Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1889

Spalte:

618-620

Autor/Hrsg.:

Godet, F.

Titel/Untertitel:

Commentaire sur l‘évangile de Saint Luc. 3. éd. 2 vols 1889

Rezensent:

Link, Adolf

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint pre;s
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 25. 14. December 1889. 14. Jahrgang.

Harper and Weidner, An introductory New
Testament Greek method (Link).

Godet, Commentaire sur l'evangile de Saint
Luc, 3. ed. 2 vols. (Link).

Kahler, Neuteftamentliche Schriften in genauer
Wiedergabe ihres Gedankenganges, 1. Lfg.
(Schnapp).

Liell, Die Darflellungen der allerfeligflen Jungfrau
und Gottesgebärerin Maria auf den Kunfl-
denkmalern der Katakomben (Ficker).

Thomafius, Die chriftliche Dogmengefchichte,
2. Aufl. 2. Bd. I. Abth. (Kattenbufch).

Knüttel, Nederlandsche bibliographie van kerk-
geschiedenis (K. Müller).

Stählin, Kant, Lotze, Albrecht Ritfehl (Gott-
fchick).

Berger, Die Herbart-Ziller'fchen Grundfätze
in ihrer Anwendung auf den Religionsunterricht
(Gottfchick).

Suppe, Lafs meinen Gang gewifs fein in
Deinem Wort, Cafualreden (Diegel).

Kleinfchmidt. Der Brief an die Römer, erläutert
(Schnapp).

Quandt, Die heben paftoralen Sendfehreiben
der Offenbarung Johannis (Schnapp).

Harper, Prof. Dr. William Rainey, and Prof. Dr. Franklin
Weidner, An introductory New Testament Greek method.

Together with a manual. containing text and voca-
bulary of gospel of John and lists of words, and
the elements of New Testament Greek grammar.
New York, Ch. Scribner's Sons, 1889. (520 S. gr. 8.) geb.

Das Buch ift eine in ihrer Art höchft fcharffinnig
durchgeführte Anleitung zur Erlernung des neuteftament-
lichen Griechifch für Engländer an der Hand der fog.
induetivenMethode. Entgegen der herkömmlichen Praxis,
den Schüler mit der Grammatik beginnen zu laffen und
dann die Anwendung des Erlernten einzuüben, fchlagen
Harper-Weidner folgenden, gewifs anregenderen Lehrgang
ein: Es wird zunächft der griechifche Text mit
Angabe der Ausfprache und Ueberfetzung vorgelegt und
fodann alles in demfelben vorkommende grammatifche
und lexikalifche Material herausgehoben und nach den
verfchiedenften Gefichtspunkten verarbeitet. Auf diefe
Weife ift in fünfzig Lectionen das ganze Johannesevangelium
, welches die Verfaffer zu Grunde legen, behandelt
. Ein zweiter Theil bietet den griechifchen Text
des Evangeliums im Zufammenhange zu weiterer Uebung,
ferner ein Stück desfelben in englifcher Sprache zur
Rücküberfetzung, endlich Liften der wichtigeren neu-
teftamentlichen Wörter. Der dritte Theil enthält die Elemente
der neuteftamentlichen Grammatik in fyltematifchcr
Verarbeitung mit Ausnahme der Syntax, welche in einem
befonderen Bande erfcheinen foll.

