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Ausgabe:

1889

Spalte:

449-451

Autor/Hrsg.:

Schrader, Eberhard (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Keilinschriftliche Bibliothek. Sammlung von assyrischen und babylonischen Texten in Umschrift und Uebersetzung. 1. Bd 1889

Rezensent:

Budde, Karl

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. SchÜrer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N° 18.

7. September 1889.

14. Jahrgang.

Bibliothek, keilinfchriftliche, herausgegeben von
Schräder, I. Bd. (Budde).

Allard, Histoire des persecutions pendant la
premiere moitie' du troisieme siecle, Septime
Severe, Maximin, Dece (Neumann).

Zur Frage nach der Entftehungszeit der Kon-

ftantinifchen Schenkung, Zweiter Artikel
(Krüger).

Beiträge zur fächfifchen Kirchengefchichte, 4.Heft
(Bornemann).

Laurin, Introductio in corpus juris canonici
(Frantz).

Schanz, Apologie des Chriftenthums, 3. Thl.
(Härtung).

Vogel, Gefchichtstabellen für den Religionsunterricht
(Bornemann).

Trümpert, Predigten (Achelis

Knipfer, Perfönliche Frömmigkeit und kirchlicher
Gemeinlinn (Gottfchick).

Bibliothek, keilinschriftliche. Sammlung von affyrifchen
und babylonifchen Texten in Umfchrift und Ueber-
fetzung. In Verbindung mit DD. L. Abel, C. Bezold,
P. Jenfen, F. E. Peifer, H. Winckler hrsg. von Eberhard
Schräder. 1. Bd. Mit chronologifchen Beigaben
und 1 Karte von H. Kiepert. Berlin, Reuther, 1889.
(XVI, 218 S. gr. 8.) M. 9. —
Weite Kreife haben alleUrfache, fich bei dem Herausgeber
und feinen Mitarbeitern für diefe werthvolle Gabe
zu bedanken. Die Cultur des Zweiftromlandes hat für
das Verfländnifs des Alterthums eine Bedeutung erlangt,
die jeden Gefchichtsfreund nöthigt, ihr näher zu treten.
Dazu aber können, wie bei jedem neuen Gebiet der
Gefchichte, nicht Darflellungen zweiter Hand verhelfen,
fondern nur die Quellen, auch nicht hie und da zerftrcute
Einzelmittheilungen, wie fie, höchft fchätzbar für den Zweck,
etwa Schräders Buch ,Die Keilinfchriften und das Alte
Tellatnent' insbefondere dem theologifchen Lefer darbot
, fondern nur gefchlofiene Mafien des in den Quellen
enthaltenen Stoffes. Nur durch die Ueberficht über
folche Maffen kann der Lefer fich in den Geift diefer
neuen Welt einleben, eines aus dem anderen fich erklären
laffen und allmählich eine gewiffe Herrfchaft über den
fremdartigen Stoff gewinnen. Wird diefes Bedürfnifs durch
die vorliegende Sammlung befriedigt, fo giebt Schrader's
Name die Bürgfchaft für die Vorficht und Nüchternheit,
deren es auf diefem fchwierigen Gebiete befonders bedarf.

Die Sammlung ift auf 4 Bände berechnet, von denen
3 der Reichsgefchichte, der vierte der Culturgefchichte
(im weiteilen Sinne) dienen follen. Der vorliegende erfte
bietet eine Auswahl der hiftorifchen Infchriften des alt-
affyrifchen Reiches (bis 745), der zweite wird das neuaffy-
rifche (bis 607), der dritte das babylonifche Reich umfaffen,
endlich der vierte poetifche, mythologifche, aflronomifche,
juriftifch-gefchäftliche Infchriften und Urkunden beider
Länder bringen. Das theologifche Intereffe wird befonders
dem zweiten und vierten Bande gefichert fein; indeffen

