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Ausgabe:

1887 Nr. 9

Spalte:

211

Autor/Hrsg.:

Hoffmann, Georg

Titel/Untertitel:

Unser Glaube ist der Sieg. Predigten 1887

Rezensent:

Löber, Richard

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Seite 1

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2ii Theologifche Literaturzeitung. 1887. Nr. 9. 212

kenntnifs zu gewinnen, welche von jener der Propheten
und Apoftel lieh wefentlich unterfcheidet. Denn in
diefen Predigten wird der Grundgedanke der Parabel und
der heil. Schrift allerdings fehr ,frei' reproducirt, wenn
wir z. B. p. 77 lefen: ,Die heidnifchen Religionen, fowie
die jüdifche haben bisweilen mit graufen Farben den
göttlichen Zorn gefchildert, als habe die Sünde und ihr
Verbrechen es vermocht, die Liebe Gottes felbft zu tödten,
als fei Gott im Bann feines Zorns oder als bedürfe er
um feiner felbft willen erft mühfeliger und blutiger Opfer,
um erlöft zu werden von den Banden feines Zorns.'

Dresden. Löber.

2. Aufl. Prenzlau, Biller, 1887. (XI, 299 S. 12.)
M. 3.60.

Diefe zweite Auflage des gefchätzten Werkes ift ein blofser Abdruck
der erden, f. Theol. Lit.-Ztg. 1887 Nr. 3.

Delitzsch, Frz., Ein Tag in Kapernaum. 3. neubearb. Aufl.
Leipzig, J. Naumann, 1886. (VIII, 152 S. 8.) M. 2.25;
geb. M. 3.—

Diefe farbenreiche, lebendige und anfchauliche Schilderung eines
Tages aus dem Leben Jefu Chridi verfolgt bekanntlich den Zweck, uns
das Bild des Erlöfers menfehlich und gefchichtlich nahe zu bringen.
Gegen das Wagnifs, zu diefem Zwecke Dichtung und Wahrheit jzu mi-
fchen, find beim erden Erfcheinen des Büchleins nicht ungegründete Bedenken
laut geworden. Aber man mag darüber denken wie man will, in
feiner Art id das kleine Werk ein Cabinetsdück, wie es nur der Meiderhand
Delitzfch's gelingen konnte, dem produetive dichterifche Phantafie
in ebenfo reichem Mafse zu Gebote deht, wie die gründlichde und fpe-
ciellde Kenntnifs des jüdifchen Alterthums. So id es alfo nicht zu verwundern
, dafs diefe ,Dichtung und Wahrheit' aus Jefu Leben trotz alles
Kopffchüttelns der Dogmatiker und Ilidoriker noch dankbare und begierige
Lefer findet.

Das Verhältnifs der 3. Auflage zur vorhergehenden wird vom Ver

Hoffmann, Diak. Lic. Georg, Unser Glaube ist der Sieg.

Predigten. Schweidnitz, Weigmann, 1886, (82 S.
gr. 8.) M. 1. 25.

Diefe Predigten reden eine überaus bilderreiche,
melodifche und mit dichterifchen Citaten reich ausge-

n. . , ai j__, ir r rr„ „a ttA.i: fafier felbtt in der Vorrede zutreffend in folgender Weife charaktenfirt:

blattete Sprache Aber indem der Verfaffer mit Vorhebe An dem ßüde der Perfünlichkeit des Her™ und feines Verkehrs mit
von den mannigfachen Lebensgeflalten redet, in denen das | dem Volke und mit den ihn beherbergenden Freunden und mit feiner
.heifsgeliebte Bild Jefu' fleh fpiegelt, kommt er doch ] Mutter ift nichts geändert; denn diefes Bild, einmal erfchaut, liefs keine

Umformung zu und erfchien mir als unantaftbar. Aber die Scenerie
ift durchaus überarbeitet'. — In der That ift ein grofser Theil der
Anmerkungen und vom Texte diejenigen Stücke, welche den Schilderungen
der Scenerie dienen, neu bearbeitet.

nicht dazu, ihn felbft nach den Fvangelicn als den an-
fchaulich vor Augen zu ftellen, zu dem wir aufblicken,
in dem wir Gott finden und an den wir uns halten follen,
um als Unterliegende immer von neuem wieder zu Tiegen.
Selbft da wo der Verf. eigens darüber belehren will,
wie man Jefum auch heute noch fchauen könne, kommt
er nicht über die oft wiederholte Rede hinaus: ,Willft du
Jefum fchauen, o flehe wie fein Geift, der Geift der Liebe
und der Wahrheit, auch heute noch taufend Menfchen-
herzen ergreift und feines Reiches mildem Zepter dienft-
bar macht.' Auch fehlt nicht die bekannte, ebenfo über-

Briickner, Stadtpfr. Wilh., Die vier Evangelien nach dem
gegenwärtigen Stande der Evangelienkritik. |Deutfche
Zeit- u. Streit-Pragen, neue Folge, 14. u. 15. PIft.]
Hamburg, J. F. Richter, 1887. (96 S. gr. 8.) M. 2.—

In einfacher und durchfichtiger Darfteilung ift hier der Verfuch gemacht
, die Anficht von der Entftehung der vier Evangelien zufammenzu-
faffen, welche fich feit Holtzmann's Synoptifchen Evangelien der meiden

Ichwängliche als unvollziehbare Gleichnifsrede: ,Wär' | Zuftimmung bei den Kritikern erfreut. Doch ift der Verfaffer auch

ChrilTus taufendmal in Bethlehem geboren und war' er's "^S" * s,3"6* fHIn Auffaffung des johannesevangeiiums geht er

- . mit Baur, Hausrath und ahoma. Dafs er aber felbftandig gearbeitet
bat, bezeugt die ganze Abhandlung.

