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Ausgabe:

1888

Spalte:

153-156

Autor/Hrsg.:

Cave, Alfred

Titel/Untertitel:

An introduction to theology: its principles, its branches, its results, and its literature 1888

Rezensent:

Lemme, Ludwig

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Marburg,und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

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Erfcheint Preis
Ue 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, jährlich 16 Mark.

N° 7. 7. April 1888. 13. Jahrgang.

Cave, An introduction to theology (Kemme). Drews, Wilibald Pirkheimers Stellung zur
o . .. .... , , . , , , Reformation (Enders).

Sabatier, L ongine du pechfi dans le Systeme Denzinger, Enchiridion symbolorum et defini-
theologique de Paul (Lobftein). tioaum ed. 6. aucta et emendata abj. Stahl

Kirchengefchichtliche Studien, Hermann Reuter (K. Müller).

zum 70. Geburtstag gewidmet von Brieger. Dorner, Das menfchliche Erkennen, Grundlinien
der Erkenntnifstheorie und Metaphyfik
(F. A. Müller).

Tfchackert, Kolde, Loofs und Mirbt
(Bornemann).

Aurbach, Die evangelifche Kirche im neuen
deutfchen Reiche. 2. Ausg. (Köhler).

Aurbach, Die evaugelifche Kirche am Wendepunkte
ihres äufseren Gefchickes (Derf.).

Pearfo n, Die Fronica, ein Beitrag zur Gefchichte

des Chriftusbildes im Mittelalter (Ficker).
Miscelle von Harnack.

Cave. Prof. Alfred, B. A., An introduction to theology: its Gefichtspunkte noch nicht aufgehellt find, unter denen
principles, its branches, its results, and its literature. ' der objective Wahrheitsbeweis für den chriftlichen Glau-
Edinburgh, T. & T. Clark, 1886. (XV, 576 S. gr. 8.) ' ben geführt werden kann und mufs. Die Art übrigens,
b wie Cave die Etntheilung der tlieologia naturalis gewinnt,

Cave's Encyklopädie verfolgt den praktifchen Zweck, ilt eine fehr äufserliche: mit Rücklicht darauf, dafs die
Anfänger in das theologifche Studium einzuführen, und Theologie der weltlichen Wiffenfchaft beftimmte Daten
genügt demfelben für englifche Verhältnifse, foweit Ref. entnimmt für die überfinnlichen Beziehungen des Men-
diefe zu beurtheilen im Stande ifl, in trefflicher Weife, fchen, conftatirt er einen erften Theil, in welchem die
Die Ausführungen find lichtvoll, klar, immer die Haupt- : Daten aus 1) Mathematik, 2) Phyfik, 3) Chemie, 4) Aftro-
fache im Auge behaltend, meift auf tüchtiger Kenntnifs nomie, 5) Biologie, 6} Geologie, 7) Phyfiologie, 8) Socio-
des Gegenftandes ruhend. Freilich ift Ref. weder mit logie feftgeftellt werden follen; den zweiten Theil, der
dem Aufrifs der Theologie im Ganzen und Grofsen, noch ; die Schlufsfolgerungen und Beweisführungen der tlieologia
auch immer mit der Auffaffung der einzelnen Theile ein- j naturalis geben foll, gewinnt er fo, dafs er nach Auf-
verftanden. Der Grundfehler diefer theologifchen Ency- 1 Zählung der Loci der Dogmatik mit Ausfcheidung der
klopädie liegt darin, dafs der Organismus der chriftlichen auf Offenbarung ruhenden (Chriftus, Erlöfung, Kirche)
Theologie nicht bezogen wird auf den Gedanken der fünf zur Begründung übrig behält: i) Gott, 2) Geifter,
chriltlichen Kirche, fondern auf den Begriff der Religion 3) Welt, 4) Menfch, 5) Sunde. Trotz folchen zerriffenen
überhaupt. Die letztere Beziehung foll im erften Theil i und unfyltematifchen Verfahrens haben übrigens die
der theologifchen Encyklopädie zu ihrem Rechte kommen, englifchen Gelehrten auf dem Gebiete der tlieologia
in dem zu entwickeln ift, dafs unter allen Religionen naturalis eine achtbare Geiftesarbcit vollbracht, die in
allein die chriftliche es zu Theologie in eigentlichem Cave's gefchichtlichem Abrifs rühmend hervorgehoben
Sinne oder zu Theologie als Wiffenfchaft bringt und j wird. Aber eine folche tlieologia naturalis als Grundbringen
kann; hier mufs alfo die Rückfichtnahme auf legung den eigentlich theologifchen Disciplinen voran-
Religionsphilofophie und vergleichende Religionswiffen- | ftellen, heifst doch immer den chriftlichen Glauben auf
fchaft der Fundamentirung der chriftlichen Glaubens- fremde Stützen ftellen. Erft nach Entfaltung des in fich
wiffenfchaft dienen. Aber im. zweiten Theil, der den gewiffen Glaubens in der Glaubenslehre kann ein objec-

