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Ausgabe:

1887

Spalte:

169-171

Autor/Hrsg.:

Bredenkamp, C. J.

Titel/Untertitel:

Der Prophet Jesaia, erläutert 1887

Rezensent:

Kamphausen, Adolf

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Marburg,und D. E. Schürer, Prof zu Giefsen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 8.

23. April 1887.

12. Jahrgang.

Bredenkamp, Der Prophet Jefaia (Kanip-
haufen).

Hauck. Kirchengefchichte Deutfchlands. i.Thl.

(Loofs).

Cordatus' Tagebuch über Dr. M. Luther, hrsg.
von Wrampelmeyer (Enders).

Stähelin, Zwingli als Prediger (Aug. Baur).

Kitfehl, Gefchichte des Pietismus. 3. Bd.
(Weizfäcker).

Weifs und Kautzfeh, Predigten i.Eay).

Bredenkamp, Prof. Dr. C.J., Der Prophet Jesaia, erläutert. , Cap. 3) hauptftädtifchen Bevölkerung ohne Oberkleid

T . /T' _ , tP . , 00£- IQ. c i Schuhe, allo in dem ieltfamden, unfchicklichften Habit

1. Lfg. Cap. 1-12. Erlangen, Detchert, 1886. (84 S. einhergeht) um fo das fchimpfliche Gefchick der Aegyp-

gr. 8.) M. 1. 50. j ter präfigurirend, der fleifchlichen, mit Aegypten buhlen-

Wer diefe einer Vorrede entbehrende ertte Lieferung den judäifchen Politik endlich ein Ende zu machen (cf.
einer Erläuterung des Buches Jefaja zur Hand nimmt, zu Cap. 20), fo weifs ich nicht, was an diefem Manne
ift leicht ungewifs über den Zweck, welchen der Verf. 1 gröfser ift: der unbedingte Gehorfam gegen Gottes Beim
Auge hat. Da ich erft nach Vollendung der ganzen | fehl, oder das fefte Bewufstfein übernatürlicher Präfeienz,
Erläuterungsfchrift mir ein genaueres Urtheil darüber j oder die Verachtung der fich fpreizenden hauptftädtifchen
bilden kann, ob der Zweck erreicht fei, fo werde ich , Bildung, oder die glühende Vaterlandsliebe, der Drang,
mich jetzt wefentlich auf Berichterftattung befchränken. ! fein Volk zu heilen und zu retten, oder endlich der Muth,
Zunächft fei bemerkt, was ich aus Luthardt's Theol. Lite- J den Verluft alles prophetifchen Einfluffes zu riskiren'.
raturblatt TS86, Nr. 48; 1887, Nr. 9) erfahren habe, dafs | Mit fchöner Kürze heifst's S. 6: ,Nur ein Reft wird ge-
Bredenkamp's Arbeit urfprünglich einen Beftandtheil des rettet, diefer aber gewifs', und § 3 fchliefst mit den Wor-
von Strack und Zöckler herausgegebenen ,Kurzgefafsten ■ ten: ,Wehe dem Ausleger, dem diefer Prophet und feine
Kommentars zu den heil. Schriften Alten und Neuen ■ Weisfagung nicht allezeit höher fleht, als Alles, was er
Teflaments, fowie zu den Apokryphen' bilden follte, dafs j von ihm verlieht oder zu verliehen glaubt'. In dem
aber für den fchwer erkrankten Greifswalder Collegen j ,üas Buch Jefaja' überfchriebenen vierten Paragraphen
der Bafeler C. v. Orelli eintreten mufste, und dafs diel Hellt Bred. die Vermuthung auf, der jedenfalls nachexi-
äufsere Anlage, welche der wiederhergeftellte Verf. j lifche Redactor habe das Buch Jef. chronologifch zu
feinem Werke gegeben hat, fich zum gröfsten Theil als j ordnen verbucht, indem er z. B. Cap. 6 von der Berufung
Nachwirkung des Planes erklärt, welcher dem Unter- j des fchon Berufenen ad specialem actum verfland und
nehmen von Strack und Zöckler zu Grunde liegt. Bre- ebenfo irrig bei I, 6 an den Ausfatz des Uzzia dachte,
denkamp hat die Zertheilung des exegetifchen Stoffes I bei 1, 13 an das 2 Chron. 26 geftrafte Räuchern des-
in Ueberfetzung, fprachliche Bemerkungen und fachliche felben, bei 5, 25 an das Am. t, 1 erwähnte Erdbeben.
Erklärung beibehalten, läfst diefe drei Rubriken aber § 5 trägt die Auffchrift ,Kritifche Fragen' und beginnt
hinter einander folgen, fo dafs die fprachlichen Bemer- mit der Erklärung: ,Die Frage nach der Authentie des
kungen nicht, wie in der eben erfchienenen v. Orelli'fchen im Buch Jefaja Enthaltenen kann nur bei der Einzel-

