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Ausgabe:

1887 Nr. 2

Spalte:

28-32

Autor/Hrsg.:

Weyland, G. J.

Titel/Untertitel:

Compilatie en Omwerkingshypothesen toegepast op de Apocalypse van Johannes 1887

Rezensent:

Overbeck, Franz

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27 Theologifche Literaturzeitung. 1887. Nr. 2. 28

wäre es doch vielleicht einzurichten, dafs die Ueberficht
über das Alphabet auf einer Seite, refpective auf zwei
einander gegenüberftehenden Seiten Platz fände und auch
die Formen mit inhärirendem «-Vocal nicht erft viel
fpäter folgten, ebenfo die Ziffern. Ferner könnte, wenn
auf den erften Bogen der Grammatik etwas reichlicher
die Tranfscription beigefügt würde, auch die Erlernung
der Betonung der Worte dem Anfänger wefentlich erleichtert
werden. In Bezug auf die Wahl der Textftücke
für die kleine Chreftomathie begrüfsen wir mit befon-
derer Freude die Stücke aus Ezra IV; dagegen wünfchten
wir, dafs mit dem Princip, die vier erften Capitel der
Genefis als Uebungsftücke zu geben, in allen Porten
gründlich und für immer gebrochen würde. Sätze wie
Gen. IV, 7 find felbft, wenn der griechifche Text neben
den äthiopifchen gelegt wird — und dies ift durchgehends
nöthig — unverftändlich und Gen. I ift fchon wegen des
Stils nicht befonders paffend. Auch Gen. III, 15 ftellt
ftarke Anforderungen an den Lefer, befonders da im
Gloffar blofs die Bedeutung „cavit, custodivit" für *akaba
gegeben und keine weitere Erklärung beigefügt ift. Wahr-
fcheinlich zu dem Zwecke, dafs eine gewiffe Bogenzahl
nicht überfchritten werde, ift diefes äthiopifch-lateinifche
Gloffar — wir hätten ein äthiopifch-deutfches immerhin
vorgezogen — etwas kurz gehalten ; einige Verweifungen,
wie fie fogar in Dillmann's grofsem Wörterbuche fich
finden, könnten wohl leicht hinzugefügt werden; beifpiels-
weife wird es dem Schüler fchwer, 'ansesä unter sösawa,
r.ngedä unter g"ada zu finden. Für mahlet wäre zu Gen.
IV, 21 doch etwas mehr als die Bedeutung „canticum"'
zu geben, ebenfo für behjSr zu Esra I, 10; zu rcsän Gen.
IV, 23 findet fich im Gloffar blofs der Stamm rV mit alf.

Der Druck des Buches ift von mufterhafter Correct-
heit; in den Texten ift uns blofs ein Druckfehler Gen.
III, 6 bcdslha für beSsiha aufgefallen. Das ganze Buch
ift beftens zu empfehlen und wird unzweifelhaft mächtig
zum Studium des Aethiopifchen anregen.

Tübingen. A. Socin.

Holtzmann, Prof. Dr. Heinr. Jul., Lehrbuch der historischkritischen
Einleitung in das Neue Testament. 2. verb. u.
verm. Aufl. Freiburg i. Br., Mohr, 1886. (XVI, 560 S.
gr. 8.) M. 10.—

Nicht weniger als drei neue .Einleitungen in das
Neue Teftament' hat uns das abgelaufene Jahr gebracht:
aufser der neuen Auflage des Bleek'fchen Werkes und
dem Lehrbuche von Weifs auch eine neue Auflage des
erft vor Jahresfrift erfchienenen Lehrbuches von Holtzmann
. Alle drei find ein erfreulicher Beweis dafür, dafs
an den Problemen der biblischen Kritik ernfthaft und
redlich weiter gearbeitet wird, und ein Unterpfand dafür,
dafs der wiffenfchaftlichen Forfchung auch auf diefem
Gebiete die Zukunft gehört. Alle drei orientiren uns
auch in vortrefflicher Weife über den gegenwärtigen
Stand der Fragen, und das ift gerade bei diefer Difci-
plin ein Hauptbedürfnifs. Denn kaum auf einem andern
Gebiete wird jahraus jahrein von berufenen und unberufenen
Händen fo viel producirt, als auf dem der bi-
blifchen Kritik und Exegefe.

Alle drei genannten Werke follen uns alfo willkommen
fein; jedes hat wieder feine befonderen Vorzüge;
und es foll hier keine Discuffion darüber eröffnet werden,
welches von ihnen das befte fei. Aber wenn man den
zuletztgenannten Gefichtspunkt — die Orientirung über
den gegenwärtigen Stand der Fragen — in den Vordergrund
ftellt, dann kommt allerdings dem Holtzmann'-
fchen Werke der Preis zu. In keinem der andern wird
mit folcher Vollftändigkeit nicht etwa nur über die
grofsen Hauptfragen, fondern auch über alle Detailfragen
der Streit der Meinungen vorgeführt. Das ift ohne
Zweifel die Stärke diefes Werkes. Eben deshalb würden
wir es auch mit befonderer FYeude begrüfsen, wenn
es in nicht allzu grofsen Zwifchenräumen uns immer
wieder in erneuter Geftalt dargeboten würde. Und dazu
ift ja alle Ausficht vorhanden, da es fchon nach Jahresfrift
zum zweitenmale erfcheint.

