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Ausgabe:

1888

Spalte:

217-219

Autor/Hrsg.:

Friedrich, Thom.

Titel/Untertitel:

Tempel und Palast Salomo‘s 1888

Rezensent:

Budde, Karl

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Marburg,und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. HinrichsTche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 9. 5- Mai 1888. 13. Jahrgang.

Friedrich Tempel und Palaft Salomo's (Budde). | Brambach, Gottfried Wilhelm Leibniz, Ver- Schmidt, Chriftenthum und Weltverneinung
Wahle Das Evangelium nach Johannes (Oscar faffer der Histoire de Bileam, Zweiter Artikel (Lobftein"

Holtz'mann). (Ranke).

Steck, Der Koran (A. Müller). Holßen, Ift die Theologie Wiffenfchaft? (Lob

Leendertz, Melchior Hofmann (Kattenbufch). , ft ; v

Zur Linden, Melchior Hofmann, ein Prophet

Majunke, Gefchichte des Culturkampfes in

Preufsen-Deutfchland (Köhler).
Freybe, Die Pflege der chriftlichen Volksfitte

der Wiedertäufer (Derf.) Brückner, Die Stellung des gegenwärtigen | durch die Schule (Stamm).

Schufter Johann Kepler und die grofsen Glaubensbewufstfeins zu den biblifchen Wun- I Notiz. Theologifche Studien und Skizzen aus
kirchlichen Streitfragen feiner Zeit (Reufch). | dern (Lobftein). Oftpreufsen.

Friedrich, Doc. Dr. Thom., Tempel und Palast Salomo's,

Denkmäler phönikifcher Kunft. Rekonftruktion, Exe-
gefe der Bauberichte, mit Grundriffen und Perfpec-
tiven. Innsbruck, Wagner, 1887. (III, 72 S. Lex.-8.)
M. 5.—

Von dem mannigfaltigen, an Ueberrafchungen reichen
Inhalt feien nur einige Hauptpunkte hervorgehoben. An
Tempel und Palaft Salomo's giebt der Verfaffer unter
Berufung auf die riefigen Holzmaffen, die an denfelben
nach den Berichten verbaut fein muffen, der Arbeit des
Zimmermanns weit mehr Antheil, als man gewohnt ift.
Der Steinbau des Tempels ift ihm nur ein glatter, fenk-
rechter Mantel, in feiner ganzen Höhe gleich dick, nämlich
fünf, in der Vorhalle fechs Ellen, von drei Fenfter-
reihen durchbrochen, ohne jeden äufseren Anbau. Das
Innere, Heiliges und Allerheiligftes, ift durch ein gezimmertes
Gerüft ausgefüllt und mannigfach gegliedert.
Das Wort ybx, rrybs (Kön. 1,6, 5 fr.) deutet er aus dem
Schiffbau der Phöniker nach der Grundbedeutung .Rippe'
zunächft aE einen der in den Kiel eingezapften, den
Bauch des Schiffes umfpannenden runden Balken, dann
auf den mit rechten Winkeln arbeitenden Hausbau übertragen
als einen aus einem wagrechten Balken und zwei
an deffen Enden eingezapften fenkrechten .Ständern'
beziehenden, oben offenen Balkenrahmen von der Höhe
eines Stockwerkes = Solcher niybx find nun in den
Tempel um das ganze Heilige und Allerheiligfte (mit

in Palmenfchuppen-Mufter befchlagen und verfieht fie
mit Kapitellen, fodafs fie als ftattliche Pfeiler den Raum
beleben. Die beiden oberen Stockwerke läfst er nach
innen zwifchen den Piiybs mit Brettern vertäfeln und verziert
die gewonnenen Wandfelder mit den Cherubim und
einem Fries. So gewinnt er innerhalb des Mauermantels
ringsum 2 Stockwerke von Zimmern und einen Oberraum
, die durch die Aufsenfenfter erhellt werden, während
das Innere des Tempels dunkel ift laut Kön. I, 8, 12f.
nach Wellh.'s Herftellung. Das Allerheiligfte trennt er
vom Heiligen — wie er meint, nach Ez. 41, 3 — durch
einen 7 Ellen (von den 20 des A.) langen, 6 Ellen breiten
Gang, indem das Holzgerüft beiderfeits 2 Ellen vorfpringt
(b^K). In dem nach beiden Theilen des Tempels abge-
fchlagenen Hohlraum diefer Vorfprünge (je 5 Ellen Quadrat)
gehen beiderfeits die Wendeltreppen (er lieft Kön. I, 6, 10
lieber bin ft. 513 nach einem affyr. Worte, das er fo
deutet) in die oberen Stockwerke, von den Seitenwänden
des Ganges aus zugänglich. —' Bei der Zerftörung Jerufa-
lems wurde nur das innere Holzgerüft ausgebrannt, der
Steinmantel blieb flehen, wurde von Serubbabel nur neu
ausgezimmert, von Herodes umbaut, überhöht und das
Zimmerwerk entfernt.

