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Ausgabe:

1890

Spalte:

194

Autor/Hrsg.:

Seyring, Friedr.

Titel/Untertitel:

Die Abhängigkeit der Sprüche Salomonis Cap. I - IX von Hiob auf Grund des Sprachlichen und Realen 1890

Rezensent:

Siegfried, Carl

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Hamack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tao-e. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 8. 19- April 1890. 15. Jahrgang.

Gilbert. The poetry of Job (Budde).
Seyring, Die Abhängigkeit der Sprüche Salo-

monis Cap. I—IX von Hiob (Siegfried).
Mofes, Nadab und Abihu (Siegfried).
S,rack, Schabbath, der Mifchnatractat Sabbath

hrsg. und erklärt (Siegfried).
Schaefer, Die Bücher des Neuen Teftamentes

«klärt, 1. Bd.: Die Briefe Pauli an die Thefla-

'onicher und an die Galater (O. Holtzmann).
R°mbeld, Theologia sacrosancta, Grundlinien

der biblifchen Theologie, I. Bd. (Weiffenbach).

Brandt, Ueber die dualiftifchen Zufätze und die

Kaiferanreden bei Lactantius (Krüger).
Calvin, Institution de religion chretienne, nou-

velle edition (Lobftein).
Le ThnSsor de l'ame chrestienne par H. B. de

la Rochelle, 1588, publie par Perrochet (Schott).
Proteftantifche Revue [ungarifch], 1. Jahrg.

(Szldvik).

Zsilinszky, Der Frieden von Linz und die
Gefchichte der relig.-polit. Gefetzesartikel von
1647 [ungarifch] (Derf.).

Katzer, Die Bedeutung der „Gemeinfchaft" in

der Theologie A. Ritfchl's (Gottfchick).
P au Ifen, Syftem der Ethik (Gottfchick).
Friedberg, Die geltenden Verfaffungsgefetze

der evangelifchen deutfchen Landeskirchen,

2. Ergänzungsband (Rieker).
Clifford, Daily strength for daily living, twenty

sermons (Hans).
Die Bibel, hrsg. von Pfleiderer, 12—17. Hfl.

(Schlofler).

Back, Friedrich Back, Lebensbild eines Huns-
rücker Pfarrers (Schloffer).

Gilbert. Prof. George H.,Ph.D., The poetry of Job. Chicago,
Mc Clurg & Co., 1889. (XIV, 224 S. 8). geb. $ 1.

Eine rhythmifche, nicht metrifche Ueberfetzung bildet
d>e erfte Hälfte des hübfchen kleinen Bandes. Der Verf.
erkennt als die Regel im Buche Hiob Verszeilen von 3
Hebungen, als Ausnahmen daneben folche von 4 und 2
(fo nach Briggs' Erhebungen). Diefe Zahl der Hebungen
^v'iU er in genauem Anfchlufs an den Urtext wiedergeben
; er trennt fie durch eine bis 2 Senkungen, beginnt
den Vers mit O—2, fchliefst ihn mit O—I Senkung.
Jeder Halbvers erhält feine befondere Zeile. So entgehen
wohllautende, mannigfaltig bewegte Verfe, in
^öghchfter Treue gegen den Urtext, und das Zeugnifs
gewiffenhafter Sorgfalt in Auswahl der beften Ueber-
fetzung des überlieferten Wortlautes wird man dem
erf. nicht vertagen können. Die zweite Hälfte bietet
eine Erklärung des Buches für den Laien, wefentlich aus
dem äfthetifchen Gefichtspunkt. In Cap. I eine kurze
Analyfe. Das Buch ift dem Verf. ein Epos in des Wortes
wahrfter Bedeutung, den Namen des Dichters und ge-
wiffe Thatfachen wird er der Ueberlieferung entnommen
haben; über die Abfaffungszeit äufsert er vorfichtig, dafs
Qas Buch, weil das vollkommenfte Juwel der hebräifchen
Literatur, ihrem goldenen Zeitalter angehören müffe,
°hne fich auf Zahlen einzulaffen. Die Idee des Buches
findet er in der Bewährung Hiob's, ganz nach dem Pro-
|?g. Die Echtheit irgend eines Abfchnittes zu bezweifeln,
hegt kein Grund vor. Die vermeintlichen Mängel in den
Leden des ,Heifsfporns' Elihu gehen auf die künfllerifche
Abficht des Dichters zurück: er ift eingeführt, um die
Unmöglichkeit zu beweifen, dafs Hiob von Menfchen
feines Zeitalters die erfehnte Hülfe zu Theil würde, von
°fen Freunden unterfcheidet er fich nur relativ. — Cap.
* und 3 handeln von der (unbelebten) Natur und dem
Thierreich, c 4 von dem menfehlichen Leben im Buche
Ljiob, c. 5 endlich von des Dichters Vorftellungen von
Gott. Dies alles wird verglichen mit den entfprechen-
°fen Gebieten bei anderen bedeutenden Dichtern, durchgängig
werden Homer, Dante, Shakefpeare, Milton herangezogen
. Das Ziel ift überall, die Ueberlegcnheit des
biblifchen Dichters zu zeigen. Bei allem Recht und bei aller
Anerkennung für die ehrliche Begeifterung des Verfaffers
^'ird man hie und da fein Verfahren etwas unbillig
Rennen dürfen; wozu folche Vergleiche, ftatt fich einer
Jeden Gottesgabe zu freuen? Bemerkenswerth ift die
feine Beobachtung, dafs das Reich der Farbe im Buche
'Tob fo gut wie gar keine Rolle fpielt (S. 144 f.); die
angeführtcn Gründe treffen die Sache fchwerlich. Das

