Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1887 Nr. 4

Spalte:

79-82

Autor/Hrsg.:

Krüger, Gustav

Titel/Untertitel:

Abercius von Hieropolis, nicht Hierapolis, vgl. Lightfoot, Apostolic Fathers Part 2 1887

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

79 Theologifche Literaturzeitung. 1887. Nr. 4. 80

Brandes iit 2 Jahre zu fpät datirt), zu den einzelnen Ab- nannten Kaifers an den Euxenianus abgedruckt, einen
fchnitten an den betreffenden Stellen eingefügt. Neu er- ■ angefehenen und bei Hofe beliebten Mann in Hierapolis.

fchienene Commentare find berückfichtigt, fo dafs der
Meyer'fche Text mehr als in der früheren Auflage zurückgedrängt
und namentlich in der Einleitung fo gut wie
vollftändig aufgegeben erfcheint. Mit diefer Einleitung
felbft bin ich fachlich in allen Stücken einverftanden.
Doch wäre zu der Krankheit 4,13 (vgl. S. 14. 268. 270 f.)
der Auffatz von Krenkel Zeitfchrift für wiffenfch. Theol.
1873, S. 238 f. wenigftens zu erwähnen, wo nicht geradezu
als wahrfcheinlichften Auffchlufs über den abftofsen-

Derfelbe enthält die Bitte, den Bifchof Abercius von
Hierapolis, der wegen feiner Dämonenaustreibungen und
Krankenheilungen einen Namen hatte, zur Reife nach
Rom zu veranlaffen, da der Kaifer feiner bedürfe. Diefer
Brief ift der vita Abercii % 17 entnommen, welche man
in den acta sanctorum zum 22. October und bei Migne
CXV p. 1211 ff. unter den Werken des Metaphraften
findet.

Die vita Abercii weifs eine lange Gefchichte zu erden
Charakter jener Krankheit gebend zu billigen. Die j zählen, wie der Bifchof, von Marc Aurel nach Rom be
Dreitheilung des Briefes ift richtig betont (S. 20 f.); doch j rufen, um Lucilla, die Tochter des Kaifers, von einem

würde der Beginn des 3. Theils beffer als erft 5,13 fchon
4,12 (Höhten) oder 21 (Weifs) anzufetzen fein.

Der Commentar zu den Philipper, Coloffer- und Phile-

Dämon zu befreien, dort in Gegenwart der Kaiferin
Fauftina — Marc Aurel ift im Kriege — feinen Auftrag
ausführt. Dem gebändigten Dämon befiehlt er, einen

monbriefen war nach Meyer's Tod 1874 von feinem Sohne 1 fteinernen Altar, der zur Seite fteht, aufzuheben, nach
herausgegeben worden. An feine Stelle ift jetzt A. H. Hierapolis zu bringen und dort am Südthor der Stadt

Franke getreten, welcher fich bewufst ift, das Meyer'fche
Material nicht wefentlich verkürzt, aber in einer Weife
umgeftaltet zu haben, ,dafs nicht nur der Ertrag der in-

niederzufetzen. Der Dämon thut, wie ihm befohlen; die
Kaiferin aber, froh über die Heilung der Tochter und
erftaunt über die Macht des Bifchofs, erfüllt ihm feinen

zwifchen über die bearbeiteten Briefe im Ganzen und | Wunfeh, in den heifsen Quellen bei Hierapolis Armen-
Einzelnen geführten eingreifenden Erörterungen in die- 1 bäder einzurichten und unter die Stadtarmen 3000 Scheffel
felbe Aufnahme fände, fondern auch die Erfaffung der | Korn zu vertheilen. Abercius reift dann nach Syrien und
Briefe überhaupt eine Vertiefung erführe, welche die ge- i Mefopotamien, bekämpft die marcionitifche Härefie und
fchichtlichen Beziehungen derfelben klarer hervortreten j kehrt nach Haufe zurück. Als fein Tod herannaht, läfst
liefse'. In der That ift mit grofsem Fleifs fowohl in die er feinen Grabftein fertigen, jenen von dem Dämon her-
Einleitung, wie in die Detailexegefe hereingearbeitet wor- j angetragenen Altar hinauffetzen und mit einer längeren
den, was die Paulusftudien der letzten 12 Jahre zu Tage j Infchrift verfehen, in welcher auch über feine römifche
gefördert haben , aber der Umfang des Buches ift im j und fyrifche Reife Bericht erftattet wurde. Diefe Infchrift,

