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Ausgabe:

1888 Nr. 24

Spalte:

604

Autor/Hrsg.:

Schmitt, P. G.

Titel/Untertitel:

Die Kultusbaulast mit besonderer Berücksichtigung der Partikularrechte in Franken 1888

Rezensent:

Geigel, Ferdinand

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Seite 1

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603 Theologifche Literaturzeitung. 1888. Nr. 24. 604

welcher Ende Auguft 1888 erfchien. Die parte 1« betrifft
den Papft, die Aufhebung der relig. Genoffenfchaften,
die Staatsaufficht, die Pfründen- und die Cultusfondsver-
waltung, die/. 2« die Zehnt-und Zinsablöfung, das Gotteshausvermögen
, Einnahmen und Ausgaben der Gottes-
häufer, die Seminare und die Wohlthätigkeitsanflalten
fowie die vormaligen Concordate; die/. 3« enthält auch
aus allen Gefetzbüchern und Sondergefetzcn, wie betreffs
der Wahlen, der Steuern, des Heerwefens u. f. w. ein-
fchlägige Auszüge und zum Schluffe 42 S. zeitliches und
63 S. buchftabenweifes fowie 39 S. abtheilungsweifes
Inhaltsverzeichnifs. Saredo's Sammelwerk erfetzt und
überholt die bereits 1883 zu Rom erfchienene Jiaccolta
delle disposizioni legislative ed amministrative in materia
ecclesiastica del regno d'Italia'. Saredo folgert p. XI
des Vorworts daraus, dafs nur die kath. Fefttage als
gerichtliche und politifche Ruhetage anerkannt find, und
dafs die Regierung für ihre Feftlichkeiten (Einweihung
öffentlicher Arbeiten u. f. w.) nur die kath. Geifllichen
beizieht, die fortdauernde Bevorzugung der röm.-kath.
Kirche als der Staatskirche; p. XV überläfst er es,
unbefchadet der grundfätzlichen Inviolabilita del diritto
nazionale in Roma' der Weisheit der Regierung und des
Parlaments, einen Ausgleich mit demPapftthum zu finden.

Univ.-Prof. Dr. Brufa zu Turin dagegen erklärt in
feinem .Staatsrecht des Kgr. Italien' (bei J. C. B. Mohr
zu Freiburg i. B., 1889. 1 .Lief.) S. 14 u. 20 ,den Art. 1
der Verf.-Urk., wonach der Katholicismus die Staats-
religion und die übrigen Bekenntnifse nur geduldet find,
faft nur noch für einen todten Buchftaben'. S. 24
fagt Brufa wörtlich: ,Das Garantiegefetz hat zwar dem
Papfte zu Rom eine gewiffe eigenartige perfönliche
Souveränität eingeräumt; diefelbe hat jedoch (vgl. übrigens
unferen Jahrgang 1886 Sp. 421) nur die Eigenfchaft
einer einfachen Ausnahmeftellung und eines persönlichen
Immunitätsvorrechtes: auch der Vatikan und die anderen
Paläfte, worin der Papü feinen Aufenthalt nimmt, find
der einheitlichen Gebietshoheit des Staates unterworfen'.
S. 17 empfiehlt unter den ,Quellen des ital. öff. R.' Brufa
den Codice eccl. Saredo's, als ,für den Handgebrauch
genügend'.

Während Adv. Tiepolo (Leggi ecclesiastiche anno-
tate) die 7 Hauptgefetze des ital. St. K. R. 1877—81 nur
commentirt und Univ.-Prof. Dr. Fiore zu Neapel in der
3. Aufl. des Vol. I feines gediegenen Diritto internazio-
nale pubblico (606 p. in 8 °, Unione tipogr.-ed. zu Turin,
10 Fr., 1888), nur p. 462—533 die völkerrechtliche Stellung
des Papftes als ,ein eigenes, vom Garantiegefetze
unabhängiges Recht' (im Gegenfatze zu Univ.-Prof.
Dr. Scaduto's zu Neapel, Guarentigie Pontificie') dargeftellt
hat, beginnt jetzt Dr. G. Caftellari {II diritto ecclesias-
tico nel suo volgimcnto storico e nella sua condizione attaale
in Italid) insbefondere als Grundlage für feine Kirchen-
rechtsvorlefungen an der Kgl. Univerfität Turin das in
Italien geltende Staats- und innere Kirchenrecht (in 20
Heften zu je 1 Fr. 20 Ct. bei mehrbefagter Unione tipogr.-
ed) fyftematifch zu entwickeln {,11 diritto eccl.1); in den 5
erften Heften, welche felbft die jüngfte Literatur aller
romanifchen und germanifchen Sprachen fieifsig ver-
werthen, ift das pvolgimento storico1 bis zum 12. Jahrhundert
gelangt. Gleichzeitig bearbeitet Adv. Rignano
zu Livorno den Abfchnitt ,Culto' für das ,Digesto italiano'
nach Art des Dalloz'fchen Repertoire meth. All diefe
Commentare, Hand- und Lehrbücher erfetzen jedoch
nicht die Saredo'fche Textfammlung; für die zweite
Auflage empfehlen wir, durchgehends in den Anmerkungen
thunlichft bei den einzelnen Gefetzesartikeln die
wichtigften oberftrichterlichen Urtheileund Staatsrathsgutachten
anzuführen, wie dies bisher p. 265, 741—750,
IIÖ2 u. f. w. nur vereinzelt gefchah.

