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Ausgabe:

1890 Nr. 10

Spalte:

254-256

Autor/Hrsg.:

Dräseke, Johs.

Titel/Untertitel:

Gesammelte patristische Untersuchungen 1890

Rezensent:

Krüger, Gustav

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253 Theologifche Literaturzeitung. 1890. Nr. 10. 254

Berlin. A. Harnack.

ift ai".ben:en dargelegt habe (S. VIII). Der Brief i welchen Bedin gungen lie eeftanden hat auf ,.„.i~u r»
'S 'Sn,ftlfch im S«. aber paläftinenfifch in der Lehre' > folge fie rechnen durfte u. f. w. - dlefe Rärtfelfra

können, wenn fie überhaupt lösbar find, nur auf Grund
_J^efsen. E. Schürer. genaueften Kenntnifs der erflen Epoche gelöft werden.

Dle|s, Herrn., Sibyllinische Blätter. Berlin, G. Reimer, 1890.

H58 S. 8.) M. 2. 80.
J3|- ^as werthvolle Ergebnifs der auf vorftehenden
Gef h-r"i n'edergelegten Studien betrifft nicht die jüdifche
daf -e. oder die Gefchichte der Kirche. Diels zeigt,
linif h*6' 'm Wunderbuch des Phlegon erhaltene fibyl-
finr|C r ^ra^e' nicht Erdichtungen aus der Kaiferzeit
Uir* !ondern echte Sibyllenverfe, d. h. folche, die zu

Dräseke, Gymn.-Oberlehr. Dr. Johs., Gesammelte patri-
stische Untersuchungen. Altona, Reher, 1889. (XV,
247 S. gr. 8.) M. 5.-
Der Verfaffer diefer Abhandlungen gehört zu denjenigen
, denen man in unferen hiftorifch-theologifchen
Zeitfchriften fehr häufig begegnet, und man wird kaum

den' ^°flldern echte Sibyllenverfe, d. h. lolc

Decem? 3U.f dem CaPito1 aufbewahrten und von den 1 einen der letzten Jahrgang?"deer'Zeitfchr rvi(T "ti
&™ eingefehenen librifatales gehört haben. Diefer oder der Jahrbb. f. prot. fheol oder der' %2£i Th?° -
STh x- mit Evidenz geführt. Kaum minder evident "'

zuf f Nachweis, dafs die beiden Orakel — fie umfaffen
ftamminen ^° Hexameter — aus den Jahren 207 und 200
von Und entweder von Fabius Pictor felbft oder
U einem griechifch gebildeten Collegen desfelben, einem
diefernV-rn' herrühren. Die Unterfuchungen, welche zu
fa fm Ergebnifse geführt haben, verdienen die Aufmerk-
I,,keit aller Liebhaber der Gefchichte und vor Allem

V,U.W j------- .. r----

tiken, der Zeitfchr. i. Kirchengefch., ja fogar der Zeitfchr.
f. kirchl. Wiffenfch. u. k. Leben in die Hand nehmen, ohne
darin einen oder mehrere Auffätze Dräfeke's zu finden.
Man wird aber auch kaum einen weglegen, ohne fein
Wiffen an einem mehr oder weniger wefentlichen Punkt
bereichert zu fehen. Meift flehen D.'s Arbeiten in näherem
oder entfernterem Zufammenhang mit dem apollinarifti-
-'"vcii aner i^ieo fchen Schriftthum, um deffen Aufdeckung und Durchforsch
der Kirchenhiftoriker. Erftlich find fie ausgezeich- : fchung er fich wirkliche Verdienfte erworben hat; doch
"pj durch eine Präcifion der Methode, die fie auf die macht er von hier aus auch Streifzüge in benachbarte
Göhe einer kritifchen Mufterleiftung erhebt. Je feltener Gebiete, und auch die Literatur der byzantinifchen Zeit
nian dergleichen zu lefen bekommt, um fo genufsreicher ift ihm nicht fremd geblieben. Dafs manchmal ein weniger
'"- die Leetüre. Zweitens enthalten fie eine Pulle von j bedeutender Auffatz mit unterläuft, wird man dem fleifsigen
antiquarifchem'Material, welches auch für die Kirchen- ! Forfcher nicht verübeln, eher fchon, dafs ihn die Luft
SHchichte von Werth ift. Da der Verfaffer fich zur Be- | an der Production verhindert, feine Auffätze knapp zu
"■mmung der Orakel lediglich auf innere Gründe ange- . faffen; fie find oft fehr in die Länge gezogen, und erliefen
fah, fo mufste er an vielen Stellen weit ausgreifen müden dadurch den Lefer. Auch finden fich halbe Seiten
u"d Abfchnitte der griechifch - römifchen Religionsge- 1 lange Citate aus anderen Autoren überall eingeftreut.
jehichte erörtern. Er mufste die Eigenart des cultifchen Die fechs Abhandlungen, die Dräfeke den Fachge-

