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Ausgabe:

1889 Nr. 12

Spalte:

308-311

Autor/Hrsg.:

Wohlenberg, G.

Titel/Untertitel:

Die Lehre der zwölf Apostel in ihrem Verhältnis zum neutestamentlichen Schrifttum. Eine Untersuchung 1889

Rezensent:

Loofs, Friedrich

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Theologifche Literaturzeitung. 1889. Nr. 12.

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PRE2 geliefert, .liegt darin, dafs er die feiner Jugendzeit hätten. V.-29: Wenn der Leib nicht auferfieht, warum
geläufigen Kenntnifse in klarer und fafslicher Form dar- läfst man denfelben taufen? V. 32 ein lacedämonifches
ftellte, und fo den nach ihm lebenden Syrern wenigftens Sprichwort ,V. 33 vom Comödiendichter Menander aus
ein gewiffes Mafs von Wiffen rettete, von dem fie bis i dem Buch DTDlK"t(T); über die Varianten f. Lohr zur
auf den heutigen Tag zehren'. Im Jahre 1277 verfafste er, j Stelle. 16, 22 ift vom Apoftel fyrifch angeführt, um die
in nicht ganz 8 Monaten, feinen Schatz der Ge- j Einbildung der Korinthier auf ihr Griechenthum zu
heimnifse, eine kurze Auslegung der wichtigften Stellen dämpfen. Der zweite Brief ift durch Titus von Philippi
der Bibel, die jetzt das Vademecum der fyrifchen Theo- I gefandt, der Galaterbrief von Rom durch Titus, ebendaher
logen ift, und fchon deshalb, aber auch wegen allerhand Eph. durch Tychicus, Col. durch denfelben und Onefi-
werthvoller Bemerkungen ganz veröffentlicht werden I mus, II Theff. von Laodicea, I Tim. von Rom durch
mufs. So derfelbe vor 12 Jahren. Stark 60 Jahre find l Lucas, der zweite, als Timotheus von Afien nach Troas
verfloffen, feit Wifeman 1828 in Rom einige Stücke j ging, Tit. von Nicopolis durch Artemas (zum Theil abwei-
daraus abdruckte, 30 Jahre feit Larfow consociatis Bri- I chend von den Unterfchriften bei Tifchendorf). — Nach

tannorum et Borussorutn regnis zur Vermählungsfeier von
Friedrich Wilhelm und Victoria den Eingang herausgab;
der Breslauer Bernftein und eine Reihe Breslauer Doc-
toranden (Knobloch, Rhode, Schröter, Winkler), ebenfo
eine Anzahl Schweden (Tullberg, Siefert, Koraen, Wennberg
, Wittloch, Sundberg) haben Hand ans Werk gelegt;

II Cor. 3, 13 haben die fyrifchen Hohepriefter unrecht,
ihr Angefleht mit einer y.iöaqig zu verhüllen; Lohr citirt
zu dem Wort Gef. Abh. 207; worauf Hebraiften wegen
"IM und Affyriologen wegen kudur ausdrücklich ver-
wiefen feien. — Der Pfahl im Fleifch ift entweder ein
Hautausfchlag, oder, nach Jakob von Edeffa, Krebs

endlich hat de Lagarde felbft mit einigen feiner Schüler | der ,Nafe des Kniees'; des Satans Engel fei Alexander
(Klamroth, Moritz, Rahlfs, Schwartz, Spanuth) die Ar- der Schmied, der ovvCvyoc Phil. 4, 3 Barnabas. — Näheres
beit wieder aufgenommen. Diefe Zeitung hat in 78, 15 | über die Zeichen des Antichrifts (1 Theff.), der von einem
79, 23 80, 9 84, 4 88, 6 (Spalte 137, nicht 331 Regifter) 1 Zauberer mit einem Judenmädchen auf einem Begräbnifs-
darüber berichtet. Wieder liegt ein beträchtliches Stück platz erzeugt wird, finde man in 2 dogmatifchen Büchern
von einem der Schüler de Lagarde's vor; aber noch find des Barhebräus. — 1 Tim. 3, 1 geht auf 2, 15 zurück;
wir ziemlich weit entfernt, das Ganze fo zu befitzen, wie die neftorianifche Auslegung von 3, 2 (gleichzeitige Pfauen)
wir es bedürfen, und mit der Ausnutzung desfelben ift j widerlegt fich durch 5, 9, die armenifche Anficht, dafs

erft der Anfang gemacht (nach einer Seite hin neueftens
auch in einer dem Ref. bis jetzt nur dem Titel nach
bekannt gewordenen Halle'fchen Differtation: Weingarten
, Laffer, die fyrifche Maffora nach Bar-Hebraeus.
Der Pentateuch. Halle 1887).

das Gebet des Priefters die Unreinheit der Maus nicht
aufheben könne, durch 4, 5. Timotheus habe IOOO volle
Wochen, 20 Jahre gefaftet, daher feine Magenfchwäche
5, 23. — Zu Tit. 1, 12 wird als von Epimenides der Vers
Callim., hymn. in Jov. 8 citirt. — Der Hebräerbrief ift

Von der fprachlichen Bedeutung des hier vorlieg- ; hebräifch in Rom gefchrieben, von Clemens, nach andern

enden Stücks mufs Ref. ganz abfehen, fachlich Werthvolles
findet fich in demfelben wegen des lehrhaften
Inhalts der paulinifchen Briefe vielleicht weniger als in
anderen Abfchnitten: immerhin kann dies oder jenes
zumal für die Gefchichte der exegetifchen Tradition
bedeutfam fein, und fo hebt Ref. einiges heraus.