Colmar. F. Geigel, Reg.-Rath. a. D.

Schmitt, Domvik. Dr. P. G., Die Kultusbaulast mit besonderer
Berücksichtigung der Partikularrechte in Franken.

Regensburg, Verlags-Anftalt, 1888. (XVI, 408 S. 8.)
M. 4. 80.

Im vormaligen Hochftifte Würzburg haben die
Kirchengemeinden die nicht in die Kirche eingebauten
Thürme (S. 368—378) zu bauen fowie in Stand zu
halten und für Kirchen- und Pfarrhausbauten ftets diejenigen
Arbeiten vorweg zu leiften, welche durch Handoder
Spanndienfte (S. 379—391) abverdient werden
können. Statt des Pfründenbefitzers obliegt die Baulaft
an den Pfründengebäuden demjenigen, welchem der
Pfründeninhaber den Baukanon (S. 224—240) jährlich
entrichtet. Im Uebrigen weicht das oflfränkifche Recht
nicht vom gemeinen ab.

Im vormaligen Erzftifte Mainz (S. 101) hat allerdings
die Gemeinde auch den eingebauten Thurm und auch
bei Zulänglichkeit des Gotteshausvermögens den Chor
zu bauen wie zu unterhalten.

Die Entftehung der auf dem Zehntbefitze ruhenden
Cultusbaulaft (S. 6—74, 145—224), die Beitragspflicht der
Pfründenbefitzer (S. 224 ff.) und der Gemeinde (S. 108 ff.)
fowie insbefondere die primäre Baupflicht der landes-
fürftlichen Kammer als Nachfolgerin der Klöfter und
Stifter, welchen Pfarreien incorporirt waren (Ztfchr. f.
Kirchen-R. Bd. 19 S. 223, Herzog's Real-Encyklopädie
f. prot. Theol. Bd. 6 S. 649(1 ift gemeinrechtlich auf
Grund der Canoniften beider Confeffionen (vgl. S. 97,
173, 283 ff.) und der jüngften Rechtfprechung eingehendft
entwickelt. Den Schlufs bilden 16 Seiten Namens- und
Sachverzeichnifs.

Neu ift der aus vielen, bisher noch nicht veröffentlichten
Urkunden insbefondere der vormaligen geifllichen
Regierung und des Kreisarchivs zu Würzburg geführte
Beweis bezüglich des Herkommens, welches hinflchtlich
der Cultusbaulaft im Hochftifte Würzburg, namentlich
auch gegenüber den Befttzungen der Reichsritterfchaft
fleh ausgebildet hatte. S. 165—180 handeln vom Gutachten
der Juriftenfacultät Tübingen vom Jahre 1702
in der Streitfache gegen die Herren v. Truchfefs in Wetzhaufen
und v. Adelzheim als Zehntbefltzer. In den zum
Hochftifte Würzburg gehörig gewefenen prot. Gebiets-
theilen hielt man fleh (S. 171 —183) hinflchtlich der Baupflicht
der Zehntbefltzer mehr an J. H. Böhmers Anficht.

Colmar. F. Geigel, Reg.-Rath. a. D.

Bibliographie

von Cuftos Dr. Johannes Müller,

Berlin W., Opernplatz, Königl. Bibliothek.

jDeutfcbe Literatur.

Prüfungen, die theologifchen, enth. die Instruktion pro licentia concio-
nandi et pro ministerio vom 12. Febr. 1799, uebft allen bis zur
Gegenwart ergangenen Ergänzgn. 4. Aufl. Herlin, C. Heymann's
Verl., 1888. (VI, 81 S. gr. 8.) 1. 20

Langfelder, D., Die Metaphyfik u. Ethik d. Judenthums von den erften
Anfängen der monofheift. Ideen, bei den Abrahamiden, bis zum
Schluffe d. Talmud, in 4 Hftn. bearb. u. wiffenfehaftlich dargeftellt.
1. Hft. Die Metaphyfik d. Pentateuch. Wien, [Lippe], 1888. (V,
90 S. 8.) 1. 20

Libtr chronicorum. Textum masoreticum accuratissimc expressil, e fon-
tibus masorae varie Ulustravit, notis criticis confinnavit S. Baer.
Cum praefatione Franc. Delitzfch alque commentatione Frdr.
Delitzfch de nomine Tiglatbpilesaris. Leipzig, IL Tauchnitz, 1888.
(XIV, 146 S. gr. 8.) t. 50

Josephi, F., Opera omnia. Post I. Bekkeium recognovit S. A. Naber.
Vol. I. Leipzig, Teubner, 1888. (XXV, 334 S. 8.) 3- —

Gunkel, H., Die Wirkungen d. heil. Geintes, nach der populären An-
fchauung der apoflol. Zeit u. nach der Lehre d. Apoftels Paulus.
Eine biblifch-theolog. Studie. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprechts
Verl., 1888. (111 S. gr.8.) 2. 60

Schulze, G. W., Das Gleichnifs vom verlorenen Sohne. Dem Chriften-
volke an's Flerz gelegt u. m. e. Zugabe in Liedern dargereicht. Mit
e. Titelbildev. C. Andrä. 9. fehrverm. Aufl.,Braunfchweig, Schwetfchke
& Sohn, 1888. (XXIV, 382 S. 8.) 2. —