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Ausgabe:

1889

Spalte:

350-353

Autor/Hrsg.:

Schultz, Hermann

Titel/Untertitel:

Alttestamentliche Theologie. 4., völlig umgearb. Aufl 1889

Rezensent:

Siegfried, Carl

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35°

defswillen nicht unerwünfcht, weil ihm die Begründung
jener Annahme (wohl von Hall im Journ. of thc Exeg.
Soc. 1887: The Lrces of thc Prophcts, p. 28—30, vgl. p.
97 — 102) nicht bekannt ift. Schon folgende zwei Bei-
fpiele find entfcheidend: Z. 314 Uiir: ,das Aufhören' SC.
der Propheten (vgl. Sach. 13, 2) ift durch üyoia. Z. 289
Us^-fS Vorhang, Teppich durch astXmfia ,das Entfalten,
Ausbreiten' (vom ZW. ^s^s ausbreiten') überfetzt, denn
beidemale erklärt fich wohl der unpaffende griechifche
Ausdruck aus ungenügendem Verftändnifs des fyrifchen
Wortes, während ein umgekehrtes Verhältnifs nicht^möglich
ift (vgl. weiter Z. 97 n. pr. I^jjc durch SaQTjQO, cod.
coisl. Zagina und die wenigftens analoge Wiedergabe des

prägnanten | ___,Einnehmbarkeit' Z. 272 durch das

allgemeinere alcooic), wogegen das griechifche atläfi für
f^-i IM* Z. 379 durch Erinnerung an Ez. 8, 16 bedingt
fein wird. Ist aber nicht der griechifche Text das Original
, dann braucht auch (2*^ Z. 86 nicht durch E>s^
und Z. 53 nicht durch den'Plural erfetzt zu werden.

— Von der Kreuzauffindungslegende giebt Verf. zwei
neue Recenfionen und hat dafür die in der erften Auflage
enthaltenen Stücke von Jacob von Edeffa (aus der
Ueberfctzung der Homilien des Patriarchen Severus)
und von Daniel von Salach als zu fchwierig weggelaffen.
Beides ift vollftändig zu billigen; nur mag nicht ver-
fchwiegen werden, dafs das letzte Stück, aus der Erläuterung
der gottesdienftlichen Ordnungen des Georg von
Arbela, gleichfalls die Kräfte eines Anfängers weit über-
fteigt, und dafs Ncftle — vielleicht in richtiger Erwägung
deffen, aber mit unrichtiger Folgerung daraus — feiner-
feits fo gut wie nichts gethan hat, um dem Anfänger
die Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. Es fehlen
im Wörterbuche nicht nur einzelne Wörter ( »- -fl Etlipa.
.eintreten' Z. 7 u. 30, )ZoZ] ,Zeichen' Z. 10 ff., wogegen
diefes Wort S. 101, Z. 308 als Plural von |z| ,Wunder'
gefafst werden könnte, vgl. auch i^j'a-^c Z. 4 ,in der
(Aera]der Griechen'), fondern es find auch, was hier ebenfo
wichtig ift, bei verfchiedenen Wörtern, die als Termini tccli-
niciflehen, nicht die fpeciellen Bedeutungen angegeben: Z. 8
--i dividieren, S. 9 der Sonnencyclus zu 28 Jahren

(wie auch angegeben fein könnte, dafs eine Indiction ein
Cyclus von 532 Jahren ift, wonach die Weltdauer nach
bekanntem Glauben auf 13 Indictionen = ca. 7000 Jahren
berechnet wird), Z. 10 ff. -1 - die Summe ergeben (unfer:
,machen'), S. 24 fr. . w°; abbilden, verfinnbildlichen, und
s-Z. 38 ift nicht die ,zuerft reife' Eva, fondern als
3. f. sing, des Pa. ; &c mit r-SH zu verbinden: weil Eva
die Sünde zuerft in die Welt gebracht hat. Durchaus
paffend find dagegen die anderen neuen Stücke, zu denen
Ref. gleichfalls eine kleine Nachlefe bietet. So fehlen
in den Vitac: Z. 219 | -. - - Felfen, Z. 252 (quer-

ats balloia, Z. 355 u. 414 das Afcl von ^sm, Z. 383 |?i£|
Ephod, Z. 384 ■ ftehlen, täufchen, in den Kreuzauffindungslegenden
: Z. 26 u. 29 U-iii* Fluch (im WB. nur
das ZW. jvZz fluchen); ferner findet fich ungenaue Bedeutungsangabe
zu Gen. 1, 11 f. U^jJ Sprofs, Schofs (ft.
Pflanze), Gen. 2, 21 ^1 Af. fchliefsen laffen (ft. ergreifen
laffen), ebenfo wie in den Vitac Z. 257 u. 372 das Adv.
:.-U-i- wohl nicht ,fcharf, fchnell', fondern ,heftig, laut'
bedeutet. Abgefehen von diefen Ausftellungen ift das
Wörterbuch forgfältig angefertigt; auch ift durch reichliche
Erklärung von FYemdwörtern und, wenn das Stammwort
des abgeleiteten Wortes nicht ohne Weiteres zu
erkennen ift, durch Verweifungen auf diefes das Intereffe
der Anfänger mehr als in der erften Ausgabe gewahrt,
wiewohl nach Anficht des Ref. dasfelbe durch Berück-
fichtigung von Eigennamen immer noch mehr gefördert |

