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Ausgabe:

1889

Spalte:

49

Autor/Hrsg.:

Müller, Aug. (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Orientalische Bibliographie. 1. Jg. 1887 1889

Rezensent:

Wellhausen, Julius

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack. Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinriclis'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N° 3. 9. Februar 1889. 14. Jahrgang.

OrieDtalifche Bibliographie, hrsg. von Aug.

Müller (Wellhaufen).
Rückert. Der Koran (Wellhaufen).
Westphal, Les sources du Pentateuque, I

(Wellhaufen).
Strack, Einleitung in den Thalmud (Siegfried).
Büning, Ein neues Fragment des Quedlinburger

Itala-Codex (Reufch).
Steude, Die Auferflehung Jefu Chrifti, eine

hiftorifche Unterfuchung (Häring).
K raufe, Die Lehre des heil. Bonaventura über

die Natur der körperlichen und geiftigen Wefen

(Nitzfeh).

Briefe Benedicts XIV an den Kanonicus Pier
Francesco Peggi, hrsg. von Kraus, 2. Ausg.
(Reufch).

Trede, Leo XIII. und fein Jubiläum (Fay).
Kober, Chriftian Friedrich Spittler's Leben

(Kraufs).
Weber, Metaphyfik (Sachfse).
Cheyne, The hallowing of criticism: Nine

sermons on Elijah (Hans). (Lindenberg).

Seeligmann, Evangelifche Predigten
(Wächtler).

Fuchs, Wort- und Sacherklärung der Evangelien
und Epifteln des chrifUichen Kirchenjahres.
2. Thl. Epifteln (Wächtler).
Müllenfiefen, Das Wort des Lebens, Predigten,

8. Aufl. (Lindenberg).
Quandt, Glaube, Hoffnung, Liebe, Predigten,

Tholuck's Ausgewählte Predigten, 2. Aufl.

(Wächtler).
Ziethe, Beröa, Predigten (Wächtler).

Meyer, Hausandachtsbuch (Lindenberg).

Be y f ch 1 a g, Godofred, ein Märchen (Lindenberg).

Erdmann, Die Lutherfeftfpiele (Fay).

Orientalische Bibliographie, unter Mitwirkung von DD. A. j fährt hier freier als fonft und zerbricht nicht der deut

Bezzenberger, Herrn. L. Strack, Joh. Müller, K. Völlers
u. A. hrsg. von Dr. Aug. Müller. 1. Jahrg. 1887.
4 Ufte. Berlin, Reuther. (1. Hft. 69 S. gr. 8.) M. 6. —
Die melancholifche Gefchichte der früheren räfon-

fchen Sprache alle Knochen, indem er fie einem fremden
Idiome anzupaffen fucht. Beinah ift fogar der Eindruck
, den man von dem Inhalte und namentlich der
Form des Korans erhält, ein zu günftiger. Zu Rückert's
Ueberfetzung pafst die allerliebft gefchriebene und gänz-

nirenden Literaturberichte der Deutfchen Morgenländi- 5 lieh anfpruchlofe Einleitung des Herausgebers vortreff-

fchen Gefellfchaft ift bekannt. Sie hinkten allmählich
ihrem Fälligkeitstermine um ganze Luftra nach und waren
veraltet, wenn fie erfchienen. Keiner wollte und konnte
fie machen, das Gefchäft war ein höchft undankbares,
die geiltreichen Betrachtungen über alle möglichen literari-
fchen Erfcheinungen, die weit über den Horizont des
Einzelnen hinaus reichten, waren zu nichts nütze. Auch
die Vertheilung der Arbeit auf eine ganze Anzahl von
Fachgelehrten erwies fich als undurchführbar. Ich habe
immer gefeufzt nach einer einfachen, aber nicht von einem
Buchhändler, fondern von einem Gelehrten herauszugebenden
Bibliographie. Diefem praktifchen Bedürfnifse
hat nun endlich A. Müller, mit einem Stabe aggregirter
Gelehrter, in vollendeter Weife abgeholfen. Er war als
der rechte Mann dazu längft bekannt. Die Bibliographie
ift mit höchfter Sorgfalt gearbeitet und bis jetzt ganz
regelmäfsig erfchienen. Es ift darum auch alle Ausficht
vorhanden, dafs fie fich halten wird. Der fehr billige
Preis ermöglicht jedem Intereffenten die Anfchaffung.

