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Ausgabe:

1890 Nr. 1

Spalte:

6-7

Autor/Hrsg.:

Plehwe, Rud.

Titel/Untertitel:

Die Christenverfolgungen der ersten drei Jahrhunderte 1890

Rezensent:

Neumann, Karl Johannes

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Theologifche Literaturzeitung. 1890. Nr. t.

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ziemlich unkritifch. Theodotion foll 5, 9 ippnb rolg aufser Stande. Zum Schlufs noch einige Einzelheiten:
uy.gtjictZouivoig überfetzt haben. Dagegen wird EPppiflE 3, 2 war nSH vor mn bei S ausgefallen oder es ift in
14" dy.gtdaazai Aquila, ippn 15 dygißeiat Symmachus M Dittographie für diefes; 3, 22 las S KS»*); 3, 28 ift
zugefchrieben. Offenbar ift hier immer derfelbe Ueber- in für 1BT1 zu lefen. 8, 18 darf zur Erklärung von S
fetzer thätig, welcher 16 23 T*H durch «y.gißnlnyiai nicht die fehr zweifelhafte Eorm HCV.il Chr.17, 17 heran-
y.agdiag (angeblich Aq.) wiedergiebt und auch oben für gezogen werden, fondern ift Big wg hiioicona zu lefen =
ppn ftets ipn gefehen hat. Dann fucht Verf. das aus M; 9,28 XÜpf, S Yia?; 16, 29 S msri, in M ausgefallen
der Hexapla in die Codd. A und B eingedrungene Ma- vor in«. 18, 7 tieict Zvoiecs (alfo D"1S5) ift nicht Sym-
terial nachzuweifen, doppelte Ueberfetzungen und grie- machus, fondern die echte LXX cf. Budde, Z. f. A. W
chifche Verderbnifse in den Handfchriften aufzuzeigen 1888 S. 287; 20, 45 IpirrPI, S rnH; 21, 14 VTjf>S Wl
und das Verhaltnifs von A und B zum urfprünglichen 3, 19 urfprünglich wohl uvägit'a zwv; als dies in civdgdjr
Text näher zu beftimmen. Doch erfahren wir fchliefslich verdorben war (wie 16 52 53 etc.), corrigirte man meift
aus diefen fleifsigen (übrigens unvollftändigen) Zufammen- ' (wie B) ylvnxiöv, zum Theil auch ilduAM* (wie 54 75
ftellungen nicht mehr als wir fchon wufsten, dafs bald j Theodoret). 3, 16 ift ajnitaiafi in B eingedrungen, ur-
A, bald B vorzuziehen ift; klare Grundfätze, nach denen j fprünglich ift dpa/dg (16 52 53 etc.). Diefer Vorgang

fich das Urtheil normiren kann, bietet der Verf. nicht dar.
Wenn er Parfons'Apparat gründlicher durchforfcht hätte,
würde er noch viel werthvolles Material gefunden und
unzweifelhaft mehr zur Aufhellung des hier fo dunklen

wiederholt fich häufig. Beachtenswerth ift auch, dafs
18, 7 xnig ittolg ldgd/i(-i giag) nur in den HH. 15 64
18 128 und in 54 59 75 82 fehlt, was doch wohl ein
Zeichen für fyrifche Herkunft derfelben ift.

Thatbeftandes beigetragen haben. Befonders hätte es Druckfehler find ziemlich zahlreich, aber für den

fich verlohnt, die Lucianeifchen HH. 54 75, deren Text 1 Sachkenner meift nicht ftörend. S. 49 Z. 7 f. 26 L 2,
im Buch der Ri. Theodoret las und die hier von 108 6. S. 56 Z. 5 1. S. 62 Z. 7 L *trO}, S. 72 Z. 1

nicht feiten abweichen, genauer zu beachten. Wenn der v. u. liEX. Die Capitelzahlen hätten, um dem Benutzer
Verf. meint, die Handfchriften bei Parfons feien bereits i unnütze Arbeit zu erfparen, im Druck deutlicher hervor-
in Claffen getheilt und ihr Verhaltnifs zu einander feft- i treten oder ftets wiederholt werden müffen. Das Latein
geftellt, fo ift das leider nicht richtig. Anfänge find 1 ift nicht gerade correct, zeichnet fich aber vor dem man-
dazu wohl gemacht, nachdem Lagarde, deffen Verdienfte i eher anderen Differtation durch Verftändlichkeit aus. Doch
vom Verf. gebührend anerkannt werden, den Weg ge- I wäre zu wünfehen, dafs Schnitzer wie legendo capitis
zeigt hat. Dem Verf., der fonft fich eine gute Kenntnifs cuiusdäm S. 48 und in legendo illins textus S. 57 vor dem
der einfehlägigen Literatur erworben hat, ift leider mein Druck ausgemerzt wären. Das auf der Rückfeite ftehende
kleiner Auffatz ,zur Textkritik d. B. Jof. und d. B. d. Impressit de Aug. Pries wird ohnehin jeder billig Denkende
Richter' Z. f. A.W. 1881 S. 97 entgangen, ebenfo Budde's als geiftiges Eigenthum des Setzers anfehen.
wichtiger Auffatz .Richter und Jofua' ebendafelbft 1887 Bielefeld. Joh. Hollenberg.