Abtheilung des kurzgefafsten Kommentars der Fall ift
als Fufsnoten unter der typographifch hervorgehobenen
Ueberfetzung liehen, fondern in fortlaufendem Druck fich
von der Ueberfetzung entfernen und diefe von der Erläuterung
trennen.

erklärung der betreffenden Partien entfehieden werden.
Die bezügliche Unterfuchung mufs ohne dogmatifche
Vorurtheile geführt werden, was um fo leichter gefchehen
kann, als der Werth der Weisfagungen durchaus nicht
von der Beantwortung der autorfchaftlichen Frage ab-

Nun mögen einige Mittheilungen aus der zehn Seiten hängt'. Der Fortfehritt über Hengilenberg's Standpunkt
füllenden ,Einleitung in das Buch Jefaja' folgen. 1 hinaus zeigt fich auch in den weiteren Worten: ,Die
S 1 behandelt die Perfonalien des Propheten, namentlich j Möglichkeit fremder Beflandtheile ift auch für uns nicht
die Dauer feiner Wirkfamkeit, welche Bred. nach den ausgefchloffen, ja das Vorhandenfein derfelben ilringent
Vermuthungen, dafs 723 v. Chr. das erlte Jahr des Hizkia zu beweifen. Aus der Anerkennung wunderbaren Einzelfei
, 695 das erfte Manaffe's, von der Berufung um 740 j wiffens der Propheten folgt ja nicht, dafs dasfelbe auch
an bis zu dem wahrfcheinlich in den erden Jahren Ma- j bei Jefaja in Bezug auf das babylonifche Exil vorliegt,
naffe's erfolgten Märtyrertode auf höchdens 50 Jahre be- > Wir können alfo nach allen Seiten unbefangen und frei
rechnet. Die 2 Chron. 26, 22 behauptete Schrift des , die Unterfuchung führen'.

Jefaja über Uzzia fcheint der Verf. zu bezweifeln, fpricht
lieh aber nicht darüber aus, mit welchem Recht der Chro-
nid ein uns unbekanntes Werk auf Jefaja zurü ckführe,

Von der Auslegung liegen bis jetzt folgende Ab-
fchnitte vor: Cap. 1, Strafrede an das Volk (S. 11—19);
Cap. 2—4, Der Weg zum endlichen Heil geht durch das

und nennt die Beantwortung diefer Frage eine aufserhalb Gericht (S. 19—30); Cap. 5, I—25. 9, 7—10, 4. 5, 26—30,

der Grenzen diefes Auslegungswerkes liegende. Nach
kurzer ,Charakteridik der Zeit des Propheten' (§ 2),
deffen ältede uns erhaltene Reden aus der Regierungszeit
des Ahaz dämmen follen, befpricht § 3 den Charakter
der jefajanifchen Weisfagung. Hier lefen wir S. 5:
,Will man die religiös-fittliche Gröfse Jefaja's erkennen,
fo fehe man etwa das Bild an, welches das 20. Cap.

Jahvc's Weinberg. Wehe über die Sünder und das Gericht
über Gefammtifrael (S. 30—40); Cap. 6, Berufung
des Propheten (S. 40—44); Cap. 7, 1—9, 6, Immanuel
(S. 44—70); Cap. 10, 5 —12, 6, Affur's Untergang und
Aufgang der meffianifchen Herrlichkeit (S. 70—84). Das
Fehlen von Seitenüberfchriften erfchwert das rafche Finden
einzelner Stellen; das Buch will natürlich im Zufam-

zeichnet. Wenn ein Mann, der Weifung Jahve's gehör- menhange gelefen fein, nicht aber als Nachfchlagebuch
fam, 3 Jahre lang inmitten einer modifch gekleideten (f. dienen. Unter den der Richtung von Franz Delitzfch

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