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Ausgabe:

1888

Spalte:

537-541

Autor/Hrsg.:

Kittel, Rudolf

Titel/Untertitel:

Geschichte der Hebräer. 1. Halbbd 1888

Rezensent:

Horst, L.

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 22. 3. November 1888. 13. Jahrgang.

Theologifcher Jahresbericht, 7. Bd. (Harnack).
Kittel, Gefchichte der Hebräer, I. Halbband
(Horft).

Das Neue Tellament, überfetzt von Weizfäcker
(Schürer).

Grimm, Lexicon Graeco-Latinum in libros Novi

Testament! (Schürer).
Meyer, Kritifch exegetifches Handbuch über

den I. Brief an die Korinther, 7. Aufl. bearb.

Friedberg: Weiffenbach, Gemeinde-Rechtfertigung
oder Individual-Rechtfertigung?
(Bilfingen).

Reville, Die Religion zu Rom unter den Se-
veren, überf. von Krüger (Harnack).

Wrefchner, Samaritanifche Traditionen (Siegfried
).

Werckshagen, Luther und Hutten (Kippenberg).
Langheinrich, Der 2. Brief St. Pauli an die

Heinrici (Holtzmann). Corinther, eine biblifche Palloraltheologie

Denkfchrift des evangel. Prediger-Seminars zu (Achelis).

Thikötter, Halleluja (Achelis).

War neck, Kirchenmiffion oder freie Miffion?

(Achelis).
Im Süden Indiens (Achelis).
Woltersdorf, Leichenreden (Vogt).
Dryancler, Konlirmationsgabe (Lindenberg).
Talmage, Predigten [Schwert und Kelle,

7. Jahrg.] (Lindenberg).
Bolliger, Die Botfchaft vom Gottesreich, fechs

Predigten (Diegel).

Jahresbericht, theologischer. Unter Mitwirkung von Benrath, 1 ferner wird von Ifraels Land und deffen Producten, von
Böhringer, Dreyer etc. hrsg. vonR. A. Lipfius. 7. Bd., ' den Bewohnern und Nachbarn Kanaans gehandelt. Es

enthaltend die Literatur des J. 1887. Leipzig, Reichardt,
1888. (X, 558 S. gr. 8.) M. 10. —

Der treffliche Jahresbericht ift nun zum fiebentcn
Male erfchienen, und der neue Jahrgang hat alle die Vorzuge
, die an den älteren mit Recht gefchätzt werden.
Von verfchiedenen Seiten ift anerkannt, dafs die Berichte
mit wenigen Ausnahmen ftreng fachlich gehalten find.
Möge der kleine Reft perfönlicher Polemik und höhni-
fcher Seitenblicke vollends fchwinden! Ein folches Re-
pertorium ift nicht dazu da, das noch nicht verfchoffene
Pulver von Aerger und Empfindlichkeit auszufchiefsen.
Um fo kritifcher und ttrenger fei man gegenüber Arbeiten,
denen fchon durch Abdruck ihrer Titel eine unverdiente,
aber unvermeidliche Ehre gefchicht. Gerne erkenne ich
an, dafs D. Lüdemann feinen Bericht diefes Mal fachlicher
gehalten hat, obgleich ich es bedauern mufs, dafs
die ältefte Kirchengefchichte in dem Jahresbericht von
einem Standpunkt beleuchtet wird, der recht eigentlich
als reactionär zu bezeichnen ift und der fich zugleich
von der Partei fo wenig loszumachen vermag, dafs An-
fchauungen wie die von Manchot völlig ausgereift genannt
werden.

Noch eine Kleinigkeit. Da ich in einer ganz kurzen
Abhandlung zur Verfaffungsgefchichte im ,Exßositor' den
Enthufiasmus nicht erwähnt habe, fo bemerkt Lüdemann:
,Es ift dem- Ref. aufgefallen, dafs von dem ,enthufiafti-
fchen' Verfaffungsftadium nicht mehr fcheint geredet
werden zu follen'. Ich brauche wohl kaum zu bemerken,
dafs diefe Schlufsfolgerung völlig hinfällig ift.

Marburg. A. Harnack.