Vergleich zu früheren Auflagen in einem Mafse ange-

welche uns in der vita aufbehalten ift, weifs nichts von

wachfen, welches die Nöthigung, diefer Art von Bearbei- jener wunderbaren Heilungsgefchichte und der Kraft-
tung ein Ziel zu fetzen, noch viel deutlicher erkennen leiftung des Dämonen, fondern berichtet einfach und
läfst, als dies im vorher befprochenen Commentar der fchlicht und hat einen glaubwürdigen Charakter, während
Fall gewefen ift. Im Jahre 1848 hat Meyer den Coloffer- , die Legende der vita natürlich auf fich beruhen mufs.
und Philemonbrief erftmalig auf 190 Seiten erklärt; da- 1 Man hat bisher keinen Anftand genommen, diefen
raus find jetzt 285 geworden. Die Erklärung der chrifto- j Abercius mit dem Avircius Marcellus zu identificiren, an
logifchen Stelle Phil. 2,5—11 umfafst 36 Seiten. Man welchen der Antimontanift bei Euf. V 16 fein Werk gewird
dem Verfaffer dankbar fein müffen für die Mühe , richtet hat. So noch zuletzt Lightfoot felbft {Colossiaus
und Sorgfalt, die er gleichmäfsig auf alle Theile diefes . p. 54) und Bonwetfch (Montanismus p. 28 Note 1). Der
Commentars verwendet hat, fo dafs diefer ein vorzüg- ! Antimontanift fchrieb, das ift trotz Bonwetfch' Einwen-
liches Repertorium aller unfere drei Briefe berührenden j düngen als ficher zu betrachten, ca. 192; Abercius, der
exegetifch-kritifchen Sorgen der Gegenwart genannt wer- nach der Gfabfchrift 72 Jahre alt wurde, kann alfo recht
den kann. Nur in Bezug auf die Entfcheidung der Haupt- ! wohl unter Marc Aurel Rom befucht haben. Aber zur
fchwierigkeiten, von welchen das literarifche und das j Zeit Marc Aurel's war Apollinaris Bifchof von Hierapolis,
gefchichtliche Verftändnifs der Schriftftücke gedrückt ift, und es fchien fomit kein Platz für den Abercius vorfinde
ich mich dadurch nicht eben weiter gefördert. Es i handen zu fein, weshalb fchon Tillemont, memoires etc.
ift mir beifpielsweife weder die chriftologifche Ausfüh- I Up. 229 f. 621 f. die Identification ablehnte,
rung in Col. 1, noch die Polemik in Phil. 3 klarer ge- j Nun publicirte W. M. Ramfay in dem Bulletin de
worden. Bezüglich des Philipperbriefes möchte ich Ein- Correspondance Hellenique (Juli 1882) einen Auffatz, bc-
fprache dagegen erheben, dafs gewiffe referirende Be- ; titelt Trois Villes Phrygiennes, welcher die Nachbarftädte
merkungen von mir in dem Lichte der Zuftimmung I Hieropolis, Bronzos und Otrous behandelte, und wies
erfcheinen (S. 16. 19). Die Skepfis, die mir bezüglich I nach, dafs man Hieropolis oft mit Hierapolis verwechfelt
diefes Briefes, obwohl mir deffen Echtheit aus Gründen, , habe. Gleichzeitig veröffentlichte er das in der Nähe von
die fich mit den von Weifs (Einleitung in das N. T. S. ! Hieropolis befindliche Epitaph eines gewiffen Alexander,
281) aufgeführten decken, feftfteht, mit Fug und Recht j deffen Zeilen fich in der Grabfchrift des Abercius wie-
nachgefagt werden kann (vgl. Franke S. 20), ftützt fich j derfinden. Das Epitaph ift datirt auf das Jahr 300 der
genau auf die Punkte, welche auch von Weifs als unter fullanifchen Aera, d. i. 21611. Chr. Es giebt fich als Nach-
den Vorausfetzungen der Kritik im tiefte bleibende ! anmutig der anderen Infchrift dadurch zu erkennen, dafs

der Name Ldli^avdoog Idvtwviov nicht in den Vers palst
und augenfeheinlich für lAßigxiog eingefetzt ift.

Die Vermuthung, dafs wir es in der Grabfchrift des
Abercius mit einem glaubwürdigen Document zu thun
haben, gewann durch diefen Fund an Wahrfcheinlichkeit.
Sie wurde zur Gewifsheit, als es Ramfay gelang, ein
Stück eben jenes Altars, von dem die Legende berichtet,
aufzufinden, auf welchem in 18 Zeilen meift gut zu lefende
Bruchftücke der Grabfchrift des Abercius fich befanden.
Und zwar fand er es in den Bädern bei Hieropolis (wie
auch die Legende will), während die heifsen Quellen von
Flierapolis i n der Stadt gelegen find. In dem Journal
of Hellend Studies 1883 p. 424 ff. gab Ramfay in dem
Artikel The Cities and Bishoprics of Phrygia von feinem

Schwierigkeiten verzeichnet wurden (a. a. O.S. 282, Note2).
Einige Druckfehler find mir aufgefallen wie S. 16. 5
v. u. 11,2 ftatt n,3 °der S. 21. 4 v. o. 49 ff. ftatt 58 ff.

Strafsburg i. E. H. Holtzmann.

Abercius von Hieropolis, nicht Hierapolis, vgl. Lightfoot,
Apoftolic Fathers Part II (S. Ignatius. S. Polycarp)
Vol. I. p. 476 ff.

In dem gelehrten Werke des Bifchofs von Durhani
findet fich ein Abfchnitt, welcher die auf das Verhältnifs
von Staat und Kirche unter den Kaifern Hadrian, Pius
und Marc Aurel fich beziehenden Documente mittheilt
und befpricht. Dabei wird auch ein Brief des letztge-