Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1889 Nr. 7

Spalte:

175-177

Titel/Untertitel:

Dionysioy, ier monachoy chai Zographon 1889

Rezensent:

Meyer, Ph. L.

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

'75

Theologifche Literaturzeitung. 1889. Nr. 7.

176

diovvaiov, ug piovd%ov xcti Cwygdrpov, xov ix Wovgvä I
xwv Aygdcpwv,'Eg/t ijvx-1 u xwv Cwygdrpwv wg ngbg j
xqv ixy.XrjOiuoxxxrjv Ctoygacptav (avyygacpeioa
iv vA$wvi zw 1458), t'y.öoaig öevxigu inb Avtoxi]
Kwvoxavx tvLöov. Ev 'A^rr'jvatg, ix xwv xaxaoxqudxwv
,Avdgea KoguqXa1 xcti ,K°Qc<v''Avtoz'it Kwvoxavxxvidov,
1885. ( v> 264 s- gr- 80 5 Drachmen.
,Blt7TS xug xcyyixdg toxogiag (= ,Malereien' im Vul-
gärgriechifch) xwv äyiwv Eixövwv xug y.aXXovug xcti üi-
guibxryiv.g xwv aenxtäv Nawv xug eiuogrpi'ag zwv 'lEgwv
y.tturjXiwv xavxa ndvxa l'ys tig 7tagqyogiav xwv ocptiaX-
utöv aov', fo ermahnt der Ajiorit Nikodimos von Naxos, j
der noch jetzt einflufsreichfte Schriftfteller der griechischen
Kirche, in feinem tyyeigidiov ovitßnvXevrixov von
1801 S. 6b, und weift damit den Erzeugnifsen der kirch- j
liehen Kunft, namentlich denen der Malerei eine hervorragende
Rolle unter den religiöfen Bildungsmitteln an.
In der griechifchen Kirche, die den Bildern einen be- 1
fonderen Werth beimifst, wird der Einflufs derfelben auf
das religiöfe Gemüth ein befonders grofser fein und
diefer wird dadurch wieder erhöht, dafs die Bilder der
griechifchen Kirchen im Allgemeinen immer diefelben,
nach demfelben Stil gemalt und in derfelben Ordnung
vorgeführt find. Die Gefammtheit der Bilder wird fich
daher dem andächtigen Gemüth, wenn auch unbewufst,
als die gefetzmäfsige Erscheinungsform der überfinnlichen
Welt geltend machen. Von diefen Gedanken auch durch
Erfahrung überzeugt, möchte ich hier die jüngft erschienene
2. Ausgabe des Sogen. Malerbuchs vom Athos zur
Anzeige bringen. Voran fchicke ich einige literarifche
Notizen. Die erfte Ausgabe erfchien 1853 bei Kuguu-
itivrt und Bdxpa in Athen. Die Ueberfetzungen find genannt
bei Unger, Griechenl. in Monographien dargeftellt.
Leipzig 1870. V S. 292, wo aber die erfte Ausgabe des
Urtextes vergeffen ift. Die neue, hier angezeigte Ausgabe
ift, abgefehen von einigen Anmerkungen, ein Abdruck
der alten, längft vergriffenen. Möchte fie an
Druckfehlern ärmer fein!

Ueber die Abfaffungszeit des feltfamen Buches
herrfcht noch immer Dunkelheit. Die Meiften, auch
Unger a. a. O., nehmen als folche das 15. Jahrhundert an.
Und doch fpricht dafür meines Wiffens nur die Notiz
auf dem Titelblatt. Nun ift diefe nicht Sicherer geworden
durch die Bemerkungen des Herausgebers, z. B. S. 40,
dafs der unfelige Simonides an einigen, obfehon unbedeutenden
Stellen des Buches lieh Zufätze erlaubt hat.
Wie das Letztere gekommen, wird allerdings auch nicht
gefagt. Es hat nun Papadopulos Keramefs in feiner
ßiftXtoui'jy.r/ Jlui goyogbdxetog, Heft I, S. / 'C auf die 2.
Ausg. der Akoluthie des hl. Seraphim von 1817 aufmerksam
gemacht, die auf der Rückfeite die Bemerkung
trägt: Aiovvotog 'legouovayog 0 cx7ib Wovgvu xwv Aygdcpwv
i^tönxn rxgwxov xxpv nagovauv u/.oXoi &iav . . . y.axu xb
aiftiie acoxrjpiov i'xog iv 'Evexiatg etc. Alfo derfelbe Name,
derfelbe Stand, derfelbe Geburtsort wie beim Verfaffer
des Malerbuchs, aber im Jahre 1745. Diefer Dionyfios
aus dem vorigen Jahrhundert wird auch bezeugt durch
einen Brief des Avaoxdoiog Ebgöiog, fo Scheint es wenigstens
. Vgl. Paranikus: oytbiaofta jitgl xPg iv zw iXXrpv.
i-'lrv. xuxaoxdotwg etc. Conftantinopel 1867. S. 91. Dazu
kommt nun, dafs der Inhalt des Malerbuchs an einigen
Stellen der Abfaffung im 15. Jahrhundert zu widersprechen
fcheint. Nur zwei aus dem Vollen herausgegriffene
Beifpiele: der Verf. fagt S. 27: 01 BevsxLidroi
öiv ßdlovv udXayua (Gold) eia xug elv.övag,^ /tdvov iyovv
ßsQvixt (vernis) y.axeoxsvaoiiivov xcti ßaCovv eig tag
slxovag, ävxi öxcc {tülayiia, xb biioiov ovoiiaLovv y.axu zl(v
y'Kwoaav xitv 'AXupavixi^v ybXd (fügiuxf oAeg Xtytxui
y.axu xrjV tdixrjv uag ygwuu ygiaoiv. Das Wort ,Goldfarbe
' und wohl auch fein Begriff wird doch nicht im
15. Jahrhundert nachzuweifen fein! "Seite 39 giebt der

