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Ausgabe:

1889

Spalte:

569-571

Titel/Untertitel:

Codices manuscripti Graeci Reginae Suecorum et Pii PP.II 1889

Rezensent:

Gebhardt, Oscar

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N£i 23. 16. November 1889. 14. Jahrgang.

Codices manuscripti Graeci Reginae Suecorura

et Pii PP. II. Bibliothecae Vaticanae descripti,

rec. Stevenson (Gebhardt).
Workman, The text of Jeremiah (Hollenberg).
Jacobs, Are there Totem-Clans in the Old

Testament? (Schwally).
Batiffol, Les manuscrits Grecs de Berat d'Albanie

et le Codex Purpureus * (Gebhardt).

Omont, Notice sur un tres ancien manuscrit
Grec en onciales des epltres de Saint Paul
(Derf.).

Reufs, Notitia codicis quattuor evangeliorum
Graeci membranacei (Derf.).

Win ekel mann, Politifche Correfpondenz der

Stadt Strafsburg im Zeitalter der Reformation,

2. Bd. (Kawerau).
Drews, Humanismus und Reformation (Derf.).
Glogau, Abrifs der philofophifchen Grund-

wiffenfehaften, I. u. 2. Bd. (Beffer).
Pank, Das Evangelium Matthäi in Predigten,

I. Hälfte | Wächtler).
Vogel, Reformations-Feftfpiel (Kawerau).

Codices manuscripti Graeci Reginae Suecorum et Pii PP. II.

Bibliothecae Vaticanae descripti praeside J. B. Cardinali
Pitra episcopo Portuensi S. R. E. Bibliothecario.
Recensuit et digessit Henricus Stevenson Senior
eiusdem bibliothecae scriptor. Romae, ex typo-
grapheo Vaticano, 18S8. (Vortitel: Bibliothecae
Apostolicae Vaticanae Codices manuscripti recensiti
iubente Leone XIII. Pont. Max. Pontificatus anno X.)
(XII, 247 S. 4-)
Der zum PapiVjubiläum erfchienene zweite Band des
Kataloges der griechifchen Handfchriften der Vaticani-
fchen Bibliothek ift mit der gleichen Sorgfalt und Sachkunde
gearbeitet, welche wir an dem vor etwas mehr
als drei Jahren erfchienenen erften Bande rühmen konnten
(f. Theol. Lit.-Ztg. Jahrg. 11, 1886, Col. I26ff.). Nur dadurch
unterfcheidet lieh der zweite Band zu feinem Nachtheile
vom erften, dafs er nicht, wie jener, eine ausführliche
gefchichtliche Einleitung enthält. Dies ift ein
Mangel, den man zwar beklagen, aber zum Theil wenigftens
erklärlich finden wird. Denn der Schwerpunkt der nach
Alexander VIII., welcher fie der Vaticana einverleibte,
Gewöhnlich Alexandrina genannten Bibliothek der Königin
Chriftine von Schweden liegt bekanntlich nicht fo-
wohl in den griechifchen Handfchriften derfelben, als
vielmehr in den ungleich zahlreicheren und wichtigeren
lateinifchen. Eine Gefchichte diefer Sammlung fetzt alfo
in eriter Linie die Durchforfchung der letzteren voraus,
und bei der Trennung des Kataloges nach den beiden
Sprachen liegt es in der Natur der Sache, dafs die Schilderun
"- der merkwürdigen Schickfale der von der Tochter
Guftav Adolfs gefammelten Bibliothek (vgl. darüber
namentlich Blume, Iter Balkum III, 55 ff.) dem Verfaffer
des lateinifchen Theiles zufällt. Die Bearbeitung des
letzteren ift, wie wir im Vorworte erfahren, dem jüngeren
Stevenfon ubertragen worden, und fo werden wir wohl
von diefem f. Z. das jetzt Vermifste empfangen. — Nicht
in "leicher Weife motivirt ift das Fehlen einer Gefchichte
der&Bibliothek Pius II. Denn nur die griechifchen Handfchriften
diefer Bibliothek werden in der Vaticana noch
mit eigener Numerirung gefondert geführt, während die
lateinifchen anderen Sammlungen einverleibt worden find.

