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Ausgabe:

1887 Nr. 3

Spalte:

51-61

Autor/Hrsg.:

Weizsäcker, Carl

Titel/Untertitel:

Das apostolische Zeitalter der christlichen Kirche 1887

Rezensent:

Loofs, Friedrich

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Theologifche Literaturzeitung. 1887. Nr. 3.

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nachweisbar ift "pin; um fo mehr freuen wir uns, dafs
Strack den Beleg 'lyl-l nicht ins Paradigma, fondern in
eine Anmerkung gefetzt hat. Sodann dürfen, wenn man
fich einmal einem elementaren Standpunkt anbequemt,
gewifs nicht fehlen ein ftarkes Verbum mit drei des Dag.
lene fähigen Confonanten (2t13), das Qal der med. e und
med. 0 im ftarken Verbum und bei den Y2> (fo gut wie
Xb/a neben gegeben ift), die Verba vy, neben fn
ein Beifniel mit a und mit 0, eins von der Form tritt,
neben iprl eins ohne Gutturalis. Oder warum fehlt von
ttlEh das Hithp. und warum ift es bei OYp nur zum Im-
perfect, nicht zum Perfect angegeben? Warum fehlt der
Inf. Ni. und Hi. bei 3'S, während er bei TS fteht? Den
Infin. absol. würde man grundfätzlich ausgefchloffen
glauben, wenn er nicht bei 330, jedoch nur zu Qal und
Ni., erfchiene. Weiter halten wir es für irreführend, dafs
das Tonzeichen bei Paroxytonis von den Gutturalverben
an im allgemeinen weggelaffen wird. Es fteht von hier an
confequent nur noch vor der Endung IT3 im Plur. Fem.
des Imperfects und des Imperativs, aber nur, wenn die
Pänultima e und o, nicht, wenn fie a hat; ferner bei
Finbttj, aber nicht bei den gleichen Formen des Ni. etc.;
bei na'Tpi, aber nicht bei n'ravp?; noch ungleichmäfsiger
in den'lmperfecten von DTpund bei SSO; bei irba und XStt
überhaupt nicht mehr. Sehr erwünfcht wären ferner
weit mehr Feminina der Participia, als angegeben find.
Sehr unbequem ift es, dafs wegen des Formats die Formen
in der Reihe, in welcher fie zu lernen find, nicht unter,
fondern neben einander flehen. Uebereinftimmung und
Verfchiedenheit zwifchen zwei Nachbarformen fällt fo
gar nicht in die Augen, ebenfowenig das Verhältnifs
zwifchen den fich entfprechenden Formen des Qal und
Ni. etc., da auf die Zeile mit den Singularformen des
Qal die mit den Pluralformen 'und erft dann der Singular
des Ni. folgt. Dies wird fich hoffentlich vermeiden
laffen, wenn die Paradigmen künftig quer gedruckt werden
wie jetzt fchon S. 6. — Noch bitten wir, in der
nächften Auflage Paufalformen womöglich dicht neben
die gleichen nichtpaufalen, auf S. 6 die Formen des Imperativs
unter die entfprechenden Columnen des Perfects
und Imperfects zu rücken, die unfchönen Semikola bei
den Participien S. 5 wegzulaffen, die Paragraphen der
Grammatik über jeder Seite anzugeben und die Suffixe
am Imperfectum mit a nicht an ffihii anzufchliefsen,
da diefe Form erft fpäter erklärt wird. Sollte man nicht
das Hithp. zu Pi. und Pu. Hellen, und myq, welches
das urfprüngliche a der erften Silbe bewahrt', vor tlplÄ?

Folgende Druckfehler laffe man vor dem Gebrauche
verbeffern: S. 7 fehlt in der eingeklammerten Form des
Imp. Ni. ein —, bei Part. Hi. ein —, S. 10 im Inf. Hithp.
ein —; ein Tonzeichen fehlt S. 1 bei tp"!?, S. 9, Z. 2 v. u.,
S. 11 beim Part. Fem. Qal, während es S. 6 bei ibttp
und jbl3p überflüffig ift; S. 21, Z. 3 v. u. ift das — der
erften'Silbe von d^iOttt zu tilgen, S. 14, Z. 1 ipÖTJlrl,
S. 17 beim Ho. VI ftatt IV zu lefen.

Jena. Paul Wilh. Schmiedel.

Weizsäcker, Carl, Das apostolische Zeitalter der christlichen
Kirche. Freiburg i. Br., Mohr, 1886. (VIII, 698 S. gr. 8.)
M. 14. —

Schon 5 Monat find feit dem Erfcheinen diefes
Buches vergangen; Ref. mufs wegen der Verzögerung
der Anzeige die Lefer um Entfchuldigung bitten. Unluft
zum Studium des Buches ift wahrlich nicht der Grund
gewefen. Wer fich bewufst ift, aus des Verf.'s ,Unter-
fuchungen über die evangelifche Gefchichte' (1864) und
aus feinen zahlreichen Auffätzen in den Jahrbüchern für
deutfche Theologie' reiche Belehrung erhalten zu haben
1— und wie mancher auch unter den älteren Fachgenoffen
wird in diefer Hinficht mit uns jüngeren in derfelben
Lage fein —, der konnte nur mit Spannung diefes Buch
willkommen heifsen; und der Verfaffer, der neben feinem

umfangreichen Wiffen die feltene Fähigkeit befitzt, zugleich
Unterfuchung und Darfteilung zu geben, — er
weifs, wie wenige, dafür zu forgen, dafs des Lefers In-
tereffe beim Lefen felbft nicht erlahmt.