Wefentlich dasfelbe Bauverfahren nimmt er auch
für den Palaft Salomo's an. Er kennt nur einen einzigen
Profanbau. Das Libanonwaldhaus (Kön. I, 7, 2ff.) ift ihm
mit dem Haufe Salomo's identifch, und in deffen Mafse,
100 x 50 Ellen, bringt er die Thron- und Gerichtshalle

Ausnahme der Eingangswand) herum eingezimmert, und V. 7, identifch mit der Halle v. 6, fowie Salomo's Hau.
zwar, wie ganz zimmermannsmäfsig gezeigt wird, auf- j das der Tochter Pharao fammt 2 Höfen unter. Nach
^ekammt auf zwei untergelegten Längsbalken = TIS1) j Abzug der Mauern bleiben als Innenraum 00X40 Ell

Kön. I, 6, 5ff), welche dem einen Kiel des Schiffes
entfprechen. Der eine liegt dicht an der Aufsenwand
an, während der andere, da die unterfte .Rippe' nach
v. 6 5 Ellen breit ift, 5 Ellen von der Aufsenwand jenem
parallel läuft. Die einzelnen niybl find an der Wand
durch Verfpreizungen (WuT)» v. 6), die der Verf. fich
in der Form von Andreas-Kreuzen denkt, mit einander

davon nimmt das mittlere Drittel die 30 Ellen breite
Halle, welche den Steinmantel in der Mitte durchbricht
und fo ihre 50 Ellen Tiefe gewinnt. Sie ftöfst von Offen
her unmittelbar auf den Brandopferaltar und die Tempelfront
. Die Halle ift ganz in Holz aufgezimmert, links
von ihr Salomo's Haus (das Serail), rechts der Harem,
einfchliefslich des Haufes der Tochter Pharao, beide

verbunden und dem ganzen Gerüft damit foviel Halt ge- j «e nach innen offenen Hälften des Steinmantels eingegeben
, dafs es in den Mauermantel nicht einzugreifen I zimmert. In beide greift zwifchen der dritten und vierten
braucht. So find alfo zwei 5 Ellen breite Seitenfchiffe

mit einem Umgang von dem 10 Ellen breiten Mittel
fchiffe gefchieden. Diefe Seitenfchiffe aber find drei-
ftöckicr, Rippe über Rippe aufgethürmt, jede obere nach
v. 6 die untere um eine Elle nach innen überragend,
fodafs das Mittelfchiff fich oben in zwei Abfätzen je um

der fünf Säulen der Halle ein 18 Ellen tiefer Binnenhof
ein. Das unterfte der 3 Stockwerke der Häufer neben
der Halle ift felbft offene Halle und dient als Rüfthaus
die oberen, zugetäfelten Stockwerke und das flache Dach
der bis zur Höhe des dritten reichenden Halle zum
Aufenthalt des Königs und der Seinen. — In einem

ne EUttTbriderfeits verjüngt und oben nur 6 Ellen breit letzten Abfchnitt fucht der Verf. fein Ergebnifs als n

abfchliefst Ueber den ganzen Innenraum erftreckt fich ren Reffen phönikifcher Architektur in Einklang befind-

ihm ein fpeicherartiger Raum von 5 Ellen Höhe, den er "eh nachzuweifen.

in v. 10 findet, erleuchtet von der oberften Fenfterreihe. Nicht nur diefer Abfchnitt, fondern die ganze Schrift

Den unterften' Stock des Seitenfchiffes läfst Fr. nach ftützt fich auf reiche und aufsergewöhnlich mannigfaltige

innen offen, die Ständer der nvbs läfst er mit Metall | Literatur, das Neuefte ift benutzt, von biblifcher Literatur
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