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Ausgabe:

1887

Spalte:

345-350

Autor/Hrsg.:

Strack, Hermann

Titel/Untertitel:

Kurzgefasster Kommentar zu den heiligen Schriften Alten und Neuen Testamentes, sowie zu den Apokryphen. A. Altes Testament. 4. Abtlg.: Die Propheten Jesaja und Jeremia 1887

Rezensent:

Guthe, Hermann

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. m Marburg,und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.
alle 14 Tfoge. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

jsjo. L5_ 30. Juli 1887. 12. Jahrgang.

Orelli, von. Jefaja und Jeremia (Guthe). Langenbeck, Gefch.ch e der Reformafon des

Reuter, Auguftinifche Studien (A. Harnack). Stiftes Halberfladt (Kolde)

Das Leben David's von Theflalonike, hrsg. von I Lüdemann, Die neuere Entwickelung der pro-

Rofe (Krüger) teftantifchen Theologie ^Reifchle).

Luthardt, Der Scholafliker Luther (flerr-
mann).

Sterzel, Comte als l'ädagog (Baffermann).

Kurzqefasster Kommentar zu den heiligen Schriften Alten und Billigung nun von einem Kreife ausgeht, der theologifcl

Neuen Testamentes fowie zu den Apokryphen. Hrsg. und auch perfönhch mit dem der Verfaffer des Lange'

neuen imMniunm r ;r fchen Bibelwerks, zu denen der verftorbene Nagelsbach

von Prof. Dr. Herrn. Strack und Konfift.-R. 1 rof. gehörtC) Fuhlung hat _ war doch Zöckler £Jbft m.

Dr. Otto Zöckler. A. Altes Teftament. 4- Abtig. j arbeiter an diefem —, fo darf man darin wohl die Ueber-
Nörtllingen, Beck, 1887. (gr. 8.) M. 5.50. | zeugung ausgedrückt finden, dafs es in jenem Lager jetzt

Inhalt: Die Propheten Jefaja und Jeremia, ausgelegt von Prof. Dr. i nicht mehr für rathfam gilt, die Kräfte für die Behauptung

C. von Orelli. (XI, 406 S.) ] verlorener Porten zu vergeuden. Und wenn wir uns an

Die Reihe der altteftamentlichen Abtheilungen in 1 die Worte der .Ankündigung' diefes Kommentarwerkes

dem Strack-Zöckler'fchen kurzgefafsten Kommentare hat erinnern, nach denen fich folche Theologen zur Abfaffung

Prof von Orelli in Bafel mit einer Erklärung der Pro- | desfelben verbunden haben, die auf den Beinamen ,kirch-

pheten Jefaia und Jeremia begonnen. Bekanntlich irt der lieh' Anfpruch machen, nach denen der Kommentar ,auf

letzte neue Kommentar, der über Jefaia in Deutfchland ! gläubigem Boden' fufst und .Bibelfertigkeit und Bibel-

erfchienen irt, der von Nägelsbach in Lange's Bibelwerk. 1 freudigkeit' verbreiten helfen will, fo dürfen wir uns wohl

In diefem irt auf S. XXII betreffs der Herkunft von j der Hoffnung hingeben, dafs die Schlagwörter, die lange

Jef. 40—66 zu lefen: .Wenn es bewiefen wäre, dafs es Zeit hindurch beliebt waren, um die Ergebnifse der Kn

entweder einen perfönlichen Gott überhaupt nicht giebt,
oder dafs doch wenigrtens der perfonliche Gott, wenn
es einen giebt, niemals auf directe, übernatürliche Weife

tik zu verurtheilen — fie find zu bekannt, als dafs ich
fie hier zu nennen brauchte, und zu häfslich, als dafs
ich es gern thäte — allmählich in Vergeffenheit gerathen.

