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Ausgabe:

1888

Spalte:

305-307

Titel/Untertitel:

Jahrbuch der altevangelischen Taufgesinnten oder Mennoniten-Gemeinden 1888

Rezensent:

Eck, Samuel

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305 Theologifche Literaturzeitung. 1888. ISir. 12. 306

zeichnete, ,'J'his latest edition of Hi/genfe/d is a very labo-
rious but a most infortunate piece of work. In the first
place, Harnack is undoiibtcdly night in saying that the sup-
posed Greck ending is nothing but a loose retranslation front
the Latin: and, with regitrd to the origin and the respec-
iive vierits of tlie two apographa, the decision of Tischen-
doif, ti'hich Harnack has always aeeepted, is now com-
pletely confirmed; on the one hand by the evidence
presented b Hilgenfeld himself (invito anctore), who has
eoIlated both the apographa again for Iiis new edition; and
on the Otter band by the fres h light, zvhich has been thrown

fallend ift der ftarke Rückgang der mennonitifchen Bevölkerung
in Frankreich (1856 : 5000 — 1887 : 888) und in
der Schweiz (3000 bez. 1430). Die Niederlande weifen
in 30 Jahren einen Zuwachs von nur 274 Seelen auf (40000
gegen 39726). In Deutfchland aber ift nicht mit dem
dem Verfaffer von einem unerheblichen Zuwachs (17819
gegen 17716) fondern von einer Abnahme zu reden, da
die neu hinzugekommenen Gemeinden im Elfafs in Abzug
gebracht werden müffen (ca. 700 Seelen). Und wenn
das Anwachfen der Gemeinden in Rufsland (von 28770
auf 41 571 d. h. ca. 1 Q % jährlich) und in Amerika (von

upon the subject by the discovery of the Athos Codex1. 128000 auf 140000 d. h. kaum fich aus der Marken

Robin fon hat lieh in einem Anhang p. 25—29 noch ein- | deutfehen Einwanderung erklären foll, fo würden lieh
mal die Mühe gemacht, die völlige Unechtheit des Schluffes, 1 diefelben auch in diefen Ländern nicht als befonders
den Simonides in England producirt hat, zu beweifen. lebenskräftig erweifen. Denn die Vergleichung der Ge-
Das 10. (Schlufs-)Blatt des Athoscodex hat fchon er nicht j fammtfeelenzahlen (252660 gegen 222212) ergiebt nur
mehr gefehen; der Codex war bereits verftümmelt, als ! einen Zuwachs von nicht 1., °/0 jährlich,
er in Simonides' Hand kam. Uebrigens bemerke ich noch Giebt man lieh nun dem aus diefen Zahlen entfprin-

zu der berührten Echtheitsfrage, dafs mir Prof. Donald- genden Eindruck hin, dafs diefe ftillen Täufer ihrem
fon in Aberdeen — derfelbe, der auch auf den gefälfehten Namen auch darin Ehre machen, dafs fie jeder Tendenz
Barnabas desSimonides aufmerkfam gemacht hat—proprio auf Ausbreitung ihrer Gemeinfchaft durchaus fern zu
motu am 20. Febr. d. J. gefchrieben hat, ich hätte mit liehen Rheinen, fo ift man auf den Inhalt des zweiten
meinem Verdict über den von Simonides in England pro- j Theiles (S. 93—172 ,Verfchiedenes aus der Thätigkeit
ducirten angeblich echten Hermas-Schlufs völlig Recht; und den Einrichtungen der Mennonitengemeinden') fehr
Simonides habe ihm zufammen mit einem Exemplar ' wenig vorbereitet. Neben gleichgültigeren Berichten über
des Werks, welches Dräfeke jetzt wieder ans Licht ge- innere und äufsere Million, Unterrichtswefen u. A. ftöfst
zogen habe faber in einer zweiten Ausgabe!), auch den man hier auf einen Abfchnitt: ,die Vereinigung der
Hermas-Schlufs producirt; er habe fich mit ihm damals Mennonitengemeinden im deutfehen Reich und die Ge-
befchäftigt und ,J camc to the conclusion that the 1 fchichte ihrer Entftehung', welcher lebhafteres Intereffe
Grcek was Iiis own translation and the introduetion zu erwecken geeignet ift. Im Jahrgang 1881 Sp. 406
Iiis ozen inveution', daher habe er die Sache auf fich diefer Zeitung war mit Bezug auf die erfte bedeutendere
beruhen lauen. Hoffentlich wird nun Hilgenfeld nach dem Arbeit des Dr. L. Keller die Beforgnifs ausgefprochen
neuen Funde des Prof. Lambros und nach diefer Aeufse- worden, dafs nicht ,der Wiedertäuferei von Seiten der
rung Donaldfons zugeftehen, dafs er fich geirrt habe, deutfehen Wiffenfchaft das Fahrwaffer immer breiter ge-
was ja einem Jeden von uns paffiren kann. macht werde'. Die fpäteren Veröffentlichungen des ge-

