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Ausgabe:

1887 Nr. 7

Spalte:

151-155

Autor/Hrsg.:

Jahn, Alb.

Titel/Untertitel:

Des h. Eustathius, Erzbischofs von Antiochien, Beurtheilung des Origenes, betreffend die Auffassung der Wahrsagerin I. Kön. (Sam.) 28 und die bezügliche Homilie des Origenes, aus der Münchner Hdf. 331

Rezensent:

Overbeck, Franz

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151 Theologifche Literaturzeitung. 1887. Nr. 7. 152

0 öiußolog zig jrorrjoiag 31, 2 für ,nequissimus diabolus'; Christi nur mit der Lection einfchlägt, die fie beiläufig
tiavdqa zweimal 31, 6; aaq avzov rar u/.dornt xvqiov dem von ihr bedrittenen Lehrer über die Ubiquität
tov Jreoi fjucöv X, 1,3; dafs Hermas das Wort ueyaleia j Chrifti ertheilt (C. 17—19). Noch merkwürdiger aber id
kennt [magna/ia], hat S. zu X, 2, 3 augenfcheinlich ver- J diefe Streitfchrift als eines der fpärlichen Denkmäler der
geffen und behilft fich mit einer Paraphrafe u. f. w.). Ich 1 dunklen Anfänge des Widerfpruchs gegen Origenes,
ichliefse mit einer Reihe von groben Verftöfsen und j welcher allmählich die griechifchc Theologie in den
plumpen Einfchiebungen: IX, 31, 1. 4 ift zu zip orpqa- j Stand gefetzt hat, fich aller Verpflichtungen gegen ihren
yiöa 'sigülum) zoi aytaOfiov hinzugefügt; 31, 4 — der : Meifter für ledig zu erachten, fowie der Disciplinirung
Vers ift doppelt fo lang als im Lateiner — findet fich , der Origeniftifchen Exegefe durch die eben zu Geftalt
der Zufatz: näaav avitf) [seil. tili naoeKxXivorii] uqai- und Selbftbewufstfein gelangende kirchliche Dogmatik
ournsg zaig ö 1 rJciöy.aXiaig nowjqiav, üonto xai dtp j und der üblen Ausfichten, welche diefe Disciplinirung
< fubv aiTtov; fo hat Hermas nicht gefchrieben. 31, 5 ift zunächft der Exegefe eröffnete. Endlich reiht fich das
zu TtQoßazu frei hinzugefügt: sv zti kiuüvi zig ütoitg rt- Stück in die Gefchichte der Controverfe der alten Kirche
tioutva zbv 'i.öyov röv ireoi zig Ltorp ti)g aiton'ot; das : über jene ihr befonders räthfelhafte Erzählung des Alten
ift wiederum nicht in der Weife des Hermas. Ebendort j Teftaments ein. Und ift es felbft in diefer Reihe eine
fleht der fremde Ausdruck von Gott: n xüqiog rtöv ur- der abfurdeften Löfungen des vorliegenden exegetifchen

irqtontov. C. 32, 1 ift das ,dum adhuc turris aedificatut*
durch das fachlich finnlofe uoo zoi zbv Ttvqyov oixotjoiir;-
drjvai wiedergegeben. Hierauf folgt ftatt des fimpeln

dominus Iiabitat in viris amantibus pacem; ei enimvero pax
cara est; a litigiosis vero et perditis malitiae longe abest

Problems, fo hat es doch in den bisher davon bekannt
gewordenen Handfchriften, Dank dem Verfahren des
Eudathius felbft, der feiner Streitfchrift die beftrittene
Homilie des Origenes vorangefetzt hat, eben an diefer
Homilie eine fehr werthvolle Zugabe bei fich: ein befolgende
erheiternde Paraphrafe: xai toze iiqz]vixor xai fonders originelles und fonft nicht erhaltenes Denkma

yaq 0 itsdg ndqtnzL uii iv zw utotp zoig siqrjvixoig' tozi
bi) z] aXrjd-TjQ tiqz'prj tvdoSog Tratte zvi i/edr xai yaq
tiozjvzj iaciv bhog 6 xvqtogzni Ttvqyov, 6 xvqiog zitg doßryg
vutöv y.t'L. Alfo der einfältige Hermas foll gefchrieben
haben im Stile der Rhetoren: ,der Herr ift der Friede'!
C. 32, 4 fchreibt der Lateiner: ,qiä spiritum integrum tibi

des chriftlichen Alexandrinismus.

Beide Texte, fo oft fie fchon gedruckt worden find
— felbft der des Euftathius ift wenigdens bei Gallandi
und Migne nicht allzufehr verdeckt —, beruhten bis
jetzt auf der äufserd fehlerhaften, aus einem Vaticani-
fchen Codex gefloffenen Editioprineeps des Leo Allazzi,

dedit, et tu eum totum inutilem redigisti1; bei Simonides ; und nicht einmal was diefer an abgelegenerem Orte und
lied man: bg nvsvfia xuituqöv ki'av deöojxt 001, bntQ ov befonders feine erden Nachdrucker, die Critici sacri, zur
xamusnihnaag iravarov uiiuOTtutaatv ayiQriozov bXwg Verbefferung der erden Ausgabe geleidet haben, id von
n.ioirjY.ag. Ob der Zufatz zu X, 3, I (,misi autem tibi j Späteren pünktlich verwendet worden. Namentlich über
lias virgines, ut Imbitent fecund) — f.v näaaic attao- dem Text des Origenes hat der Undern ungefchwächt
iiaig/gg Lior)c,(!Ov, eine unfreiwillige oder abfichtliche | gewaltet, unter dem die Rede diefes Patriarchen der
Frivolität ift, laffe ich dahingedellt. Jedenfalls id der i Theologie überhaupt durch Abfchrift und durch Druck
Zufatz Ix Tiaidov in X, 3, 3 zu Jradidisti1 eine Gedan- | bis auf den heutigen Tag überliefert worden und fchliefs-
kenlofigkeit. ! lieh in die Hände eines Herausgebers gerathen find,

