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Ausgabe:

1888 Nr. 12

Spalte:

299-303

Autor/Hrsg.:

Ranke, Ernst

Titel/Untertitel:

Zur Literatur der ältesten Isagogik 1888

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299 Theologifche Literaturzeitung. 1888. Nr. 12. 300

Namens in der griechifchen Ucberfetzung und bei Jo- | gentiae, ad optimorum Codicüm fidem „pnrteutosa intapo-
fephus mit q>g beginnt. Aber könnte diefes <fo nicht latione" lib'eramt Francisais Pauly (Graz, Leufchnfer & Lu-
auch griechischem Sprachgefühl feine Entftehung ver- j bensky, 1884, 56 S. 8.) giebt fchon durch den Titel zu
danken, dem (fQOVQ zu fchreiben und zu fprechen näher , erkennen, dafs es fich darin befonders um die kritifche
gelegen wäre als ipovg: Im übrigen ift vor allem das I Herftellung der hermeneutifchen Leiflung des genannten
7. Capitel wundervoll und das Ganze mit Recht ein Bei- ! Bifchofs, deffen VVirkfamkeit bekanntlich in die Zeit von
trag zur Gefchichte der Religion genannt. Von gelegent- 434 bis 454 fällt, handelt. In einem Vorbericht erweift
liehen Belehrungen fei die von S. 11 hervorgehoben, dafs der Herausgeber, wie nothwendig eine folche Herftellung
Musa als arabifches Aequivalent des hebräifchen r"llBT2 auf : fei. Bereits Sixtus von Siena (f 1569) habe erkannt und
hohes Alter des Namens bei den Arabern hinweile, die ausgefprochen, dafs fowohl in den Formülae des Euche-
Auseinanderfetzung über das Sechstagewerk (S. 44, wozu ; rius als in den Commentaren über die Genefis und die
Mitth. 2, 379), die Gleichfetzung von Ma/.iiiiu und OTD j Königsbücher, welche feinen Namen tragen, unzählige
(für Macc. u. Dan., ob auch für Num. 24?), was S. 52 , Stellen vorkommen, die aus den Werken Gregor's d. Gr.

über die Namen Xerxes und ^nn im A. T. getagt ift.
Zu S. 51, 1 merkt Ref. aus Bertheau-Ryffel an, dafs
fchon Scaliger vor Schickard Efther mit Ameftris gleichfetzte
.

und Beda's, alfo viel fpäteren Schriftftellern, entnommen
feien. Diefes Urtheil beftätige Cafimir Oudin. Derfelbe
bezeuge, dafs allerdings die erfte Ausgabe des Werkes,
die 1520 bei Chevallon in Paris erfchienen fei, mit den

Ulm a/D. E. Neftle. | von.ihn:'verglichenen Codices ftimme, dafs dagegen die

zweite, Bafel 1531 erfchienene (von Brallicanus), die Ro-

mifche von 1564, und die Lyoner von 1677 um das Dop-

Zur Literatur der ältesten Isannnik I Pelte umfangreicher feien, indem fie zahlreiche Stellen

*ur Literatur der ältesten Isagogik. J fpäterer Schriften, befonders der Werke Gregor's d. Gr.

Die Introdtictores Caffiodor's erfreuen fich einer be- j in fich tragen,
fonderen Gunft der gegenwärtigen Kritik. Nicht als ob
irgend Jemand trnftlich daran dächte, über Zweck und
Anlage der hiltorifch-kritifchen Einleitung in die H. Schrift

Dasfelbe gelte, berichtet der Herausgeber weiter,
von der Migne'fchen Ausgabe, Paris 1846: fie gebe,
gleich allen ihm bekannt gewordenen fpäteren Ausgaben

bei ihnen Belehrung zu Tuchen Mit Recht ift man da- (nach ,S2o) den interpoiirten Text. Leider habe weder
von weit entfernt. Aber man fühlt fich gedrungen die SjxtuSj noch 0udin den Beweis für die Richtigkeit ihrer
urfprunghehe Geftalt und den Inhalt von Werken Angabe ^liefert. So fei er denn, in der Hoffnung, dafs
genau kennen zu lernen, auf weiche ein für die Entwiche- Andere feinem Beifpiel folgen werden, felbft an das Werk
lung der mittelalterlichen Theologie fo einflufsreich ge- gegangen und habe die aus den Werken Gregor's entwordener
Mann wie Caffiodor die nach dem Verftandmfs lehnten Stellen aufgefucht. Referent möchte nicht verde1
" H. Schrift durftenden Geifter, zunächft feine calabri- ; fäumcn dem Herausgeber für die mühevolle und zeit-
lchen Mönche, um die Mitte des 6. Jahrhunderts hinge- raubende Arbeit, mit der diefe Ausfcheidung von ihm
wiefen hat Es ift die Gefchichte der biblifchen Wiffen- i vollz0gen worden, feinen Dank auszufprechen, und dem
fchaft überhaupt, in deren Dienft man diefe Werke auffucht Wunfch Worte zu leihen, dafs er, was er für Gregor
und zu verliehen fich bemüht. Und kaum mag es ein De- , gethan, nun mit geübtem und dadurch geftärktem Auge
cennium geben, in welchen über einzelne ihrer Werke auch für Beda zu thun fich entfchliefsen möge. Zwar ift
fo viel geforfcht und gefchrieben worden ift als das I nicht zu zweifeln, dafs fein Appell an die Theologen, wo
neunte unferes Jahrhunderts. Diefe Zeilen find beftimmt, er vernommen wird, Beifall finden werde. Aber von
dies zu erweifen. , wje Vielen wird er vernommen? und bei wie Vielen wird