(S. 195 ff.). Die verhältnifsmäfsig undankbare Arbeit an
diefen kleinen Infchriften hat der Herausgeber zum gröfsten
Theil auf fich genommen. Den Eindruck des Reichthums
dagegen machen die 3 Hauptftücke der Sammlung, die
grofse Prisma-Infchrift Tiglath-Pilefer's I. (um IIOO), die
beiden grofsen Infchriften des Asur-näsir-abal (885 — 860
und die beiden feines Sohnes Salmanaffar II. (860—825 .
Unter dem letzteren beginnen auch, nachdem wir das
Verderben in den gewaltigen Kriegszügen immer weiter
nach Welten haben fortfehreiten fehen, die Erwähnungen
Israel's in den erften kurzen, aber fo überaus wichtigen
Nachrichten: Ahab von Israel in der Schlacht bei karkar
S. 173, der Tribut Jehu's ,des Sohnes Omri' S. 141. 151,
der paläfHnifche Feldzug Rammän-niräri's III. S. 191.
Aber das fachliche Intereffe theologifcher Kreife wird
fich darauf keineswegs befchränken, fondern auf Schritt
und Tritt Nahrung finden in willkommenen, farbenreichen
Illuftrationen zu biblifchen Stellen und Vorgängen. Wie
anders verfleht man das Triumphlied der Cypreffen und
Cedern Jef. 14, 8, wenn man hier S. Iii. 131 f. 141. 161.
163 von der immer wiederholten Abholzung allein des
Amanus-Gebirges durch die affyrifchen Heere lieft; wie die
Schilderung der Propheten von der Graufamkeit des
Feindes bei den grauenhaften Berichten befonders des
Asur-näsir-abal; eine Stelle wie Jef. 5, 26 ff. von feiner
Kriegstuchtigkeit bei den Schilderungen der Feldzüge,
die eine erftaunliche militärifchc Durchbildung verrathen;
die Ruhmredigkeit des Grofskönigs Jef. 10, 5 ff. bei den
langen Einleitungen, befonders S. 51—59 (nebenbei auch
eine Mahnung, die Wiederholungen in Deut. 5—Ii geduldiger
hinzunehmen). Die Anfiedelung weggeführter
Fremder in Affyrien (z. B. S. Ii7), umgekehrt von
Affyrern am Euphrat (z. B. S. 165), der Bau von Befefti-
gungen, Canälen u. f. w. u. f. w., alles das wird uns die
Anfchaulichkeit biblifcher Vorgänge zu erhöhen in ungewöhnlichem
Mafse geeignet fein, und auch da, wo das
Einzelne fchon anderwärts verwerthet ift, wird die gefchlof-
fene Maffe erft die rechte Wirkung thun. Als Zugaben
von hohem Werth findet man am Schlufs die fogenanntc

bietet auch diefer erfte eine reiche Fülle wcrthvollen '• fynchroniftifchc Gefchichte, 14 affyrifche Könige mit ihren

Stoffs. Da nichts Wichtiges übergangen ift, läfst er einen
tiefen Blick thun in den Reichthum wie in die Armuth der
bisher für die affyrifche Gefchichte erfchloffenen Quellen.
In die Armuth bei den zahlreichen Königen, für die nur
kurze, ganz odejr nahezu inhaltlofe Infchriften vorliegen,
meift Weiheinfchriften mit dem üblichen Fluch (vgl. S. 5.
11. 15. 47 u. f. w.) oder Fluch und Segen (S. 7) für
Schädigung oder Erhaltung der Königsfchöpfungen; fie
dienen faft nur, die Reihe der Könige vorzuführen, zu
ihrer Reihenfolge und Ausfüllung der Lücken vergleiche
man den wichtigen genealogifchen Abfchnitt in der In-
fchrift Tiglath-Pilefer's I. (S. 41. 43) und die .fynchro-

babylonifchen Zeitgenoffen in Grcnzftreitigkeiten vorführend
, und die Eponymen- Liften mit und ohne Bei-
fchriften, letztere von Schräder, erftere von Peifer und
Winckler gemeinfam herausgegeben. Diefe beide Gelehrten
theilen fich auch in den übrigen Hauptinhalt des Bandes;
nur S. 174—193 find von Abel bearbeitet.

Für möglichfte philologifchcZuverläffigkeit des Gebotenen
bürgt fchon der Umftand, dafs die meiften der
aufgenommenen Texte zu den längft und vielfach bearbeiteten
gehören, über die fchon viel Kritik hingegangen
ift. Die Fcftftellung des Textes und die UmfchreibunCT
ift nach bewährten Grundfatzen erfolgt, über die der

niftifche Gefchichte' mit ihren 14 affyrifchen Königen | Herausgeber im Vorwort Auskunft giebt; neue Collationen
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