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Ausgabe:

1887 Nr. 21

Spalte:

491-501

Autor/Hrsg.:

Hilgenfeld, Adolfus

Titel/Untertitel:

Hermae Pastor graece integrum ambitu primum edidit A. H 1887

Rezensent:

Harnack, Adolf

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491 Theologifche Literaturzeitung. 1887. Nr. 21. 492

Stil gewandt, die beigefügten Tafeln mit Abbildungen
chinefifcher Gottheiten auf Grund von Originalen in dem
Mufeum Guimet find fchön ausgeführt. Das Studium
des Buches wird für Jeden, der heb für Oftafien und
feine Religionen intereflirt, in hohem Grade belehrend
fein.

Bonn. A. Wiedemann.

Neuere Arbeiten zur alten Kirchengeschichte und Patristik

1) Volkmar, Prof. Dr. Gufb, Paulus von Damascus bis
zum Galaterbrief. Zürich, Schröter & Meyer, 1887.
(VIII, 120 S. gr. 8.) M. H 60.

2) Ohle, R., Die Essäer des Philo. Ein Beitrag zur Kir-
chengefchichte. (Sonderabdruck aus den Jahrbb. f.
proteft. Theologie'. Jahrg. XIII. Heft 2. 3.) Leipzig,
Reichardt, 1887. (70 S. gr. 8.)

3) Ausfeld, Ricardus, De libro UsqI xov navxa OJiovöalov
dvai L/.tvdsQov qui inter Philonis Alexandrini opera
fenur. [Göttinger Differt] Göttingen, Vandenhoeck tx
Ruprccht's Verl., 1887. (58 S. gr. 8.) M. 1. 60.

4) Manen, W. C. van, Marcion s Brief van Paulus aan de
Galatiers. (,Theol. Tijdschrift' 1887. S. 382—404,
451—533 )

5) Hilgenfeld, Adolfus, Hermae Pastor graece integrum
ambitu primum edidit A. H. Leipzig, T. O. Weigel,
1887. (XL, 131 S. gr. 8.) M. 4. —.

6) Wendland, Paulus, Quaestiones Musonianae. De Mu-

sonio Stoico Clementis Alexandrini aliorumque auc-
tore. Berlin, Mayer & Müller, 1886. (V, 66 S. gr. 8.)
M. r. 80.

7) Nes, H. M. van, Het Nieuwe Testament in de Clementinen
. [Amfterdamer Differt] Amfterdam, De Roever
Kröber-Bakels, 1887. (XI, 144 S. gr. 8.)

8) Haussleiter, Studienlehr. Dr. J., Leben und Werke des
Bischofs Primasius von Hadrumetum. [Erlanger Gymna-
fialprogramm.J Erlangen, 1887. (55 S. gr. 4.)

9) Seltmann, Domcapitul. Carl, Des hl. Johannes Chry-
sostomus jceqL tsyojOvvrjq Xojoi i%. De sacerdotio libri
sex. Mit Anmerkungen neu hrsg. Paderborn, F.
Schöningh, 1887. (XV, 215 S. gr. 8.) M. 2. 50.

io)Zigabeni, Euthymii, Commentarius in XIV epistolas
saneti Pauli et VII catholicas, nunc primum ad fidem
codicis antiqui cum prologo et animadversionibus
edidit olim archiepiscopus prof. Nicephorus Calo-
geras. 2 tomi. (In griech. Sprache.) Athen, [Wilberg
], 1887. (XCV, 560 u. XV, 664 S. gr. t) M. 24. —

n)Manchot, Parfh Dr. Carl Herrn., Die Heiligen. Ein
Beitrag zum gefchichtlichen Verftändnifs der Offenbarung
Johannis und der altchriftlichen Verfaffung.
Leipzig, Veit &Comp., 1887. (VII, 160 S. gr. 8.) M. 5.60.

1) Was Volkmar beweifen will, ift Folgendes:
l) Act. 15, I—31 ift ein Abfchnitt, den man ,gefchichtlich
einfach zu enclaviren hat als eine Phantafie des 2. Jahrhunderts
zu der von Lucas vorgefundenen gefchichtlichen
Grundlage'; denn der Verf. unferer Apoftelgefchichte
hat eine Apoftelgefchichte aus der Zeit um d. J. 65 vor
fich gehabt, diefe enthielt die Conflicte zwifchen Paulus
und den Urapofteln in ebenfo zuverläffiger Geftalt, wie
fie der Galaterbrief fchildert; ,Lucas' hat fie aber in
.klerikal-paulinifcher' und unioniftifcher Tendenz befeitigt
und jene Phantafiedarftellung (Act. 15) an falfcher Stelle

