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Ausgabe:

1890

Spalte:

250-253

Autor/Hrsg.:

Westcott, Brook Foss

Titel/Untertitel:

The Epistle to the Hebrews: The greek text with notes and essays 1890

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinriclis'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

10. 17. Mai 1890. 15. Jahrgang.

^'?esi Les resultats de l'exegese biblique
(Siegfried).

g .e";t c o 11, The Epistle to the Hebrews (Schürer).
'e|s Sibylünifche Blätter (Harnack).
ra'eke, Gefammelte patriftifche Unter-
ruchungen (Krüger).

"ell»s, Die Einführung der Reformation in
Dresden (Kawerau).

Wilkens, Gefchichte des fpanifchen Proteftan-
tismus im 16. Jahrhundert (Kawerau).

Tietzen, Zinzendorf (Eck).

Uhlhorn, Die chriftliche Liebesthätigkeit, 3. Bd.
Seit der Reformation (Loeber).

Meyer, Elias und das Geheimnifs feiner Macht
(Loeber).

Hunzinger, Bilderbuch zur dritten Bitte
(Loeber).

Bahnfen, Das Chriflenthum der Bergpredigt,
in Predigten dargelegt (Baffermann).

Mittag, Liturgifche Mufterblätter für Altargewänder
evangelifcher Kirchen (Koftlin).

Vp

epnes, Dir. adjoint Maurice, Les resultats de l'exegese I aber an inneren Schwierigkeiten leidet, über die der Verf.
biblique. L'histoire, la religion, la litterature. Paris, nur gefchickt hinweg zu leiten weifs, ohne fie wirklich
Leroux, 1890. (VIII, 231 S. 8.)

Das vorliegende Werk wendet fich nicht gegen die
xegefe, wie man in Deutfchland den Titel verftehen
^'ürde, fondern gegen die bisherige Kritik des A. T.'s
nd zwar gegen die traditionelle fowohl wie gegen die
Moderne, welcher befonders der Vorwurf gemacht wird,
afs fie ebenfalls von den traditionellen Angaben ausgegangen
fei und fich darauf befchränkt habe, diefelben zu
Verbeffern, einzufchränken, umzugeftalten, anftatt die
ganz unbrauchbare Bafis der Ueberlieferung überhaupt
Zu verlaffen. Die richtige Methode müffe von dem Zeit-
Punkt einer fpürbaren Einwirkung der Literaturerfchei-
nungen ausgehen; nur von da aus laffe fich die Zeit der
pbfaffung der letzteren ermitteln. Da nun z. B. der Penta-
;eüch als wirklich anerkanntes Gefetzbuch der Juden erfl
lm 3- Jahrhundert erfcheine, fo könne fein Abfchlufs nicht
*ruher als 200 v. Chr. angefetzt werden. In derfelben
^yrife wird vom Verf. bei den übrigen Schriften des
^anon der Nachweis geführt, dafs die hiftorifchen Grundlagen
derfelben, insbefondere auch ihre religiöfen Grundgedanken
die Zuftände der nachexilifchen Zeit voraussetzen
, und das Refultat ift alfo dasfelbe, welches der Verf.
'n feinem precis cThistoire juive gefolgert hat (vgl. Nr. 4
ues laufenden Jahrgangs diefer Zeitung), dafs die biblifche
j-iteratur ein Erzeugniss der jüdifchen Schulen des 4—2.
JU-'s v. Chr. fei. Es fei alfo unmöglich, wie bisher verfucht,
eine chronologifch geordnete Literaturgefchichte zu
'ehreiben, da eben alle Literaturgattungen —■ und Pro-
uuete im Wefentlichen als gleichzeitige nebeneinander
begen. Was man in der bisherigen Kritik als frühere
oder fpätere Quellenfchriften angefehen habe, feien eben
-Ur gleichzeitig ausgeführte Variationen desfelben Thema's,
denn das fei die Art der jüdifchen Schriftftellerei, diefelbe
bache in verfchiedenartigen Entwürfen zu behandeln,
w,e z. B. fich 3 bis 4 Darftellungen fänden über die Art
Und Gelegenheit, bei welcher der Bundesfchlufs Jahwe's
gjt Israel zu Stande gekommen fei. Im Allgemeinen
Jafst alfo der Verf. Kanonbildung und literarifche Produc-
hc-n f0 ziemlich zufammenfallen, ohne deshalb gänzlich
Zu leugnen, dafs die letztere in manchen Beziehungen fich
an alte Quellen anfchlofs (S. 207 f.). In folchen Fällen