S. 91, Budde s Anzeige von Bertheau s Lomm. lh. L.-Z. | ' &

1884 Sp. 209, fowie Kittel's Gefch. d. Hebr. S. 239 ff. :

Diefe Arbeiten würden ihn bei der Würdigung der Plehwe, Realgymn. - Oberlehr. Rud., Die Christenverfol-
LXX-Lesarten vielfach gefördert haben. Fehler der Ab- gungen der ersten 3 Jahrhunderte, nach äufserer Veran-
fchreiber zeigen fich viel häufiger als nach S. 33—38 j laffung und gefchichtlichem Verlaufe gefchildert. Eine
fcheint. Ich nenne nur: 9, yj'y.lavae für ixaksoe, 14, 8 | Studie 2 Aufl Kerlj Nitfchke & Loechner, 1889.
aznuaxt f. nzcoueezt, 15, 18 tvioöiooag B, erooxijffaü A, t. | (- c o y
av i'dojxag, 16,4 ev aloiogry. f. ev vaakawgrpc. W ä- gr- 01 iV1- 2°-

Im 2. Theile (S. 43—79) befpricht der Verf. die Die Anzeige diefer Schrift würde Ref. wohl nicht

Methode des Ueberfetzers, Weglaffungen, Zufätze, andere übernommen haben, wenn er ihre Befchaffenheit gekannt
Vocalifation. Verwechfelung von Buchftaben, die Form hätte; denn es ift keine leichte Sache, fagen zu müffen,
der Eigennamen, den Stil. Hier zeigt er fich überall gut dafs jahrzehntelange Arbeit keine Frucht getragen hat.

unterrichtet und macht neben der Sammlung von Anfich
ten anderer auch viele gute felbftändige Bemerkungen.
Sein Urtheil ift allerdings oft fehr zurückhaltend. Er
fcheint fogar nach der Ueberfchrift von Cap. 14 (de dis-
crepantiis mde exortis quod literas inter se affines commu-
tavent inteifres) werthvolle Lesarten auf Irrthum des

Im Jahre 1860 hat eine Predigt über die damalige Nieder-
metzelung fyrifcher Chriften dem Verf. die Anregung zu
Unterfuchungen über die Chriftenverfolgungen des Alterthums
geboten; feine 1865 begonnenen Arbeiten haben
zu diefer Schrift geführt, deren erfte Auflage dem Ref.
aber nicht bekannt geworden ift.

Ueberfetzers zurückzuführen. In der Ausführung zeigt ! Von den Quellen befitzt der Verf. nur die allerdürf-
fich dann freilich eine höhere Schätzung einzelner Les- , tigfte und von der neueren Literatur fo gut wie gar keine
arten, als die Ueberfchrift ahnen läfst. Bei der Angabe Kenntnifs. Und mit dem Pofener Büchermangel follte er

des Mehr und Minder fammelt er zuerft omissiones, quas
non magni pretii habemus und voces, quae facile addi
poterant, alfo das Minderwerthige, ehe er die wichtigen

fich doch nicht cntfchuldigen; denn die Breslauer Bibliothek
leiht auf das Liberalftc aus, und die Pofener Buchhändler
find doch im Stande, Bücher wie Overbeck's

Abweichungen einzeln befpricht. Aber diefe Unter- i Studien zur Gefchichte der alten Kirche, Aube's Histoire
fcheidung ift bei textkritifchen Unterfuchungen fehr j des persecutions, Härtel s Cyprian, Zahn's Ignatius zu bewenig
angebracht; manches, was auf den erften Blick fchaffen. Für einen Gefchichtfchreiber der Chriftenver

unwichtig fcheint, kann doch grofse kritifche Bedeut
ung haben. Alle diefe fleifsigen Sammlungen find
übrigens nicht ganz vollftändig, fo dafs dem Exegeten
die eigene Durchforfchung der Ausgaben und des Par-
fons'fchen Apparates nicht erfpart bleibt. Zweckmäfsig
wäre es überhaupt, wenn die bei folchen Unterfuchungen
übliche Zerfplitterung des Stoffes in Capitcl (wie Ausladungen
, Zufätze etc.) künftig einem anderen Verfahren
Platz machte. Man würde beffer fämmtliche Abweichungen
nach der Reihenfolge des Textes aufzählen und
befprechen und dann die Ergebnifse in der Beurthcilung
kurz zufammenfaffen. Die Bemerkungen des Verf.'s über
me äthiopifche Ueberfetzung bin ich zu beurtheilen

folgungen empfiehlt es fich, das inartyrium Ignatii nicht
blofs aus Milner's Gefchichte der Kirche Chrifti und die
passio Perpetuae nicht nur aus Böhringer zu kennen.

Die Bekanntfchaft mit dem Stande der Forfchung
hätte den Verf. wohl von einer Veröffentlichung feiner
Arbeit abgehalten. Seine Auffaffung des traianifchen Re-
feriptes ift eben die, welche Overbeck doch wirklich ab-
gethan hat. Die Echtheit des hadrianifchen Refcriptes
an Minucius Fundanus hat der Verf. fchon darum nicht
bewiefen, weil er nicht weifs, dafs fie bezweifelt wird;
er hat nicht einmal feinen Inhalt richtig angegeben. Das
marcaurelifche Refcript über Volkserregung durch fcän-
führung einer neuen Religion ift ihm nicht bekannt; und