Der Titel belehrt uns, dafs das Buch des feiigen
Apoftels Paulus in 55 Abfchnitte zerfällt, das Vorwort, dafs
die Briefe wie die altteftamentlichen Propheten nicht chro-
nologifch geordnet feien, fondern der an die Römer voran-
ftehe, weil diefe mit der Gottesfurcht den Principat
befafsen. Paulus fchrieb hebräifch, griechifch u. lateinifch;

von Lukas überfetzt, und trägt wegen des Haffes der
Juden Namen und Amt des Apoftels nicht an der Spitze.
2, 9 kennt BH als Lesart der Pefchitto nur diejenige
(yaqizi oVog), welche nach Westcott-Hort blofs so nie
wss. derfelben haben; als Lesart der Neftorianer giebt
er (aus Verfehen?) "/(oqis &eov yaqizi (avzov); ihr %wqig
finde fich fonft bei keinem Chriftenvolk; der Genitiv iHov
bei Thomas von Heraklea fei vielleicht erft nach dem
chalcedonenfifchen Schisma eingedrungen. Durch 7, 7
werde die armenifche Sitte ausgefchloffen, dafs die Priefter,
wenn fie vom Bifchof gefegnet werden, diefem ihrerfeits
die Hand auflegen.

durch 1 Cor. 14, 18 wird feine Sprachenkenntnifs erwiefen; Dies einiges Sachliche aus diefem neuen Theil des

den Namen Paulus nahm er bei feiner Ordination in | grofsen Scholienwerks. Die Ausgabe ift mit erfreulicher
Antiochien an. Hübfeh wird zu Rö. I, 1 eine dreifache ; Pünktlichkeit gemacht. S. 4, 20 eher 20 als 17; 23, 23

Bedeutung von doi'Aog unterfchieden: der geborene, gekaufte
, freiwillige. 14, 2 geht vielleicht auf die Nafiräer,
die am Paffah Fleifch effen follten, und nur das Gemüfe
afsen, in dem es gekocht war. 16, 3 fteht Priscilla voran,
wegen der gröfseren Gluth ihrer Frömmigkeit; V. 5 wird mit
I Cor. 16, 15 durch die Annahme ausgeglichen, dafs
Epänetus der Sohn des Stephanus gewefen; die Perus
V. 12 ift, nach einer Angabe, die Frau des Paulus, der
wie die andern Apoftel des Taufens wegen nach
I Cor. 9, 5 eine Schwerter hätte mitnehmen können.
Der erfte Korinthierbrief fei griechifch, nach Chryfofto-
mus hebräifch gefchrieben (vor jedem Brief wird angegeben
, in wie viel Homilien dieier Kirchenlehrer ihn erklärte
); das Haus der Chloe fei Name eines bekannten
Haufes oder Dorfes, nicht einer Perfon; fonft wäre letztere
ja gehafst worden. 2, 9 fei Citat aus unbekanntem Buch
(doch könne man auch Deut. 30, 5. 9 vergleichen), ebenfo
nach einigen 2 Cor. 11, 2 u. Gal. 5, 6, auch Eph. 5, 14,
wenn letzteres nicht aus einem Lobgefang der Chriften
zu Ephefus. Zu 1 Cor. II, 10 verweift Lohr mit Recht
auf de Lagarde's Gefammelte Abhandlungen 15; die
Beifügung des Citats Gen. 6, I würde den Trieb, das Buch
nachzufchlagen, vielleicht etwas fteigern. 15, 5 läfst Paulus
die Frauen als Zeugen für die Auferftehung weg, weil
die Korinthier als Philofophen darauf nicht viel gegeben

ergänze Prov. 3, 4; 29, 12 fehlt ein Anführungszeichen;
35, 5 fchr. 7 ftatt 1; 36, 7 ift wohl einmal »niTniQ zu
fetzen. — S. 1—31 (bis zum Schlufs des Ephefierbriefs) find
als pars prior bei der Göttinger Facultät als Doctorarbeit
eingereicht worden. Die Schrift ift zugleich die erfte dem
Ref. zu Geficht gekommene, die mit den neuen fyrifchen
Typen des Haufes Drugulin gefetzt ift; man vgl. darüber
de Lagarde in den Göttinger Nachrichten 1888, 14. Wie
viel mit denfelben gewonnen ift, zeigt eine Vergleichung
mit jedem beliebigen bisherigen Druck. Auch dies ein
Verdienft de Lagarde's.

Ulm a. D. E. Neftle.

Wohlenberg, Repetent G., Die Lehre der zwölf Apostel in
ihrem Verhältnis zum neutestamentlichen Schrifttum. Eine
Unterfuchung. Erlangen, Deichert, 1888. (III, 96 S.
gr. 8.) M. 2. —

Es ift des Referenten Schuld, dafs die Anzeige der
vorliegenden Schrift fich ungebührlich verfpätet hat. Ref.
würde diefe Verzögerung noch mehr bedauern, als es
der Fall ift, wenn es ihm möglich gewefen wäre, die
Anzeige auf die Anerkennung zu befchränken, welche
der Fleifs, die Sorgfalt und Behutfamkeit des Verfaffers
verdienen. Allein die Arbeit ift doch nicht nur als Erftlings-