Buch, dem wir bei uns aus älterer und neuerer Zeit fehr
viele an die Seite (teilen können, wird jedenfalls in der
Heimath des Verfaffers eine willkommene Gabe fein und
verdient viele dankbare Lefer. In welchem Verhältnifs
es zu des Verf.'s Leipziger Dissertation ,The book of
Job as poesy' 1887 (vgl. Z. A. T. W. 1887, S. 173) fleht,
ift mir unbekannt.

Strafsburg i./E. K. Budde.

Seyring, Dr. Friedr., Die Abhängigkeit der Sprüche Salo-
monis Cap. I—IX von Hiob auf Grund des Sprachlichen
und Realen. Halle, Kaemmerer & Co., 1889. (55 S.
gr. 8.) M. —. 80.

Das thema probcuidum diefer wohl urfprünglich als
Differtation veröffentlichten Schrift lautet: ,Der Verfaffer
der Sprüche Cap. 1—9 hat das Buch Hiob nicht nur
gekannt, fondern auch benutzt, vieles Sachliche und
Sprachliche aus ihm herübergenommen und feine Lehre
wenigftens zum Theil weiter gebildet. Derfelbe ift formt
der Zeit nach fpäter als das Buch Hiob zu fetzen'
(S. 6). Der Verf. theilt feine Unterfuchung in einen
fprachlichen und einen fachlichen Theil. Er hat fich mit
dem Sammeln der fprachlichen Anklänge viel Mühe gegeben
und es ift infofern feine hierauf bezügliche Arbeit
nicht ohne Nutzen. Nur die Beweiskraft derfelben für
fein Thema erfcheint uns als eine geringe. Warum
z. B. !T1i>- bfi]? in Spr. 5, 14 nur aus D^bE f& in Hiob
31. II ve'rftändlich werden foll, ift fchlechterdihgs nicht
einzufehen. Ebenfo wenig, warum Spr. 8, 29 nur aus
Hiob 38, 10. Ii" verftanden werden kann. Der Gedanke
ift doch auch Jer. 5, 22 ausgefprochen und liegt auch Gn.
1,9 zu Grunde. — Ebenfo ift bei den fachlichen Parallelen
wohl hie und da in den Sprüchen eine höhere Stufe der
Lehrentwickelung aufgezeigt, als wir fie im Hiob finden:
damit ift aber doch keine Abhängigkeit der Sprüche
von Hiob erwiefen. Auch legt der Verf. in die orienta-
lifchc Bilderfprache bisweilen zuviel hinein und entwickelt
Feinheiten fpeculativer Unterfchiede, an welche die alten
Dichter nicht gedacht haben, vgl. S. 48. — Andererfeits
finden wir doch auch wieder im Hiob manche Gedanken
reicher und tiefer entwickelt, die in den Sprüchen nur
angedeutet find. Da könnte man nun wieder den entgegengefetzten
Schlufs ziehen. In welche Schwierigkeiten
ihn fein Verfahren verwickelt und wie fragwürdig darum
feine Refultate find, fcheint der Verf. S. 37 f. felbft
zu fühlen.

Jena. C. Siegfried.

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