werden könnte. — Der Druck der fyrifchen Texte ift
recht correct. Betreffs der neuen Texte bemerkt Neftle
ausdrücklich, dafs er fie gelaffen hat, wie die Handfchrif-
ten fie bieten. Es mag alfo noch manches aufser dem
S. IX Angegebenen auf die Nachläffigkeiten der alten
Abfchreiber zurückgehen, z. B. S. 107, Z. 429 j - -t ■— ? ftatt
des im Thesaurus allein bezeugten Li£o4; ob aber auch
ftatt J001 _lciji in der Handfchrift fich findet,
erfcheint doch zweifelhaft.

Verf. wünfeht der fyrifchen Grammatik Neftle's erneuten
und noch erhöhten günftigen Erfolg, fchon um
der fyrifchen Studien willen, für die ein bequemer Zugang
durch fie gefchaffen ift, und fchliefst mit der Versicherung
, dafs er nur defshalb fich diefer eingehenden
Prüfung des Einzelmaterials unterzogen hat, weil er von
der Nutzbarkeit des Buches überzeugt ift und es durch
öfteren Gebrauch fchätzen gelernt hat.

Leipzig. V. Ryffel.

Schultz, Prof. Dr. Herrn., Alttestamentliche Theologie.

Die Offenbarungsreligion auf ihrer vorchriftlichen
Entwickelungsftufe. 4. völlig umgearb. Aufl. Göttingen
, Vandenhoeck 61 Ruprecht's Verl., 1889. (VII,
823 S. gr. 8.) M. 15. —

Das vorliegende Werk hat bereits eine eigene Ge-
fchichte. Die erfte Auflage deflelben erfchien 1869 in
2 Bdn. und befriedigte in einer für die damalige Zeit
noch nicht dagewefenen Weife das Bedürfnifs einer Re-
ligionsgefchichte des A. T.'s nach den Grundfätzen unbefangen
wiffenfehaftlicher Forfchung. Die Mängel,
welche hier der Behandlung der Sache noch anhafteten,
konnte man dem Verfaffer nicht zur Laft legen, denn
für die Erkenntnifs der thatfächlichen Entwickelung der
altisraelitifchen Religion fehlte damals noch die richtige
literarkritifche Grundlage. In dem fogenannten Mofaismus
, welchen der Verf. als erften Haupttheil hinftellte,
fleckte im Wefentlichen fchon der Kern der ganzen
religiöfen Lehre; der zweite Haupttheil, der Prophetismus,
bot in Bezug auf die Lehren von Gott und vom Men-
fchen nichts Neues, fo dafs das Einzige, was fich wirklich
fortentwickelte, die Lehre vom Heil war, unter
welcher Rubrik der Verf. die verfchiedenen prophetifchen
Lehrtypen in hiftorifcher Folge vorführte. Der dritte
Haupttheil, Levitismus, hatte in Bezug auf die Lehrfragen
kaum einen felbftändigen Inhalt. Was man da las,
gehörte mehr der israelitifchen Gefchichte als der bib-
lifchen Theologie an. — Inzwischen trat nun Wellhaufen's
epochemachende Durchführung der Graf'fchen Hypothefe
an der Gefchichte des israelitifchen Cultus an das Licht
(1878). Damit war ein omtetov avril*y6fievov errichtet, zu
welchem jede wiffenfehaftliche Arbeit an den literarifchen
und gefchichtlichen Fragen des A. Ts'. Stellung nehmen
mufste, fei es zum Fall fei es zum Auferftehen. Auch
unfer Verf. fah fich veranlafst in der zweiten Auflage des in
Rede flehenden Werkes (1878), dies zu thun. Aber die
Umarbeitung ward zu rafch vorgenommen. War es auch
ein unbeftreitbarer Vorzug der zweiten Auflage vor der
erften, dafs man die Darfteilung der altteftamentlichen
Lehren von Gott, vom Menfchen und vom Heil als eine
einheitliche vor Augen hatte und nicht mehr wie früher
grofse Stücke doppelt las, fo war doch der neue literarkritifche
Sauerteig nur unvollkommen durchgedrungen.
Theilweife war der Graf-Wellhaufen'fche Gefchichtsauf-
bau durchgeführt, theilweife war aber die alte Ewald'fche
Conftruction flehen geblieben. Man wurde ein Gefühl
des Unbehagens nicht los. Die dritte Auflage 1885 war
nur eine Titelauflage, unveränderter Abdruck der zweiten.
Dafs auch fie fo rafch vergriffen werden konnte, zeigt,
wie werthvoll es ift, einen angefehenen literarifchen
Namen zu befitzen.— Die jetzt vorliegende vierte Auflage