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Ausgabe:

1890 Nr. 12

Spalte:

314-315

Autor/Hrsg.:

Falcke, Aug.

Titel/Untertitel:

Einheitliche Präperationen für den gesamten Religions-Unterricht in 7 Teilen. 1. Bd. 22 Biblische Geschichten für die Unterstufe 1890

Rezensent:

Bornemann, Wilhelm

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Theologifche Literaturzeitung. 1890. Nr. 12.

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esefrZ!? der chriftlichen Gemeinde an die Jugend handelt
uch, fondern um die chriftlich-kirchliche Erziehung
Mitt I?ac'lwacn^enc'en Gefchlechtes, deren vornehmftes
Weif ZWar der Unterricht, das belehrende und unter-
r- l ende Wort ift, die aber keineswegs mit dem Unter-

fch TUfamnienfallt| noch in ihm auf?enti die katecheti-
e ihätigkeit der Kirche ift wefentlich Erziehung zum
perlönlichen, auf das Gnadenverhältnifs Gottes zur Menfch-
lh in welches die Kinder durch die Taufe aufgenom-
d dnd' bufsfertig ur]d dankbar eingehenden Glauben
Iri 1Ü1 das Gnadenmittel des Wortes. Die Bafis der
archhchen Erziehung bildet die Taufe, das Ziel die Con-
i-rnianon, die Einführung in die bekennende, gottesdienft-
c"e Gemeinde zu bewufster Gliedfchaft und Mitarbeit.
er Unterricht ift nicht Zweck, fondern Mittel zum Zweck,
£utgabe, Stoff und Methode find nicht etwa blofs durch
Padagogifche und didaktifche Rücklichten, fondern durch
en Praktifch-kirchlichen Zweck zu beftimmen: ,das Amt,
elches der Katechet ausrichtet, trägt er als Diener der
fi '7" . cue Kin<3er» an welche er fich gewiefen fieht,
•xn Glieder der Kirche; die Lehre, die er zu bringen hat,
das Bekenntnifs der Kirche, und was er mit feiner
^rbeit erzielen foll, ift der Ausbau der Kirche'; nicht
enfehliche, perfönliche Gedankenreihen hat er den Kin-
^efn zu vermitteln, wie etwa ein Lehrer der Weltweis-
eit> fondern durch das von ihm vertretene, der Kirche
^ngeftiftete Amt .übt die Kirche als Gemeinde der
laubigen ihre wefentliche Bethätigung mittels Wort und
, acjament auf Grund der ihr ein für alle Mal gegebenen
eiligen Schrift und im Einklang mit ihrem durch Erfahrung
gewonnenen Bekenntnifs'; das Amt hat das nach-
achfende Gefchlecht einzuführen ,in das centrale Be-
enntnifs der Kirche, welches zufammenfällt mit dem
"zeitlichen Inhalte der heiligen Schrift und welches
um Ausdruck kommt im gottesdienftlichen Leben der
£irche'. Den Stoff bildet der lutherifche Katechismus,
!e Heilsgefchichte, das Gefangbuch (beziehungsweife
'e Liturgie); für den erfteren wird ein Erklärungskate-
"ismus gefordert, der Unterricht in der Heilsgefchichte
"ent an ein biblifches Miftorienbuch, auf der höheren
i*«»fe an die Bibel felbft angefchloffen; bei der Lieder-

dafs die chriftliche Religion unter Conftantin eine erlaubte
und thatfächlich bevorzugte geworden fei, fallen
dagegen nicht ins Gewicht. S. 160 durfte neben Fulda
auch St. Gallen genannt werden; S. 161 wäre eine, wenn
noch fo kurze, Erklärung über den Begriff des ,Refpon-
forifchen' (Hypophonifch, Epiphonifch, Antiphonifch) fehr
erwünfeht angefichts der herrfchenden Unkenntnifs und
vielfach verbreiteten Anficht, als ob nur der antiphonifche
Gefang ,refponforifch' wäre. Endlich möchten wir in
einem fo compendiös gefafsten Buche, deffen Stärke und
Vorzug in der grundfätzlichen Entwickelung des pofitiv-
kirchlichen und praktifchen Standpunktes liegt, und das
fchon um der Raumbefchränkung willen eine grundfätz-
liche Auseinanderfetzung mit den anderen Standpunkten
in erfchöpfender und nach allen Seiten hin billig abwägender
Weife nicht zuläfst, die da und dort hervortretenden
polemifchen Spitzen lieber miffen; folche nützen
nichts, da fie, des Beweifes entbehrend, dem Gegner nicht
zum Bewufstfein bringen, dafs er im Unrecht ift; fie fcha-
den nur, da fie in dem Gegner das Gefühl hervorrufen,
dafs er falfch verftanden, aus feiner Anficht eine von
ihm nicht gewollte Confequenz gezogen fei. Das ift ja
die rechte Polemik, die an dem Aufbau ihrer Arbeit
erweift, dafs ihr Grund und Baurifs folid und echt ift;
tritt Polemik auf, fo darf fie es nicht in Form von apo-
diktifchen Urtheilen, fondern in ruhig fachlicher Auseinanderfetzung
, zu welcher ein fo compendiöfes Buch
den nöthigen Raum nicht bietet. Dafs der Verf. die betr.
Anficht durch feine Pofition ausfchliefst, darf er nicht
erft fagen, feine pofitive Darftellung beweift es durch fich
felbft. — Aus dem Angedeuteten erhellt, dafs der Verf.
bei dem Katecheten den völligen — jedenfalls den grundfätzlichen
Zufammenfchlufs der perfönlichen Ueberzeu-
gung mit dem centralen Bekenntnifs der Kirche und
dem — damit für den Verf. zufammenfallenden — einheitlichen
Inhalt der heiligen Schrift vorausfetzt und
fordert. Auf die Fragen derjenigen, für welche Bekenntnifs
und Theologie, Bekenntnifs und heilige Schrift nicht
mehr zufammenfallen, für welche insbefondere der alt-
teftamentliche Gefchichts-Unterricht durch die moderne
Kritik erfchwert ift, — befonders auf die Frage, wie für