Dafs dennoch das Referat lange auf fich hat warten
laffen, das ift zum Theil in der Eigenart diefes Buches
und in der Natur mancher feiner Refultate begründet.
Wenn es wahr ift, dafs eine Gefchichte des apoftolifchen
Zeitalters zu fchreiben, unfere Quellen nicht genügen —
und diefes Urtheils wird auch W. fich ebenfo wenig erwehren
können wie jeder andere Hiftoriker, der auch auf
anderen Gebieten der Kirchengefchichte Quellenftudien
gemacht hat —; wenn fogar gegenüber vielen der wich-
tigften quellenkritifchen Vorfragen die Möglichkeit einer
gefchichtlich beweisbaren Beantwortung zum Theil noch
nicht gegeben ift —■ und dies, meine ich, follte jeden
Unbefangenen die Menge der Differenzen lehren, die
eine Vergleichung von Weifs' Einleitung mit diefem
Buche Weizfäcker's conftatiren mufs —; wenn demnach
auf diefem Gebiete manche der wiffenfehaftlichen
Refultate des Einzelnen nur fo zuftandekommenkönnen,
dafs der Forfcher durch andersartige, fubjectiv bedingte
Ueberzeugungen fich beftimmen läfst, nicht bei einem
,non liquet' ftehen zu bleiben: fo ift es erklärlich, dafs
die Stimmung des Lefers gegenüber diefem Buche zu-
nächft ftark beeinflufst wird von den fympathifchen oder
antipathifchen Gefühlen, ohne welche kaum ein Lefer
wenigftens einen Theil der Ausführungen W.'s in fich
aufnehmen kann. Ja es ift dies um fo erklärlicher, je
ausfchliefslicher W. eben nur feine Anfchauung darlegt
, ohne der abweichenden Anflehten anderer zu gedenken
. Diefe durch fubjective Sympathien oder Antipathien
bedingte Stimmung der erften Bekanntfchaft ift
nun aber nicht geeignet zu fachlicher Beurtheilung des
Buches. Die Fragen, um die es fich handelt, find wahrlich
zu wichtig, um eine Einwirkung fubjectiver Sympathien
auf ihre Behandlung zu ertragen. Und wer fich
von individuellen Antipathien leiten liefse, der würde
weder der Sache der Wahrheit damit einen Dienft leiften,
noch dem Verf. diefes Buches gerecht werden. Denn
wenn irgend jemand fich das Recht erworben hat, erwarten
zu dürfen, dafs andere bereit feien, auf Grund
feiner Ausführungen die eigene Anficht gewiffenhaft zu
prüfen und eventuell zu berichtigen, fo ift es W., der,
ohne es felbft nur anzudeuten, mit diefem Buche das
5i.Semefter feiner Tübinger Lehrthätigkeit auszeichnend,
auf eine lange Zeit ernftefter, von Parteirückfichten
unbeeinfiufster wiffenfehaftlicher Arbeit zurückblicken
kann.

Ein bedeutendes Buch ift dies neue Buch W.'s jedenfalls
. Von den verwandten Büchern N ean der's, Baur's,
Lechler's, Renan's können die entfprechenden Bände
der Origines Renan's neben W. kaum genannt werden.
Renan's Werk wird bekanntlich defto lehrreicher, je
mehr es den Boden der Gefchichte des römifchen Reiches
erreicht, die dem apoftolifchen Zeitalter gewidmeten
Bände leiden noch allzufehr an denfelben Mängeln, die
u. A. Weizf. felbft (Jahrb. 1864, S. 180 ff.) an R.'s Leben
Jefu hervorgehoben hat. Neander's Buch ift durch das
Lechler's, Baur's ,Paulus' jetzt durch W. abgelöft.
Lechler's bekanntes Werk (vgl. Jahrg. 1886 d. Ztg.
Nr. 5) hat vor dem W.'s unzweifelhaft manches voraus:
es beabfichtigt eine gründliche Auseinanderfetzung mit
den Anfchauungen anderer Forfcher und führt daher ent-
fehieden in die Fragen, um die es fich handelt, weit
beffer ein als W.'s Buch, dem alle Anmerkungen fehlen,
in dem von einem zweimaligen ,ed. Harn.' (S. 602 und
615) abgefehen, kein Name vorkommt, der über die alt-
chriftliche Zeit hinausweift. Ja bei aller Bewunderung
gegenüber der Meifterfchaft, mit der W. feine Erörterung
der wiffenfehaftlichen Probleme in die fliefsende Darfteilung
einflicht, wird zunächft mancher Lefer meinen,
es lägen auf dem Gebiete des apoftolifchen Zeitalters