Die Kenntnifs der griechifchen Handfchriften der
Alexandrina konnte bisher nur an Ort und Stelle aus
dem zu Anfang des vorigen Jahrhunderts angefertigten
handfehriftlichen Kataloge gefchöpft werden. Denn was
Montfaucon, Bibliotheca bibliotliccarum p. 27 s. bietet, ift
nur ein unvollftändiger und ungenauer Auszug. Ift es
mithin werthvoll und dankenswerth, dafs nun auch diefer
Theil der vaticanifchen Schätze vollftändig bekannt geworden
ift, fo mufs man fich doch hüten, allzu fangui-

nifche Erwartungen daran zu knüpfen. Man wird bei
Durchmufterung der 190 Nummern, aus welchen die
Sammlung befteht, wenigftens für theologifche Zwecke
nicht viel Neues finden. Die ältefte Handfchrift flammt
aus dem 9.—10. Jahrh. {Cod. 4, Chrysostomi in Pauli ad
Rom. epistolam comnient.); dann folgen 7 Hff. aus dem
10. und 18 aus dem II. Jahrh. (darunter 2 datirte). Unter
den Hff. des 10. Jahrh. verdienen Beachtung eine Catene
zum Evangelium Johannis {Cod. 9), worin A. Mai un-
edirte Stücke aus Theodorus Mopfueftenus entdeckte,
und zwei Hff. der Apoftelgefchichte und der catholifchen
und Paulinifchen Briefe in der Ausgabe des Euthalius
{Cod. 29 und Cod. 179). Eine derfelben, Cod. 29, gehört
zu den fchönften Hff. des 10. Jahrh., welche Ref. je fah.
Sie gelangte im Jahre 1626 in den Befitz des Strafsburger
Profeffors Matthias Bernegger und ging nach deffen Tode
auf Joh. Heinr. Böcler über, welcher daraus zum erften
Male (in feiner Ausgabe des N. T.. Argcntor. 1645) die
Prologe des Euthalius edirte Dem 10. Jahrh. gehören
ferner an ein Pfalterium (Cod. 13), eine Hf. der Reden
Gregors von Nazianz (Cod. 27) und zwei liturgifche
Bücher (Cod. 54 und Cod. 75). Aus den 11. Jahrh. find
zwei LXX- Hff. zu nennen, deren eine mit fchönen Miniaturen
geziert ift (Cod. 1). Dazu kommen ein Pfalterium,
ein anonymer Commentar zu Lucas und Johannes, ein
Evangeliftarium, Chryfoftomus in Matth., Bafilius (2 Hff.),
Gregor von Nazianz (4 Hff), Symeon iun., Dionyfius
Areopagita, Johannes Scholafticus und drei liturgifche
Hff. Damit haben wir die Hälfte der Pergamenthand-
fchriften genannt; denn die Gefammtzahl derfelben beträgt
in der Bibliotheca Alcxandnna nicht mehr als 50.
Eine diefer Hff. ift rescribirt (Cod. 144); aber die ältere
Schrift, welche das Lucasevangelium enthalten zu haben
fcheint, reicht nicht über das 10. Jahrh. hinauf.

Die 55 griechifchen Hff. Pius' II. find bereits aus dem
kurzen Verzeichnifse bekannt, welches L. Duchesne im
Jahre 1880 veröffentlicht hat: De codieibus viss. Graecis
Pii II in Bibliotheca Alexandrino- Vaticana Schedas excussit
L. Duchesne (Bibliotheque des ecoles francaises d'Athenes
et de Rovie. Fase. XIII), Paris 1880. Es befinden fich
darunter vier Palimpfefte, deren ältere Schrift jedoch,
fofern fie theologifchen Inhalts ift, nichts Werthvolles zu
enthalten fcheint. Im Cod. 15, welcher hauptfächlich
Juriftifches darbietet, finden fich gegen Ende 11 Blätter
mit Fragmenten eines Pentateuch aus dem 9. Jahrh.,

1) Böcler folgte i. J. 1648 einem Rufe der Königin Chriftine nach
Upfala und wurde i. J. 1649 fchwedifcher Reichshiftoriograph. Damals
mag er die werthvolle Handfchrift der fammeleifrigen Königin überlaflen
haben. Hiernach ift auch Scrivener zu berichtigen, welcher noch in der
3. Auflage feiner .IntroductioiC (18831 den Cod. Alexandrino-Vat. 29 dem
12. Jahrh. zuweift und die Hf. Böcler's i. J. 1870 in Strafsburg verbrannt
fein läfst.

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