ln einem zweiten Anhang p. 30—36 fucht Robinfon « nannten Gelehrten (f. 1883 Sp. 368; 1885 Sp. 330; 1887,
dm Hypothefe von R. Harris {Journ. of Exeget. Society Sp. 530) haben diefe Beforgnifs ja nur zu fteigern ver-
1887 p. 69-83 , Hermas habe in der 9. Similitudo wirk- mocht. Dr. Keller ift aber an dem Zuftandekommen
hch die Lanöfchaft Arkadien (12 Berge) und zwar nach jener Vereinigung nicht nur direct betheiligt, fondern
der Schilderung des Paufanias im Auge gehabt, zu recti- die Ziele, welche von ihr verfolgt werden, decken fich
ficiren. Er will beweifen, dafs nicht Paufanias die Quelle vollftändig mit der Tendenz feiner Schriften, fo dafs fich
ift. fondern dafs Hermas die Gegend gekannt haben mufs der betreffende Abfchnitt in dem Jahrbuch fall wie der
und daher wahrfcheinlich ein griechifcher Sklave aus urkundliche Nachweis der Aufregung lieft, welche fie in
Arkadien war. Daher alfo wohl auch die Vorliebe für deutfeh-mennonitifchen Kreifen hervorgerufen haben,
das Bild des Hirten. Ein arkadifcher Schäfer unter den ; Zwei Aufgaben hat fich die am 29. April 1886 in Berlin
VVri apostolici! Mit grofsem Scharffinn fuchen beide, ; in's Leben getretene Vereinigung gefetzt. Sie will eine
Harris und Robinfon, ihre Hypothefe zu vertreten; wiffenfehaftliche Vorbildung mennonitifcher Prediger
Zahn hat bekanntlich das Abbild der Umgegend von durch Errichtung eines Seminars oder durch Anftellung
Ariciain der Schilderung wiederfinden wollen und vor- eines Docenten "in Berlin ermöglichen und fie will die
gefchlagen, Aricia für Arkadia im Text des Hermas zu Veröffentlichung von Schriften fördern, welche auf die
lefen. ich überlaffe die Entfcheidung diefer Frage denen,
die fich für fie interefliren.

Gefchichte und die Lehre der Taufgefinnten Bezug haben.
So genau diefe beiden Aufgaben mit einander in Zu-
fammenhang flehen, fo deutlich geht aus den voraufgehenden
Verhandlungen hervor, dafs alle fonft noch in
die Statuten aufgenommenen Beftrebungen (Unterftützung
Jahrbuch der altevangelischen Taufgesinnten oder Mennoniten- armer Gemeinden, Beförderung des Schuhvefens und der

Marburg. Adolf Harnack.

Gemeinden, hrsg. von Pred. H. G. Mannhardt. Danzig,
Selbttverlag des Herausgebers, 1888. (VI, 176 S. gr. 8.)
M. 1.—

Reifepredigt) für die zunächft Betheiligten erft in zweiter
Linie in Betracht kommen. Sie nehmen fich fall wie
Etiketten aus, durch welche das Ganze mannigfachem
Widerfpruch gegenüber annehmbar gemacht werden foll.

Diefes Jahrbuch, eine Erweiterung des vondemfelben Denn es ift ja nur verftändlich, dafs fich für jene Auf-
Verfaffer 1883 herausgegebenen Jahrbuchs der Menno- gaben bisher nur eine geringe Anzahl von Landgemeinden
nitengemeinden in Weft- und Oft-Preufsen' zerfällt in hat begeiftern laffen. Im Ganzen find bisher von 91 nur
2 Theile. Der erfte (S. 1—92) enthält eine Zufammen- 23 Gemeinden der Vereinigung beigetreten. Aber es
Heilung aller Mennonitengemeinden in Europa undAme- braucht nicht erft gefagt zu werden, dafs eine religiöfe
rika mit beigefügten kurzen gefchichtlichen und flatifti- Gemeinfchaft fich die Erforfchung ihrer Gefchichte nicht
fchen Bemerkungen. Auf fehlerlofe Vollftändigkeit er- ! aus blofs hiftorifchem Intereffe wird angelegen fein laffen.
hebt der Verfaffer keinen Anfpruch. Namentlich für j Man wird darum trotz des feltfamen Widerfpruchs der
Nord-Amerika hofft er in einer fpäteren Ausgabe reicheres Statiftik nicht fehlgehen, wenn man in der Vereinigung
Material verwerthen zu können. Aber auch aus Deutfch- 1 und in ihren Beftrebungen die Anfänge einer mennoni-
land find ihm die erbetenen Angaben nicht überallher tifchen Propaganda in Deutfchland erkennen zu müffen
in gleichem Umfang zugegangen. Die Gefammtüberficht | meint.

auf S. 91 giebt zu manchem Fragezeichen Anlafs. Auf- Den Schlufs des Jahrbuchs bildet ein Verzeichnifs