in den Gang der Weltgefchichte eingegriffen hat — dann 1 Freuen wir uns der hiermit eröffneten Auslieht auf einen

allerdings könnte Jefaja der Verfaffer der Capp. 40—66
nicht fein. Denn dann gäbe es keine Weisfagung im
übernatürlichen, wunderbaren Sinne. Es gäbe dann

gröfseren Gemeinbelitz der Theologen an Anfchauungen
über die Entrteliungsweife der altteltamentlichen Bücher!
Man wird gewifs gern bereit fein, um defswillen die Er-

höchftens gefteigertes Ahnungsvermögen oder geftei- i inncrung an die lange Dauer und an die zeitweilige
gerte Combinationsgabe. Das irt der Standpunkt der- 1 Bitterkeit des Kampfes fahren zu laffen.
jenigen, deren Beftreben mehr oder weniger bewufst Strack's Empfehlung, fichere Refultate ernfter Wiffen-

darauf gerichtet irt, foviel als möglich Gott los zu wer- | fchaft an die Stelle der traditionellen Anflehten treten
den, die Welt ohne Gott zu erklären und ohne Gott ; zu laffen, bezieht fich aber nur auf das A. T.; denn mit
blofs unter der Herrfchaft der abrtracten, unveränder- ', dem N. T. verhält es fich nach feiner Verficherung anheben
Naturgefetze zu leben'. Während es hier als mehr ders. Ich lafie diefe Frage hier aufser Acht und will
oder weniger gottlos bezeichnet irt, die Herkunft diefer lieber die Aufmerkfamkeit auf einen andern Punkt lenken.
Capp. von Jefaia zu leugnen, behandelt es Orelli S. 6 Das freie Geleit, mit dem gewiffe Ergebnifse der kri-
und 126 ff. als eine ausgemachte Sache, dafs Jef. 40—66 , tifchen Eorfchung in ein ihr bisher feindliches Lager ent-
aus dem babylonifchen Exil herrühren, und fagt Strack fandt werden, könnte nach dem Obigen leicht als eine
in den Vorbemerkungen S. VIII: . . . . ,Die traditionellen i Art von .kirchlicher' Sanction aufgefafst werden; das
Anflehten aber über die Entftehung mancher altteft. | wäre aber eine Vergünftigung, die weder für die Kirche
Bücher und Buchtheile entbehren, wie ernfte, nur nach noch für die Wiffenfchaft förderlich fein kann. Für die
Wahrheit fuchende und nicht einen bertimmten Satz nur Kirche nicht, weil dadurch Antworten auf rein gefchicht-
zu beweifen ftrebende Forfchung erwiefen hat und immer liehe Fragen aufs neue in eine Verknüpfung mit den
wieder erweifen wird, haltbarer Begründung. Die Aus- j Fragen des Glaubens geftcllt würden, die gerade für die
legung gleich des zweiten Haupttheiles des jetzt den
Namen Jefaja's tragenden Buches, fpäter z. B. die der
Anhänge zum Sacharja-Buche wird zeigen, dafs die

heiligen Schriften des A. T. an Dignität nicht verlieren, I arbeitet werden mufs. Für die Wiffenfchaft nicht, weil,
wohl aber an Verrtändlichkeit und darum an Werth für j wenn von Zeit zu Zeit nur einzelne ihrer Ergebnifse als
den Eefer gewinnen, wenn fichere Refultate ernfter ! mit dem Glauben oder der Kirchlichkeit verträglich er-
Wiffenfchaft an die Stelle von Anflehten treten, die zwar klärt werden, andere aber nicht, an diefen letzteren der
feit Jahrhunderten bertehen, aber doch durch keine in Schein haftet, als ob in ihnen Angriffe gegen religiöle
beweiskräftiger Weife alte Tradition geftützt find'. Indem '• Güter enthalten oder beabfichtigt wären, und das Eorfchen
der Herausgeber hiemit diefer und anderen Abweich- über gefchichtliche Fragen aufserhalb gewiffer Grenzen
ungen feiner Mitarbeiter von der Tradition eine ausdrück- I immer noch als eine gefährliche Sache erfcheinen wird,
liehe Billigung ertheilt, foll ihnen offenbar ein Anfehen Der vorliegende Kommentar zu den Büchern Jefaia

verliehen werden, das die Meinung eines einzelnen Ge- und Jeremia macht mir nun den Eindruck, dafs er zu den-
lehrten, mag He auch noch fo trefflich begründet fein, jenigen Arbeiten gehört, in welchen Zugertändnifse im
an und für fich niemals beanfpruchen kann. Da diefe Einzelnen an die wiffenfchaftliche Forfchung gemacht
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religiöfe Erkenntnifs fo verhängnifsvolle Wirkungen ausgeübt
hat und noch ausübt, an deren Befeitigung daher
gerade im Intercffe des Glaubens mit Energie weiter ge-