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Ausgabe:

1887

Spalte:

146-147

Autor/Hrsg.:

Cremer, Hermann

Titel/Untertitel:

Biblisch-theologisches Wörterbuch der neutestamentlichen Gräcität. 4. Aufl 1887

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Marburg,und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

Ericheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

ISP 7.

9. April 1887.

12. Jahrgang.

Pefch, Der Gottesbegriff in den heidnifchen
Religionen des Alterthums (Horft:).

Cremer, Biblifch-theologifches Wörterbuch,
4. Aufl. (Schürer).

Ueber eine in Deutfchland bisher unbekannte
Fälfchung des Simonides (A. Harnack).

Jahn, EufUthius' Beurtheilung des Origenes
(Overbeck).

Gihr, Die Sequenzen des römifchen Mefsbuches
(Reufch).

Steiner, Hottinger in Heidelberg (Kneucker).
Wiermann, Gefchichte des Kulturkampfes
(K. Müller).

Uhlhorn, Katholicismus und Proteflantismus
gegenüber der focialen Frage (A. Ritfehl).

M öl 1er, Das aufseramtliche Leben des Geift-
lichen (Meier).

Kratz, Das Weltproblem (Achelis).
Erklärung von W. Herrmann.

Pesch, Chrn.. S. J., Der Gottesbegriff in den heidnischen der alten heidnifchen Welt; das nennt man eine offene

Religionen des Alterthums. Eine Studie zur vergleichenden
Religionswiffenfchaft. Freiburg i(B., Herder, 1886.
(X, 144 S. gr. 8.) M. 1.90

Wir wollen uns bei der eigenthümlichen Art nicht
weiter aufhalten, auf welche der Verfaffer feinen Stoff

Thüre einrennen; mit der Thefe vom reinen vorgefchicht-
lichen Monotheismus als Ausgangspunkt des Gottesglaubens
ift es fchlimm beftellt; dafs der Lefer diefer
Schrift den gegenwärtigen Stand der Forfchung kennen
lerne und einen klaren Einblick in die Sachlage und die
Discuffion aus derfelben gewinne, wage ich nicht zu bebegrenzt
hat, indem er auf den Gottesbegriff der den j jähen,
alten lateinifchen und griechifchen Schriftffellern bekann- | Colmar. L. Horft.

ten heidnifchen Völker fich zunächft befchränken will
(S. VIII), diefe Grenze fofort aber überfchreitet, indem
der fachlichen Zufammengehörigkeit wegen auch die den
Alten unbekannten Glieder der beiden grofsen Sprachfamilien
in den Bereich der Unterfuchung gezogen worden
find (S. IX); ebenfo wenig verweilen wir bei der Ein-
theilung: 1. die Völker des indogermanifchen Sprach-

Cremer, Prof. Ffr. D. Herrn., Biblisch-theologisches Wörterbuch
der neuteftamentlichen Gräcität. 4. Aufl. Gotha,
F. A. Perthes, 1886. XV, 885 S. gr. 8.) M. 16.80.

Die dritte Auflage diefes Werkes hat Ref. in der
Theol. Litztg. 1883, Nr. 25 befprochen. Schon ,inner-
ftammes; 2. die Völker des femitifchen Sprachftammes; j halb Jahresfrift nach ihrer Vollendung' war fie wieder
3. einige weniger bekannte Völker des Alterthums. Es j vergriffen; und es liegt nun bereits die 4. Aufl. abge-
wird genügen, den Standpunkt des Verfaffers und den j fchloffen vor. Bei fo rafcher Aufeinanderfolge der AufGrundgedanken
der Schrift zu bezeichnen. Der reine lagen ift es begreiflich, dafs der Verfaffer zu durchMonotheismus
wird als Ausgangspunkt des religiöfen t greifenden Aenderungen keine Veranlaffung gefunden

