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Ausgabe:

1889 Nr. 3

Spalte:

66-67

Autor/Hrsg.:

Meyer, A.

Titel/Untertitel:

Hausandachtsbuch für lutherische Gemeinden 1889

Rezensent:

Lindenberg, H.

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Theologifche Literaturzeitung. 1889. Nr. 3.

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dünken, als ob diefelbe fchärfer erfafst und mit mehr
Energie durchgeführt werden müfste, als dies der Verf.
thut. Die reichliche Anwendung des Bibelworts auf das !
Familienleben reicht dazu nicht aus; der Gegenftand i(t
zu grofs, als dafs er damit zu feinem Rechte kommen
könnte, und das Bibelwort kommt zu kurz, wenn es vorwiegend
auf jene Verhältnifse angewendet wird. Es giebt
genug Texte in der heil. Schrift, welche dem Prediger
das Recht geben, diefe Verhältnifse felblt zum Gegen-
ftand der Predigt zu machen. Wenn in jeder Predigt
die ausgedehnte Anwendung auf das hausliche Leben
wiederkehrt, fo bleiben Wiederholungen nicht aus, der
Eindruck der Ermahnungen wird abgeschwächt, und auch
die beftgemeintcn Anregungen laufen Gefahr, unwirkfam
zu werden; die Bezeugung des Wortes wird überhaupt
beeinträchtigt. Man bekommt den Eindruck, dafs es
fich weniger um die Predigt der ewigen Wahrheit als
um die Befriedigung vorübergehender Bedürfnifse handelte
. Die Ausdrucksweife des Verf.'s ift oft abftrakt und
öfter noch ungenau, trotz aller Einzelzüge nicht concret
und plaftifch genug. Dafs feine Predigtweife dabei weder
,aus einem ftarren Confeffionalismus, noch aus einer
verflüchtigenden Zeitgeifttheologie herausgewachfen ift',
darf ihm billig zugeflanden werden. Aber wir müffen
ihm felbft die Verantwortung dafür überlaffcn, dafs er

im Vorwort fchreibt:--, deshalb kann ich auch ohne

Bedenken diefe Predigten jedem angehenden Theologen
zum Studium empfehlen, der die Aufgabe unferer Kirche,
die Wahrheit des Evangeliums Chrifti in einer, den gei-
fligen Anforderungen unferer Zeit entfprechenden Weife
zu verkündigen, erkannt und fich in ihren Dienft gefleht
hat'.

Halle aS. A. Wächtler.

Fuchs, Oberpfr. K. R., Wort- und Sacherklärung der Evangelien
und Episteln des christlichen Kirchenjahres in kurzen
erbaulichen Betrachtungen für Lehrer und Hausväter.
2. umgearb. u. verm. Aufl. 2. Thl. Epifteln. Halle,
Mühlmann's Verl., 1889. (IV, 254 S..8.) M. 2. —
Die Aufgabe, welche fich der Verf. gefleht, ift auf
dem Titel genügend ausgefprochen. Nachdem die erfle
Auflage nur eine Wort- und Sacherklärung der Epifteln
gegeben, ift diefe in der zweiten zu erbaulichen Betrachtungen
ausgearbeitet: möchte es nicht nur ein frommer
Wunfeh des Verf.'s bleiben, dafs auch Plausväter und
Familienhäupter von derfelben Gebrauch machen. Lehrer
finden in dem Buche angemeffenen Stoff zur Erklä |
rung der Epifteln im Religionsunterricht. Der Hauptgedanke
des Abfchnitts ift jedesmal in einem kurzen
Satz ausgefprochen und wird unter fachlich gefafsten
Ueberfchriften in den einzelnen Theilen durch eingehende
Umfchreibung und mit zvveckmäfsiger Anwendung näher
erörtert. Die Beziehung der Epifteln auf den betreffenden
Sonn- und Fefttag wird ohne Künftelei mit treffenden
Worten gegeben. Die Betrachtungen find kurz,
jede 3—4 Seiten lang; dafs dabei die Erklärung hin
und wieder zu kurz kommt, ift, bei den fchwierigeren
Epifteln zumal, nicht zu vermeiden; die meiften aber find
kurz und gut.

Halle aS. A. Wächtler.

