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Ausgabe:

1890

Spalte:

265-266

Autor/Hrsg.:

Meyer, F. B.

Titel/Untertitel:

Elias und das Geheimnis seiner Macht 1890

Rezensent:

Löber, Richard

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Seite 1

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266

hebt es mit Recht als einen grofsartigen Charakterzug
Luther's hervor, dafs er an der Wahrheit des von ihm
verkündeten Evangeliums nicht einen Augenblick zwei-
!e"e, als die, welche nun nicht mehr von den alten unguteren
Motiven zu fcheinbarer Liebesthätigkeit beftimmt
Wurden, forthin authörten, die einlt fo reichlich dargebotenen
.Liebeswerke' zu vollbringen. Luther hielt trotzdem
daran feft, dafs aus dem rechten Glauben auch das
rechte Leben erwachfen werde. Dem entfprechend weift
p- Uhlhorn darauf hin, dafs die Völker, welche das von
Luther gepredigte Evangelium annahmen, in der That
auf eine höhere Stufe des fittlichen Lebens erhoben
Wurden. In diefem Zufammenhang wird auch mit Recht
daran erinnert, dafs jene Orthodoxen, welche fpäter jenen
vjuell des echten Chriftenlebens gegen drohende Corrup-
b°n mit fpinofen Beftimmungen fchützten, ein hohes
Verdienlt lieh erwarben und überdies in fchwierigen
-eitverhältnifsen eine unermüdliche, planvolle und frucht-

diefer grofsartige Mann fchöpfte aus Quellen, die auch
dem geringften Gotteskinde zugänglich find. ,Er war
ein Menfch gleich wie wir; als er durch Mangel an
Glauben von den Quellen feiner Kraft abgefchnitten
wurde, zeigte er mehr feige Verzagtheit, als die meiften
Menfchen es gethan haben würden; wenn der natürliche
Boden feines Herzens fich zeigt, ift er nicht reicher, als
der anderer Menfchen'.

Der Verf. giebt uns von Elia ein überaus lebendiges
Bild, indem er die in der Schrift gegebenen Andeutungen
mit kunftgeübter Hand zu einem grofsartigen Ganzen
verbindet; ungewöhnlich reiche Glaubenserfahrung, tiefe
pfychologifche Einficht, umfaffendes archäologifches
hiitorifches und topographifches Willen greifen harmo-
nifch ineinander ohne lieh hervorzudrängen. Ja die Kunft
des Verf.'s befteht darin, den gelehrten Apparat zu verbergen
, damit Elia felber auf uns wirke. Nirgends ift
etwas zu finden von jenen dürftigen, abgedrofehenen

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Dare Liebesthätigkeit übten indem fie diefelbe, wie wir < Reflexionen, die mit dem Bibelwort nur fcheinbar zu

Namentlich aus den trefflichen Kaftenordnungen erfehen,
dem kirchlichen Gemeinwefen entfprechend organifirten.

D. Uhlhorn giebt uns mit umfaffender Sachkenntnifs,
Wohlthuender Gerechtigkeit und tiefeindringender Kritik
eine Gefchichte der Liebesthätigkeit, wie fie im Pietismus,
m der nachreformatorifchen römifchen Kirche, in der

fammenhängen und es zu unfruchtbarem Gedankenfpiel
mifsbrauchen. Die Sprache des Verf.'s ift männlich,
kraftvoll, gedrungen und von dramatifcher, bilderreicher
Bewegung, ohne dafs irgendwo breit ausgemalte Bilder
an die Stelle der Gedanken treten. Auf jeder Seite
des Buches empfangen wir mannigfache Förderung der

Zeit der Aufklärung und endlich im Jahrhundert der Erkenntnifs und des lebensmuthigen, weltüberwindenden
inneren Million fleh darfteilt; mit kunftlerifch plaftifcher , Glaubens.

Verarbeitung und Gruppirung eines überreichen Mate- Der Verf. hat feine Schrift in viele Capitel eingetheilt,

"als wird uns eine Fülle von Anfchauungen dargeboten, j deren orientirende Ueberfchriften uns jedesmal die innere
die nur durch einen Kirchenhiftoriker erften Ranges uns und äufsere Situation fofort klar erkennen laffen. Durch

vermittelt werden konnten. Wir verliehen nun erft recht
d'e oft ohne Verftändnifs nachgefprochene Rede, dafs
die chriftliche Liebesthätigkeit je nach den auf einander

diefe Capitel wird aber das aus dem Ganzen herausgearbeitete
Charakterbild des Propheten nicht zerftückelt;
vielmehr werden wir dadurch befähigt, den überreichen

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Lügenden verfchiedenen Geftalten der Noth die Art ihrer 1 Inhalt des Buches, der uns fonft uberfluthen wurde,
Arbeit gewechfelt, neue Wege gefucht, den Kampf in fruchtbar zu verwerthen.
Verfchiedener Weife geführt hat. Wir werden endlich in
der Hoffung geftärkt, dafs der durch die Liebe wirkfame
Glaube bei dem bereits beginnenden Zufammenbruch des
gegenwärtigen Culturbeftandes, denen, welche befonders
darunter leiden, trottend und helfend zur Seite flehen
Ur»d an feinem Theil das fich emporringende beffere Neue
vorbereiten werde.