rühre blofs le cadre theologique von den Schriftftellern her.
En den meiften Fällen aber, fo z. B. in allem was die Geschichte
Israels vorSaul betrifft, haben wir mit fehr feltenen
^usnahmen nicht tradition, fondern creation. Der Verf.
juhrt diefe Grundfätze in 3 Hauptabfchnitten: Gefchichte,
Religion und Literatur des Näheren aus. Die Darftellung
'ft ungemein feffelnd und fpannend. Auch manches

zu heben, darauf haben wir fchon in der oben erwähnten
Befprechung feines früheren Werkes hingewiefen und
wollen wir hier nicht wiederholen.

Jena. C. Siegfried.

Westcott, Brooke Foss, D. D. D. C. L., Canon, Prof.,
The Epistle to the Hebrews: The greek text with notes
and essays. London, Macmillan and Co., 1889.
(LXXXIV, 504 S. gr. 8.) Sh. 14- —

Weftcott's Name ift in Deutfchland hauptfächlich
bekannt durch feine History of the Canon of the New
Testament (6. ed. 1889) und durch die in Verbindung
mit Hort veranftaltete Ausgabe des Neuen Teftamentes,
durch welche diefe beiden Gelehrten fich für immer einen
Ehrenplatz in der Gefchichte der neuteftamentlichen Textkritik
gefichert haben. Auf exegetifchem Gebiete verdanken
wir ihm einen Commentar zu den johanneifchen
Briefen {The Epistles of St. John, 2. ed. 1886, f. Theol.
Litztg. 1886, 270). Wer diefe Arbeiten kennt, dem
braucht nicht erft gefagt zu werden, dafs auch fein
,Commentar zum Hebräerbrief' eine Frucht felbftändiger
und gründlichfter Gelehrfamkeit ift, die,auch in Deutfchland
nicht unbeachtet bleiben darf.

Die äufsere Einrichtung ift diefelbe wie z. B. in
Lightfoot's Commentaren, unterfcheidet fich alfo von
der in Deutfchland üblichen. Der griechifche Text ift
vollftändig abgedruckt, und zwar fo, dafs auf jeder Seite
oben ein paar Zeilen des griechifchen Textes flehen
und darunter in Form von Anmerkungen die Erklärung.
Diefe an fich und bei kürzeren Anmerkungen fehr zweck-
mäfsige Einrichtung verliert freilich an praktifchem Werth,
wenn der Commentar fo umfangreich ift wie hier: man
verliert die Ueberficht über den griechifchen Text, weil
fich oft ein Satz über vier, fünf Seiten hinzieht. Die
Form der Erklärung ift nicht reproducirend, fondern
gloffatorifch. Zu jedem der Erläuterung bedürftigen
Wort wird das exegetifche Material in reicher Fülle mit-
getheilt. Dabei wird aber doch der Blick auf den Zusammenhang
feftgehalten: in fehr zweckmäfsiger Weife
werden Inhaltsüberfichten und Dispofitionen gegeben.
Bei der Erklärung werden abweichende Anflehten anderer
Exegeten fo gut wie gar nicht erwähnt. Nur ganz
feiten begegnet man einem modernen Namen, und faft
nur da, wo es fich um fachliche Erläuterung einzelner
Punkte handelt, welche in anderen Werken eingehender
erörtert find. Ift gegen diefe Befreiung des Commentars
von der oft fehr unerfreulichen Gefchichte der Exegefe

aufserordentlich Treffende findet fich darin. Wie fehr fie | auch nichts einzuwenden, fo wäre es doch wünfehens
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