G'tuals darlegen und zeigen, dafs die Orakel fchon des- : noffen diesmal bietet, find fämmtlich fchon früher erfchienen
J}alb nicht Erdichtungen aus dem 3. Jahrhundert unferer | und zum Theil mit Verbeffcrungen und Erweiterungen
f.e'trech nung fein können, weil man damals in gelehrten verfehen worden; der urfprünglicheStandort des betreffen-
Greifen weder die Kenntnifs des Rituals, noch die nüch- den Auffatzes hätte der bequemeren Vergleichung wegen
wrne Unbefangenheit der Darfteilung gehabt hat. Die leicht beigegeben werden können. Die Auswahl ift ge-
zahlreichen kleinen Excurfe, die fich bei diefen Unter- fchickt, denn die behandelten Themata find intereffant und
Heilungen nöthig machten, find von befonderem Werthe. ' die Refultate bieten Neues. Weitfchweifigkeit ift doch nicht
"«Twiefen fei auf S. 40—42 (über die 3 Zahl, 9 Zahl, vermieden worden, z.B. in dem Auffatz über Dionyfios. Bei
?7 Zahl), S. 46 (über thesaurus und stips), S. 51 (über die j erneuter Veröffentlichung hätte dafür geforgt werden dür-
JHkränzung), S. 69 (über die Subftitution bei der Ent- fen. Sachlich möchten wir aber dem Gebotenen faft unein-
Hhnung, Wolle und Blut; vgl. ep. Barn. 7), S. 70 (über ; gefchränktes Lob zollen. Die erfte Abhandlung, welche
Hankopfer) u. A. Drittens hat Diels durch die Unter- ' eine Schrift gegen die Manichäer, die Lagarde fchon 1858
Hebung fowohl als durch das Ergebnifs die Sibyllen- aus des Titus Boftrenus antimanichäifchem Werk ausge-
Hrfchung überhaupt in dankenswerther Weife gefördert, fchieden hat, dem Georgios von Laodicea zuzufchrei-
Her Abfchnitt über die akroftichifche Form der Orakel ben fucht, bewegt fich auf dem Gebiet des apagogifchen
CS. 25 ff.) ift der Glanzpunkt der Abhandlung. Was hier Beweifes. Soweit diefer ftringent ift, fcheint mir D.
, fgelegt ift (vgl. auch das über das Alter der akrofti- Recht zu haben. Aber der apagogifche Beweis ift ftets
^Hfchen Kunft und über die Gefchichte des Akroftichs Ge- gefährlich, und man mufs davor warnen, vermittelft feiner
!agte), ift direct auch für die kritifche Unterfuchung der gewonnene Refultate für ficher zu halten. In den ,Nach-
Jüdifch-chriftlichen Sibyllinen von Wichtigkeit, nicht min- richten' der Zeitfchr. f. K.-G. X, S. 163 unter Nr. 12
de>" das im 6. und 7. Abfchnitt über die metrifche und habe ich darauf aufmerkfam gemacht, dafs der von
"Prachliche Form der Orakel Ausgeführte. Der Verf. i Reitzenftein befchriebene Cod. Vat. Graec. 2210 eine
Hlbft ftreift hier mehr als einmal die jüdifchen Sibyllen | Schrift l'euQylov (.lovayav xai noeoßvtdgov ht tun MfflOr
Und geht namentlich auf die bekannte Stelle Cohortat. , lutwv tÜv jtQos'Eniyuviov negi atgtosiur enthält. Sollte
37 näher ein. Das Flrgebnifs der fprachlichen und me- mit diefer etwa das von D. behandelte Werkchen in Be-
G'fchen Unterfuchung ift den behandelten Orakeln nicht ziehung flehen, und wie verhält fich dazu die Frage nach
ghnftig; aDer >nirgends tritt noch die barbarifche Roh- dem Verfaffer? Beiläufig, die Bemerkung S. 3 gegen
neit der jüdifchen Sibyllinen hervor'. Die Orakel find H. Schmidt ift fehr treffend. Diefe Art, Refultate an-
7~ im Gegenfatz zu den meiden jüdifch-chriftlichen Si- derer, trotzdem man fie anerkennt, nicht für die eigene
byllinen — fehr fchwer zu verliehen; aber eben darin Arbeit zu verwenden, fondern im alten Schlendrian zu
?e,gt fich auch ein Merkmal der Echtheit. Schliefslich verharren, verdient eine Kennzeichnung. — Der Auffatz

U&t fich auch ein »

del n°C^ au^ den ,* und 9' Abfchnitt verwiefen. Sie han-
H u. A. von der Gefchichte der Verfertigung der
fj c'lten< fibyllinifchen Orakel, ihrer Reception, der Mög-
&n h* 'nrer ^er°ffentlichung u. f. w., kurz von Fragen,

denen Niemand vorübergehen darf, der fich mit der
bef ,ten Epoche der Sibylliltik, der jüdifch-chriftlichen,

chäftigt. Wie es zu einer folchen gekommen ift, unter

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über ,Dionyfios von Rhinokolura' nimmt zunächft
lebhaft Partei fürHipler's Dionyfios-Forfchungen. Vor
Allem werden die leichtfertigen Unterftellungen von Fofs
zurückgewiefen. D. tritt (voll dafür ein, dafs keine der
Dionyfios-Schriften bewufste Fälfciuing ift. Sogar der
Ueberfchrift des 10. Briefes ,An den Theologen Johannes,
den Apoftel und Evangeliften in feiner Verbannung auf