Dresden. Löber.

Dresden. Löber.

Hunzinger, Paft. Ludw., Bilderbuch zur dritten Bitte. Bremen
, C. Ed. Müller, 1889. (VIII, 143 S. 8.) M. t. 80;
geb. M. 2. 80.

Der Verf. will zunächfl uns zeigen, .was eigentlich
der Wille Gottes ift'. Die Frage, ,wie Gottes Wille in
der Welt gefchehen füll und wirklich gefchieht', ver-
fpricht er uns fpäter zu beantworten. Da aber diefe
beiden Fragen fich nicht trennen laffen, fo kann auch
jene erfte Frage hier nicht zur Erledigung kommen.
Vielmehr giebt uns der Verfaffer aus den ihm zugänglichen
Gebieten eine Menge unverbundener, oft mit

Meyer, Paft. F. B., Elias und das Geheimnis seiner Macht.

Ankflam, Schmidt, 1889. (IV, 164 S. gr. 8.) M. 2. 40;
geb. M. 3. —

Da im Reiche Gottes die vom heil. Geift erfüllten
charaktervollen Perfönlichkeiten eine gröfsere Bedeutung breitem Pinfel colorirter Bilder, in denen der Wille
hab en, als allgemeine Lehren, denen der Pulsfchlag per- Gottes nicht fo ohne Weiteres zu erkennen ift. Nun
"anflehen Lebens fehlt, fo muffen wir dem Verf. dafür i fucht er zwar diefem Mangel fpäter abzuhelfen durch
dankbar fein, dafs er mit allen ihm zu Gebote flehenden ; eine weitausgefponnene, phantafiereiche Schilderung des
•"eichen Mitteln die hohe Geftalt des Elia uns vor Augen ; Lebens, welches die erften Menfchen in und aufser dem
"eilte. .Das Geheimnifs feiner Macht' beftand darin, Paradiefe geführt haben, ferner durch den Hinweis auf
dafs er unter einem willensfchwachen und verdorbenen ' den anderen Adam, der gegen die Macht der Finfternifs
Gefchlecht lieh ganz in den Willen Gottes barg, dafs er j im Willen Gottes fich behauptete und den Eintritt in
u"i den Herrn und fein Reich, nicht um feine perfön- das Paradies der Vollendung uns verbürgte; aber der
hchen Angelegenheiten eiferte und dafs dem fowohl fein j Verfaffer wird felbft kaum in Abrede ftellen, dafs die
Beten als fein Handeln entfprach. f von ihm aufgeworfene fchwierige Frage durch ein ,Bil-

Der Gott des Heils, in deffen Dienft Elia ftand, ift 1 derbuch' nicht genügend beantwortet werden k

derfelbe, deffen Zorn, Liebe und unbefchränkte Macht
{päter noch völliger zu Tage getreten ift, als in Elia's
Zeiten und der dem entfprechend auch jetzt den Charakter
feiner Knechte bildet. Die Art des Eifers be-

ann.

Dresden. Lob

er.

Bahnsen, Pred. Wilh., Das Christenthum der Berqprediqt.

"immte fich in F.ha nur infofern anders, als das Reich T„ dJjj * j ,J . „ .. *™ ^ZjtZVS?
Gottes damals noch ein äufserliches, religiösgefärbtes i In Pred'gten dargelegt. Berlin, H. Peters, 1888. (VIII,
Weltreich war und daher auch wie andere Reiche mit 242 S." ST- M. 3. —

äufseren Machtmitteln erhalten werden mufste. Letz- Der Titel vorliegender aus 2q Predigten beftehender

leren Punkt hat der Verfaffer nicht genügend hervorge.
"oben. Elia wird auch in der neuteftamentlichen Schrift
wiederholt als ein erreichbares Vorbild aufgeftellt. Denn

Sammlung hat etwas Irrefuhrendes: will Bahnfen ,das
Chnftenthum der Bergpredigt' darlegen? Das wäre Aufgabe
eines hiftorifchen Werkes. Oder will er predigen?