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Ausgabe:

1890 Nr. 8

Spalte:

204-205

Autor/Hrsg.:

Protestantische Revue, (Prot. Szemle)

Titel/Untertitel:

redigirt von Secretär B. Kennefey, 1. Jahrg. 1 - 2 Heft 1890

Rezensent:

Szlávik, ...

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203

Theologifche Literaturzeitung. 1890. Nr. 8.

204

vorbringen'. Das ift m. E. durch Brandt gefchehen, obwohl
zuzugeben ift, dafs es hier fchwerer als bei den
,Zufätzen' ift, eine allfeitig befriedigende pofitive Löfung
zu geben. Wenn fich Br. in feiner Beweisführung u. A.
darauf ftützt, die groben Schmeicheleien Conftantin's, die
die Anreden enthalten, feien Lactanz nicht zuzutrauen,
man mache fich zumeift auf Grund der mortes persecu-
torum von L. überhaupt ein falfches Bild, fo wird er
feine Behauptung, dafs die mortes Lactanz abzu-
fprechen find, gegen Ebert erft noch zu erweifen haben.
Er verfpricht, dies in einem dritten Auffatz thun zu wollen,
welcher ,das Leben des Lactantius und die Entftehungs-
verhältnifse feiner Profafchriften' behandeln wird. Der
Verfaffer der ,Anreden' ift nach Br. mit dem der ,Zu-
fätze' identifch. Abfaffungszeit die zweite Hälfte des 4.
Jahrh. Der Charakter der Reden weift fie in die Nach-
barfchaft der Panegyriken der Zeit, und auch das fpricht
für den Trierer Rhetor.

Ich kann die vielen einzelnen Beobachtungen Brandt's,
die mir zum Minderten das negative Refultat völlig ficher
zu ftellen Rheinen, hier nicht anführen und bemerke
nur noch, dafs in der Handausgabe des Lactanz von
Fritzfche (L. 1842. 1844) fowohl die ,Zufätze' wie die
,Anreden' bereits unter den Text verwiefen find, während
Buenemann (L. 1739) der fclchtheit zuneigt und befonders
J. G. Th. Muller, Quaestiones Lactantianae, Göttingen,
1875, fich für die Echtheit ausgefprochen hat.

Giefsen. Guftav Krüger.

Calvin, Jean, Institution de religion chretienne. Nouvelle
edition, soigneusement revue et corrigee sur l'edition
francaise de 1560, par Frank Baumgartner. Preface
de L. Durand, professeur. Geneve, 1888. [Leipzig,
A. Twietmeyer.] (VII, 754 S. gr. 8.) M. 10. —

Die von Herrn Frank Baumgartner beforgte Herausgabe
der Institutio Calvin's foll dem praktifchen Zweck
religiöfer Erbauung dienen und richtet fich deshalb nicht
zunächft an Theologen, fondern an ein gebildetes und
für religiöfe Dinge empfängliches und verftändnifsvolles
Laienpublicum. Der Herausgeber hat den Text der
letzten franzöfifchen Recenfion (1560) nach der grofsen
kritifchen Ausgabe des Corpus Reformator um [opera Cal-
vini III—IV) wiedergegeben. Die Ausftattung ilt elegant
und folid, der Druck correct. Die kurze Vorrede, durch
welche Prof. Durand die Ausgabe einleitet und empfiehlt,
orientirt den Lefer über die Entftehungsgefchichte des
calvinifchen Werkes. Ein Index der Citate und das
doppelte den fpäteren Ausgaben beigefügte Sachregifter
bilden den Abfchlufs des Buchs und erhöhen deffen
Brauchbarkeit. Die Thatfache, dafs das Werk bei Beroud,
dem bekannten Verleger zahlreicher Erbauungsfchriften
erfcheint, ift ein erfreuliches Zeichen des weitverbreiteten
Intereffes, auf welches Herausgeber und Verleger in den
Kreifen der Laienwelt zählen zu dürfen glauben. Auch
wird zur Weckung desfelben in der licole de Theologie
zu Genf, an welcher Herausgeber und Einleiter als Pro-
fefforen wirken, das Studium Calvin's mit Eifer und Erfolg
gepflegt. Laut des letzten Lectionsverzeichnifses
(1889—1890) werden die Studenten der beiden erften
Studienjahre in Calvin's Theologie genau eingetührt, und
müffen über Buch II und III der Institutio eine eigene
Prüfung beftehen. Mögen diefe Bemühungen nicht nur
die hiftorifche Kenntnifs des reformatorifchen Meifter-
werkes erweitern, fondern auch das religiöfe und dog-
matifche Verftändnifs der evangelifchen Lehre fördern
und vertiefen!

