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Ausgabe:

1887

Spalte:

193-200

Autor/Hrsg.:

Dillmann, August

Titel/Untertitel:

Die Bücher Numeri, Deuteronomium und Josua, für die 2. Aufl. neu bearb. von A. D 1887

Rezensent:

Stade, Bernhard

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Marburg,und D. E. Schürer, Prof. zu Giefsen.

Erfcheint

Preis

alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N° 9. 7. Mai 1887. 12. Jahrgang.

Dillmann, Die Bücher Numeri, Deuterono-
minm und Jofua (Stade).

Weidner, Biblical theology of the Old Testament
(Kamphaufen).

Kreyher, L. Annaeus Seneca und feine Beziehungen
zum Urchriftenthum (O. Ritfehl).

Carriere, Die philofophifche Weltanfchauung
der Reformationszeit in ihren Beziehungen zur
Gegenwart. 2 Theile (Härtung).

Landenberger, Joh. Valentin Andrea (Lö-
ber).

Harris, Das Gleichnifs vom verlorenen Sohn
(Löber).

Ho ff mann, Unfer Glaube ift der Sieg. Predigten
(Löber).

Kurzgefafste Mittheilungen.

Di II mann, Prof. Dr. Aug., Die Bücher Numeri, Deuteronomium
und Josua, für die 2. Aufl. neu bearb. von A. D. [Kurzgefaßtes
exegetifches Handbuch zum Alten Tefta-

lagen des Geneflscommentares der Beweis erbracht zu
fein fcheint, dafs Dillmann's Art der Bearbeitung ein lebhaft
empfundenes Bedürfnifs befriedigt. Und auch diejenigen
, welche über die kritifchen Fragen anders als
ment, 13. Lfg.] Leipzig, Hirzel, 1886. (V, 690 S. gr. S.j ; Jeimann urtheilen, können fleh nur darüber freuen, wenn
M. 11. — I durch Dillmann'sBearbeitungCommentare zurückgedrängt

Mitdiefem Schlufsbande der Neubearbeitung des Kno- I werden, welche in einem loferen Verhältnifse zur Wiffen-
bel'fchen Hexateuchcommentares hat Dillmann ein Werk ! fchaft flehen.

von einer Ausdehnung und einer Reichhaltigkeit des be- j Das Hauptintereffe des hier vorliegenden Schlufs-
handelten Stoffes zum Abfchluffe gebracht, wie wir ein bandes nimmt die feit Jahren mit Spannung erwartete
zweites unter den neueren Commentaren zum A. T. ; Schlufsabhandlung über die Compofition des Hexateuchs
nicht aufzuweiten haben. In ihmiftmit derfelben Sorgfalt, i (S. 591—690) in Anfpruch, in welcher der Verf. die von
welche die beiden Bände über die Genefls und Exodus ! ihm bei der exegetifchen Durcharbeitung der Bücher
Leviticus in fo hohem Mafse auszeichnet, alles herbei- j Genefls bis Jofua gewonnenen kritifchen Refultate niedergezogen
worden, was dem Verf. für die Erklärung des i gelegt hat, und nach welcher er alles dasjenige geändert
zu commentirenden Textes belangreich erfchienen ifl. wiffen will, was in dem Bande über Exodus und Levi-
Er hat fo ein Repertorium zu den Büchern Genefls bis j ticus dazu nicht ftimmt. Von diefer Frucht der jahre-
Jofua gefchaffen, welches für Jeden unentbehrlich fein 1 langen mühevollen Arbeit des Verf.'s den Lefern der
wird, welcher fleh mit altteft. Studien befchäftigt, und Theol. Literaturzeitung ein anfehauliches Bild zu ent-
auch denjenigen, welche in ihrer Auffaffung des A. T.s werfen, wird die Hauptaufgabe des Ref. fein. Glückt
vom Verf. abweichen und vielleicht in dem gegen ihre es ihm, derfelben zu genügen, fo wird er auch ein Bild
Anflehten erhobenen Widerfpruch nicht immer eine 1 von der Bedeutung des Schlufsbandes des Dillmann'fchen
Widerlegung zu erkennen vermögen, eine reiche Quelle j Commentares entworfen haben.