Verf. an, nwg vu öovXev^g Moaxnßiy.a, und fchliefst den
Paffus: i'x'Ci (fo) öovXevovv 01 Mnay.oßoi. Sollte es im
15. Jahrhundert mit der ruffifchen Malerei fo weit ge-
wefen fein, dafs ihr Gefchmack wie in der Neuzeit unter
den griechifchen Malern wenigftens Beachtung erfordert
hätte? Endlich pafst, auch nach Papadopulos' Anficht,
der fprachliche Charakter des Buchs mehr zu dem des
18. als des 15. Jahrhunderts. Hat nun der Dionyfios von
Furna in der Landfchaft Agrapha erft im vergangenen
Säculum gelebt, fo wird doch der Inhalt feines Werkes
die Arbeit von Jahrhunderten bleiben. Er hat dem gewaltigen
Stoff der Ueberlieferung nur die Form feiner
Zeit gegeben. Darum kann auch Jedeon (A'hog 1885
S. 239), dem es befonders darum zu thun ift, der Athos-
malerei das Alter zu retten, ruhig die Abfaffung unferes
Werkes im vorigen Jahrhundert zugeben; vermag er doch
nichts Stichhaltiges gegen diefe Anficht vorzubringen,
zumal da die Flandfchrift, von welcher der Druck flammt,
erft in diefem Jahrhundert gefchrieben ift.

Der Inhalt des Malerbuchs zerfällt in drei Theile.
Zuerft wird die Technologie der Malerei behandelt (jitgog
ngurtov, S. 9—55), fodann werden die Vorwürfe zu den
einzelnen Bildern bis ins Genauefte angegeben (utgog
ösvxegov y.ai xgixov, S. 56—246), endlich erfolgt Anweisung
darüber, wie die Bilder in den Kirchen anzuordnen
lind (utgng xtxagxov, S. 247—264).

Der erfte und letzte Theil ift mehr oder weniger nur
für die Kunftgefchichte wichtig, der dritte dagegen führt
in ganz eigenthümlicher Weife in die Welt der griechifchen
religiöfen Phantafie ein und ift in befonderem
Grade dazu geeignet, die dürren Vorftellungen von der
griechifchen Kirche, wie fie bei uns meiftens im Umlauf
find, zu beleben. Wir finden hier die religiöfen Ge-
dankenkreife eben in Bildern dargeftellt. Wir lernen dazu
eine Menge von, möchte ich fagen, technifchen Ausdrücken
der griechifchen Kirche kennen, die es ungemein
erleichtern, fich in dem Labyrinth ihrer Vorftellungswelt
zurecht zu finden, welche nicht am wenigften darum fo
fchwer zu deuten ift, weil fie einem Dom gleicht, deffen
Fundament das claflifche Griechenthum legte und deffen
Kuppeln noch des Abfchluffes warten.

Eingeleitet werden die v7iniHaeig mit Vorwürfen aus
xd 7igb xrjg y.oauoyoviug. Ganz charakteriftifch erfcheinen
da die neun areopagitifchen Engelclaffen. Der hall des
'EkoocpÖQog, des Satans, macht den Abfchlufs. Nun beginnen
die Themata aus dem alten Teftament, die aus
den fünf Büchern Mofis, Jofua, den Richtern, den vier
Königsbüchern, den Propheten, Hiob und Judith fchöpfen.
Dann erfolgt die Ueberleitung zum N. T. Zuerft werden
da genannt die 7igo7iaxngeg Chrifti, bis Abraham nach
Lucas, von da an nach Matthäus, denen fich 7tgorcux6gtg
in weiterem Sinne anfchliefsen. Es folgen die ayxut
yvvaixeg des a. Bundes und eine Menge Propheten mit
ihren Weisfagungen auf Chriftus. Diefen reihen fich die
Weifen des griechifchen Volkes an, die 7tegi zx]g evadg-
y.ov oi/.ovofuag xov XgtoxoZ Worte hinterlaffen. Es find:
lAnoXXcui'iog, EoXwv, GovxvöidxQ, lIXovxugyog, TlXdxtov,
AgiaxoxiXrpg, WiXwv, Eo(pny.Xitg, 6oi'Xrtg b ßaaiXsig xr)g
Aiytxixov, BuXudu und r) anepbg EißiXXu. Bei jedem Namen
ift auch die betr. Weisfagunggenannt. (Vgl. hierzu:
Schurer, Gefch. des jüd. Volkes II. S. 772 und 809 ff.)
Ein Bild, nwg taxogi^sxax -q giCu xov 'leoat fafst den Inhalt
der Ueberleitung zufammen. Ehe jedoch nun zum
N. T. gefchritten wird, erhalten wir das Glaubensfymbol
in 12 Gliedern, wie ja die Griechen abtheilen, und das
Vaterunfer in Bildern dargeftellt. Die Deutung des letzteren
weicht namentlich von der unferen ab. Dann
kommen wir zum Leben des Herrn, das in 109 Vorwürfen
zum Ausdruck gelangt. Hier greift manches auf
die neuteftamentl. Apokryphen zurück; der descensus
ganz nach dem Evang. Nicod. (Tisc/tc/idorf, cvangel.
apoer. 1853. S. 382). Dem Leben des Herrn folgt feine
Lehre in der Darfteilung von 40 Gleichnifsen. Da