Herr Dr. Otto Kuttner in Coblenz macht uns darauf aufmerkfam,
dafs in dem Beriebt über die fyftematifche Theologie feine Abhandlung
über ,Die religiöfe Gewifsheit und das Bewufst-Symbol ifche
in der Religion' (Hilgenfeld's Zeitfchr. für wiffenfchaftl. Theologie
1887, 3. 129-157) nicht erwähnt ift.

Die Red.

Kittel, R., Geschichte der Hebräer. 1. Halbbd. Quellenkunde
u. Gefchichte der Zeit bis zum Tode Jofuas.
|Handbücher der alten Gefchichte, I. Serie, 3. Abtig.,
1. Halbbd.] Gotha, F. A. Perthes, 1888. (XII, 281 S.
gr. 8.) M. 6. —

folgen die zwei Abtheiltingen des erften Buches: die
Quellenkunde und die Gefchichte des Zeitraumes. Es
dürfte eine überflüffige Mühe gewefen fein, die Unrichtigkeit
der Tradition von der mofaifchen Abfaffung des
Pentateuchs noch einmal zu begründen, und auch die
Gefchichte der Kritik ift fchon mehrmals in mufterhafter
Weife erzählt worden. Das Abfehen des Verfaffers aber,
den heutigen Stand der Forfchung, bei aller Wahrung
der Selbftändigkeit, zur Anfchauung zu bringen, und
befonders über Charakter und Gehalt der Quellen zu
orientiren, ift nur zu billigen.

Ausgangspunkt der Quellenkunde bildet das Deu-
teronomium; denn es darf ,als der fefte Punkt gelten,
von dem aus nach vorne wie nach rückwärts gegriffen
werden kann'. Der Abfchnitt c. 5—26 ift einheitlich
und deffen beide Theile, Einleitung und Gefetzgebung,
c. 5 — Ii, 12—26, wohl auch gleichzeitig verfafst. In
demfelben darf man das eigentliche unter Jonas gefundene
Deuteronomium (D) erkennen. Für Cap. V—4 fchwankt
Verfaffer zwifchen der Anficht derer, welche fie durch
D2 verfafst fein laffen und der jedenfalls geiftreichen
Hypothefe Dillmann's. Von D. felbft rühren her 27,
9—IO; 31, 9—13; c. 28 abgefehen von kleinen Zufätzen.
Deut. 27, 1—8, 11 —13, 14—26 weifen dagegen auf eine im
Sinn und in der Sprache des D arbeitende Hand hin.
Dem D fern liegend find 32, 48 - 52, fowie Einzelnes in
c. 34, das Lied c. 32, i—44 und der Segen c. 33, 1—29,
wohl auch 31, 14—23. Das Urtheil über 28, 69—30, 20;
31, 24—30; 32, 45—47 und c. 34, in foweit es deuterorio-
mifch ift, mufs fich nach der Anficht über D im Buche
Jofua richten. 31,1—8 ift bei der Aufzählung überfehen
worden.

Vorerft geht nun Verf. auf die Beftimmung der Ab-
faffungszeit des D über. Es gefchieht dies in der bekannten
Weife; der Bericht 2 Kön. 22. 23 trägt alle Züge
der Glaubwürdigkeit; das Deuteronomium ift mit dem
unter Jofias aufgefundenen Buch eins und dasfelbe ; unter
Manaffe's Regierung wurde es verfafst; bei der Noth der
Zeit und der feindfeligen Gefinnung des Königs in dem
Tempel verborgen, fcheint es vergeffen und erft durch
einen günftigen Zufall im 18. Jahre Jofias' wiedergefunden
worden zu fein.

Es fei mir geplattet, zweierlei hier kurz zu bemerken.
Trotz dem aus der Einheitlichkeit des Stiles hergeleiteten,
zu ftark betonten Argumente, fteht mir die Einheitin
der Einleitung werden Intcreffe und Behandlung
des Gcgenftandes lowie die wiffenfehaftlichen Bearbei- I lichkeit von Deut. 5—26 durchaus nicht feft. Ich glaube
tungen der hebräifchen Gefchichte kurz befprochen; 1 nicht, dafs das Verhältnifs der beiden Theile des Ab-

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