der Belehrung und Anregung fein wird. Und zwar ift I Nach einer gedrängten, aber mit reichen Belegen
in diefem dritten Bande von Knobel's Ausführungen nur 1 verfehenen Auseinanderfetzung über den Charakter des
fchr wenig beibehalten worden. Begreiflich, da feit dem Pentateuchs als eines Sammelwerkes und über den Gang
Erfcheinen derfelben 25 für die Pentateuchkritik recht I der Kritik fetzt der Verf. fachgemäfs bei dem feften

ertragreiche Jahre verfloffen find. Es ift ein neues Buch,
in welchem das wenige von Knobel's Arbeit Aufgenom
mene als folches kenntlich gemacht worden ift.

Punkte jeder Pentateuchkritik, bei dem Deuteronomium,
ein. Die fleh hier zunächft erhebende Frage, wie fleh
unfer jetziges Buch Deuteronomium zu dem 621 als

Ift es nun fchon an und für fleh felbftverftändlich, i Reichsgefetz proclamirten HT.nn 1ED verhalte, wird von

dafs man von dem Studium eines Dillmann'fchen Buches
auch dann mit dem Gefühle der Verpflichtung zu Dank
für mannigfache Anregung und Förderung fcheidet,
wenn man feinen Ausführungen nicht überall zuftimmen
kann, fo wird in demjenigen Stadium, in welchem die
altteft. Wiffen fchaft jetzt fleht, jeder Widerfpruch gegen
neu auftretende Auffaffungen nützlich wirken, falls er
mit Gründen geftützt wird. Denn er wird, indem er
jedenfalls darüber belehrt, dafs noch nicht alle Zufammen

Dillmann dahin beantwortet, dafs letzteres (D.) fleh mit
Dt cap. 5—26 nach Ausfchaltung von 9,25—10, It. II,
29—33 decke. Diefer Abfchnitt fei, einzelne Gloffen abgerechnet
und unter Berückflchtigung ftattgehabter Ver-
fetzungen, für einheitlich zu nehmen. Aber auch in
c. 1—3 wie in c. 27—30 fei eine Grundlage von D. zu
fuchen. D. war nicht nur von einer gefchichtlichen Ein-
und Ausleitung umrahmt, fondern enthielt auch noch
einen Ueberblick über die Ausführung der Mafsnahmen

hänge genügend klargelegt worden find, zum minderten j Mofes' durch Jofua. Diefcs Deuteronomium Jofla's hat
zu nochmaliger Prüfung, zu befferer Begründung, zu 1 nicht nur, was ja jetzt wohl allgemein angenommen wird,
fchärferer P ormulirung, zu ftärkerer Betonung und tauberer das Bundesbuch benutzt, fondern auch jene in den Prie

Ausfcheidung des Hauptfächlichen Veranlaffung geben.
Gerade in der jetzigen Phafe der altteft. Wiffenfchaft
prägt ja jeder Tag die Goethc'fche Beobachtung neu ein,
dafs alles, worein der Menfch fich ernftlich einläfst, ein
Unendliches ift, und dafs er nur durch wetteifernde
Thätigkeit fleh dagegen zu helfen weifs. Möge Dillmann
's Hexateuchcommentar dazu beitragen, dafs eine
folche wetteifernde Thätigkeit den pentateuchifchen
Studien, welche noch fo manche ungelöfte Räthfel bergen
, zu Theil werde. Man darf das wohl um fo fleherer
hoffen, als durch die rafche Aufeinanderfolge der Auf-

ftercodex eingearbeitete und in ihrem Umfange verfchie-
den beftimmte Zufammenftellung alter cultifcher Sitten
und Gebräuche, welche Dillmann Sinaigefetz nennt und
mit der Sigle S bezeichnet. Ja auch Bezugnahmen auf
den Prieftercodex (Dillmann's A) werden vermuthet. Die
von Dillmann vorgenommene eigenthümliche Ausfcheidung
des Dt Jofla's aus dem Buche Deuteronomium und die
Annahme fleh in ihm findender Bezugnahmen auf S.
und A flehen nun in unlösbarem Zufammenhange. Für
denjenigen z. B., welcher von der ja auch von Dillmann
betonten Annahme aus, dafs unter allen Umftänden das

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