Strafsburg i. E. P. Lobftein.

Le Thresor de l'ame chrestienne par H. B., de La Rochelle.
1588. Publie par Prof. A. Per röchet. Neuchätel,
Academie, 1889. (82 S. gr. 4.)

Die vorliegende Schrift, welche dem Vorlefungsver-
zeichnifs der Akademie von Neufchätel von 1889—90
vorangeht, befteht aus einer Sammlung von Gebeten,
von dem Verfaffer für feine Frau aufgefetzt, und aus einer
Abhandlung: ohne Furcht den Tod zu erwarten. Beides
ift einem Manufcripte entnommen, welches fich in der
Familie de Bellefontaine feit der Abfaffung im J. *fä>
bis auf unfere Zeit vererbt hat. Als Verfaffer giebt fich
in der Handfchrift ein H. B. von Rochelle zu erkennen;
näheres über ihn, feine Lebensftellung und Anfchauung
zu erfahren, ift dem Herausgeber, welcher bei der Veröffentlichung
ebenfo forgfam als pietätsvoll zu Werke
gegangen ift, nicht gelungen. Den wenigen in die Abhandlung
eingeftreuten Andeutungen nach war er ein
begüterter, angefehener Mann, wohl bewandert in Bibel,
Kirchen- und Profanfchriftftellern, ein frommer Chrift und
gläubiger Hugenott, der von einer fchweren Krankheit
genefend feiner Frau in diefen Gebeten und Betrachtungen
ein Andenken an ihn hinterlaffen will. Diefelben
find einfach und innig, klar und verftändlich gehalten
ohne befondere dogmatifche Eigenthümlichkeit oder my-
ftifchen Beigefchmack; fie ragen in keiner Weife hervor
und werden in weiteren Kreifen kaum Intereffe erregen.

Stuttgart. Theodor Schott.

Protestantische Revue, (Prot. Szemle), redigirt von Secre-
tär B. Keneffey, I. Jahrg. 1—2. Heft. Budapeft
1890, herausgegeben von der Ungarifchen prot.-literar.
Gefellfchaft. (208 S. gr. 8.) [in ungarifcher Sprache],
ä Jahrg. M. 6. —

Zsilinszky, M., Der Frieden von Linz und die Geschichte
der relig.-polit. Gesetzesartikel von 1647. Budapeft, 1890,
herausgegeben von der Ungarifchen prot.-literar. Gefellfchaft
. (460 S. gr. 8.) | in ungarifcher Sprache].
M. 6. 40.

Ein bedeutender Markftein wird in der Gefchichte
des ungarifchen Proteftantismus der 24. März vorigen
Jahres bleiben, an welchem Tage nach langen Vorbereitungen
die Prot.-literar. Gefellfchaft ihre conftituirende
Verfammlung hielt. Die ganze prot. Geiftesariftokratie
Ungarns hat damit einmüthig davon Zeugnifs abgelegt,
dafs die beiden Confeffionen (Augsburger und Helve-
tifche), welche bisher über 300 Jahre ziemlich getrennt
nebeneinander lebten, dem alten böfen Feinde gegenüber
, der unfere evang. Kirche zu einer Märtyrerkirclie
verherrlichte, fortan vereint arbeiten müffen. Zweck der
Gefellfchaft ift: ,Förderung und Pflege der ungar. prot.
Wiffenfchaft, und zwar in erfter Reihe der ptpt. Kirchen-
gefchichte', welchen Zweck fowohl die Revue, als auch
die Herausgabe gefchichtlicher Monographien, Urkunden
und fonftiger Publicationen verfolgen follen.

Die Revue enthält wiffenfehaftliche Studien und
Abhandlungen prot.-theol. Inhaltes, giebt Raum auch
entgegengefetzten, z. B. orthodox-calvinifchen oder luth.
theol. Anflehten, falls diefelben mit wiffenfehaftlichen
Argumenten auftreten, erftreckt fich auf alle Erfcheinungen
von allgemeinem Intereffe des ausländifch prot. kirchlichen
Lebens und der wiflenfchaftlichen Bewegungen,
wobei fie auf der principiellen Bafis des allgemeinen
Protestantismus die freie Unterfuchung walten laffen will
in Sachen des Glaubens, in fittlichen, conftitutionellen
und organifatorifchen Fragen der Kirche, in hiftorifchen
Forfchungen und in Beurtheilung von deren Ergebnifsen.

Diefe und ähnliche Grundgedanken erläutert der
Leitartikel ,An unfere Lefer' (S. 1—9) von Bifchof Carl