Auch in Deutfchland haben wir allen Grund, für
jeden Rathfchlag dankbar zu fein, durch deffen Befolgung
das Studium der neuteftamentlichen Gräcität gefördert
wird. Wenn Ref. trotzdem die Frage, ob ein ähnliches,
für Deutfche berechnetes Unternehmen als wünfehens-
werth erfcheinen kann, verneint, fo gefchieht es vor
Allem, weil bei uns glücklicherweife kaum Jemand an
das neuteitamentliche Idiom herantritt, der nicht fchon
vorher das claffifche Griechifch verfteht; eine Anleitung
zur Erlernung der neuteftamentlichen Gräcität allein, von
den elementarften Anfangsgründen an, hat alfo für uns
keinen Zweck. Sollte aber wirklich Jemand auf den Gedanken
kommen, auch ohne die nöthigen claffifch-grie-
chifchen Vorkenntnifse zum Verftändnifs des Urtextes
durchdringen zu wollen, fo wäre ihm vielmehr der Rath
zu ertheilen, von diefem dilettantenhaften Unternehmen
abzuftehen und fich lieber der bewährten Führung einer
authentifchen Ueberfetzung anzuvertrauen. Wenn aber
Harper und Weidner fich von der Durcharbeitung ihres
Buches auch für diejenigen einen Vortheil verfprechen,
welche bereits im Belitze griechifcher Kenntnifse find,
fo glaube ich kaum, dafs der Erfolg der aufgewandten
617

Zeit entfprechen würde. Auf keinen Fall würde dabei
ein Verftändnifs des neuteftamentlichen Idioms in feiner
Eigenart gegenüber dem claffifchen Griechifch erreicht
werden können.

Marb

urS- Adolf Link.

Godet, Prof. Dr. F., Commentaire sur l'evangile de Saint Luc.

3. ed. 2. vols. Neuchatel, Attinger freres, 1888—1889.
(VII, 623 u. 625 S.)
Godet, Prof. Dr. F., Kommentar zu dem Evangelium des
Lukas. Deutfch von weil. Pfr. E. R. Wunderlich
und Diak. K. Wunderlich. 2., völlig umgearb. Aufl.,
nach der 3. des franzöf. Originals. 1. u. 2. Abtlg.
Vom Verfaffer autorifierte deutfche Ausg. Hannover,
Meyer, 1888 u. 1889. (320 S. gr. 8.) ä M. 3. —
Die dritte Auflage des Commentars von Godet über
das Lukasevangelium unterfcheidet fich in der äufseren
Einrichtung zunächft dadurch von der vorhergehenden,
dafs einige Abfchnitte, welche früher an den Schlufs ge-
ftellt waren, in die Einleitung eingearbeitet find. Aufser-
dem ift der Commentar durch eine fortlaufende Ueberfetzung
des Evangeliums bereichert worden, an welche
zugleich die textkritifchen Bemerkungen angeknüpft find;
diefelben laufen vielfach auf eine Bevorzugung der byzan-
tinifchen Ueberlieferung hinaus. — Die umfangreiche ein-
fchlägige Literatur, welche feit der zweiten Auflage, feit
1872, erfchienen ift, hat G. wenigftens zum gröfsten Theile
eingearbeitet. Speciell hat er bei der fortlaufenden Erklärung
die neue Ausgabe des Meyer'fchen Commentars
von Weifs als einen unentbehrlichen Führer fchätzen
gelernt. — Die vorgenommenen Aenderungen find von
keiner befonderen Bedeutung. In allen wichtigeren kri-
tifchen und exegetifchen Fragen hat G. feine bisherige
Anfchauung beibehalten, fodafs fein Buch, trotzdem
befonders die Einleitung vollftändig neu gearbeitet ift,
fachlich im Grofsen und Ganzen dasfelbe geblieben ift.

Entgegen der herrfchenden Anficht, dafs fleh die
weitgehende Uebereinftimmung der drei erften Evangelien
nur durch die Annahme einer gemeinfamen Benutzung
derfelben fchriftlichen Quellen erklären läfst,
bekennt fich G. nach wie vor zu der fog. Traditionstheorie
. Seiner Meinung nach bildet nur die mündliche
Ueberlieferung ,ein hinlänglich feftes und zugleich bieg-
fames, mit einem Worte ein hinlänglich elaftifches Princip,
um das fo auffallende Verhältnifs zwifchen unferen drei
Synoptikern zu erklären, einerfeits ihre Aehnlichkeit, ja
theilweife wörtliche Uebereinftimmung, andererfeits ihre
Verfchiedenheit, die fleh nicht feiten bis zu formellem
Widerfpruch fteigert' (y. 69 der franz., S. 37 f. der deutfehen

618