Aufrifs der theologifchen Disciplirien zu geben hat, ift
die chriftliche Theologie einzig in Beziehung zur chriftlichen
Kirche zu fetzen. Indem aber Cave einzig die
zweite Aufgabe ins Auge fafst und diefe auf den Gedanken
der Religion überhaupt bezieht, gewinnt er vor
den 4 Haupttheilen der' chriftlichen Theologie, wie fie
gegenwärtig gewöhnlich angenommen werden, noch als
2 gleich geordnete Haupttheile eine Natural Theology
und eine Ethnic Theology. Die tlieologia naturalis empfängt
ihre Begründung aus dem Gefichtspunkt, dafs
es ein Gebiet aufserchriftlicher Gotteserkenntnifs giebt,
welche aus der allgemeinen religiöfen Anlage fo erwächft,
dafs die Wahrnehmungen der Aufsenwelt dem empfänglichen
Gemüth mit unabweisbarer Nothwendigkeit den
Gedanken des Uebernatürlichen und daher auch irgend
welche Beziehung zum Uebernatürlichen aufnöthigen.
Die tlieologia ethnica ift die Wiffenfchaft der aufserb'ibli-
fchen Religionsfyfteme. Die letztere kann auf keinen
Fall einen Zweig der chriftlichen Theologie im eigentlichen
Sinne bilden, da ihr als folcher keine Geltung für

tiver Wahrheitsbeweis für die chriftliche Weltanfchauung
in der Apologetik folgen; um etwas zu vertheidigen und
zu begründen, mufs man wiffen, was vertheidigt werden
foll, und wie es überhaupt feinem Wefen nach begründet
werden kann.

In dem dritten Theil der Theologie (Bihlieal Theology
) ftellt Cave unter den biblifchen Hülfswiffenfchaften
an die erfte Stelle eine biblifche Kanonik (Gefchichte
des Kanons), die hier vor der neuteftamentlichen Einleitung
kaum gerechtfertigt ift. Die Auffaffung der biblifchen
Einleitung als Einleitung in die einzelnen Bücher
des alten und neuen Teftaments verräth keine Spur des
gefchichtlichen Aufbaues, zu dem man in diefer Disciplin
vorgedrungen ift; die Auffaffung derfelben als biblifcher
Literaturgefchichte ift nicht einmal angedeutet. Von der
Einleitungswiffenfchaft unterfcheidet Cave noch die lite-
rarifchc Kritik der heiligen Schrift, ohne dafs man fleht,
wie diefe Unterfcheidung durchgeführt werden foll; während
er die Einleitungsliteratur im Allgemeinen bei der
biblifchen Einleitung nennt, giebt er bei dem ,Bilil/eal

die Feftftellung der chriftlichen Wahrheit zugeftanden ; litcrary criticisvh fpeciell die Literatur zur Pentateuch

werden kann, während Cave ganz confequent auch ihre
Wahrheitsmomente in der fyftematifchen Theologie zur
Geltung kommen laflen will. Der berechtigte Inhalt der

kritik, zur Evangelienkritik und zur Kritik der paulini-
fchen Briefe. In dem, was wir herkömmlich ,biblifche
Theologie' zu nennen pflegen, unterfcheidet Cave als 2

erfteren kommt beffer im theologifchen Syftem in der I abgefonderte Disciplinen biblifche Dogmatik und biblifche
Apologetik zum Ausdruck, ftatt in der Vorhalle, wo die I Ethik, eine Theilung, die monographifch verflicht werden

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