die
patrißilchen Zeugnifse und die Lesarten der afrikanifchen
Üeberfetzungen fowie der armenifchen einer Revifion
unterzogen. Empfohlen hätte es fich, auch die Angaben
Tifchendorf's wenigßens über die Lesarten der wichtigßen
Uncialen zu verificiren. So zuverläffig diefelben im Grofsen
und Ganzen find, fo fehlt es doch nicht an einzelnen
Ungenauigkeiten. So vermifst man z. B. bei Tifchendorf
und infolge deffen auch bei Sanday zu Mt 5, 22 die
Angabe, dafs Wx« zwar in K* fehlt, aber von SCcb hinzugefügt
wurde. Mt 7, 14 iß aus der gleichen Urfache C
unter den Zeugen für xi übergangen; Mc 9, 23 wird für
niatevaxti N genannt ßatt Nmg; Lc 6, 35 fehlt D unter
den Zeugen für fltjdsv. An anderen Ungenauigkeiten iß
Tifchendorf unfchuldig. Mc 15, 28 iß für die Auslaffung
C* angeführt, man erfährt aber nicht, ob und welche
Correctur vorliegt. Es müfste ßatt deffen einfach C
heifsen oder, wie bei Tifchendorf, C*et3, obwohl diefe
Angabe nicht ohne Weiteres verßändlich iß. Tifchendorl
hat damit andeuten wollen, dafs in C nicht nur die erße
Hand den Vers ausläfst, fondern auch der Corrector C3,
welcher das avxov am Schlufs von v. 27 beanßandet hat
und fomit das Fehlen des folgenden Verfes in feiner
Vorlage bezeugt, da er denfelben andernfalls hinzugefugt
haben würde. Lc 8, 37 fehlt bei r«QyiOt])Ht>v C2, Lc 24, 42
bei /.ai dnh fitkiaa. xi^. X. Jo 9, 35 haben rtv&Qtonov
KBD, nicht «AB; Act II, 20 wäre zu "Elhpaa D*, ßatt D
zu notiren gewefen. Zu 1 Pe 3, 21 wird fowohl in
Append. I als in Append. II als Lesart des Textes <
vorausgefetzt, obgleich derfelbe o darbietet: wahrfcheirl

, 01 an uu t"->ii —.....—---- -— - : :~o------> —&------ — —- " ""'"iuu; wdiiricnein-

jcrhältnifs umgekehrt würde. Statt die abweichenden | lieh iß das Variantenverzeichnifs nach Mill (09) gearbeitet
Lesarfaa UriGfbhpn Tpvtp« in rinn Anhanp- während man beim Abdruck des Textes Steph iccö

(o) folgte (nur dafs offenbare Druckverfehen, wie 1 Pe3,ii
die Auslaffung von dyalTov Crpr^adxw, verbeffert wurden)
ohne fich der allerdings nur feltenen Abweichungen
beider Texte von einander zu erinnern. In dem Verzeichnifs
der Handfchriften Append. p. 95 iß der Cod
Beratinus (CD) irrthümlich mit ,saec. V.' bezeichnet, und
der Cod. Zacynthius (=) flammt ficher nicht erß aus
,saec. VIII.' (vgl. diefe Zeitung 1884 Col. 624). Append. III
zeigt, wie reiches Material zur Kritik der orientalifchi
Verfionen in London und Oxford vorhanden iß; d

-esarten eines neuen kritifchen Textes in den Anhang
Zu verweifen, follte man diefen im Zufammenhange mit-
l(Jeilen und an jener Stelle, oder beffer noch unter dem
J.exte, die Varianten des textus rec. zufammenflellen.
ßei der gewählten Anordnung fleht ohnehin zu befürchten,
kafs die Unbequemlichkeit, welche mit der Benutzung
~5S Anhanges verbunden iß, den Weßcott-Hort'fchen

*ext nicht zu feinem Rechte kommen laffen wird. Sehen
Fftf von diefem Uebelßande ab, fo können wir der vorlegenden
Ausgabe unfern Beifall nicht verfagen. Der
Uru.ck des Textes fowohl als der Parallelßellen iß fcharf

en
er

u"d klar, das Format, trotz der 872 Seiten, welche der | praktifche Nutzen iß fchon deshalb ein geringer,' weil

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