' eingefchoben, dabei aber doch in feinem Buche an an-
j deren Stellen Fingerzeige auf das flehen gelaffen, was
er entfernt oder übermalt hat. 2) Ein folcher Fingerzeig
ift Act. 18, 22. Die peinliche Kürze des .Lucas'
verräth hier, dafs er an diefer Stelle die wichtigften
Ereignifse des apoftolifchen Zeitalters, nämlich das, was
Paulus Gab 2, 1 —10 und n ff. erzählt, weggelaffen hat
(die Combination von Gab 2, 1 ff. und Act. 18, 22 ift
übrigens bekanntlich nicht neu). 3) Der Apoftelconvent
fällt fomit nach der erften europäifchen Reife des Paulus
refp. nach der dritten Miffionsreifc in das J. 52 53; denn
aus der Apoftelgefchichte kann man noch entnehmen,
dafs die europäifchc Miffionsreife die dritte gewefen ift
(Act. 9, 30 ff. ift als die erfte zu zählen, Act. 13, I ff.
als die zweite); Paulus ift I7jahre lang in feiner Miffions-
thätigkeit von judaiftifcher Seite völlig unbehelligt gewefen
. 4) Ausjerufalem nach Antiochien zurückgekehrt
hat Paulus nach kurzer Zeit die ver-
heifsene Spende von dort nach Jerufalem per-
fönlich gebracht. Diefe Reife folge aus^Gal. 2, 10
und Act. 24, 17, was man bisher überfehen habe;
letztere Stelle fei von fundamentaler Wichtigkeit; denn
hier verrathe .Lucas', was er Alles aus feiner Quelle ausge-
laffen refp. was er umgeftellt habe. Diefe Reife v. J. 54
j habe er nämlich c. II, 30 antieipirt, weil er Alles ver-
i fchwiegen habe, was fich auf den Convent vom J. 53
bezieht. Paulus ift alfo nicht, wie die Apoftelgefchichte
berichtet, fechsmal in Jerufalem gewefen (fechs Reifen
zähle diefe, nicht fünf, nämlich 9, 25; 11, 30; 15, 2; 18,
22; 24, 17; 20, 4 ff.), aber auch nicht blofs dreimal,
fondern viermal, nämlich i. J. 38,39 von Damaskus, i. J.
52/53 nach der erften europäifchen Reife, im folgenden
Jahre von Antiochien aus, um die erfte Spende zu überbringen
, endlich i. J. 59, um die zweite Spende zu überreichen
. 5) Zum Dank für die i. J. 53 überbrachte
Spende reift Petrus nach Antiochien. Hier tritt der
Conflict ein, Petrus kehrt .begreiflich' auf's Pcinlichftc
befchämt und auf's Tieffte erbittert nach Jerufalem zurück
im Herbft 53. Nun tritt der Rifs zwifchen Paulus
und Petrus ein, der bis zu dem Tode des Paulus unausgeglichen
geblieben ift; die paulinifchen Gemeinden
werden durch jerufalcmifche Sendlinge verftört. 6) Diefer
Rifs wird verftärkt durch das Manifeft des Paulus, den
Galaterbrief; diefer ift .mindeftens 2, höchftens 3 Jahre
nach dem Apoftelconvent gefchrieben, alfo i. J. 55, nicht
früher und nicht fpäter' oder — noch genauer — ,in der
Vormitte des J. 55' und zwar ficher noch in Antiochien
felbft. In Galatien hat vor der Abfaffung des Briefes
nicht eine zweimalige, fondern eine einmalige ,Be- und
Entthörung' der Gemeinden ftattgefunden; der Brief hat
feinen Zweck vollftändig erreicht, wie aus dem I. Co-
rintherbrief hervorgeht. Auch hat Paulus damals zuerft
die chriftliche Sonntagsfeier ftatt der Sabbathsfeier anempfohlen
und fie hat fich feitdem durchgefetzt. 7) Alles
diefes kann man aus unferer kanonifchen Apoftelgefchichte
I noch herauslefen, d. h. man kann mit Hülfe des Galatcr-
briefes noch conftatiren, dafs ,Lucas' eine Quelle gehabt
hat, in der alle diefe Dinge vollftändig und treu berichtet
waren; fo ficher ift dies, dafs man zwar nicht mehr
den Wortlaut, wohl aber den ganzen Inhalt deffen, was
dem Lucas vorgelegen hat, zu reconftruiren vermag.
Dort, wo .Lucas' jetzt einen einzigen Vers aufweift (18,22)
ftand ein umfangreiches Capitel, entfprechend dem Inhalt
von Act. 15, 1, Gab 2, u. f. w. Volkmar hat S. 67—71
I alles Ernftes die verlorene, von .Lucas' eingefehene
Apoftelgefchichte in diefem ihrem wichtigften Abfchnitte
wiedcrhergeftellt. — Eine Kritik diefer Hypothefen, die
als ausgemachte Wahrheit, refp. als der endlich gefundene
Schlüffel zum Verftändnifs des Galaterbricfs
und der Apoftelgefchichte ausgegeben werden, ift nicht
möglich; denn an den entfeheidendften Punkten fehlt
jeder Beweis. Das Auffallendfte aber ift die Behandlung
von Act. 24, 17. Diefe Stelle kann fich doch nur auf