1. Den Beginn machte im Jahre 1880 das vortreffliche der Beifall zur Befolgung des guten Rathes werden?
Werk Heinrich Kihn's über Theodor von Mopfueftia Tritt aber diefer Fall wirklich ein, wer bürgt für das
und Junihus Africanus. Hierin wurde uns nicht nur der ; Vorhandenfein der kritifchen Grundfätze, mit. denen der
Text der Instituta regidaria divinae legis des Letzteren Urheber des Gedankens feinen Plan ausgeführt hat?
auf Grund einer Vergleichung von dreizehn Manufcripten

in einer fo zuverläffigen Geftalt gegeben, wie wir es nur Einftweilen ift es von Intereffe, dem Bericht desfelben

wünfehen konnten, fondern der gelehrte Herausgeber weiter zu folgen. Es ergiebt fich daraus, dafs die Inter-
bot uns auch in feinen diefen Text einleitenden gefchicht- polationen aus alter Zeit flammen. Die mehr oder
liehen und kritifchen Unterfuchungen namentlich über weniger als Reproductionen des Eucherianifchen Textes
drei Punkte eine ebenfo klare als gründliche Darftellung: fich erweifenden Codices, fagt er, feien zwei vatikanifche
erftens von der Entftehungszeit des Werkes (551 n. Chr.), Handfchriften 552 u. 553, zwei St. Galler 225 u. 230 und
zweitens von der perfönlichen und amtlichen Stellung die Parifer 12236. Alle übrigen von ihm verglichenen
feines Verfaffers und deffen Verhältnifs zu Paul von Ni- Codices der Bibliotheken zu Bern, St. Gallen, München
fibis, Mitglied der dortigen theologifchen Schule, welchem und Wien enthalten die interpoiirten Stellen. Gelegen-
die Instituta in ihrer urfprünglichen Form zu ver- heit zu weiteren Mittheilungen hierüber werde ihm vieldanken
find, drittens von der mächtigen Einwirkung, leicht geboten werden, wenn er das Vorwort zu der ihm
welche auf Beide von den Werken des Theodor von j durch die Kaiferliche Akademie der Wiffenfchaften zu
Mopfueftia ergangen ift. Auf diefem Gebiete kommt es Wien übertragenen Ausgabe fämmtlicher Werke des
zu Unterfuchungen über die dogmengefchichtliche Ent- Eucherius niederfchreibe. Vortrefflich, dafs der Herr
Wickelung Theodor's und feiner Zeit, deren Bedeutung j Herausgeber nicht unterlaffen hat, diefes fein Vorhaben
an dem Umftand ermeffen werden kann, dafs der geift- ' mit diefem wenn auch nur kurzen Worte anzudeuten,
volle Autor der neueften Dogmengefchichte unbedenklich : Seine Schrift ift hiernach, abgefehen von dem, was fie
eine Reihe von dogmatifch wichtigen Sätzen unter Be- thatfächlich enthält, d. i. dem mit philologifcher Akribie
rufung auf das Werk in feine Darfteilung hat aufnehmen behandelten Texte der Formulac, welcher nun in lichtkönnen
. Es wird nicht zuviel gefagt fein, wenn wir be- '< voller Ausftattung zu bequemem Gebrauche vor uns
haupten, dafs kein gelehrter Theolog die Arbeit Kihn's liegt, nur die Vorläuferin einer gröfseren und inhalts-
fei es um diefes Ausblickes willen, fei es ihres fpeciell reicheren: einer kritifchen Ausgabe alles deffen, was wir
ifagogifchen Theiles wegen, aus der Hand legen werde, | von Eucherius befitzen. Wir dürfen hoffen, in der ver-
ohne' reiche Belehrung und kräftige Anregung zu wei- dienftlichen Wiener Sammlung kirchlicher Schriftlicher,
teren Studien durch fie empfangen zu haben. für welche er bereits durch feine Ausgabe des Salvianus

2. Die lateinifch gefchriebene Arbeit: SanctiEucherii (1883) thätig gewefen ift, bald einen weiteren Beweis
Lugdunensis episcopi libellus de fonnulis spiritalis intelli- feiner anerkennenswerthen kritifchen Thätigkeit: huchern