Müllensiefen, Dr. J., Das Wort des Lebens. Predigten auf
alle Sonn- und Fefttage des Jahres. 8. Aufl. Halle,
Strien, 1889. (VIII, 882 S. gr. 8.) M. 7. —; geb. M. 8. 50.
Die Thatfache, dafs ein Predigtbuch in achter Auflage
erfcheint, ift auch eine Kritik, die eigentlich jede
andere uberflüflig macht. Müllenfiefen's Predigten, deren
erfte Auflagen bereits in den fünfziger Jahren erfchienen,
find längft ein Hausfehatz in unzähligen Familien geworden
. Ein Mangel, der von vielen Freunden des Ver-
faffers bisher bedauert wurde, dafs die früheren Sammlungen
nicht für jeden Sonntag des Kirchenjahres eine
gerade für diefen Tag beftimmte Predigt enthielten, ilt
in den beiden letzten Auflagen befeitigt worden, fo dafs
nun diefe Gefammtausgabe einen vollftändigen Jahrgang
enthält, der für jeden Sonntag eine, für die Fefttage oft
zwei Predigten darbietet, theils über die kirchlichen Peri-
kopen, theils über frei gewählte Texte. Wenn dadurch
dem praktifchen Bedürfnifs noch mehr Rechnung getragen
ift, fo darf wohl erwartet werden, dafs diefes
altbekannte chriftliche Hausbuch in feiner neuen Ge-
ftalt zu den alten Freunden noch manche neue gewinnen
wird.

Nuffe. H. Lindenberg.

Quandt, Superint. Dir. Emil, Glaube, Hoffnung, Liebe, diese
drei! Drei Wittenberger Predigten über 1. Kor. 13,
13. In der Trinitatiszeit 1888 gehalten. Wittenberg,
Herrofe, 1888. (29 S. gr. 8.) M. —.60.

,Glaube, Hoffnung, Liebe, diefe drei find das eine,
was noth ift, das eine, was genügend ift, das eine, was
zu lernen ift. Glaube, Hoffnung, Liebe follen im Leben
ungefchieden bleiben, müffen in der Lehre unterfchieden
bleiben und in der Rangordnung verfchieden bleiben.
Glaube, Hoffnung, Liebe halten das Haus, ftützen den
Staat, verklären die Welt' — das ift der Inhalt diefer
drei Predigten, die der bekannte Verfaffer in der Trinitatiszeit
1888 zu Wittenberg über den gleichen Text
1 Cor. 13, 13 gehalten hat. Schon diefe kurze Inhaltsangabe
läfst annähernd die Gedankenfülle ahnen, die in
diefen Predigten in der klarften, abgerundetften Form
mit einer dem hohen Schwung des Textes entfprechenden
Wärme und Begeifterung ausgefprochen ift. Sie bilden
fo fehr ein in fich abgefchloffenes Ganze, dafs die
Veröffentlichung gerade diefer drei Predigten einer Erklärung
und Rechtfertigung in einem Vorwort nicht erft
bedurft hat. Das kleine anfpruchslofe Heftchen bietet
in Geftalt eines lebendigen geiftgcfalbten Zeugnifses eine
Apologie des Chriftenthums, wie fie wirkfamer in diefer
Kurze nicht leicht gedacht werden kann.

Nuffe. H. Lindenberg.

Meyer, Paft. A., Hausandachtsbuch für lutherifche Gemeinden
. Tägliche Abendandachten nach der Ordnung
des Kirchenjahres. 2. Aufl. Stavenhagen, Be-
holtz, (1888). (V, 646 S. gr. 8.) geb. M. 2.25.

Die Aufgabe, ein Andachtsbuch herzuftellen, bei
deffen Gebrauch alle Genoffen eines Haufes. die ungebildeten
fo gut wie die gebildeten, die Erwachfenen fo
gut wie die Kinder in ihrem Erbauungsbedürfnifs wirklich
befriedigt würden, ift bisher noch nicht gelöft worden
. Auch dem Verf. des vorliegenden Buches ift die
Ueberwindung diefer Schwierigkeit noch nicht gelungen.
Er geht von der gewifs richtigen Vorausfetzung aus, dafs
an der häuslichen Andacht auch die Kinder und die
Dienftboten theilnehmen follen und hat infolge deffen
fowohl die Erklärungen der vorangeftellten Bibelfprüche
als auch die Gebete in einfachem, allgemein verftänd-
lichem Ton gehalten. Ob er aber damit Alle befriedigen
wird, ift eine andere Frage. Was zunächft die Gebete
betrifft, fo fleht der Verf. diefelben felber nur als eine
Art Nothbehclf an und hält es mit Recht für das zu er-
ftrebende Ideal einer häuslichen Andacht, dafs jeder
Hausvater an die Vorlefung des Schriftwortes und der
dazu gegebenen Erklärung ein eigenes freies Gebet anknüpfe
. Wenn daher die hier gegebenen Gebete beim
Gebrauch des Buches oft den Eindruck hinterlaffen, als
ob doch dies oder jenes fehle, fo kann ihm das kaum