Glaubens fowohl der Indogermanen als auch der Semiten
dargeftellt; dann fank die Religion in allmäligem Verfall
bis zum roheften Polytheismus herab, in welchem aber
Ruckerinnerungen an den früheren Zuftand fich deutlich
erkennen laffen. Deva und El tragen die ganze fchwere
Eaft der Beweisführung; der fleifsig gelammelte Stoff
wird gefchickt in der erforderlichen Weife gruppirt, unter

hat, zumal er bei Bearbeitung der 3. Aufl. dem Werke
eine wefentlich neue Geftalt gegeben hatte. Die jetzige
Auflage unterfcheidet fich daher von ihrer Vorgängerin
nicht fo ftark wie diefe von der zweiten. Während damals
der Zuwachs über zweihundert Seiten betrug, beträgt
er jetzt nur etwa fünfzig. Sehr viele Artikel haben
zwar kleine Verbefferungen und Ergänzungen gefunden.

dem Schutz berühmter Namen. Die Religion der Inder [ Im Grofsen und Ganzen aber ift der Text derfelbe ge

blieben. Bei einer Vergleichung beider Auflagen für die
erfte Hälfte des Buches habe ich nur folgende belangreiche
Neuerungen gefunden. Hinzugekommen find die

war urfprunglich Monotheismus, machte aber eine Ent
Wickelung in abffeigender Linie durch, indem fie beim
Volk zu immer unfinnigerer Vielgötterei entartete, in
den Philofophenfchulen dagegen, zum Theil wenigftens,
fich in Pantheismus und Nihilismus verflachte. Die ira-
nifche Religion ift ihrem innerften Wefen nach Monotheismus
, der aber in feiner Gefchichte in einem Procefs

fteten Sinkens begriffen ift. Ein einfacher Syllogismus [ früheren Auflage nur fünf Seiten), vtatakXuootu, aoerrj.

genügt, um den urfprünglichen Monotheismus der Griechen I Namentlich die zuerft genannte Gruppe fä/Uj#Mg u. f. w )
i.„i---„..a„n___ r-:__1_______1 t_j_. . r .. . _i:.u :a „_______ 1_____u ta- f.- 1 ! , »,

licherzuftellen. Griechen und Inder bildeten urfprünglich
ein Volk und hatten diefelbe Religion; die Inder waren
anfänglich reine Monotheiften, und Zeus = theos = deva,
folglich ift auch die monotheiftifche Tendenz in der griechifchen
Religion eine Rückerinnerung an den früheren Zuftand
. Die Rolle, welche Deva bei den Indogermanen
fpielt, kommt El bei den Semiten zu, und ,da wir mit
ziemlicher Wahrfcheinlichkeit annehmen können, dafs die
Vielgötterei erft mit der Sprachverwirrung ihren Anfang
genommen hat, fo war Babel doch wohl urfprünglich
nicht die Stadt eines aus vielen Göttern, fondern die
Stadt Gottes fchlechthin'.

Das apologetifche hlrgebnifs der Unterfuchung— denn

ift ganz neu bearbeitet, unter Berücklichtigung der Abhandlung
von Wendt in den Stud. und Krit. 1883. —
Bei diefem Verhältnifs der neuen Auflage zur vorhergehenden
ift es fehr dankenswerth, dafs die wefentlich
umgearbeiteten und die neu hinzugekommenen
Artikel auch feparat als Supplementheft zur
3. Aufl. erfchienen find. Auf diefe Weife werden
den Befitzern der 3. Aufl. die belangreicheren Verbefferungen
der neuen Auflage leicht zugänglich gemacht.

Einer Empfehlung des Cremer'fchen Werkes bedarf
es nachgerade nicht mehr. Das Erfcheinen von vier
Auflagen beweift, dafs es fich in der theologifchen Welt
allgemein eingebürgert hat; und das mit Recht. Denn

einem folchenZwcck huldigt die Schrift nebenbei— ift der j fo fehr man auch bei vielen Artikeln eine ftrengere
Nachweis der Allgemeinheit des Gottesbewufstfeins in I Sichtung und Ordnung des Materiales und eine fchärfere

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