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Ausgabe: | 1889 |
Spalte: | 137-141 |
Autor/Hrsg.: | Handmann, Rud. |
Titel/Untertitel: | Das Hebräerevangelium 1889 |
Rezensent: | Krüger, Gustav |
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Theologische Literaturzeitung.
Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.
Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.
N° 6. 23- März 1889. 14. Jahrgang.
Handmann, Das Hebräerevangeliuni (Krüger).
O Jv Kwvoxrivxirovnö'/.fßlCO.rivixbs SvkXo-
yoc, Mavgoyogdäxuoc Bißlm^r/xt/ (Meyer).
Corpus documentorum Inquisitionis haereticae
pravitatis Neerlandicae (Keufch).
Douarclie, I.'L'niversite de Paris et les Jesuites
(Reufch).
Stuart, Principles of Christianity (Heller).
Göler, Wege und Ziele für die kirchliche Arbeit
der Gegenwart (Schloffer).
Pirfcher, Die Quellen unferer Kraft (Derf.).
Zimmer, Sammlung von Kirchen-Oratorien und
Dächfcl, I lomiletifche Andeutungen zu den
vornehmften in Predigten und Kafualreden zu j Kirchen-Cantaten (Schloffer).
behandelnden Schrifttexten (Grünberg). Hibliothek theologifcher Klaffiker, I. Bd.
(Achelis).
Handmann Rud., Das Hebräerevangelium. Hin Beitrag chenvätcr über das HE. genauer als bisher gefchehen einer
zur Gefchichtc und Kritik des hebräifchen Matthäus. ! Reyifion zu unterwerfen (S 26-66). Diefe Zeugnifse
[Texte u Unterfttchungen zur Gefchichte der alt- j f,nd >°ft ungenau, fche.nen fich fogar in einzelnen Fällen
|iexce u. uiiieriuciiuugci. , ; zu widerfprechen; fie können daher nicht alle — —
cbriftL Literatur von O. v. Gebhardt u. A. Harnack, denfelben Werth beanfpruchen'. Hier hat eine unge-
5. Bd. 3. Hft.j Leipzig, Hinrichs, 1888. (142 S. gr.8.)
M. 4.50.
Eine klar und überfichtlich gefchricbene ,Gefchichte
nügende Scheidung die Kritik verwirrt. Handmann glaubt
die Meinung, dafs unfer HE. die hebräifche Grundlage
des kanonifchen Mtth. fei, wie fie öfter vertreten worden
der K^Ts.2-2S) eS in, zuletzt mit Modifikationen von Hilgenfeld auf Mijs-
dafs da HE. feit einem Jahrhundert die verfchiedenften ; £?HF friHft «Ä^S^tSf1^^
Auffaffungen gefunden hat, dafs aber die allgemeine J das Ht- (flb<J haben, zurückfuhren zu
Meinung dahin gegangen ift in ihm ein fecundäres oder konnem Das.find1 hauptfachhch_Irenaus und Epiphamus.
apokryphes Machwerk zu fehen, während nur einzelne »™ Erftfcre.fprieht von dem judenchnfthehen• tvange-
&e„ jeweils fich erhoben, die ihm einen Platz am lllim ™*« Marmor als dem einzigen Evgl. der Ebio-
Al V ,J v Lu^iM^hJ ,„ r.^b^rn hoflrpht waren naer und kennzeichnet dasfelbe ausdrucklich als unferen
Anfang der Evansehenhteratur zu ticnern Deitreot waren. . .r , ,.. ... . . .