Chiappelli, Prof. Alessandro, Studii di antica letteratura

nicht in dir, du bliebeft doch verloren'. ,Vor uns fleht
er leibhaftig nur in feinen Jüngern, in unfern Brüdern;
— oder hätteft du es noch nie empfunden: Chriftus lebet

in mir?' Diefe an fleh richtigen, aber einfeitig gefafsten j cnstiana. '1 onno, Loescher, 1887. (VIII, 239 S. gr. 8.)

Erinnerungen bedürfen bekanntlich in hohem Grade der j L. 5. —

Ergänzung. Aber der Verfaffer zeigt dafür nicht hin- ! Selten erhalten wir aus Italien werthvolle Arbeiten zur älteften Gereichendes
Verftändnifs, wenn er fagt: ,Der Malkunft 1 fchichte des Chriftenthums. Mit um fo gröfserer Freude begrüfsen wir
frömmftes Auge (! kann nur ZU ihm auffchauen als ZU | diel> SJ,udien' di, nicht nur eine ausgezeichnete Belefenheit, fondern auch
ihrp« ^haffcn« hPijicrfTf>m iinprrrrirhh ,r hohem Ideale' 8rofse Gelehrfamkeit „nd gute Kritik zeigen. Sie enthalten erftlich p. 3
Ihres bchattens heillgltem, unerreiChDar nonem Ideale. ! _22 f. p- 2IQ f.) eine genaue Unterfuchung des Wiener Fragments eines
,Lafs unthätlge Mönche und Nonnen in krankhafter fünften' Evangeliums, zweitens eine Monographie über die Lehre der 12

Sinnesüberreizung ihn leibhaftig in ihrer dumpfen Zelle J Apoftel (p. 23—148, f. p. 223—234), in welcher der Verf. zum erften

ZU fchauen wähnen!' U. f. W. ! Mal in Italien eine vollftändige Einficht in die wichtige Urkunde gewährt,

drittens eine kritifche Bearbeitung der Legende des Apoftels Jacobus
Compoftella (p. 149—215). Möge der Verf. in Italien tüchtige Schüler
finden!

The Presbyterian Review, Vol. VI. üctob. 1885, NewYork.

p. 678—689.

Haarbeck, Infp. Tb,., Griechische Formenlehre Samt der i Hier findet fich eine Überfetzung der Regeln des Pachomius aus dem

Dresden. Löber.

Kurzgefasste Mittheilungen.

Lehre von den Präpositionen zum Neuen Testament, nebfl
Beifpielen zum Ueberfetzen und einem alphabetifchen
Wörterverzeichnis. Bafel, Spittler, 1886. (123 S. 8.)
Geb. M. 2.—

Aethiopifchen von Schodde.

Hettinger, Prof. IAans?; D. D., Dante's Divina Commedia:

its scope and value. From the German. Edited by
Henry Sebastian Bowden of the Oratory. London,
Burns & Oates, Limited 1887. (XXXVI, 425 S. m. 1

,Diefes Büchlein verdankt feine Entftehung lediglich dem praktifchen
Bedürfnifs der Pilgermiffionsan ftalt auf St. Chrifchona, in welcher die be- Stahllt.) Cloth

gabteren Zöglinge mit dem griechifchen Neuen Teftament bekannt ge- | Die von uns in diefer Zeitung 1881 Nr. 20 befprochene Schrift von
macht werden, ohne Latein gelernt zu haben. Zu diefem Zweck find die Hettinger über Dante liegt hier in englifcher Ueberfetzung vor. Vorge-

gewöhnlichen griechifchen Schulgrammatiken kaum brauchbar, weil die- j drucl<t ift eine ziemlich umfangreiche Preface des Ueberfetzers und ein Brief

felben von anderen Vorausfetzungen ausgehen und andere Ziele verfolgen. • des Cardinals Manning.

.... Man möge alfo diefes Büchlein von keinem andern als dem ange- "•**■• 1 • n ■

gebenen Standpunkt aus beurtheilen. Auf wiffenfchaftliche Bedeutung Gebhardt, Dr. Bruno, Adrian VOn CometO. Ein Beitrag Zur

macht es keinen Anfpruch'. — Mit diefen befcheidenen Worten führt der , Gefchichte der Curie und der Renaiffance. Breslau,

Verfaffer felbft fein Werk ein. Wir haben dem nur noch hinzuzufügen, j r je T- uo, r. r> a.

dafs es, fo viel wir gefehen haben, forgfältig gearbeitet ift und daher dem ! I reuls & Junger, 1886. (133 b. gr. 8.J M. 2.4O.

angegebenen Zweck wohl entfprechen dürfte.

Tiele's, Dr. C. P., Kompendium der Religionsgeschichte. Ein

Handbuch zur Orientirung und zum Selbflftudium,
überfetzt und hrsg. von Lic. Dr. F. W. T. Weber.

Für die Gefchichte des Humanismus refp. der Reaction gegen den
Humanismus ift diefe Monographie lehrreich. Nach einer Ueberficht über
das Leben und das politifche Wirken des Cardinals (1458 [1459] — bald
nach 1521) fchildert der Verf. S. 53 ff. feine literarifchen Studien und
Verbindungen. Das Hauptwerk ,de vera fhilosophia ex guatluor doeto-
ritus ecclesiae' wird ausführlich befprochen. Es ift eine Vertheidigungs-