Es verfteht fich bei Holtzmann von felbft, dafs in
der neuen Auflage alle Ergänzungen vorgenommen worden
find, zu welchen die inzwifchen erfchienene Literatur
Veranlaffung bot. Auch fonft ift im Einzelnen manches

[ gebeffert und ergänzt. So zahlreich aber diefe Veränderungen
find, fo treten fie doch — weil jede für fich

! nur geringen Umfangs ift — äufserlich nicht fehr hervor
. Am meiften in die Augen fallend find folgende

i Bereicherungen der neuen Auflage: 1) Für fämmtliche

! biblifchen Bücher ift jedesmal an der Spitze des be-

I treffenden Abfchnittes die exegetifche Literatur angeführt
(eine fehr nützliche Neuerung gegenüber der
früheren Auflage). 2, Am Schluffe ift ein umfangreicher
Abfchnitt über die neuteftamentlichen Apokryphen
hinzugefügt (S. 534—554)- 3) Ein Regifter ift beigegeben
(S. 555—560). — Der Abfchnitt über die Apokryphen
ift fehr dankenswert!). Nur hätte, wie mir

I fcheint. die Literatur doch etwas vollftändiger angegeben
werden müffen. So fehlt z. B. S. 540 die Angabe,
dafs die Iiistoria Joscphi fabri auch koptifch erhalten ift
(herausgegeben von Lagarde, Aegyptiaca 1883, und früher
von Revillout, Apocryphcs coptes du Nouveau Testa-

1 ment 1876, hiernach deutfeh von Stern in Hilgenfeld's
Zeitfchr. für wiffenfchaftl. Theol. 1883, S. 267 — 294).
Aber auch fonft find die Literaturangaben hier auffallend
knapp.

Aufser den genannten umfangreicheren Ergänzungen
find namentlich noch folgende hervorzuheben: In der
Gefchichte der neueren Kritik ift S. 196 f. der Abfchnitt
über Lechler an eine andere Stelle gerückt (erfte Auflage
S. 197 f.). S. 229 f. ift zu der Literatur über das
Leben Pauli auch die über die paulinifchen Briefe hinzugefügt
(es wäre wohl zweckmäfsig, wenn hierauf auch
bei den einzelnen Briefen verwiefen würde). S. 252 f.
find die gefchichtlichen Vorausfetzungen des zweiten
Korintherbriefes etwas eingehender gezeichnet. S. 259
—263 ift die Unterfuchung über Entftehung und Charakter
der römifchen Gemeinde erheblich erweitert, S. 292 f.
die Darfteilung des Verwandtfchaftsverhältnifses des
Ephefer- und Colofferbriefes. S. 363—365 wird der Bericht
über die ,Benützungshypothefe' ergänzt durch Erwägungen
über die Benützung unferes erften kanonifchen
Evangeliums durch den Verfaffer des dritten, 416 f. die
Gefchichte der neueren Anflehten über die Apoftelge-
fchichte vervollftändigt. S. 440 ift ein Paffus über die
Chronologie des Johannesevangeliums befonders über
6,4 eingefchaltet, S. 508 f. ein folcher über die Rechtfertigungslehre
des Jakobusbriefes.

Durch alle diefe Ergänzungen ift der Umfang des

i Buches von 504 S. auf 560 S. geftiegen. Zu ftärkeren

! Umgeftaltungen des Textes hat der Verf. fich aber nicht
veranlafst gefehen, wie das bei der Kürze der Zeit ja
auch nicht zu erwarten war. Was ich zu feiner Charak-
terifirung beim Erfcheinen der erften Auflage mir zu fagen
erlaubte (Theol. Litztg. 1885, 530), gilt daher im Wefent-
lichen auch von diefer zweiten. Aber auch wer die dort
ausgefprochenen Wünfche theilt, wird doch nicht ohne
Bewunderung des raftlofcn Fleifses, mit welchem hier

j über alle literarifchen Erfcheinungen Buch geführt wird,
und nicht ohne Dank für reiche Belehrung von der Lec-

I türe des Buches fcheiden.

Giefsen. E. Schür er.

1. Vischer. Eberh, Die Offenbarung Johannis eine jüdische
Apokalypse in christlicher Bearbeitung. Mit einem Nachwort
von Adf. Harnack. [Texte u. Unterfuchungen
zur Gefchichte der altchriftlichen Literatur von Ose.