.Marburg. Wellhaufen.

Rückert, Friedr., Der Koran. Im Auszuge überfetzt von
F. R., hrsg. von Aug. Müller. Frankfurt a'M., Sauerländer
, 1888. (XII, 551 S. 8.) M. 4. —; geb. M. 5. —

An eine Koranüberfetzung, an welcher Rückert zwi-
fchen 1824 und 1842 gearbeitet hat, läfst fich natürlich
nicht der wiffenfehaftliche Mafsftab von heute legen.
Unfer hiftorifches Verftändnifs hat feitdem doch recht
erhebliche Fortfehritte gemacht. Wir bedürfen heute
einer profaifchen Wiedergabe, mit einem ausführlichen,
fachlichen und auch fprachlichen Commentar; diefem
Bedürfnifs kommt Rückert nicht entgegen. Aber trotzdem
ift die Herausgabe des opus pothumum, die fchon
um der Bedeutung des Verfaffers willen nothwendig war,
auch in anderer Hinficht fehr dankenswerth. Diefe Fragmente
geben dem Laien, z. B. dem Theologen, eine
beffere Vorftellung von der muslimifchen Bibel, als alle
früheren Verdeutfchungen derfelben. Namentlich die
Wiedergabe der Form ift meifterhaft. Der Dichter ver-

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lieh; man kann bei der Leetüre der erften Seiten beinah
in Zweifel fein, ob fie nicht von dem grofsen Meifter
felber herrühre.

Marburg. Wellhaufen.

Westphal, Lic. Alexandre, Les sources du Pentateuque.

Etüde de critique et d'histoire. I. Le probleme litte -
raire. Paris, Fischbacher, 1888. (XXX, 319 S. 8.)

Der erfte Theil diefes Buches enthält eine Gefchichte
der Pentateuchkritik, und zwar eine fehr fleifsige und
forgfältige. Der Verf. hat Manches gelefen, was ich nur
hie und da angeblättert habe, z. B. Ilgen1 s Urkunden; es
hat mich überrafcht, zu fehen, wie gute Blicke der alte
Rector von Pforte gethan hat. Er hat die charakte-
riftifche Thatfache an das Licht gebracht, dafs Eichhorn
ne connaissait Astruc quo par Michaelis et par Jentsalem.
Nicht immer freilich bin ich mit der Schätzung des An-
theils der einzelnen Gelehrten an der Löfung des Problems
und des Werthes ihrer Leiftungen einverftanden.
Mehr Referat und weniger eigene Zuthat wäre überhaupt
beffer gewefen. Am Schluffe findet fich eine recht prak-
tifche Synopfe der parallelen Erzählungsftücke des Pen-
tateuchs. Sie geftaltet fich zu einer Art Harmoniftik.
Denn die Quellenfcheidung hat keine zerftörende Wirkung
gehabt, fondern ganz im Gegentheil mehrere unabhängige
Zeugen für die Gefchichtlichkeit der biblifchen Berichte
producirt. Ihr unbeabfichtigtes und unerwartetes Ergeb-
nifs ift ,die Harmonie der Evangelien des Alten Bundes'
gewefen. Dazu kann man nur von ganzem Herzen gra-
tuliren.

Auf Wunfeh füge ich noch hinzu, dafs Herr Weft-
phal es unternommen hat, in der Revue theologique de
Montauban alle Vierteljahr einen Bericht über die neuen
Erfcheinungen auf dem Gebiete der deutfchen Theologie
zu geben. Es wäre vielleicht ein dringenderes Bedürfnifs
, wenn er die Welt mit vergeffenen Büchern der alten
Theologen bekannt machte, fowie er es in dem vorliegenden
Buche gethan hat.

Marburg. Wellhaufen.