fr' Ti vr • „< ;n oKr.n fr, r,ft „«n kanonifchen Matthaus. Aus feiner Angabe geht deutlich
Die .alicemeine Meinung lt aber hier wie 10 Ott von , , , , „ . ., ,, 0 vckb r- • 1
r u Tu j c 1 r ^a~„ pö,„rrrrvr;i«ri«r, rrrloitf.1- ' hervor, dafs er das Evgl. nicht gefehen hat. Epiphamus
aufserhalb der Sache l egenden Beweggründen geleitet . ' . n. cc x a l -vi ,-nt j t-i_-
worden. Zwar fagt Handmann einmal mit Recht (S. iji), ke"n zwe! C,Iaffen tvfon Judenchr.ften 'Nazaraer und Ebio-
dafs bei der Beurteilung deffen, was primär und fecun- ,nlten) *f dementsprechend auch zwei judenchnftlicte
där fei, auf welcher Sehe die gröfsere^ Urfprünglichkeit Rangehen. Bezüglich des Erftcren ft.mmt feine Anficht
Set die Urtheile oft weit auseinandergehen, und dafs ff der des renaus uberein. Ich bemerke beiläufig, dafs
gSde hier der fubjectiven Willkur ein grofser Spiel- Ha" df an» d'e Vermifchung der beiden Iwangehen mit
rtm offen zu fein fcheint. Die Gefchichte der neutefta- vollem Rfcf ftfchicden zuruckweilt. Das .Evange-
meMlichen Kritik weifs davon zahllofe Beifpiele zu er- l'um der Ebiomten' ift ganz fecundarer Natur. H. will
zälilen Aber man kann doch fagen, dafs, wie öfters, ln 'hm elIlc auf Grund ebionitifcher Anfeindungen und
o auch in unferem Falle das Urtheil von vorne herein ^JÖf8 Ueberarbeitung unferes kanonifchen
in der Einbildung befangen ift, dafs das Nichtkanonifche, , *■^»rt Beziehung auf Lucas feheng). Gekannt haben
AM^^Äveiliatldlich Ketzerifches enthält, das das nach Handmann Papias(?), Hegefipp, Eufebius,
KetzerifcS des Urfprünglichen H'eronymus im Original Clemens und Ongenes in der
äafaS kwS*^Trotz ihrer Ungefchichtlichkeit fpukt Ueberfetzung; eine folche fetzt übrigens auch Eufebius
dfLS nod in den Köpfen Vieler und mufs fraus- Hieronymus nimmt wegen der Reichhaltigkeit
einen S£li Jen Reiz ausüben. , «g fondere Stellung ein; er hat die
Ein ttudium der erhaltenen Fragmente des HE. gntik aber auch durch
unter Heranziehung unferer, freilich lückenhaften, Kennt- [ ^"t^f,^ ,r,rC Handmann
nifs der älteften Dogmengefchichte und der Entwicklung S'aubt a«s. Allem den Beh ufs ziehen zu dürfen, dafs die-
der Evangelienliteratur läfst nun einen Zweifel nicht auf- jenffn Kirchenvater welche das Evangelium gefehen
kommen, dafs wir es in diefen Reften mit einem Evan- und benutzt haben, alfo auch Hieronymus (trotz, feiner
gelium zu thun haben, das eine viel ältere Stufe repräfen- ve[rutenen Angabe Vir. ill. cp 3, welche zufammenge-
tirt als unfere kanonifchen Evangelien. Handmann hat !lalte.n. mit den anderen Ausfagen fich als abfichtliche
der Betrachtung diefer Fragmente einen fehr forgfältig i,aU?u un8^ nerausftellt), es nicht mit dem kanonifchen
gearbeiteten Abfchnitt (S 67—103) gewidmet. Er zählt Bf*t?^fi VrDlndung gefetzt haben. Sic hielten es für
27 Fragmente; diefelben finden fich alle, einige nicht ein [elbltandiges Evangelium, über deffen Werth Origenc
genau wiedergegeben, bei Hilgenfeld nov. lest. extr. nocn keiye flTcTllere Anucht hatte, deffen häufige Beert
« rec IV S. 15—17. Das Plus bei Hilgenfeld erklärt nutzung dem Hieronymus noch den Vorwurf eintrug, er
fich durch die Aufnahme einiger Stücke, die mit dem HE. i wolle .em fünftes Fwangehum emfchmuggeln, und das
Nichts zu thun haben. Uebrigens fcheint mir die Zuge- aut k|inen Pall mit wirklich apokryphen Evangelien auf
hörigkeit des bei Clem. Alex, als aus HE. flammend clne btufe geftcllt wurde.
citirten Fragmentes: ö Ücci paoac: ßdoü.tvoti v.cti 6 ßaailei - Auf Grund feiner Unterfuchungen hat fich nun Hand-
oag ävana^asrai mit Hinblick auf 2 Clem. 5. 5 und 6,7 mann Folgendes ergeben: LeferdesHE. find die juden-
nicht ficher {Ev. scc. Atg£). chrifllichen Secten, welche als Nachkommen der erften
Um der Frage nach der Bedeutung diefer Fragmente paläftinenfifchen Chriftengemeinden durch ihre Stellung
naher zu treten, war es nothwendig, die Ausfagen der Kir- zum Gefetz, oder mit anderen Worten durch ihr Fefthalten
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