Behandlung auf die wichtigften Momente im Leben der fie die Forderung der perfönlichen Wahrhaftigkeit mit

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^"che, Kirchengefchichte und Kirchenjahr Rückficht ge
n°rnmen. Für die Methode ift mafsgebend, dafs der kirchliche
Unterricht ein elementarer, die fpätere Weiterbildung
""rch die Predigt vorbereitender ift, fomit den letzteren
weder erfetzen noch vorwegnehmen foll. Vertiefung des
"iblifchen Gefchichts-Unterrichts und Vereinfachung des
Katechismus-Unterrichts durch Befreiung von allem den
Keifegrad der Katechumenen überfchätzenden Theologi-
'lrcn und weife Befchränkung auf die Sache felbft bildet
"he Lofung, denn nicht die Erzielung formaler Syftematik
jft es, was der Unterricht anzuftreben hat, fondern Be-
riedigung des religiöfen Lebensbedürfnifses, Befeftigung
"J dem Fundamentalen, Darbietung des dem einfachen
*rnriften Erreichbaren und Fafsbaren. — Den Inhalt des
"jjrch Bündigkeit, principielle Schärfe und Klarheit der
uarftellung fich auszeichnenden Buches im Einzelnen
Wiederzugeben, verbietet der befchränkte Raum einer
Anzeige. Die Katecheten aller Standpunkte werden eine
" ülle von Anregung empfangen und durch gefunde und
""chterne Darlegungen, wie fie beifpielsweife S. 163 und
■*°4 über die Aufgabe des Confirmanden- Unterrichts,
K 158 über die Behandlung des Kirchenliedes, S. 173 ff.
ü°er die katechetifche Perfönlichkeit geben, nicht blofs
Vmpathifch berührt, fondern in dem Verfahren, auf
Reiches fie — oft im Gegenfatz zu der mitgebrachten
Jheorie — die praktifche Erfahrung hingeführt hat und
|" dem fie anfänglich etwas wie ein Herabfteigen vom
deal empfunden haben, ganz wefentlich beftärkt und
eruhigt fühlen. Kleinigkeiten, wie dafs die Kirche unter
W°pftantin ,Staatskirche' geworden (was fie erft mitTheo-
°fius eigentlich wurde), während beffer zu fagen wäre,

der Pflicht der ftrengen Pietät gegen Bekenntnifs und
Erfahrung der Kirche im einzelnen Fall zu vereinigen
fei, alfo auf Fragen, wie fie z. B. R. Schmid in der
Brochure ,Der altteft. Relig.-Unterricht' behandelt, giebt
das Buch naturgemäfs keine Antwort; fie wäre vielleicht
zwifchen ^ 39 und 40 einzufchieben, wofern der Verf.
nicht von vornherein folche junge Theologen, welche
z. B. ihre wiffenfehaftliche Anficht von der hl. Schrift
und hl. Gefchichte nicht mit dem § 32—34 Vorgetragenen
vereinigen können, vom Lehramt in der Kirche aus-
gefchloffen wiffen will. Ein Wort über Recht und Pflicht
des Zurücktretenlaffens der Theologumena hinter den
Sachen im Intereffe der Pietät—und über die Grenze
diefes Rechtes und diefer Pflicht im Intereffe der Wahrhaftigkeit
wäre gerade aus fo berufenem Munde hoch
erwünfeht.

Friedberg. H. A. Köftlin.

Falcke, Sem.-Lehr. Aug., Einheitliche Präparationen für den
gesamten Religions-Unterricht in 7 Teilen. 1. Bd. 22 Bi-
blifche Gefchichten für die Unterftufe. Bearb. v. A.
Falckeu.Frz. Falcke. (MitLehrbeifpielen.) Hallea/S.,
H. Schroedel, 1890. (XVI, 175 S. 8.) M. 1.60; geb.
M. 2.—

Wer die Aufgaben der Volksfchule, die Schwierigkeiten
des Kindergottesdienft.es oder die Poefie der Kin-
derftube kennt, wird dem Verf. für dies geradezu mufter-
hafte Bändchen dankbar fein. Es enthält gründlich
durchgearbeitete und einheitlich durchgeführte Präpara-