Ich hoffe, dafs das Beigebrachte genügen wird, um deffen Unfähigkeit fich dem oberflächlichden Benutzer
die hier vorliegende Fälfchung zu conftatiren. Ob Simo- feiner Arbeit offenbart und, wie man aus Mittheilungen
nides neben dem Lateiner noch eine .Grundlage' für I der vorliegenden Ausgabe erfieht, felbd auf das Lefen
diefelbe gehabt hat, id eine müffige Frage, da er je- ; der Abbreviaturen von Drucken des 17. Jahrhunderts er-
denfalls eine folche Grundlage völlig übermalt hätte, dreckte. Man kann leider nicht unbedingt Tagen, dafs
Irgendwelche fichere Anhaltspunkte für diefe Annahme die Jahn'fche Ausgabe der Homilie über die Wahrfagerin
habe ich übrigens nicht entdeckt. Auf eine weitere J zu Endor das Ende diefer Leidensgefchichte inaugurirte.
Discuffion über diefes elende Machwerk werde ich mich : Zwar foll durchaus nicht geleugnet werden, dafs der um

nicht einladen, wenn, wie zu erwarten, eine neue ,Hermasfrage
' aus der neuen Publication auftauchen follte.
Es id fchon durch diefe Zeilen dem Schwindel fad zu
viel Ehre angethan; vertheidigt aber kann Alles werden,
fobald man nach der Methode des Mückenfeihens und

die patridifche Literatur mannigfach und befonders durch
feine Ausgabe des Methodius verdiente Herausgeber
fich auch diefes Mal Anfpruch auf Dank erworben hat.
Ja befonderen Dank verdient es, dafs er es fich noch in
feinem hohen Alter nicht hat verdriefsen laffen, die

Kameeleverfchluckens verfährt. Frucht einer Collation, die fchon feit 50 Jahren in feinem

Marburg A Harnack Befitz id, zu veröffentlichen. Beide von ihm auf Grund

aller bisherigen Drucke und des zuerd benutzten Codex
Monacensis graecus 331 herausgegebenen Texte find ganz

lahn, Alb., Des h. Eustathius, Erzbischofs von Antiochien, erheblich verbefferte. Die früheren Ausgaben der Orr

Beurtheilung des Origenes. betreffend die Auffassung der geneifchen Homilie insbefondere find durch Jahn anti-

uinu.nnnn.:» r xr- /c ~ Aa k»,:i„i:Ao quirt, und wäre es nur durch die Zahl der Texteslücken,

Wahrsager n I. Kon. (Sam.) 20 und die bezügliche q A ,... _ .. ... , u ,r , .f. !

,3 ' , ,, 77 deren Ausfüllung erd dieMunchenerHandlchritt geltattet

Homihe des Origenes, aus der Munchener Hdf. 331 hat Nun wird fchwerlich die Ungund der Abfchreiber

ergänzt und verbeffert, mit kritifchen und exegetifchen
Anmerkungen. [Texte und Unterfuchungen zur Gefchichte
der altchridlichen Literatur von Ose. v. Gebhardt
und Adf. Harnack. II. Bd. 4. Heft.] Leipzig,
Hinrichs, 1886. (XXVII, 75 S. gr. 8.) M. 3.50.
Man weifs vom Erzbifchof von Antiochien Euda-

gegen Origenes, von welcher es vermuthlich ein Zeichen
id, wenn in deffen Homilie jetzt folcher Lücken — fad
alle weil durch Homoeoteleuton, durch Flüchtigkeit ent-
danden — 11r2 Mal mehr zum Vorfchein kommen als
in der 4 bis 5 Mal längeren Schrift des Eudathius, auf
Jahn übergegangen fein. Und dafs fein Intereffe, wie
die Ueberfchrift feiner Arbeit, der Tenor feiner ganzen

thius im Verhältnifs zur Figur, die er in der älteren Fvinleitung und überdies feine eigene Erklärung darin
Periode des arianifchen Streits vorgedellt haben mufs, (p. IV. VI) zeigen, vor allem der Schrift des Eudathius

auffallend wenig, und fchon dadurch id feiner Streitfchrift
gegen Origenes über die alttedamentliche Erzählung
von der Befchwörung des Geides des Samuel
vor Saul (1 Sam. 28) ein befonderes Intereffe gefichert,
wenn fie auch in den dogmatifchen locus de persona

gegolten hat, hätte man zu refpectiren. Aber dafs es
den Anfchein hat, als fei ihm unter diefer Bevorzugung
auch die Herdellung des Textes des Origeneifchen
Stückes eine Art naqeoyov geworden, berechtigt zur Be-
fchwerde. Nicht dafs die in manchen Stücken felbd